Schneefernerhaus

Schneefernerhaus

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Schneefernerhaus
Schneefernerhaus (2010)
Schneefernerhaus (2010)
Geographische Lage 47° 24′ 59,8″ N, 10° 58′ 46,5″ O47.41660410.9795892650Koordinaten: 47° 24′ 59,8″ N, 10° 58′ 46,5″ O
Höhenlage 2.650 m
Schneefernerhaus (Bayern)
Schneefernerhaus
Erbaut 20. Juni 1931

Das Schneefernerhaus ist ein ehemaliges Hotel in den Alpen, das jetzt als Umweltforschungsstation genutzt wird. Es liegt direkt unterhalb des Gipfels der Zugspitze in einer Höhe von 2650 m und wurde am 20. Juni 1931 eröffnet. Es beherbergte den Bergbahnhof der Bayerischen Zugspitzbahn sowie ein Touristenhotel. Der Zugspitzgipfel wurde mit einer Seilbahn vom Schneefernerhaus aus erreicht. 1938 wurde ein Fußgängerstollen zwischen der Kammstation der Tiroler Zugspitzbahn und dem Schneefernerhaus eröffnet. Von 1945 bis 1952 war das Hotel als Recreation Facility von der US-Armee beschlagnahmt.

Am 15. Mai 1965 forderte eine Lawine, die über die Sonnenterrassen des Hotels und die Liftanlagen am Zugspitzplatt hinweg ging, 10 Tote und 21 Verletzte. Dieses Ereignis gab den Anstoß zur Einführung eines staatlichen Lawinenwarndienstes und lokaler Lawinenkommissionen.

Nachdem 1988 der neue Bahnhof der Zugspitzbahn auf dem Platt eröffnet wurde und 1989 dort das Restaurant SonnAlpin ausgebaut wurde, kam schließlich am 14. Januar 1992 das Aus für den Hotel- und Restaurantbetrieb im Schneefernerhaus. Die noch vorhandenen Gleisanlagen der Zugspitzbahn dienen nur noch betrieblichen Zwecken der Forschungsstation.

Inhaltsverzeichnis

Bau

Nach dem Durchschlag des Tunnels der Zahnradbahn und dessen Fertigstellung (Vorstreckung der Gleise und Fahrleitungen) am 20. Juni 1930 war es möglich, fortan größere Mengen von Baustoffen und schweren Stücken hinauf zu befördern. Nach Aufstellung von Baracken für die Bauarbeiter konnten die Sprengarbeiten auf dem Platt beginnen. Nach Beendigung dieser und weiterer Vorarbeiten sollte möglichst bald der Personenverkehr aufgenommen werden. Daher blieb vom Tag der ersten Baustoffbeförderung bis zur Eröffnung der Bahn nur eine kurze Zeitspanne, in der als erste Ausbaustufe ein Holzbau einschließlich Beleuchtung, Heizung, Wasserversorgung und Abwasserklärung errichtet werden musste. Somit konnte man bereits den ersten Gästen Unterkunft und Verpflegung (zuerst noch ohne Übernachtung) bieten. Mit der Eröffnung der Zahnradbahn am 8. Juli 1930 ist der in 39 Tagen errichtete Holzbau in Betrieb gegangen. Erst nach der Betriebseröffnung konnte mit dem Bau des eigentlichen Schneefernerhauses begonnen werden. Zwar wiederum nur eines Teiles, weil von dem aus dem Fels herausgesprengten Bauplatz ein Teil für Baustofflagerung, Arbeitsmaschinen usw. freigehalten werden musste. An dem Berghang, der etwa 45° und teilweise noch steiler ist, konnte kein weiterer Arbeitsraum als der durch die Sprengung entstandene Bauplatz gefunden werden. Weihnachten 1930 wurde die zweite Ausbaustufe, das jetzige Schneefernerhaus, fertiggestellt.

Bei Bedarf sollte der dritte Bauteil, nämlich der Rest des Hotelbaus, so weit ausgeführt werden, dass der Holzbau darüber hätte stehenbleiben können und für einfache Touristenzimmer hätte dienen können. An seine Stelle hätte in der vierten Ausbaustufe der letzte Teil des geplanten Hotels treten können. Aber es kam anders: Das Hotel wurde nicht erweitert, und der Holzbau wurde nach dem verheerenden Lawinenunglück 1965 abgerissen.

Seilbahnen rund ums Schneefernerhaus

Die Gipfelbahn

Die Endstrecke der Bayerischen Zugspitzbahn vom Schneefernerhaus zum Gipfel sollte nach Konzessionsplanung als in einem Tunnel verlaufende Standseilbahn ausgeführt werden. Die Bauleitung hatte sich aber noch im Laufe der Arbeiten aus mehreren Gründen für die Seilschwebebahn entschieden: Die Untersuchungen des Gipfelgesteins durch Geologen ließen es nicht befürworten, einen Tunnel bis unter den Gipfel zu sprengen. Außerdem hätte das auf dem Gipfel errichtete Münchner Haus und der Gipfel selbst durch die Sprengungen gefährdet werden können. Dass diese Bedenken nicht unbegründet waren, bestätigte sich bei den äußeren Sprengungen am Gipfel für den Bauplatz der Bergstation. Weitere Gründe für die Seilbahn waren unter anderem ideelle Gründe; es war davon auszugehen, dass die Reisenden es nach der halbstündigen Fahrt durch den Tunnel begrüßen würden, während der Auffahrt zum Gipfel die herrliche und die sich ständig erweiternde Aussicht ungehindert genießen zu können. Nach gründlicher Untersuchung für eine ideale Trassenführung wurde die günstigste Lösung in der verwendeten Trasse gefunden. Die Gesamtlänge betrug waagerecht 680 m, schräg gemessen 732 m und der Höhenunterschied betrug zwischen den beiden Stationen 279 m. Die Platzfrage für die Gipfelstation war sehr schwierig zu lösen. Der Entscheidung sind zähe Verhandlungen mit der Aufsichtsbehörde, dem Landesausschuß für Natur und dem Alpenverein vorausgegangen. Schlussendlich wurde ein Felskopf auf 2945 m heruntergesprengt. Bemerkenswert ist, dass der Felskopf durch den Turm der Gipfelstation ersetzt wurde, um das Landschaftsbild nicht zu beeinträchtigen. Beim Bau der Gletscherbahn wurde dieser Aspekt nicht mehr berücksichtigt.

Die Fahrbahn wurde durch zwei Tragseile vollverschlossener Bauart gebildet. Die beiden Tragseile hatten bei 43 mm Durchmesser einen Querschnitt von 1184 mm² und eine Bruchlast von 173,8 t. Sie waren in der Talstation an Verankerungstrommeln in senkrechter Lage direkt hinter dem Antrieb befestigt. Die Trommeln, auch Poller genannt, waren in die Grundmauern einbetoniert. In der Bergstation wurden sie von je einem 48-t-Gewicht gespannt. Die Stützenköpfe der beiden Stützen hatten eine Besonderheit in ihrer Konstruktion gegenüber anderen Anlagen; Die Auflagerschuhe (oder auch Sattel genannt) waren um ihre waagerechte Mittelachse schwenkbar, sodass sie sich den beim Befahren des Festpunktes auftretenden senkrechten Ablenkungen anpassen konnten. Dadurch sollte ein sanfteres Überfahren der Stützen und eine Schonung der Tragseile bewirkt werden. Die beiden Fahrbetriebsmittel (umgangssprachlich: Kabinen/Gondeln) waren mit einem Gehänge an einem achträdrigem Laufwerk aufgehängt. Das Laufwerk beinhaltete außerdem noch eine Fangbremse. Die Kabine selbst bestand anfangs aus Leichtmetall über einem Stahlgerippe. Der zwölfeckige Kabinentyp war damals das Beste, was Adolf Bleichert & Co. zu bieten hatte. Die Kabinen fassten 26 Personen einschließlich Führer. Durch die Rundumverglasung und das geringe Fassungsvermögen war es jedem Fahrgast möglich, nach draußen zu blicken. Anfang Februar des Jahres 1980 renovierte man die Gipfelbahn. Im Zuge dieser Arbeiten erhielt die Bahn neue Leichtmetallkabinen und eine komplett neue Sicherheitsanlage. 1991/92 wurde die alte Gipfelbahn durch die neue Gletscherbahn ersetzt. Die Gletscherbahn fährt allerdings seit dem 8. Juli 1992 nicht mehr zum Schneefernerhaus, sondern direkt aufs Platt.

Verbindungsbahnen vom Schneefernerhaus zum Platt

1949 wurde die erste Hangbahn von Heckel gebaut. Sie war als kleine, Vier-Personen-Pendelbahn ausgeführt. 1966 wurde eine weitere Verbindungsbahn durch die PHB als Zwölf-Personen-Pendelbahn errichtet. Sie startete direkt neben der Bahnhofshalle des Schneefernerhauses und ging bis zum jetzigen Platz des Sonn-Alpin. Sie ging Anfang April 1966 in Betrieb und fuhr am 18. Oktober 1992 zum letzten Mal. Erstaunlicherweise hat von 1992 bis jetzt der Wagenkasten Nr. 1 einschließlich Gehänge und Laufwerk unverändert überlebt. Allerdings wird der Wagenkasten zu nächsten Ski-WM zu Werbezwecken umgespritzt und geht an die Gemeinde Garmisch-Partenkirchen.

1977 wurde die alte, erste Hangbahn durch eine einspurige Windenbahn mit 45-Personen-Kabine ersetzt. Die Anlage wurde durch die Firma Küpfer errichtet. Seit Januar 2010 war sie nicht mehr in Betrieb und wurde schließlich im Winter 2010/2011 abgebaut.

Lawinenunglücke, Brände, Amerikanische Besatzung

Das Schneefernerhaus wurde nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1952 als Erholungszentrum durch die US-Armee beschlagnahmt. Danach wurde das Hotel umfangreich renoviert und am 13. Dezember 1952 wiedereröffnet.

Am 15. Mai 1965 gegen 13 Uhr ereignete sich ein schweres Lawinenunglück. Oberhalb des Schneefernerhauses löste sich eine Großlawine, dessen Ausbruch sich von Stütze 1 der Gipfelbahn in einem Bogen bis zum Grenzhäuschen und einer Länge von 300-400 Metern erstreckte. Ein Teil der Schneemassen überrollte regelrecht das Hotel. Dabei wurden 9 Personen von den Terrassen bis zum Platt geschleudert. Sieben von Ihnen starben. Ein weiterer wurde von einem umgestürzten Kamin erschlagen. In der Hangbahn fand man zwei weitere Tote. Insgesamt starben 10 Personen. Außerdem gab es 21 Schwerverletzte und ca. 80 Mittel/Leichtverletzte. Genaueres zu diesem Unglück beschrieb Bernhard Schmidt (ehem. Betriebsleiter der BZB) in seinem Buch Der Millionenberg.[1]

Am 22. Oktober 1994 wurde die Freiwillige Feuerwehr von Grainau um 0:26 Uhr zu einem Einsatz im Schneefernerhaus gerufen. Bei dem stattfindenden Umbau zur Forschungsstation war bei Schweißarbeiten Material in Brand geraten. Der fünfte Stock und der Dachstuhl brannten völlig aus. Die Löscharbeiten gestalteten sich äußerst schwierig. Die Einsatzkräfte von Bergwacht und Feuerwehr mussten mit der Bahn an den Einsatzort gebracht werden. Die Fahrt dauerte jedes Mal eine gute halbe Stunde. Löschversuche mit einem Helikopter mussten wegen der starken Rauchentwicklung aufgegeben werden. Erst gegen 13:00 Uhr war der Brand gelöscht.

Schneefernerhaus am Hang, unten Zugspitzplatt mit SonnAlpin

Forschung

Der Freistaat Bayern mietete das Schneefernerhaus langfristig von der Bayerischen Zugspitzbahn und baute es zu einer Umweltforschungsstation (UFS) um, die 1999 eröffnet wurde. Der ursprüngliche linke Trakt des Hotels ist nicht mehr erhalten. Die UFS beherbergt unter anderem Wissenschaftler folgender Institutionen:

Auf dem Schneefernerhaus werden physikalische und chemische Eigenschaften der Atmosphäre, globales Klima, medizinische Einflüsse und vieles mehr untersucht.

Einzelnachweise

  1. Bernhard Schmidt, Der Millionenberg (Auszug): [1]

Weblinks


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