Schmarl

Schmarl
Rostock-Schmarl
Schmarl in Rostock
Basisdaten
Postleitzahl: 18106
Vorwahl: 0381
Gründungsjahr:
Ortsteil seit: 8. März 1934
Fläche: 5,8 km²
Einwohner (Stand): 8.057 (31. Dezember 2010)[1]
Webpräsenz: Stadtteil-Homepage

Schmarl ist ein Ortsteil im Nordwesten der Hansestadt Rostock. Er wurde zwischen 1976 und 1984 erbaut. Benannt wurde der Ortsteil nach dem Warnowdorf Schmarl im Nordosten dieses Stadtteils.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Neubaugebiet Rostock-Schmarl im Mai 1981

Der Ort Schmarl wurde erstmals 1272 unter dem ursprünglichen slawischen Namen "Smerdele" erwähnt. Auf hochdeutsch hat dieses Wort die Bedeutung "Stinkkäfer". Eine andere Annahme ist, dass der Begriff von einem Personennamen abgeleitet oder einer alten Bezeichnung für Bauern entlehnt wurde. Direkt zwischen der heutigen Großwohnsiedlung und dem Warnowufer erinnert die Ortsbezeichnung "Hundsburg" an die lange Geschichte des Ortes. Die Hundsburg wurde erstmals 1152 erwähnt und war im frühen Mittelalter ein bedeutender strategischer Punkt, von dem aus die Zufahrt der Schiffe nach Rostock kontrolliert werden konnte. Königin Margarete von Dänemark, die während eines Sturmes in Seenot geraten war, wurde hier der Legende nach von Fischern gerettet. Angeblich zum Dank dafür stiftete die Königin 1270 das Zisterzienser-Nonnenkloster Kloster zum Heiligen Kreuz. Die Burg wurde 1582 abgerissen. Das Dorf Schmarl war bis 1584 Hauptgut dieses Klosters und trug so zur Ernährung der Nonnen bei. 1886 wurde die Eisenbahnlinie Rostock-Warnemünde in Betrieb genommen und Schmarl erhielt einen Bahnhof. Am 8. März 1934 wurde der Ort dann nach Rostock eingemeindet. Zum Bestandteil der modernen Großstadt Rostock wurde Schmarl aber erst Ende der 1970er Jahre, als man die Großwohnsiedlung in Plattenbauweise mit 6.549 Wohnungen für rund 16.000 Menschen erbaute. Der Wohnkomplex wurde in seiner Lage durch die Stadtautobahn und die S-Bahn im Westen, durch ein Feuchtgebiet in Norden und das Gewerbegebiet Marienehe im Süden begrenzt. Modelle des neuen Stadtteils ließen die Planer im Windkanal der Technischen Hochschule Dresden testen, um Schutz vor dem rauen Ostseeklima zu gewährleisten. Die Straßen Schmarls wurden nach den Namen von berühmten Seefahrern benannt. Mit fünf Schulen, fünf Kindertagesstätten, zwei Kaufhallen, Kino und Bibliothek war Schmarl hervorragend ausgestattet und war in der DDR überregional als Einkaufsstandort bekannt. Nach der Wende war der Stadtteil jedoch wie praktisch alle industriell errichteten Stadtteile von Abwanderung meist einkommensstärkerer Bewohner betroffen. Inzwischen hat sich dieser Trend jedoch umgekehrt, so dass heute wieder mehr als 8.000 Menschen in Schmarl wohnen. Dies ist nicht zuletzt der weit fortgeschrittenen Modernisierung der Wohnungen und verschiedenen Förderprogrammen zur Verbesserung des Stadtteils zu verdanken. Dennoch ist auch Schmarl von Rückbau betroffen. Neben vereinzelten Wohnzeilen, einem ehemaligen Kindergarten und einer Schule wurden im Frühjahr 2009 erstmals einige Segmente des Kolumbusringes abgerissen und somit Lücken in die bis dahin durchgehend geschlossene Straßenfront geschlagen. Auch die zunehmenden Bestrebungen, Geschosszahlen herunterzusetzen, werden das Bild dieses Stadtteils Rostocks zukünftig verändern.

Sehenswürdigkeiten

Traditionsschiff Typ Frieden

Aufgrund seiner kurzen Geschichte birgt das moderne Schmarl natürlich keine kulturhistorisch bedeutsamen Stätten. Als äußerst interessant ist jedoch seine architektonische Gestaltung einzustufen, verfügt Schmarl doch als einzige der sieben Rostocker Großwohnsiedlungen über "Wohnschlangen", die tatsächlich überwiegend runde Formen aufweisen und die Monotonie üblicher Plattenbauten teilweise vergessen lassen. Abwechslungsreich ist auch die äußere Gestaltung der Bauten mit Klinker- und Farbflächen, die mittelalterliche Backsteinelemente und Ornamentik aufgreifen. Vorausschauend waren bereits in den 60er Jahren Eichenbestände gepflanzt worden, die den Stadtteil heute zusätzlich auflockern. Am Warnowufer des Dorfes Schmarl liegen die zwei hier fest vertäuten Schiffe Traditionsschiff Typ Frieden, (welches zum schwimmenden Schiffsmuseum umfunktioniert wurde) und die MS Likedeeler (eine schwimmende Jugend- und Freizeiteinrichtung mit Schullandheim). Das Gelände um den Schmarler Bach im Norden des Ortsteils lockte von April bis Oktober 2003 2.6 Mio. Gäste aus aller Welt nach Rostock zur Internationalen Gartenbauausstellung (IGA) 2003. Das Gebiet ist heute zusammen mit dem neuen Park an der Hundsburg das attraktive Naherholungsgebiet des Stadtteils. Angrenzend liegt das 2003 errichtete Rostocker Messegelände als eines der wichtigsten Veranstaltungszentren Mecklenburg-Vorpommerns.

Wirtschaft

Messehalle der Hansemesse

Nach der Wiedervereinigung wurden in Schmarl mit dem Messeblick und der Kolumbuspassage zwei zusätzliche Einkaufszentren gebaut. Aufgrund der gesunkenen Einwohnerzahl und der veränderten Verkehrsführung durch den neuen Warnowtunnel verfügt Schmarl heute über eine geringere Kaufkraft, so dass derzeit einige Gewerbeflächen leerstehen. Dennoch bietet der Stadtteil mit zwei Supermärkten im Wohngebiet und ca. 20 Fachgeschäften immer noch eine zufrieden stellende Versorgung mit Diensten und Gütern des täglichen Bedarfs. Bedürftige Einwohner werden durch ein Sozialkaufhaus, einen "Carisatt"-Laden und eine Ausgabestelle der Rostocker Tafel e.V. unterstützt. Das Schmarler Angebot im Gesundheitsbereich umfasst derzeit 16 Arztpraxen, zwei Apotheken, zwei Physiotherapeuten, Hebammen und diverse weitere medizinische Dienstleister. Zum Stadtteil gehört außerdem das südlich angrenzende Gewerbegebiet Schmarl-Marienehe, das für Rostock mit einer Vielzahl unterschiedlichster Betriebe von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung ist. U.a. gibt es hier einen Großmarkt und das HCC (Holiday City Center) mit vielfältigsten Freizeitangeboten.

Bildung, Kultur und Soziales

Im Verhältnis zu seiner Größe verfügt Schmarl über ein breites soziales und kulturelles Angebot. Im Stadtteil gibt es drei Kindertagesstätten, eine Grundschule und die weiterführende Krusensternschule. Außerdem beherbergt Schmarl die Berufliche Schule Wirtschaft der Hansestadt Rostock. Als Sportanlagen stehen zwei Sporthallen, zwei Fußballplätze, vier Kleinsportfelder sowie ein Beachvolleyballfeld und eine Skateanlage zur Verfügung. Orte der nachbarschaftlichen und kulturellen Begegnung sind das Kinder-, Jugend- und Familienzentrum "Haus 12" im Norden und die "Begegnungsstätte e.V." im Süden des Stadtteils, sowie der Jugendclub "Schiene" in nächster Nähe zum Schulzentrum. Dazu kommen zahlreiche weitere Einrichtungen und Organisationen, wie z.B. die evgl.-luth. Ufergemeinde, die gewerkschaftliche Arbeitslosenbetreuung "Dau Wat", der AWO-Seniorentreff und das Jugendschiff "Likedeeler". Über die Grenzen des Stadtteils hinaus bekannt ist der Schmarler Volkschor.

Verkehr

Westeinfahrt Warnowtunnel

Schmarl besitzt einen von zwei mautpflichtigen privatwirtschaftlich betriebenen Straßentunnel in Deutschland. Er verläuft unter der Warnow und erhielt von diesem Fluss seinen Namen, Warnowtunnel. Er verbindet Schmarl mit Oldendorf am östlichen Warnowufer und ist 790 m lang. Nahverkehrstechnisch ist Schmarl durch die S-Bahn und durch diverse Buslinien sehr gut mit den anderen Ortsteilen Rostocks verbunden.

Weblinks

 Commons: Schmarl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Homepage der Hansestadt Rostock, 1. Februar 2011
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