Schmalspurbahn Frýdlant–Heřmanice

Schmalspurbahn Frýdlant–Heřmanice
Frýdlant v Čechách–Heřmanice
Streckenlänge: 10,617 km
Spurweite: 750 mm
Maximale Neigung: 25 
Minimaler Radius: 50 m
Höchstgeschwindigkeit: 40 km/h
Legende
0,000 Frýdlant v Čechách früher Friedland in Böhmen
Liberec–Zawidów und Frýdlant–Jindřichovice pod Smrkem
1,670 Frýdlant v Čechách zastávka ab 1957
3,858 Kunratice u Frýdlantu früher Kunnersdorf (b Friedland)
6,811 Dětřichov u Frýdlantu früher Dittersbach (b Friedland)
9,010 Heřmanice zastávka früher Hermsdorf (b Friedland) Hst
10,467 Heřmanice früher Hermsdorf (b Friedland)
10,617 Landesgrenze
nach Zittau

Die einstige Schmalspurbahn Frýdlant–Heřmanice war die einzige Schmalspurbahn mit einer Spurweite von 750 mm im ehemaligen Österreich-Ungarn. Die Strecke verlief von Frýdlant v Čechách (Friedland in Böhmen) in den an der Landesgrenze zu Sachsen gelegenen Ort Heřmanice u Frýdlantu (Hermsdorf in Böhmen) und hatte dort Anschluss an die Schmalspurbahn Zittau–Reichenau–Hermsdorf der Kgl. Sächsischen Staatseisenbahnen. Im heutigen Tschechien ist die Strecke als Heřmanička (deutsch etwa: Hermsdorfer Bähnle) bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Jahre 1864 bestand ein Projekt die Löbau-Zittauer Eisenbahn in Richtung Friedland und weiter ins schlesische Liegnitz (heute: Legnica/Polen) fortzusetzen. Aus finanziellen Gründen kam es jedoch nicht zum Baubeginn. Den ersten Eisenbahnanschluss erhielt Friedland dann 1875 mit der Süd-Norddeutschen Verbindungsbahn von Berlin über Görlitz in Richtung Reichenberg (heute: Liberec) und weiter nach Wien.

Im Jahre 1884 entstand in Sachsen eine Schmalspurbahn, die von Zittau über Reichenau nach Markersdorf führte. Schon bald entstanden Pläne, diese Linie bis Friedland fortzuführen. In Sachsen wurde die Strecke im Jahre 1900 bis zum gemeinsamen Grenzbahnhof im böhmischen Hermsdorf verlängert.

Ehemalige Brücke über die Oleška in Heřmanice (2006), 50° 53′ 39″ N, 15° 0′ 48″ O50.89416666666715.0133333333337

In Böhmen errichtete die neu gegründete Friedländer Bezirksbahn eine 10,78 km lange Anschlussstrecke, die in der für Österreich-Ungarn einmaligen Spurweite von 750 mm erbaut wurde. Nach einem Jahr Bauzeit konnte dann schließlich der Verkehr am 25. August 1900 eröffnet werden. Um auch den Ort Dittersbach bedienen zu können, entstand dort ein Kopfbahnhof, an dem die Lokomotiven vor der Weiterfahrt ans andere Zugende wechseln mussten. Die Gleise beider Richtungen verliefen etwa einen Kilometer parallel nebeneinander. Außer einigen Sonderzügen, die teilweise auch von Oybin nach Friedland verkehrten, fand zwischen der sächsischen und böhmische Strecke jedoch kein durchgängiger Personenverkehr statt, sondern die Fahrgäste mussten stets in Hermsdorf zur Weiterfahrt umsteigen. Lediglich im Güterverkehr erfolgte nach einem Personal- und Lokomotivwechsel eine Durchfahrt.

Zum 31. Dezember 1924 wurde die Friedländer Bezirksbahn verstaatlicht und die Strecke gelangte ins Eigentum der Tschechoslowakischen Staatsbahn ČSD. Nach der Angliederung des Sudetenlandes an Deutschland im Herbst 1938 wurde die Strecke dann von der Deutschen Reichsbahn übernommen. Betrieblich blieb die Strecke eigenständig, es verkehrten auch weiterhin keine durchgehenden Züge zwischen Zittau und Friedland.

Nach 1945 kam die Strecke wieder zur ČSD. Wegen Unrentabilität wurde der Verkehr am 22. September 1947 zunächst eingestellt. Am 28. Mai 1951 wurde der Güterverkehr zur Bedienung des Steinbruches der Severočeský průmysl kamene N.P. (vormals Schotterwerke Supich & Co KG) in Heřmanice wieder aufgenommen. Ab 14. Juli 1957 verkehrten dann auch wieder Reisezüge. Der Gütertransport auf der Strecke wurde am 13. Juni 1964 wieder eingestellt, da die aus der Anfangszeit der Bahn stammenden Gleisanlagen mittlerweile zu verschlissen waren. Die letzten Reisezüge verkehrten am 13. Januar 1976. In den Folgejahren war die Strecke auch weiterhin noch im Kursbuch der ČSD enthalten, alle Züge verkehrten als Schienenersatzverkehr mit Bussen der ČSAD. Die offizielle Stilllegung der Strecke erfolgte dann 1984. Die Gleise wurden 1997 abgebaut.

Die Fahrzeuge

Lokomotiven

Die Friedländer Bezirksbahn beschaffte für ihre Schmalspurbahn drei Schmalspurlokomotiven mit den Nummern 11 bis 13 von Krauss in Linz, die weitestgehend der bekannten Reihe U der kkStB glichen. Wegen des grenzüberschreitenden Verkehrs erhielten die Lokomotiven die in Sachsen übliche Heberleinbremse und Trichterkupplung. Die ČSD reihte die Lokomotiven später in die Reihe U 37.0 ein und gab ihnen die Betriebsnummern U 37.007 - 009. Die Lokomotive U 37.008 (ehem. Nr.12) blieb erhalten und dient heute als Ersatzteilspender für die Museumslokomotive U 37.002 in Jindřichův Hradec.

U 37.007 (ehem. Nr.11) befand sich als 99 791 im April 1945 zur Instandsetzung im Raw Chemnitz und verblieb nach Kriegsende bei den Schmalspurbahnen in Sachsen. Sie kam dann auf der Schmalspurbahn zwischen Hetzdorf und Eppendorf zum Einsatz, gelangte später zur Prignitzer Kreiskleinbahn, wurde dort in 99 4712 umgezeichnet und 1965 ausgemustert.

Ab 1958 setzte die ČSD dann fabrikneue Diesellokomotiven T 47.0 auf der Strecke ein. Im Reisezugverkehr kamen jedoch vorerst weiter Dampflokomotiven zum Einsatz, da die neuen Lokomotiven keine Heizeinrichtung besaßen. Erst 1964 konnte deshalb die letzte Dampflokomotive ausgemustert werden.

Wagen

Reisezugwagen

Die Reisezugwagen entsprachen der damaligen österreichischen Bauart, wie sie auch heute noch z. B. in den historischen Zügen der Zillertalbahn zu sehen sind. Ein einziger der alten zweiachsigen Wagen blieb bis heute erhalten. Der Wagen der Gattung D/ú 600 wurde in den 1990er Jahren originalgetreu restauriert und in den Schmalspur-Museumszug in Jindřichův Hradec eingereiht. 1966 beschaffte die ČSD neue Personenwagen der Bauart Balm (u).

Güterwagen
offener Güterwagen der FBB, hier als Museumsfahrzeug in Bertsdorf/Zittauer Schmalspurbahn

Für den Güterverkehr wurden von der FBB ähnliche Bauarten in Dienst gestellt, wie sie auch bei den Kgl. Sächsischen Staatseisenbahnen verwendet wurden. Die Waggonfabrik Graz lieferte 1900 zwölf offene und sechs gedeckte zweiachsige Güterwagen. Sie erhielten bei der FBB die Nummern 601 bis 606 bzw. 701 bis 712. Ein Teil der Wagen verblieb nach 1945 im Bestand der Deutschen Reichsbahn. Einer diente etwa noch lange Zeit als Schlackewagen in Mügeln (Mügelner Netz). Seit 1971 gehört er zum Bestand des Sächsischen Schmalspurbahnmuseums Rittersgrün.

1931 beschaffte die ČSD fünf neue vierachsige, offene Güterwagen bei der Waggonfabrik Graz. Auch diese entsprachen mit ihren zeitgemäßen Preßrahmendrehgestellen weitgehend den sächsischen Bauarten. Nicht mehr zeitgemäß war allerdings die Heberleinbremse, mit der sie noch ausgeliefert wurden.[1]

Für den Transport normalspuriger Wagen auf der Schmalspurbahn wurden ab 1904 Rollwagen eingesetzt.

Fremde Fahrzeuge

Im Jahre 1945 verblieben etliche sächsische Fahrzeuge auf der Strecke, darunter die Sächsische VI K 99 702 und mehrere Güter- und Reisezugwagen.

Die 99 702 wurde ab 1948 von den ČSD als U 58.001 auf der Schmalspurbahn Třemešná ve Slezsku–Osoblaha eingesetzt[2]. 1957 kam sie allerdings wieder nach Frýdlant zurück. Sie wurde dann noch bis 1960 im Zugverkehr verwendet und 1962 ausgemustert[3]

Die Traglastenwagen verblieben zunächst in Frýdlant, ein Teil gelangte später nach Südböhmen zur Jindřichohradecké místní dráhy (Neuhäuser Lokalbahn) und wurden dort bis in die 1970-er Jahre im Reisezugverkehr verwendet.

Ab 1948 verwendete die ČSD eine ehemalige Heeresfeldbahnlokomotive des Typs HF 130 C als Rangierlokomotive in Frýdlant. Die als T 36.001 bezeichnete Lok wurde 1954 als Werklokomotive zur Zementfabrik Královodvorské cementárny in Beroun abgegeben.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Rainer Fischer, Sven Hoyer, Joachim Schulz: Die Wagen der sächsischen Sekundärbahnen, EK Verlag 1998; S.123ff, S.192, S.215
  2. http://spz.logout.cz/uzke/cz_tremesna/tremesna.html
  3. Karel Just: Parní lokomotivy na úzkorozchodných tratích ČSD. Vydavatelství dopravní literatury, Litoměřice, 2001 S.120

Literatur

  • Zdeněk Hudec u.a.: Atlas drah české republiky 2006-2007, 2. Auflage; Verlag Pavel Malkus, Praha, 2006, ISBN 80-87047-00-1

Weblinks


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