Schloss Seeheim

Schloss Seeheim
Schloss Seeheim bei Konstanz im Winter

Das Schloss Seeheim ist eine schlossartige Villa im Stil der Neorenaissance in Konstanz am Bodensee. Adolf von Scholz ließ es 1889/90 auf älteren Fundamenten nach Plänen von Hermann Eggert als Wohnsitz für sich und seine Familie erbauen. Sein Sohn, der Dichter Wilhelm von Scholz, bewohnte es von 1924 bis 1969.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das Schloss ist im östlichen Teil von Konstanz zwischen der Bodensee Therme und dem Strandbad Hörnle gelegen. Ursprünglich ging der Bodensee direkt bis zum Schloss. Im Rahmen einer städtebaulichen Maßnahme in den Siebziger Jahren wurde eine Promenade aufgeschüttet.

Geschichte

Das Kloster Petershausen übernahm um 1230 den größten Teil des Loretto-Waldes vom Kloster Reichenau. Franz Theodor Lips, Obervogt des Deutschen Ordens von Altshausen, erwarbt 1659 das Seeheim-Areal. Er ist vermutlich Bauherr des Vorgängergebäudes. Die Deutschordenskommende Altshausen erwarbt 1672 von ihrem Obervogt Franz Theodor Lips das Anwesen Seeheim. Instandhaltung, Modernisierung, aber auch ein möglicher Neubau obliegt dem Eigentümer.

Der Deputationshauptschluss nahm 1803 den Deutschen Orden von der Säkularisation aus. 1808, 1809 war eine Aufhebung des Deutschen Ordens durch Kaiser Napoleon I., Übergang des Kommendenbesitzes Seeheim an das Großherzogtum Baden.

Der Konstanzer Bankier Jacques Louis Macaire erwarb 1816 als Treuhänder der Hortense de Beauharnais den Besitz Seeheim von Großherzog Leopold von Baden. Hortense, Königin von Holland, Herzogin von Saint-Leu, Tochter der Josephine de Tascher und des Alexandre Vicomte de Beauharnais, Adoptivtochter Kaiser Napoleons I., Frau von dessen Bruder Louis Napoléon, kam 1815 nach dem Zusammenbruch der napoleonischen Ära nach Konstanz. Seit Januar 1816 bewohnte sie ein Gebäude in Petershausen, „die Laterne“ genannt. Durch den Erwerb des Besitzes Seeheim wird das Gebäude als Wohnsitz der Hortense vermutet. In ihren Aufzeichnungen schreibt sie: „La maison, que j´habitais, était située au bord du lac. Les vents déchainés contre elle avec force, les ouragans affreux qui menacaient de la renverser, cette nature en désorde étaient trop d´accord avec I´état de mon âme…” (Das Haus, in dem ich gewohnt hat, lag am Ufer des Sees. Die tobten mit Kraft dagegen, die schrecklichen Stürme, die drohten es umzustürzen, diese in Verwirrung geratene Natur war viel zu sehr in Übereinstimmung mit dem Zustand meiner Seele.)

Politischer Druck, vor allem von Seiten der französischen Regierung, auf das Großherzogtum Baden, zwang Hortense de Beauharnais 1817 das badische Konstanz zu verlassen. Als neuen offiziellen Hauptwohnsitz erwarb sie im selben Jahr Schloss und Gut Arenenberg und ließ dieses umfangreich umbauen [1]. Ihren Besitz Seeheim bei Konstanz behielt und nutzte Hortense de Beauharnais aber weiterhin. Erst 1834, kurz vor ihrem Tod, wurde dieser verkauft. Es folgen als Eigentümer Anton Meßmer, Gemeinderat und Kaufmann aus Konstanz; Anatol Freiherr von Leykam, österreichischer General und Adjutant Radetzkys; Adolf Guhl aus Stühlingen; Theodor Friedrich Bettex, Pädagoge aus der „Bildungsanstalt Salon“ bei Ludwigsburg; die Stadt Konstanz und Ernst Lang, Obstzüchter und Obstweinerzeuger aus Baden-Baden. Adolf von Scholz erwarb 1885 von Ernst Lang den Besitz Seeheim.

1889 bis 1890 wurde ein Neubau im Stil des Historismus auf den Fundamenten des Vorgängerbaus nach Plänen und unter Leitung von Architekt Hermann Eggert aus Straßburg errichtet. Das neue Schloss wurde Wohnsitz von Adolf von Scholz und seiner Familie. Bei der Eröffnung waren Fürst Bismarck und Ferdinand Graf von Zeppelin anwesend. Nach dem Tod seines Vaters wurde Seeheim 1924 Wohnsitz des Dichters Wilhelm von Scholz und seiner zweiten Frau Gertrud (Gertie) geb. Richter (1899-1986). Wilhelm von Scholz starb 1969 im Schloss Seeheim, danach war die Witwe Gertrud von Scholz Besitzerin des Schlosses.

Heinz Weidenfeld, Leiter der Konstanzer Volksbühne, Miterbe und Nachlassverwalter, übernahm 1986 nach dem Tod der Gertrud von Scholz den Besitz Seeheim. Eberhard Teufel, Wirtschaftsprüfer, wurde 1988 Eigentümer des Haupttraktes und Wolfgang Horn, Rechtsanwalt, Eigentümer des Westtraktes von Schloss Seeheim.

Von 1993 bis 1996 erfolgten eine grundlegende Sanierung der Dächer und Wände, Trockenlegungen, statische Bestandssicherungen von einsturzgefährdeten Gewölben, der Veranda, der Decke zwischen Beletage und Dachgeschoss, Beseitigung von Hausschwamm, Restaurierung von Decken, Ausbau des Dachgeschosses, Einbau eines Glasaufzuges, einer neuen Zentralheizung und neuer Sanitäranlagen. Die Maßnahmen wurden ausgeführt nach den Plänen und unter Leitung von Sabine Hermann, einer Architektin in Konstanz. 1996 wurde die Akademie Schloss Seeheim unter der Leitung von Gabriele Nardella (Präsidentin) und Helmut Bachmaier (Direktor) eröffnet, 2006 ein Café-Restaurant „Schloss Seeheim“ unter Eberhard Teufel.

Einzelnachweise

  1. Bodensee-Magazin Spezial: Napoleonmuseum - Schloss Arenenberg, das schönste Schloss am Bodensee. Konstanz: Labhard 2005, S.7. ISBN 3-926937-85-8

Literatur

  • Bodensee-Magazin Spezial: Napoleonmuseum - Schloss Arenenberg, das schönste Schloss am Bodensee. Konstanz: Labhard 2005. ISBN 3-926937-85-8;
  • Pierre Grellet, "Königin Hortense auf Arenenberg", Verlag Huber, Frauenfeld 2001, ISBN 3-7193-1262-3.

Weblinks

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