Schloss Seeburg (Hassegau)

Schloss Seeburg (Hassegau)

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Burg Seeburg
Ansicht der Seeburg über den Süßen See

Ansicht der Seeburg über den Süßen See

Alternativname(n): Schloss Seeburg
Entstehungszeit: 9. Jahrhundert
Burgentyp: Uferburg
Erhaltungszustand: Ruinen, Renaissanceumbau
Ständische Stellung: Grafenburg
Ort: Seeburg
Geographische Lage 51° 29′ 27,8″ N, 11° 41′ 58,6″ O51.49105555555611.699611111111Koordinaten: 51° 29′ 27,8″ N, 11° 41′ 58,6″ O
Burg Seeburg (Sachsen-Anhalt)
Burg Seeburg

Schloss Seeburg ist eine frühere Burg in Seeburg im Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt. Sie gehörte zu den so genannten Burgen des Hersfelder Zehntverzeichnisses, war Sitz der gleichnamigen Grafenfamilie und wurde später in ein Renaissance-Schloss umgewandelt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Torburg der Seeburg aus dem 15. Jahrhundert
Seeburg mit Witwenturm vom unteren Vorhof aus

Forschungsgeschichte

Die Burg Seeburg am Süßen See wurde lange Zeit mit einer in den 740er Jahren mehrfach in den Schriftquellen genannten Hoohseoburg (Hocseburg, Ocsioburg u. ä.) gleichgesetzt. Karlmann, der Sohn Karl Martells, unternahm 743 einen Kriegszug in das heutige Ostfalen. Dabei eroberte er auch die Hoohseoburg, eine wichtige Burganlage des sächsischen Großen Theoderich, und nahm diesen gefangen. Theoderich musste sich zur Unterwerfung und Tributzahlung an das Frankenreich verpflichten. Doch schon ein Jahr danach, 744, kam es zum Aufstand. Theoderich wurde besiegt und als Gefangener ins Frankenreich mitgenommen. Die Burg wurde vermutlich nach der Eroberung zerstört.

Damit erschien auch das Zurückreichen aller anderen Burgen des Hersfelder Zehntverzeichnisses ins 8. Jahrhundert als gesichert. Dies fand mit der Annahme des Mittelalterhistorikers Walter Schlesinger, dieser Zehnt sei mit dem 780 an das Kloster Hersfeld geschenkten Zehnt der Freien im Hochseegau zu identifizieren, eine scheinbar unabhängige Stütze. Schlesinger selbst nahm spätestens 1964 von einigen seiner 1941 geäußerten Theorien Abstand, so z. B. von der Benennung des Hassegaus als Hochseegau. Das Fehlen jeglicher archäologischer Funde des 8. Jahrhunderts sowie die auffällige Entfernung zu den übrigen, im Kontext der fränkischen Auseinandersetzungen mit den Sachsen stehenden Orten, führten jedoch schon seit längerem zu Diskussionen, ob diese Gleichsetzung berechtigt ist und zu weiteren Lokalisierungsvorschlägen.

Im Zusammenhang mit archäologischen Ausgrabungen der Hünenburg auf dem Heeseberg bei Watenstedt, bereits 1927 ebenfalls für die Lokalisierung der Hoohseoburg, wurden Funde und Befunde des 8. Jahrhunderts festgestellt. Mit weitaus größerer Wahrscheinlichkeit ist die Hoohseoburg daher mit dieser im Kernland der Sachsen gelegenen Burg und nicht mit der Seeburg am Süßen See zu identifizieren.

Erste Erwähnung

Bergfried

Die ältesten sicheren Nachrichten über die Geschichte der Burg sind im Hersfelder Zehntverzeichnis überliefert. Hier wurde die Seeburg am Ende des 9. Jahrhunderts erwähnt. 1036 wurde ein Graf von Seeburg erwähnt. Es handelte sich hierbei um Christin, Graf von Seeburg (um 1016- vor 1067). Er war der Sohn Gebhard I. von Querfurt, eines bedeutenden Dynasten der Region. Christin führt als erster des Geschlechts den Grafentitel. Das ist möglicherweise auf seine Heirat mit der bayrischen Gräfin von Gleiß zurückzuführen. Christin wird mit dem Bau der steinernen Burg am Westende der alten Volksburg begonnen haben. Der gewaltige Bergfried mit einer Mauerstärke von fast sechs Metern entstand unter seinem Sohn Wichmann I. von Seeburg um 1080 (H. Wäscher). Weitere Steinbauten, wie der Palas, eine Kapelle und eine erste Ringmauer sind sicher auch seinem Wirken zuzuschreiben.

Der Enkel Wichmanns I., Wichmann II. von Seeburg (um 1116-1192), war die bedeutendste Persönlichkeit der Familie. Er wurde 1152 zum Erzbischof von Magdeburg gewählt. An den Kämpfen Albrechts des Bären gegen die Slawen in Brandenburg und den Kämpfen gegen Heinrich dem Löwen war er maßgeblich beteiligt. Nach dem Erzbischof von Köln galt er als der einflussreichste Fürst im Reich.

Unter seiner Herrschaft wurde die Burg Seeburg bedeutend erweitert. Die 1. Zwingermauer mit Flankierungstürmen und das „Blaue Haus“, der erzbischöfliche Palast, und das Portenhaus wurden errichtet. 1172 gründete Wichmann an der westlichen Spitze der Halbinsel ein Kollegialstift. Hier wurden eine neue Kirche und die entsprechenden Wohngebäude gebaut. An der Südostecke der Anlage entstand ein neuer Zugang mit dem gesonderten unteren Vorhof.

In den Jahren 1182 bis 1184 schenkte Wichmann die Burg dem Erzstift Magdeburg. Sein Bruder Konrad I. war 1182 gestorben und dessen Sohn Konrad II. von Seeburg für den geistlichen Stand bestimmt. Konrad II. wurde Propst des Chorherrenstiftes in Seeburg.

1287 kaufte Burchard IV. aus dem aufstrebenden Geschlecht der Grafen von Mansfeld die Herrschaft Seeburg. Unter den Grafen wurde die Burg im 15. Jh. zum bedeutendsten spätgotischen Bau der Grafschaft. In der 2. Hälfte des 15. Jh. erbaute man die zweite Zwingermauer mit Flankierungstürmen und einer Torburg. Der untere Teil des Witwenturmes entstand in dieser Zeit als starker Batterieturm.

16. bis 19. Jahrhundert

Mansfeldischer Schlossbau der Seeburg
Witwenturm

1501 gelangte die Burg bei einer der vielen Erbteilungen an den Grafen Gebhard VII. von Mansfeld-Mittelort. Er war wie das gesamte mansfeldische Grafenhaus von einer regelrechten Bauwut erfasst und ließ die Burg zu einem repräsentativen Wohnschloss umgestalten. 1515-1518 wurde der Palas in der Kernburg aufgestockt um einen 9,5 × 30 m² großen Festsaal zu schaffen. Der Witwenturm erhielt den mehrstöckigen Wohnaufbau. Nicht zuletzt wegen der ausufernden Bautätigkeit gerieten die Grafen in finanzielle Schwierigkeiten. 1570 kam es deshalb zur Sequestration der Grafschaft. 1591 mussten sie die Herrschaft Seeburg an die Grafen Hahn verkaufen. Ende des 16. Jh. trug man den Bergfried teilweise ab und stockte ihn mit dem heute vorhandenen Aufbau auf. 1665 wurde das „Neue Haus“ an der Nord- und Westseite der Kernburg im barocken Stil erbaut.

1780 erlosch der Seeburger Zweig der Familie Hahn und die Erben von Geusau verkauften später den Besitz an den Grafen von Ingenheim. Im 19. Jahrhundert wurde eine neue Straße durch den unteren Vorhof gelegt. Das Blaue Gebäude riss man zu diesem Zweck ab. Die Gebäude der Vorburg legte man nieder und verfüllte den Graben zwischen Vor- und Kernburg.

1880 verkauften die Ingenheims das bereits deutlich heruntergekommene Schloss an die Familie Wendenburg. Nach 1910 ging man daran, die Burg im Stil der Zeit wieder herzurichten. Erich Wendenburg ließ nach den Entwürfen des Architekten Paul Schultze-Naumburg 1923 umfassende Baumaßnahmen durchführen.

20. Jahrhundert

Im Oktober 1933 wurde im Schloss eine nationalsozialistische Führerschule für den Gau Halle-Merseburg eingerichtet. Die Besitzerfamilie Wendenburg wurde 1945 im Zuge der Bodenreform von der sowjetischen Besatzungsmacht enteignet und musste fliehen, um der Gefangensetzung zu entgehen. Ein Teil des Schlosses wurde Berufsschule und im Witwenturm wurde eine Jugendherberge eingerichtet. Nach der Wende hat die Bundesrepublik Deutschland den Grundbesitz der Familie – wie allen anderen, die zwischen 1945 und 1949 enteignet wurden – nicht zurückgegeben, sondern statt dessen an ortsfremde Investoren verkauft. Dem Alteigentümer wurde Hausverbot erteilt, gemäß dem Entschädigungs- und Ausgleichsleistungsgesetz von 1994 erhielt er jedoch Anspruch auf alle enteigneten Mobilien.

Seit Ende der 1990er Jahre ist das Schloss in Privatbesitz und wird zu verschiedenen Zwecken genutzt. Unter anderem befinden sich Ferienwohnungen, das Weingut Schloss Seeburg und das Schloss-Café mit einer großen Seepromenade darin. Durch das Weingut Schloss Seeburg gehört die Seeburg zur Weinstraße Mansfelder Seen und zur Saale-Unstrut-Region, und durch die vorhandene Apsis zur Straße der Romanik.

Literatur

  • Hermann Wäscher: Feudalburgen in den Bezirken Halle und Magdeburg. Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin 1962.
  • Paul Grimm: Die vor- und frühgeschichtlichen Burgwälle der Bezirke Halle und Magdeburg. Akademie-Verlag Berlin, 1958.
  • Dehio: Handbuch der Kunstdenkmäler, Der Bezirk Halle. Akademie-Verlag Berlin 1976.
  • Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Provinz Sachsen Anhalt. Alfred Kröner Verlag Stuttgart 1987.
  • Hermann Größler: Geschlechterkunde der Grafen von Seeburg und der Edelherren von Lutisburg. Mansfeldische Blätter. Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertümer der Grafschaft Mansfeld zu Eisleben, Eisleben 1889, 3. Jahrgang.
  • Irene Roch-Lemmer: Die „Mansfeldische Chronica“ des Cyriakus Spangenberg als baugeschichtliche Quelle für Burgen und Schlösser des Mansfelder Landes in: Burgen und Schlösser in Sachsen-Anhalt, Heft 13, Halle, 2004.

Weblinks

 Commons: Schloss Seeburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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