Schloss Schönhausen

Schloss Schönhausen
Schloss Schönhausen im März 2008 im Zuge der Renovierung

Schloss Schönhausen ist ein Barockschloss im Ortsteil Niederschönhausen des Berliner Bezirks Pankow. Das Schloss gehört zur Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg und ist von einem Park umgeben, durch den die Panke fließt. Schloss Schönhausen ist seit dem 19. Dezember 2009 zur musealen Nutzung für den regulären Besucherverkehr geöffnet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Preußische Geschichte

Schloss Schönhausen mit Barockgarten, um 1717

1662 erwarb Gräfin Sophie Theodore zu Dohna-Schlobitten, eine geborene von Holland-Brederode (1620–1678), die Ländereien Niederschönhausen und Pankow, damals weit vor den Toren Berlins. Sie ließ 1664 auf dem Rittergut Niederschönhausen ein Herrenhaus und eine Meierei im holländischen Stil erbauen. Nacheigentümer wurde 1680 Oberhofmarschall und Großkanzler Joachim Ernst von Grumbkow, der das Herrenhaus grundlegend erneuern ließ. Das Schloss stellte nun eine dreiflügelige Anlage mit zwei Obergeschossen dar, als es zusammen mit den Ländereien im Jahr 1691 an Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg für 16.000 Taler von der Witwe des 1690 verstorbenen Grumbkows verkauft wurde.

Der Kurfürst unterstellte die Ländereien dem Amt Niederschönhausen und ließ von Johann Arnold Nering kleinere Umbauten vornehmen. Angeblich fanden im Schloss Schönhausen im August 1700 wichtige Unterhandlungen über die Erhebung Friedrichs III. zum preußischen König statt. Ab 1704 ließ König Friedrich I. in Preußen das Schloss von Eosander von Göthe erweitern. Dabei wurden dem Kernbau im Norden und Süden eingeschossige Flügel angebaut, um die Wohnung für die Besuche des Herrscherpaares zu vergrößern. Der Garten wurde ebenfalls prächtig ausgestattet und erweitert. Nach dem Tod des Königs im Jahr 1713 kümmerte sich sein Sohn und Nachfolger König Friedrich Wilhelm I. allerdings kaum noch um das Schloss, in das Beamte einzogen. Teile des Grundbesitzes wurden verpachtet. In den folgenden Jahren verwahrlosten Schloss und Park zunehmend.

Königin Elisabeth Christine vor Schloss Schönhausen, nach 1764

Zu dieser Zeit besuchte auch Elisabeth Christine, die Gattin des Kronprinzen, Schönhausen erstmals und verliebte sich in seine schöne Lage an der Panke. Nach der Thronbesteigung ihres Gatten König Friedrich II. im Jahr 1740 schenkte dieser ihr Schönhausen als Sommerschloss. Von 1740 bis 1797 verbrachte sie jedes Jahr die Sommermonate in Schönhausen, hatte aber kaum Mittel zur Umgestaltung des Schlosses, da sie alles Geld in die Ausgestaltung des Schlossparks in einen Rokoko-Lustgarten steckte. Da sie von Friedrich II. getrennt lebte, besuchte der König sie niemals in Schönhausen. Elisabeth Christine andererseits war nur einmal in Abwesenheit ihres Gatten in Potsdam, wo er die Sommer verbrachte.

Schloss Schönhausen, um 1787

Während des Siebenjährigen Krieges lebte die Königin einige Jahre in der sicheren Festung Magdeburg. In dieser Zeit verwüsteten bis nach Berlin vorgedrungene russische Truppen das Schloss völlig. Daraufhin gewährte der König seiner Gemahlin 1764 die Mittel, das Schloss zu seiner heutigen Gestalt umzubauen. Die beiden Seitenflügel wurden von dem Architekten Johann Boumann auf die Höhe des Hauptbaus gebracht und der Hof mit einem großzügigen Treppenhaus überbaut. Im Garten entstanden erste landschaftlich gestaltete Partien an der Panke.

Nach dem Tod der Königin Elisabeth Christine 1797 wurde das Schloss zunächst im Sommer noch hin und wieder bewohnt. So verbrachte Friederike von Mecklenburg-Strelitz, die Schwester der preußischen Königin Luise, einige Sommer in Schönhausen und ließ den Park 1828/1829 durch Peter Joseph Lenné in einen englischen Park umgestalten.

Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verfielen Schloss und Park jedoch zunehmend und das Schloss diente schließlich nur noch als Lager für Möbel und Gemälde.

Nachpreußische Geschichte

Treppenhaus, 1936
Ehrenformation der NVA vor dem Schloss, 1959
Besuch Ho Chi Minhs bei Wilhelm Pieck, 1957
Nikita Chruschtschow besucht Wilhelm Pieck, 1959
Walter Ulbricht empfängt als Vorsitzender des Staatsrates der DDR das Diplomatische Corps im Schloss, 1960

Nach dem Ende der Monarchie in Preußen und im Deutschen Reich ging Schloss Schönhausen 1920 in den Besitz des preußischen Staates über. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde das Schloss ab 1935 zu einem Ausstellungsgebäude umgebaut und radikal modernisiert. Zahlreiche Ausstellungen der Reichskammer der bildenden Künste wurden bis in die 1940er Jahre im Schloss gezeigt. Zunehmend diente Schönhausen auch für die Einlagerung von sogenannter Entarteter Kunst durch die Reichskunstkammer. Werke von verfolgten Künstlern wie Ernst Barlach, Wilhelm Lehmbruck, Vincent van Gogh oder Franz Marc stapelten sich in den Räumen.

Während der Kämpfe um Berlin am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Schloss leicht beschädigt. Einige dieser Schäden wurden 1945 von einer Künstlerinitiative aus Pankow repariert. Das Schloss konnte so im September 1945 für eine Kunstausstellung genutzt werden.

Bald danach beschlagnahmte die sowjetische Militärverwaltung das Schloss, sperrte es für die Öffentlichkeit und richtete ein Offizierskasino ein. Später wurde es Schule und Internat für sowjetische Schüler.

Mit Gründung der DDR am 7. Oktober 1949 wurde Schloss Schönhausen von der Sowjetunion an die DDR übergeben und diente von 1949 bis 1960 als Amtssitz des Präsidenten der DDR, Wilhelm Pieck. Zu diesem Zweck kam es wiederum zu Umbauten im Schloss, vor allem aber wurde der innere Schlossgarten durch eine Mauer vom äußeren Park getrennt. Im Widerspruch zu der hermetischen Abriegelung des Geländes von der Stadt gestaltete der Gartenarchitekt Reinhold Lingner den inneren Schlossgarten als einen heiteren, offen wirkenden Garten im typischen Stil der 1950er-Jahre. Das Schloss wurde zur Kulisse der Selbstdarstellung der DDR, wo Staatsbesucher wie Ho Chi Minh oder Nikita Chruschtschow empfangen wurden.

Nach dem Tod Piecks 1960 beherbergte das Schloss zunächst bis zur Fertigstellung des Staatsratsgebäudes in Berlin-Mitte 1964 den Staatsrat der DDR, der sich 1960 auch im Festsaal konstituierte. Danach wurde es zum Gästehaus der DDR-Regierung umfunktioniert, die es offiziell als Schloss Niederschönhausen bezeichnete. Wiederholte Umbauten führten bis in die 1980er-Jahre zu immer neuen Verlusten an historischer Substanz. So wurde das Kastellanhaus aus dem 18. Jahrhundert um 1980 abgerissen. Zahlreiche Staatsgäste der DDR aus Ost und West wie Indira Gandhi und Fidel Castro logierten hier. Zu den letzten Gästen gehörten im Oktober 1989 der damalige sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow und dessen Frau.

Nach der Wende

In der Wendezeit tagte 1989/1990 in den Nebengebäuden des Schlosses der sogenannte „Runde Tisch“. Zudem fanden hier wesentliche Teile der Zwei-plus-Vier-Verhandlungen statt. Heute erinnert eine Gedenktafel an diese Zeit.

Nach der deutschen Wiedervereinigung war das Schloss zunächst im Besitz des Bundesvermögensamts. 1991 nutzte die Bundesrepublik das Schloss als Gästehaus während des Staatsbesuches von Königin Beatrix der Niederlande und übergab es mit dem Schlossgarten im gleichen Jahr an das Land Berlin. 1997 übertrug der damalige Bezirk Pankow das Schloss an den Liegenschaftsfonds des Landes Berlin mit dem Ziel des Verkaufs.

Gründungskongress des Internationalen Delphischen Rates im Schloss Schönhausen, 1994

Im Jahre 1994, 100 Jahre nach Wiederbelebung der Olympischen Spiele, trafen Vertreter aus Argentinien, China, Deutschland, Ecuador, Frankreich, Griechenland, Kasachstan, Libyen, Liechtenstein, Litauen, Mexiko, Nigeria, Österreich, Philippinen, Polen, Russland, Schweiz, Slowakei, Vereinigte Staaten von Amerika und Zypern im Schloss Schönhausen zum Gründungskongress des Internationalen Delphischen Rates (International Delphic Council) zusammen, um die Delphischen Spiele wiederzubeleben.[1][2]

1998 wurden im Schloss Schönhausen Szenen für das Video zur Single Du riechst so gut der Gruppe Rammstein gedreht.

Im Jahr 2003 war zunächst geplant, das Schloss als zeitweiligen Sitz des Bundespräsidenten für die Dauer der Sanierung von Schloss Bellevue herzurichten. Wegen der damit verbundenen Kosten für Instandsetzung und Umbau von 12 Mio. Euro wurde dieser Plan aber wieder aufgegeben. Wegen der Belastung des Dachgebälks mit giftigen Holzschutzmitteln konnten in den Folgejahren nur die unteren beiden Etagen zeitweise für Feiern und Führungen genutzt werden.

Am 24. Juni 2005 wurde Schloss Schönhausen vom Land Berlin in die Obhut der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg übergeben. Für die Wiederherstellung des Schlosses wurden 8,6 Mio. Euro Fördermittel bereitgestellt. Den größten Einzelbetrag über 3,5 Mio. Euro stellen kulturtouristische Mittel des Landes Berlin aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Es folgen die Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin mit 3 Mio. Euro sowie der Bund und private Spender. Als größten Einzelbetrag steuerte die Cornelsen Stiftung von Ruth Cornelsen, Frau des Verlegers Franz Cornelsen, eine Spende von einer Million Euro bei.

Die Eröffnung des Schlosses fand am 19. Dezember 2009 statt. Im Erdgeschoss wurde eine Reihe von Räumen aus der Zeit Elisabeth Christines mit wertvollen Ausstattungsstücken des Rokoko wiederhergestellt. Neben originalen Kaminen, Spiegelrahmen und Paneelen kehrten wieder aufgefundene Möbel und Tapeten aus der Zeit der Königin zurück. In diesem Rahmen gibt es jetzt erstmals eine dauerhafte Ausstellung über das Leben dieser preußischen Königin.

Der Festsaal, als einziges komplett erhaltenes Rokoko-Interieur in Berlin, soll für verschiedene Konzerte, Lesungen und festliche Empfänge genutzt werden. In einem Teil des Obergeschosses werden aber auch Repräsentationsräume aus der DDR-Zeit gezeigt. So werden zum Beispiel das Staatsgästeappartement der DDR-Regierung und das erhaltene Mobiliar des Arbeitszimmers von Wilhelm Pieck präsentiert.

In den übrigen Räumen des ersten, und einem Teil des zweiten Obergeschosses sind zahlreiche Kunstwerke aus dem ostpreußischen Schloss Schlobitten zu besichtigen. Es handelt sich dabei um große Teile des über Jahrhunderte von der bedeutenden preußischen Adelsfamilie Dohna angesammelten wertvollen Inventars des Schlosses. Fürst Alexander zu Dohna war es am Ende des Zweiten Weltkrieges gelungen, diese Schätze zu retten. Mit Gemälden, Möbeln und Kunsthandwerk aus drei Jahrhunderten kann hier ein einzigartiger Eindruck ostpreußischer Adelskultur vermittelt werden. Im zweiten Obergeschoss werden Ausstellungen zur Baugeschichte und Rekonstruktion von Schloss Schönhausen präsentiert.

Gleichfalls ist die Wiederherstellung des Schlossgartens in der Gestaltung von Reinhold Lingner aus der Zeit als Sitz des Präsidenten der DDR vorgesehen. Auch die Nebengebäude sollen nach und nach neuen Nutzungen zugeführt werden. Zurzeit wird die künftige Nutzung der unter Denkmalschutz stehenden Nordgaragen (vormals Fuhrpark Amtssitz Wilhelm Pieck) geprüft und eine Übertragung an den Bürgerverein „Für Pankow“ durch das Land Berlin verhandelt, um dort ein Kastellanbüro, ein Café und einen Museumsshop unterzubringen.

Im Juni 2009 wurde in den beiden Wachhäusern des Südtors eine Ausstellung eröffnet, die der Information und dem politischen Erinnern an die vergangenen zwei deutschen Diktaturen gewidmet ist.[3] Die Rolle von Schloss Schönhausen als Ort der Herrschaft in der SED-Diktatur, aber auch als ein Ort der politischen Wende von 1989/1990 wird hier erläutert. Auch über die Wohnsiedlung der DDR-Spitzenpolitiker im nahegelegenen Majakowskiring wird informiert. Unterstützt und begleitet wird diese Aufarbeitung durch das Potsdamer Zentrum für Zeithistorische Forschung. Seit 2003 ist in den Nebengebäuden (ehemalige Präsidialkanzlei und Casino) zum Schloss Schönhausen die Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS) untergebracht (in den Häusern „Bonn“ und „Berlin“).

Radwege

Durch den Schlosspark führt der Radfernweg Berlin-Usedom, der in Berlin-Mitte am Schloßplatz beginnt und nach Usedom führt. Er ist im Schlosspark Schönhausen mit dem Panke-Radweg entlang der Panke identisch.

Literatur

  • Lars-Holger Thümmler: Schloß Schönhausen in Niederschönhausen. Der historische Ort 178. Kai Homilius, Berlin 1997, ISBN 3-89706-177-5.
  • Folkwin Wendland: Berlins Gärten und Parke von der Gründung der Stadt bis zum ausgehenden neunzehnten Jahrhundert. Das klassische Berlin. Propyläen, Berlin 1979, ISBN 3-549-06645-7, S. 297–308.
  • Dirk Finkemeier, Elke Röllig: Vom Petit Palais zum Gästehaus – Die Geschichte von Schloß und Park Schönhausen in Pankow. Berlin 1998.
  • Detlef Fuchs: Zeitspuren – Schloss Schönhausen auf dem Weg zum Museumsschloss. In: MuseumsJournal, 22. Jahrgang. Nr. 2, April–Juni 2008, S. 25–27.

Weblinks

 Commons: Schloss Schönhausen – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Chronology of the Delphic Games of the Modern Era
  2. Founding Members
  3. Bilder und Bericht von der Ausstellungseröffnung und Website zur Ausstellung
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