Schloss Philippsburg (Koblenz)

Schloss Philippsburg (Koblenz)
Schloss Philippsburg unten links, Dikasterialbau unten rechts, darüber die kurtrierische Festung Ehrenbreitstein
Unten links stand das Schloss Philippsburg, unten rechts der Dikasterialbau mit dem Marstall rechts daneben, darüber die preußische Festung Ehrenbreitstein
Links das Pagenhaus, rechts der Dikasterialbau
Links der Dikasterialbau, dahinter der Krummstall und rechts der Marstall
Koblenz um 1632, das Schloss Philippsburg auf der linken Seite unterhalb der Festung Ehrenbreitstein

Das Schloss Philippsburg war die Residenz der Erzbischöfe und Kurfürsten von Trier in Ehrenbreitstein (heute Stadtteil von Koblenz) von 1629 bis 1786 und eines der größten und bedeutendsten Barockbauten am Rhein. 1801 wurde das Schloss bei der Sprengung der Festung Ehrenbreitstein durch die Franzosen so in Mitleidenschaft gezogen, dass es abgebrochen werden musste.

Seit 2002 gehören die Überreste des Schlosses Philippsburg zum UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal, des Weiteren sind sie ein geschütztes Kulturgut nach der Haager Konvention.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Dreißigjähriger Krieg

Im Dreißigjährigen Krieg war Kurfürst Philipp Christoph von Sötern wegen der ständigen Bedrohung von Trier gezwungen, seine Residenz an einen sicheren Ort zu verlegen. Unterhalb der Festung Ehrenbreitstein, der sichersten Festung von Kurtrier, direkt am Rhein ließ er durch den Baumeister Albrecht Beyer von 1626 bis 1629 das Schloss Philippsburg als ein bastioniertes Residenzschloss erbauen.

Kurfürst Sötern schlug sich im Dreißigjährigen Krieg auf die Seite Frankreichs und französische Truppen besetzten am 5. Juni 1632 die Festung Ehrenbreitstein, die jedoch bereits 1634 von den Schweden erobert wurde. Nachdem Kurfürst Sötern 1635 von kaiserlichen Truppen gefangengenommen und Trier erobert worden war, befreiten diese im Mai 1636 auch Koblenz.

Der weitere Ausbau

Die nachfolgenden Kurfürsten behielten das Schloss als Residenz bei und von hier gingen in den folgenden Jahren wichtige Impulse für das politische und kulturelle Leben von Kurtrier aus. Unmittelbar an der Zufahrt zum Schloss Philippsburg entstand unter Kurfürst Franz Georg von Schönborn von 1739 bis 1749 ein schlossähnliches Gebäude, der so genannte Dikasterialbau (siehe Dikasterium), zur Unterbringung der kurtrierischen Zentralverwaltung nach Plänen von Balthasar Neumann. Nach 1747 wurde hinter dem Dikasterialbau der Krummstall zur Unterbringung von Soldaten, Personal und Werkstätten gebaut. Neben dem Dikasterialbau errichtete Johannes Seiz 1764 den Marstall im Stil des Rokoko.

Der Dikasterialbau diente von 1777 bis 1786, während der Bauzeit des Kurfürstlichen Schlosses in Koblenz, als Residenz von Kurfürst Clemens Wenzeslaus von Sachsen, da er wegen Gebäudeschäden und schlechter Wohnqualität nicht mehr im Schloss Philippsburg wohnen wollte. Im Jahre 1786 zog der Kurfürst schließlich in das neuerbaute Schloss nach Koblenz.

Die Zerstörung

Koblenz wurde 1794 von französischen Revolutionstruppen im 1. Koalitionskrieg erobert und 1799 kapitulierte auch die Festung Ehrenbreitstein. Da die Franzosen aber die rechtsrheinischen Gebiete im Frieden von Lunéville räumen mussten, sprengten diese 1801 vorher die alte kurtrierische Festung auf dem Ehrenbreitstein. Das darunterliegende Schloss Philippsburg wurde bei der Sprengung so in Mitleidenschaft gezogen, dass es abgebrochen werden musste. Der Dikasterialbau, der Krummstall und der Marstall sind bis heute in Ehrenbreitstein erhalten geblieben.

Der Bau

Die neue Residenz war ein dreigeschossiger Schlossbau und wurde im Stil des Frühbarocks erbaut. Die Länge des Schlosses betrug 160 m, unterteilt in sieben Flügel um drei rechteckige Höfe, deren mittlerer sich zum Rhein hin öffnete, während die seitlichen Höfe dem Festungsberg von Ehrenbreitstein zugewandt waren. An seinen vier Ecken erhoben sich weithin sichtbar Türme mit abgestuften Hauben. Das Schloss besaß eine hervorragende Innenausstattung, an deren Vervollkommnung bis zum Ende des 18. Jahrhunderts weitergearbeitet wurde. Bekannte Stuckateure, Maler, Vergolder und Bildhauer trugen zur qualitätvollen Innendekoration bei. Dies belegen zum Beispiel die Stuckaturen von Nicolo Carcano und das Deckengemälde von Lazarus Sanguinetti im 400 Quadratmeter großen Festsaal im dritten Obergeschoss. Sanguinetti malte zusätzlich Fresken im Vorsaal sowie fünf weiteren Zimmern. Carlo Maria Pozzi war ebenfalls als Stuckateur im Schloss tätig. Teile dieser Ausstattung, vor allem der Hofkirche, wanderten beim Abbruch des Schlosses nach 1799 in Kirchen der Umgebung.

Literatur

  • Geschichte der Stadt Koblenz. Band 1: Von den Anfängen bis zum Ende der kurfürstlichen Zeit. Theiss, Stuttgart 1992, ISBN 3-8062-0876-X. Band 2: Von der französischen Stadt bis zur Gegenwart. Theiss, Stuttgart 1993, ISBN 3-8062-1036-5.
  • Landesamt für Denkmalpflege (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler der Stadt Koblenz. Die profanen Denkmäler und die Vororte. Reihe Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz. Unveränderter Nachdruck von 1954, Im Auftrage des Kultusministeriums von Rheinland-Pfalz, Deutscher Kunstverlag München-Berlin, 1986, ISBN 3-422-00-563-3.

Weblinks


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