Schloss Osterland

Schloss Osterland

Das wüste Schloss Osterland bei Oschatz war wahrscheinlich eine spätromanisch-frühgotische Jagdpfalz, die 1211 (dendro) bis 1230 unter Markgraf Dietrich dem Bedrängten erbaut wurde und ab 1300 schon wieder verfiel, da sie keine eindeutige Nutzung mehr hatte. Die dreigeschossige Vierflügelanlage wurde über einem Bach errichtet und hatte die Form einer römischen Porticusvilla mit Eckrisaliten. Das bei Ausgrabungen 1901-08 und 1991-92 zeitweise freigelegte Quell- bzw. Wasserhaus im Innenhof gehört zu den schönsten Beispielen der europäischen Romanik. Ein Zusammenhang dieser Anlage als Aufenthaltsort der Markgrafen von Meißen und der Ostmark mit der wichtigsten mittelalterliche Gerichtsstätte der Mark Meißen, dem Thingplatz an der 1000-jährigen Gerichtslinde im benachbarten Collm, wo 1185 bis 1259 nachweisbar 15 Gerichtstage als so genanntes Landthing abgehalten wurden, die bis ins 14. Jh. auch noch in Oschatz stattfanden, bietet sich an. Ein ähnlich rätselhaftes Objekt ist der Ursprung von Schloss Grillenburg im Tharandter Wald.

Geschichte

Ruine von Schloss Osterland, ‎Wasserseite
Ruinen von Schloss Osterland, Landseite

Der Name „Osterland“ im Zusammenhang mit den Ruinen vor den Toren der Stadt Oschatz geht auf schriftliche Erwähnungen aus dem frühen 18. Jahrhundert zurück. Bei der Erstellung eines geographischen Atlasses im Auftrag von August dem Starken nannte der Pfarrer und Geograf Adam Friedrich Zürner die Ruine wüstes Schloss Osterland. Man vermutet, dass zur damaligen Zeit diese Bezeichnung in der Bevölkerung vorherrschte. Eine Schenkungsurkunde aus dem Jahre 1379 bezeichnet das Schloss als wüstes steynhuse. Zu beachten ist, das das Wort wüstes hier auch für verlassen stehen kann. In allen folgenden Urkunden aus den Jahren 1388 bis 1511 ist nicht mehr von 'wüst', sondern vom alten Steynhuze oder alden schlosse die Rede.

Literatur

  • Reinhard Spehr: Osterland - eine Sensation der sächsischen Burgenarchäologie, in: Burgenforschung aus Sachsen 2 (1993), S. 28-35.
  • Reinhard Spehr: Osterlant, in: Götze, Castel del Monte. Geometric Marvel (1998), S. 93-98.
  • Reinhard Spehr: Vorbericht über die Bauforschungen im "Schloß Osterlant" bei Oschatz, in: Historische Bauforschung in Sachsen (2000), S. 18-46.
  • Reinhard Spehr: Die markgräflichen Jagdschlösser Osterland bei Oschatz und Grillenburg bei Freiberg, Vortrag beim Freiberger Altertumsverein e.V., im Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg, am 17. Januar 2002
  • Robert Schmidt: Jagdpalast oder Kapelle? Das Wüste Schloß Osterlant bei Oschatz, Verlag R. Schmidt, Oschatz 2003.
  • Gabriele Teumer: Wer war Thomas Osterland - Ratsherr, Mörder, Schloßbesitzer?, Verlag R. Schmidt, Oschatz 2004.
  • Reinhard Spehr: Das Wüste Schloß Osterlant - Eine archäologische Betrachtung zur Baugeschichte, Verlags R. Schmidt, Oschatz 2005.
  • Reinhard Spehr: Das wüste Schloß Osterlant. Eine archäologische Betrachtung zur Baugeschichte., Verlag Beier & Beran, Langenweißbach, 2005, Nr. 2-1-74.
  • Robert Schmidt: Das Wüste Schloß Osterlant und der Deutsche Orden. Eine Ordensburg in Mitteldeutschland?, Verlag R. Schmidt, Oschatz 2006.
  • Heinrich Magirius, Norbert Oelsner, Reinhard Spehr: Grillenburg, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Arbeitsheft 10, Dresden 2006, ISBN 978-3-937602-85-1
  • Thomas Biller: Das „wüste Steynhus“ bei Oschatz in Sachsen – frühe Gotik auf dem Weg nach Osten, Verlag R. Schmidt, Oschatz 2007.
  • Reinhard Spehr: Das Wasserhaus des markgräflichen Jagdschlosses "Osterlant" bei Oschatz, in: Wasser auf Burgen im Mittelalter (2007), S. 255-262.
  • Reinhard Spehr: Schloss Osterlant. Ein Haus für den Ritterbund Markgraf Dietrichs von Meißen und von der Ostmark, in: Salzgitter-Jahrbuch 2009 (2009), S. 89-156.

Weblinks

Siehe auch: Osterland

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