Schloss Nymphenburg

Schloss Nymphenburg
Panorama Nymphenburger Schloss vom Park
Lage von Schloss Nymphenburg im Stadtbezirk Neuhausen-Nymphenburg

Schloss Nymphenburg liegt im Westen Münchens im Stadtbezirk Neuhausen-Nymphenburg. Es bildet zusammen mit dem Schlosspark Nymphenburg und den kleinen „Parkburgen“ eine Einheit. Es zählt zu den großen Königsschlössern Europas und ist heute eine vielbesuchte Sehenswürdigkeit. Das Schloss war lange Zeit die Sommerresidenz der Wittelsbacher.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Prinzessin Henriette Adelheid von Savoyen, Kurfürstin von Bayern

Nymphenburg wurde 1664 vom Kurfürsten Ferdinand Maria als Geschenk an seine Frau Adelheid von Savoyen in Auftrag gegeben, als sie ihm Max Emanuel als lang ersehnten Thronerben geboren hatte. Max Emanuel selbst hatte später wesentlichen Anteil an der Erweiterung des Schlosses.

Im Nymphenburger Vertrag von 1741 verbündeten sich Frankreich, Spanien, Bayern, Sachsen mit Preußen gegen Österreich. 1747 gründete Kurfürst Max III. Joseph die Nymphenburger Porzellanmanufaktur. 1792 ließ Kurfürst Karl Theodor den Nymphenburger Park für das Volk öffnen.

Nymphenburg 1761, Gemälde von Canaletto

König Maximilian I. starb 1825 im Schloss, sein Urenkel König Ludwig II. wurde 1845 hier geboren. 1863 fand in Nymphenburg das einzige Treffen zwischen Ludwig und Otto von Bismarck statt, der ihm in lebenslanger Freundschaft verbunden blieb.

Durch die Revolution 1918 kam Nymphenburg unter Krongutverwaltung, dann in Staatseigentum (Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen). Die Wittelsbacher behielten ein begrenztes Wohnrecht, das vom jeweiligen Oberhaupt des Hauses Wittelsbach genutzt wird (derzeit Franz von Bayern).

Im Zweiten Weltkrieg blieb das Schloss bis auf einen Volltreffer, der die Schlosskapelle zerstörte, von schweren Beschädigungen verschont. 1972 wurden vor der Kulisse des Nymphenburger Schlosses die olympischen Wettbewerbe im Dressurreiten abgehalten.

Baugeschichte

«Die Churfürstliche Schwaig und Lusthauß Nymphenburg», Stich von Michael Wening, 1701

Ursprünglich wurde der Mitteltrakt im Stil eines italienischen Landhauses als fünfgeschossiger kubischer Block mit doppelläufigen Freitreppen zu beiden Seiten ab 1664 durch Agostino Barelli erbaut und war 1675 fertiggestellt. Als Baumaterial diente Kelheimer Kalkstein. Das Schloss wurde im Laufe der Zeit nach und nach erweitert und umgestaltet.

Zunächst ließ Max Emanuel 1702 bis 1704 von Enrico Zuccalli und Giovanni Antonio Viscardi die beiden Galerien neben dem Hauptschloss und die daran sich anschließenden zwei nördlichen und zwei südlichen Pavillons errichten. Im zweiten nördlichen Pavillon erbaute Viscardi 1713 die Schlosskapelle. 1716 veränderte Joseph Effner die Fassaden des Hauptbaues nach französischem Vorbild. Es entstanden in der Mitte der einzelnen Geschosse je drei große rundbogige Fenster, eingerahmt durch kannelierte Pilaster, die bis an das Dach reichen.

Kurfürst Karl Albrecht ließ die sich an die nördlichen und südlichen Pavillons anschließenden beiden äußeren Bauten für die Orangerie im Norden und den Marstall im Süden errichten, beide mit Verbindungsflügeln zu den Pavillons.

Die von den beiden äußeren Bauten ausgehende, nach 1730 fertiggestellte Rondellbebauung vor dem Haupttrakt galt zu ihrer Zeit als architektonische Sensation. Sie sollte Ausgangspunkt einer nie verwirklichten „Carlstadt“ werden. Hier liegen am Schlossrondell zehn symmetrisch in zwei Fünfergruppen gegliederte Palais, die zwischen 1728 und 1758 für höhere Hofbedienstete errichtet wurden. Kurfürst Max III. Joseph beauftragte François de Cuvilliés mit dem „Steinernen Saal“ im Hauptbau, der 1756 fertiggestellt wurde. Kurfürst Karl Theodor ließ schließlich 1795 die Galerien zur Parkseite hin verbreitern. Leo von Klenze entfernte 1826 die Giebel mit den kurfürstlichen Wappen und schuf stattdessen am Hauptbau die Attika.

Inneres

Deckenfresko im Steinernen Saal
Geburtszimmer von König Ludwig II.
Chinesisches Lackkabinett

Einige Räume haben ihre originale Barockdekoration erhalten, andere wurden später im Stil des Rokoko und des Klassizismus umgestaltet. Im Mittelpavillon gestaltete François de Cuvilliés den über drei Geschosse reichenden Steinernen Saal als Festsaal. Die Fresken schuf Johann Baptist Zimmermann, das zentrale Deckenfresko stellt Helios im Sonnenwagen, begleitet von anderen Göttern, dar.

Nördlich des Steinernen Saals befinden sich ein holzvertäfeltes Vorzimmer, das mit Brüsseler Wandteppichen dekorierte Audienzzimmer und das Ehemalige Schlafzimmer mit der sog. Kleinen Schönheitsgalerie mit Hofdamen aus Versailles, Räume die unter Max Emanuel im Regencestil umgestaltet wurden aber ihre ursprünglichen barocken Felderdecken behalten haben. Hier befinden sich Portraits des Kurfürsten und seiner Gemahlin Therese Kunigunde. An das Schlafzimmer schließt sich zur Parkseite hin das von Cuvillies gestaltete Drechselkabinett Max III. Josephs an, während nördlich davon drei mit der Verbreiterung der Galerieflügel unter Karl Theodor entstandene Räume liegen. Im ersten Raum befinden sich heute weitere Portraits von Hofdamen aus der Großen Schönheitsgalerie Max Emanuels, den zweiten dekoriert ein Knüpfteppich mit dem Allianzwappen von Bayern und der Kurpfalz (sog. Wappenzimmer) während im dritten Raum Bildnisse Karl Theodors und seiner Gemahlin hängen.

Südlich des Steinernen Saals liegen spiegelbildlich zu den nördlichen Räumen des Hauptbaus das Vorzimmer mit dem Portrait Karl Albrechts, das Audienzzimmer mit dem Doppelportait der Schlossgründer Ferdinand Maria und Henriette Adelaide und das Ehemaliges Schlafzimmer mit den Bildnissen Max Emanuels und Therese Kunigundes von Polen. Auch hier haben sich die originalen Barockdecken erhalten. Die Wände des sog. Lackkabinetts das sich an das Schlafzimmer anschließt sind nahezu vollständig mit chinesischen Koromandellack-Tafeln bedeckt, die Szenen aus einem chinesischen Roman zeigen.

In den beiden Galerien nördlich und südlich neben dem Mittelpavillon befinden sich Veduten bayerischer Schlösser.

Der innere südliche Pavillon beherbergt als bekannteste Attraktion die Schönheitengalerie des Königs Ludwig I. von Bayern. Im Auftrag des Königs hat der Hofmaler Joseph Karl Stieler 36 „schöne“ Damen aus allen Gesellschaftsschichten Münchens porträtiert; am bekanntesten davon sind die Schuhmacherstochter Helene Sedlmayr sowie Ludwigs langjährige Geliebte, die Tänzerin Lola Montez. Nahebei ist das Schlafzimmer zu sehen, wo am 25. August 1845 König Ludwig II. von Bayern auf die Welt kam. Der äußere südliche Pavillon ist im Allgemeinen unzugänglich.

In den ehemals königlichen Stallungen im Südtrakt befindet sich das Marstallmuseum, mit einer der bedeutendsten Kutschensammlungen Europas. Darüber befindet sich die Sammlung Nymphenburger Porzellans. Die Porzellanmanufaktur Nymphenburg befindet sich in einem der Häuser des nördlichen Rondells und kann nur nach schriftlicher Voranmeldung besucht werden.

Der innere nördliche Pavillon ist im Allgemeinen unzugänglich, der äußere beherbergt die Schlosskapelle, deren Deckengemälde sich mit dem Leben der Hl. Magdalena befasst.

Im Nordtrakt ist seit 1990 das Museum Mensch und Natur untergebracht. Im sich daran anschließenden Nordflügel des Schlosses befindet sich seit 1835 die Maria-Ward-Grundschule, gegründet durch Maria Ward, Wegbereiterin für eine bessere Mädchenbildung. Maria Ward kam nach ihrer Flucht aus Rom 1627 nach München und wurde durch Kurfürsten Maximilian I. protegiert. Ludwig I. holte die Mädchenschule 1835 schließlich in die Anlage von Schloss Nymphenburg.

Museen

Das Schloss beherbergt einige Museen:

Schlosspark

Hauptartikel: Schlosspark Nymphenburg

Mit dem Schloss entstand zunächst ein kleiner Garten im italienischen Stil. In den Jahren von 1701 bis 1704 wurden Veränderungen und Erweiterungen des Gartens im Stil des französischen Barocks. Die Schaffung eines weitläufigen Landschaftsparks nach englischem Vorbild begann 1804 mit dem südlichen Parkteil, der 1807 fertiggestellt war und wurde 1810 bis 1823 mit dem nördlichen Teil vollendet.

Der Mittelkanal mit der Großen Kaskade teilt den Landschaftspark des Nymphenburger Parks in einen nördlichen und einen südlichen Bereich. Die Wasserzufuhr erfolgt von Westen aus der Würm über den Pasing-Nymphenburger Kanal, der zum Nordmünchner Kanalsystem gehört. Das Wasser wird über zwei Kanäle nach Osten und Nordosten, sowie über den Hartmannshofer Bach nach Norden abgeleitet.

Im nördlichen Teil befindet sich der kleinere Pagodenburger See mit der Pagodenburg. Der botanische Garten im Nordosten ist nicht Bestandteil des Nymphenburger Parks; er ist teilweise durch eine Mauer und eine Straße vom Park getrennt.

Im südlichen Teil befinden sich der größere Badenburger See mit Apollotempel und der Badenburg. Das Grüne Brunnhaus mit der Wassermühle für die Druckpumpen der Gartenfontäne im Dörfchen steht am südlichen, das Niveau des Würmkanals behaltenden Kanals. Die Amalienburg bestimmt den südöstlichen Parkteil.

Besucher

Panorama Nymphenburger Schloss von der Stadtseite aus
Panorama Nymphenburger Schloss von der Stadtseite aus

Schloss und Park stellen einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor für München dar, allein das Hauptschloss wird jährlich von mehr als 300.000 Gästen besucht. Damit liegt Nymphenburg vor der Münchner Residenz und Schloss Schleißheim, aber deutlich hinter den Schlössern Ludwigs II., insbesondere Schloss Neuschwanstein. Die Konzertreihe "Nymphenburger Schlosskonzerte" findet seit 2004 im Hubertussaal statt und wurde seitdem von über 35.000 Zuhörern besucht. Das Schloss selbst ist auch Sitz der Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen.

Literatur

  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bayern IV, München und Oberbayern. Darmstadt 1990. (Abschnitt München, Schloßanlage Nymphenburg)
  • Gerhard Hojer u. Elmar D. Schmid (Bearb.): Nymphenburg: Schloss, Park und Burgen. Amtlicher Führer. Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser und Seen, 22. Aufl., München 1999, ISBN 3-932982-16-9
  • Helga Voigt: Bei den Wittelsbachern zu Hause: Schloss Nymphenburg und sein Park. In: Stattreisen München e.V. (Hrsg.): Spaziergänge in die Vergangenheit Münchens, 1. Aufl., Ars-vivendi-Verlag, Cadolzburg 2004, S. 26-34, ISBN 3-89716-497-3
  • Georg A. Gut: Schloss Nymphenburg: die Vorgeschichte und die drei Durchblicke im Park. Gut Verlag, München 2004.
  • Horst Lohmann (Verf.), Museumspädagogisches Zentrum (Hrsg.): Im Sommerschloß der Wittelsbacher: Nymphenburg, Schloß und Park; ein Arbeitsheft des MPZ. 7. Aufl., Museumspädagogisches Zentrum, München 1987.
  • Gerhard Hojer (Bearb.): Die Schönheitsgalerie König Ludwigs I.. Verlag Schnell & Steiner München, 2. Aufl. 1983, ISBN 3-7954-0705-2
  • Norbert Hierl-Deronco: Es ist eine Lust zu bauen : von Bauherren, Bauleuten und vom Bauen im Barock in Kurbayern - Franken - Rheinland, Krailling 2001, ISBN 3-929884-08-9
  • Jean Louis Schlim: Ludwig II. - Traum und Technik. MünchenVerlag, München 2010, ISBN 978-3-937090-43-6. Springbrunnen und Brunnenhaus im Schlosspark Nymphenburg.

Weblinks

Schloss Nymphenburg, dahinter der Schlosspark
 Commons: Schloss Nymphenburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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