Schloss Nordkirchen

Schloss Nordkirchen
Schloss Nordkirchen, Ansicht Gartenseite

Das Schloss Nordkirchen befindet sich in der Gemeinde Nordkirchen im Kreis Coesfeld. Es wird aufgrund seiner Ausmaße und der barocken Gestaltung auch als das „Westfälische Versailles“ bezeichnet. Es ist das größte Wasserschloss Westfalens.

Inhaltsverzeichnis

Die Schlossanlage

Das Schlossgebäude

Schloss Nordkirchen um 1860, Sammlung Alexander Duncker
Eingangsseite Ehrenhof
Hofflügel mit der Schlosskapelle

Das heutige Schloss ist der Nachfolgebau einer Wasserburg des 16. Jahrhunderts der Herren von Morrien. Es wurde von 1703 bis 1734 in mehreren Bauetappen vom Fürstbischof Friedrich Christian von Plettenberg-Lenhausen begonnen und schließlich von seinem Neffen, dem Premierminister Ferdinand von Plettenberg vollendet. Das Schloss gelangte 1833 an den Grafen von Esterházy, dessen Familie es 1903 an den Herzog Engelbert Maria von Arenberg veräußerte. In den Jahren um 1909 / 1914 wurde das Schloss auf seinen heutigen Umfang erweitert. 1933 übernahm die neu gegründete Arenberg-Nordkirchen GmbH mit dem umliegenden Grundbesitz auch das Schloss Nordkirchen. Das Schloss wurde 1959 an das Land Nordrhein-Westfalen verkauft, in späteren Jahren auch die benachbarte Oranienburg und der Schlosspark, zuletzt im Jahre 2004 auch das südlich angrenzende Waldgebiet Tiergarten zusammen mit insgesamt über 1.000 Hektar umliegender Wälder.

Schloss Nordkirchen beherbergt seit 1951 die Fachhochschule für Finanzen Nordrhein-Westfalen. Teile des Schlosses sind jedoch für Besucher freigegeben und können ebenso besichtigt werden wie der Park. Im Schloss ist zudem ein Restaurant untergebracht. Die Schlosskapelle kann für Trauungen gebucht werden. Schloss und Park wurden von der UNESCO als „Gesamtkunstwerk von internationalem Rang“ für schutzwürdig erklärt.

Die Architekten des Gebäudekomplexes waren Gottfried Laurenz Pictorius, ab 1706 Peter Pictorius der Jüngere und ab 1724 Johann Conrad Schlaun. Der Mittelpunkt des Schlosses ist das Hauptgebäude, das Corps de Logis, von dem aus sich die niedrigeren Flügelbauten, die unter anderem die Schlosskapelle enthalten, fortentwickeln und U-förmig den Ehrenhof umschließen. Der gesamte Baukomplex ist im höchsten Maße symmetrisch und in dieser Form ein klassisches Beispiel einer komplett erhaltenen Barockanlage, wenngleich im frühen 20. Jahrhundert umfangreich ergänzt. Das Schloss folgt niederländischen Vorbildern, wie zum Beispiel Het Loo in der Nähe von Apeldoorn. Seine aus Backstein errichteten und mit Sandsteinelementen gegliederten Fassaden sind typisch für die Barockarchitektur Westfalens, insbesondere für die Werke Johann Conrad Schlauns.

Lageplan

Der Schlossgarten

Das Schloss selbst steht auf einer rechteckigen Insel und ist von einer breiten Gräfte umgeben, welche wiederum von einem begehbaren Damm begrenzt wird, um den ein weiterer Graben fließt. Das Schloss ist somit von zwei Wassergräben umringt. Die Ecken der Insel werden durch vier kleine Pavillons betont.

Die Schlossgebäude werden umgeben von dem rund 170 Hektar großen Schlosspark, dessen wichtigster Bereich aus einer dem Schloss vorgelagerten weiteren Insel besteht, welche über eine Freitreppe vom Corps de Logis aus betreten werden kann. Den Mittelpunkt dieses Gartens bildet ein prächtiges Broderieparterre, das links und rechts von zwei einfacheren Rasenparterres flankiert wird. Vom Hauptgebäude über den Inselgarten führt der Blick in eine weitere Allee, welche als Blickachse die Sicht scheinbar ins Unendliche fortführt und im Ort Nordkirchen ihr Ende findet.

Blick über das Parterre zum Corps de Logis

Gärten und Alleen des Schlosses sind reich mit Skulpturen verziert. Allerdings stehen lediglich die Skulpturen in den beiden Kastanienalleen an ihrem alten Platz, bei den anderen ist die ursprüngliche Ordnung und Aufstellung nicht rekonstruierbar.[1]. Die erste belegbare Lieferung von Gartenskulpturen erfolgte im Jahr 1721 durch den Münsteraner Bildhauer Johann Wilhelm Gröninger. Die von Gröninger gestalteten antiken Götterfiguren wurden 1725 nach Plänen von Johann Conrad Schlaun zwischen den Bäumen der neu angelegten Kastanienallee aufgestellt. Weitere Skulpturen stammen von den Bildhauern Panhoff und Ch. Manskirch, der unter anderem Statuen von Saturn, Mars, Faunus, Flora und Venus sowie einige Putten schuf.[1]

Etliche Figuren im Umfeld des Schlosses sind inzwischen verwittert oder beschädigt. Viele der neueren Skulpturen stammen aus den Jahren 1903–1907, als die Gärten im barocken Stil restauriert wurden, besonders im Bereich des heute „Venusinsel“ genannten Gartens auf der Insel nördlich des Hauptschlosses, mit dem es durch eine Terrassentreppe verbunden ist.

Der Schlossgarten ist eine Station des European Garden Heritage Network.

Sonstiges

Im September 1976 fand durch die 7. Panzerdivision der Bundeswehr im Schlosspark ein feierliches Gelöbnis mit Aufführung eines Großen Zapfenstreichs statt.

Das Schloss diente als Kulisse zum Fernsehfilm Krupp – Eine deutsche Familie, da man für die Aufnahmen am Stammsitz der Familie Krupp, der Villa Hügel in Essen, keine Drehgenehmigung bekommen hatte.[2]

Das Marstor des Schlosses war im August 2008 Denkmal des Monats in Westfalen-Lippe.

Literatur

  • Stefan Buske: Schloss Nordkirchen. (DKV-Kunstführer 597), 3. Aufl., Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2008, ISBN 978-3-422-02122-8.
  • Karl E. Mummenhoff: Schloß Nordkirchen. (Westfälische Kunst), 2. Aufl., Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1979, ISBN 3-422-00115-8.
  • Karl E. Mummenhoff: Das Schloß Nordkirchen von 1918 bis 1976. In: Westfalen 56 (1978), S. 146–173.

Weblinks

 Commons: Schloss Nordkirchen – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Karl E. Mummenhoff: Schloss Nordkirchen, Seite 84.
  2. http://www.bezreg-muenster.nrw.de/startseite/service/broschueren/mailform/Jahresblick_2008/jahresblick_2008.pdf bezreg-muenster.nrw Seite 96
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