Schloss Neustrelitz

Schloss Neustrelitz
Das Schloss Neustrelitz auf einer Postkarte von 1912

Das Schloss Neustrelitz in Neustrelitz war Hauptresidenz des (Teil-) Herzogtums Mecklenburg-Strelitz, Sitz der (Groß-) Herzoglichen Familie und nach 1918 Sitz des Landtags des gleichnamigen Freistaates. 1945 brannte es aus, die Ruinen wurden später abgetragen. Der Schlosspark und verschiedene Nebengebäude sind jedoch bis heute erhalten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Schicksal des Schlosses

Errichtung und Ausbau

Auf dem Pachtgut Glienecke (auch Glienke, Glieneke) hatte sich Herzog Adolf Friedrich III. zu Mecklenburg, der zweite Regent des Landesteils Mecklenburg-Strelitz, ein einstöckiges Fachwerkhaus errichten lassen. Nach einem Großbrand des bisherigen Residenzschlosses in Strelitz 1712 lebte die herzogliche Familie zunächst in einer Notunterkunft in der Strelitzer Kanzlei und den Sommerhäusern in Canow und Priepert. Nachdem die Herzogsgemahlin Dorothea Sophie 1726 Geld von Verwandten aus Holstein beschaffen konnte, ließ sie ohne das Wissen von Adolf Friedrich das Jagdschloss bis 1731 von Christoph Julius Löwe massiv aus- und umbauen. Nach der Fertigstellung der Glienker Residenz lud sie ihren Mann auf eine Spazierfahrt ein, die an dem Schloss vorbeiführte. Auf des Herzogs Frage nach dem Bewohner antwortete sie: „Ewer Liebden sind in Ihrem eigenen Haus.“[1]

Neustrelitzer Residenzschloss um 1900

Unter den Nachfolgern wurden Schloss und Stadt stetig zur barocken Residenz erweitert. Um 1755 erfolgte unter Herzog Adolf Friedrich IV. die Errichtung der Treppenanlagen nach dem Vorbild von Versailles. Das Schloss war zu dieser Zeit eine typisch barocke, dreiflügelige Anlage mit offenem Ehrenhof, der durch das Hirschtor in den so genannten „Tiergarten“ wies. 1865 wurde der stadtseitig gelegene Schlossflügel nach Entwürfen von Friedrich August Stüler überformt. Letzte einschneidende Um- und Erweiterungsbauten am Schloss erfolgten von 1905 bis 1909. Dabei wurden an den Westflügel drei weitere Flügelbauten angefügt und so ein geschlossener Hof geschaffen, die Grundfläche des Schlosses wurde dadurch nahezu verdoppelt. Auch die Errichtung eines Turmes an der parkseitigen Baunaht zwischen Alt- und Erweiterungsbau stammte aus dieser Phase. Dieser Turm wurde nach dem Vorbild der Kuppel des Charlottenburger Schlosses gestaltet. Vom Garten aus gesehen ergab sich so zwar eine Störung der gleichmäßigen Parkfassade, durch seinen Standort befand sich der Turm allerdings in einer Fluchtlinie mit der Schlossstraße und dem Marktplatz.

Zerstörung

Unmittelbar vor Kriegsende, in der Nacht 29./30. April 1945, wurde das Schloss durch Brandstiftung weitgehend zerstört. Das Feuer war noch in 15 Kilometer Entfernung am Himmel zu sehen. Reste der Ausstattung blieben ungesichert zurück. Damit gingen auch große Teile des in den 1920ern im Schloss entstandenen Mecklenburg-Strelitzschen Landesmuseums verloren, zu welchem man Sammlungen, Kunstbesitz und Raumausstattungen aus dem Besitz des bis 1918 in Neustrelitz regierenden Fürstenhauses formiert hatte. Verschiedenartige Stücke wurden durch die Bevölkerung gestohlen, in den Kellerräumen untergebrachte Gegenstände zum Teil aber auch noch sehr viel später verkauft (zum Beispiel die Kutsche für einen Spielfilm der DEFA). Die Steine der Bauruine des Schlosses nutzten die Neustrelitzer und ihre sowjetischen Besatzer für Neubauten und Reparaturen in der Stadt. Die letzten Reste wurden 1949 gesprengt und bis 1950 abgetragen.

Reste und Ruine

Die dem Schloss nachempfundene Zeltfassade auf der Terrasse der Gartenseite

An das ehemalige Neustrelitzer Residenzschloss erinnern heute nur noch einige Reste der Fundamente. Der Grundriss der älteren Flügel ist mit weißen Kieselsteinen gekennzeichnet. Seit 2001 gewährt eine Zeltkonstruktion an der Stelle des Mittelbaus, welche im Sommer als Kulisse für Operettenaufführungen dient, einen Eindruck von Dimension und Fernwirkung des einstigen Bauensembles. An der Stelle des Turmes wurde (aus statischen Gründen etwas versetzt) eine diesem in Gestalt und Größe nachempfundene Aussichtsplattform aufgestellt.

Weitere Gebäude des Schlossbereichs

Innerhalb der Parkanlage und am Rande des Schlossbereichs haben sich verschiedene Funktionsgebäude erhalten. Zu ihnen gehören die heute gastronomisch genutzte Orangerie, der ehemalige Marstall, der klassizistische Pavillon, als Kavaliershaus zwischen 1726 und 1731 von Loewe erbaut und durch Buttel 1828 mit einem Obergeschoss versehen, und ein 1891 errichteter Gedächtnistempel für die Königin Luise. Bemerkenswert ist außerdem die von 1855 bis 1859 durch Friedrich Wilhelm Buttel errichtete Schlosskirche.

Schlosspark

Blick von der Terrasse auf die Hauptachse des Schlossparks

Der Schlosspark, der in seinen Grundzügen bis heute erhalten ist, wurde 1731/1732 ursprünglich als Barockgarten konzipiert und im Laufe der Jahre immer wieder umgestaltet und erweitert. Ein großes Parterre führte vom Schloss zum See und wurde mit Alleen gegliedert und mit einem Hebetempel gekrönt. Die Verengung der Sichtachse in Richtung des Sees war ein beabsichtiges Stilmittel, um den Gartenbereich tiefer und länger erscheinen zu lassen. Für die Rodungs- und Planierungsarbeiten wurden täglich vier bis acht Gefangene aus Strelitz zum Schlossgarten gebracht. Auch neun Zierker Einwohner arbeiteten von 1731 bis 1735 für einen Lohn von je 12 Talern und 34 Schilling pro Jahr[2].

Um 1825 erfolgte eine Umgestaltung eines Großteils der Anlage nach Plänen des Potsdamers Peter Joseph Lenné zum englischen Landschaftsgarten, nur die barocke Sichtachse blieb unverändert und ist noch heute zu bewundern.

Sonstiges

Im Modellpark Mecklenburgische Seenplatte in Neubrandenburg findet sich ein Modell des Schlosses vor seiner Zerstörung.

Galerie


Weitere Kunstwerke im Schlosspark …

Literatur

  • Otto Wagner (Hrsg.): Fremdenführer von Neustrelitz und Umgebung. Neustrelitz 1926
  • Michael Gust: Das Neustrelitzer Residenzschloss. cw strelitzia, Neustrelitz 1998

Einzelnachweise

  1. Annalise Wagner: Aus dem alten Neustrelitz. Kapitel: Wie aus der Meierei Glienke die Stadt Neustrelitz wurde. 2. Auflage, Neustrelitz 1968, S. 6
  2. Annalise Wagner: Aus dem alten Neustrelitz. Kapitel: Noch etwas über den Schloßgarten und die Schloßkoppel. 2. Auflage, Neustrelitz 1968, S. 39

Weblinks

 Commons: Schloss Neustrelitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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