Schloss Marly-le-Roi

Schloss Marly-le-Roi
Schloss Marly. Gemälde von Pierre-Denis Martin, 1724

Das Schloss Marly-le-Roi lag in der französischen Stadt Marly-le-Roi im Département Yvelines in der Region Île-de-France, ungefähr 15 km westlich von Paris.

Geschichte

Noch bevor Ludwig XIV. von Frankreich sich entschloss, seinen ständigen Sitz in Versailles einzurichten, ließ er in Marly ein Jagd- und Sommerschloss als privaten Rückzugsort bauen; der dort bereits bestehende kleine Ort Marly wurde deshalb in Marly-le-Roi umbenannt. Der Bau des königlichen Domizils und der Parkanlagen veränderte das Gesicht der Stadt und der Umgebung völlig. 1679 begannen die Bauarbeiten unter Leitung von Jules Hardouin-Mansart und dauerten bis 1686.

Das Hauptgebäude wurde von insgesamt zwölf einzelnen Pavillons begleitet, denen ihrerseits kleine Gartenanlagen zugeordnet waren. Die symmetrisch an den Langseiten einer Mittelachse aus Wasserbassins angeordneten Pavillons dienten der Beherbergung von Gästen, der König selbst wohnte im Hauptschloss. Die Bauten waren sämtlich von Scheinarchitektur bedeckt – die eigentliche Architektur daher sehr einfach und zurückhaltend ausgestaltet.

Diese in Marly-le Roi erstmals verwendete aufgelockerte Bauweise in Form einzelner Pavillons verbreitete sich schnell in ganz Europa. Im deutschsprachigen Raum wurde das Schloss und die Gartenanlagen von Marly beispielsweise Vorbild für das Palais im Großen Garten Dresden (1678–83), Schloss Clemenswerth bei Sögel (1737–47), sowie das Mainzer Lustschloss Favorite (1700–22).

Von Marly-le-Roi aus wurde hydraulisch Wasser in ein 100 Meter höher gelegenes Reservoir in Louveciennes gepumpt. Von dort aus speiste es – jeweils bei Anwesenheit des Königs – wahlweise eine Kaskade im Park oder wurde über ein Aquädukt bis in den (von Natur aus wasserarmen) Park von Schloss Versailles geleitet, zum Betrieb der zahlreichen dortigen Wasserspiele.

Ludwig XVI. von Frankreich und seine Frau Marie Antoinette waren die beiden letzten Vertreter des französischen Königshauses, die das Schloss in Marly-le-Roi bewohnten. Nach der Revolution wurde das Anwesen verlassen und verfiel zur Ruine. Es wurde 1799/1800 an einen Baumwollfabrikanten verkauft, dessen im Schloss eingerichtete Fabrik jedoch 1806 bankrott ging. Im Jahr darauf erwarb Napoleon den Besitz wieder für die staatliche Hand, in der er sich noch heute befindet. 1816 schließlich wurde das Schloss abgerissen.

Lediglich einige Fundamentreste sind vom Schloss heute noch zu sehen. Auch die Pumpanlage ist nicht mehr vorhanden. Die Gartenanlagen sind nur in sehr vereinfachter Form erhalten. Eine Pferdefigurengruppe von einer Pferdetränke der ehemaligen Schlossterrasse steht seit 1794 am Anfang der Avenue des Champs-Élysées, 1985 wurden Kopien wieder in Marly aufgestellt. Einige Kunstwerke aus dem Schloss sind im Cour Marly des Louvre ausgestellt.

1932 wurde der Park von Marly zum „Monument Historique“ erklärt. Der französische General Charles de Gaulle verbrachte hier nach seinem Rücktritt mehrere Monate.

Siehe auch: Maschine von Marly

Literatur

  • Claudia Hartmann: Das Schloss Marly. Eine mythologische Kartause. Form und Funktion der Retraite Ludwigs XIV.. In: Manuskripte zur Kunstwissenschaft 47. Wernersche Verlagsanstalt, Worms 1995, ISBN 3-88462-946-8 (Dissertation, Freiburg/Breisgau, 1993).
  • Bernd H. Dams: Marly – die Ursprünge des Königlichen Schlosses von Marly: Ikonologie und Architektur. Fakultät für Architektur der RWTH, Aachen 1998 (Dissertation).
  • Vincent Maroteaux: Marly. L’autre palais du soleil. Vögele, Genf 2002, ISBN 3-9522154-4-9.

Weblinks

 Commons: Schloss Marly-le-Roi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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