Schloss Köthen

Schloss Köthen
Das Schloss Köthen heute
Köthen (nach Merian 1650), in der Mitte das Schloss

Das Schloss Köthen ist ein Gebäudeensemble im Herzen der Stadt Köthen (Anhalt), das von 1244 bis 1847 als anhaltische Fürstenresidenz diente. Ab 1603 war es Sitz der Linie Anhalt-Köthen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Spuren einer frühmittelalterlichen Burg werden in die Slawenzeit datiert. Albrecht der Bär eroberte sie für die Askanier. Eine erste Burganlage wird 1396 quellenmäßig erwähnt.

Der ältere, innere Schlossbereich besteht aus dem Johann-Georg-Bau (1597–1599) und dem Ludwigsbau, der nach einem verheerenden Brand von den Brüdern Peter und Franz Niuron aus Lugano 1600–1608 errichtet wurde. Hier befindet sich der zweihundert Jahre später von Christian Gottfried Bandhauer entworfene Thronsaal, der heute als Spiegelsaal bezeichnet wird. Er weist eine weiße, grüne und ockerfarbene Stuckierung auf, darüber eine kassierte Decke. Bandhauer war auch der Architekt des 1823 errichteten Ferdinandsbaus. Der Treppenturm wurde den Türmen des Ludwigsbaus angepasst. Das Ensemble wird komplettiert von Torhaus und Steinernem Haus.

Der hufeisenförmige äußere Schlossbereich wurde mit dem Marstall 1766 im Stile des Rokoko begonnen, ergänzt durch die 1833 erbaute Remise und die 1821 errichtete Reithalle, die 1940 ausbrannte. In die Ruine der ehemaligen Reithalle wurde 2004 bis 2008 ein multifunktionales Veranstaltungszentrum integriert.

Nach dem Aussterben der Köthener Fürstenlinie 1847 erbte der Herzog von Anhalt-Dessau das Köthener Schloss. Dieser ließ das gesamte Mobiliar entfernen und richtete im Schloss verschiedene Landesämter ein sowie das Amtsgericht Köthen. Im Ludwigsbau wurde 1878 ein Gymnasium eröffnet. Ebenfalls 1878 wurde auf der Ostseite des Schlosses ein Gefängnisbau errichtet, der 1991 wieder abgerissen wurde, um den ursprünglichen Bauzustand wiederherzustellen.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde bei einem Bombenangriff auf Köthen am 20. Juli 1944 die nördliche Hälfte des Westflügels des Schlosses durch einen Volltreffer zerstört. Auch der östliche Anbau an das Torhaus wurde vernichtet. Die Ruinen wurden abgetragen.[1]

Im Steinernen Haus befinden sich jetzt das Stadtarchiv Köthen und die Magazinräume der Museen. Der Ferdinandsbau beherbergt seit 2002 zusätzlich die Prähistorische Sammlung des Köthener Landes. Im Johann-Georgs-Bau sitzt seit 1984 die Musikschule „Johann Sebastian Bach“ Köthen/Anhalt. Im Ludwigsbau residieren das Historische Museum für Mittelanhalt und die Bachgedenkstätte.

Die Schlosskapelle wurde bis 1870 für Gottesdienste genutzt. Der barocke Raum diente dann dem Ludwigsgymnasium als Turn- und Festsaal. Dazu wurde die Kapelle bis zur Höhe des Schlosshofes mit dem Aushub des neuen Gefängnisses aufgefüllt. 1961 bis 1963 wurde diese Auffüllung wieder entfernt und die ursprüngliche Raumgestaltung wieder hergestellt. Eine weitere Restaurierung erfolgte 1989 bis 1991. Die Emporenbrüstung mit vier Pfeilern – entworfen von Johann Michael Hoppenhaupt (1725) – stammt aus der Ruine der Dorfkirche Oberbeuna (Geiseltal), die mittlerweile zum Gemeindezentrum umgebaut wurde.[2] Die Orgel (von Johann Christoph Zuberbier) wurde ursprünglich um 1735 für die Kirche in Thurau geschaffen und 1986–1989 in der Schlosskapelle aufgebaut.

Der Spiegelsaal wird ab Januar 201 einer Generalsanierung unterzogen. Als Ersatzspielstätte dient dann die in der Ruine der Reithalle 2008 eingerichtete Mehrzweckveranstaltungshalle mit dem „Johann-Sebastian-Bach-Saal“ (450 Plätze), dem „Anna-Magdalena-Bach-Saal“ (160), dem „Maria-Barbara-Bach-Saal“ (60) und dem „Wilhelm-Friedemann-Bach-Saal“ (120) sowie dem Café „Leopold“.

Schloss Köthen befand sich seit 1918 im Besitz der Stadt Köthen und ging 1997 in den Bestand der landeseigenen Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt über.

Sonstiges

Das Schloss Köthen war seit 1629 Sitz der Fruchtbringenden Gesellschaft, des ersten deutschen Sprachvereins, der 1617 in Weimar gegründet wurde. Ludwig von Anhalt-Köthen (1579–1650) war ihr Mitgründer und lebenslanges "Oberhaupt".

Johann Sebastian Bach wirkte in Köthen zwischen 1717 und 1732 als Hofkapellmeister Leopolds von Anhalt-Köthen und schuf hier Teile seiner Brandenburgischen Konzerte und seines Zyklus' Das wohltemperierte Klavier. Eine Bach-Gedenkstätte befindet sich im Ludwigsbau.

Der Ferdinandsbau ist Sitz der ornithologischen Sammlung von Johann Friedrich Naumann (1780–1857). Naumann gilt als Begründer dieser Wissenschaft.

Der Schlossinnenhof, der Spiegelsaal, die Schlosskapelle und die Caféräume werden mietweise auch durch externe Veranstalter genutzt.

Einzelnachweise

  1. Renate Kroll: Köthen. In: Götz Eckardt (Hrsg.): Schicksale deutscher Baudenkmale im Zweiten Weltkrieg. Henschelverlag, Berlin 1978. S. 329.
  2. Homepage zur Kirche Oberbeuna

Weblinks

 Commons: Schloss Köthen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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