Schloss Kossenblatt

Schloss Kossenblatt
Schloss Kossenblatt (Lithografie von Theodor Albert (1870), herausgegeben von Alexander Duncker)
Das Schloss im Jahre 2010
Schloss Kossenblatt (1903)
Eiskeller

Das Schloss Kossenblatt war ein königlich-preußisches Residenzschloss. Es befindet sich im Dorf Kossenblatt, Gemeinde Tauche bei Beeskow im Landkreis Oder-Spree.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1581 erwarb der brandenburgische Oberkammerherr Georg von Oppen das alte Herrenhaus im Dorf Kossenblatt, dessen Name sich vom slawischen Cossinbloth herleitet und Krummensumpf bedeutet. Das alte Herrenhaus, von dem nur das Kellergewölbe als Teil des Amtshauses die Zeit überstand, verblieb über drei Generationen im Besitz derer von Oppen.

1699 erwarb Generalfeldmarschall Hans Albrecht von Barfus das bescheidene, auf einer Insel in der Spree gelegene Anwesen für eine Summe von 32.000 Talern und 100 Dukaten. Barfus wollte das kleine Herrenhaus einem größeren Umbau unterziehen. 1702 begann der niederländische Baumeister Van Spieren mit den Arbeiten. Wegen des ungünstigen Untergrundes am Flusslauf musste das Fundament mit Baumstämmen verstärkt werden, was die Bauzeit bis 1712 hinzog. Bereits am 27. Dezember 1704 verstarb der Auftraggeber von Barfus, sodass er sein Schloss nie bewohnen konnte. Barfus wurde an der Kossenblatter Dorfkirche beigesetzt.

Seine Witwe, Eleonore von Barfus, geborene Eleonore Gräfin von Dönhoff, ließ den Bau schließlich 1705 und 1712 vermutlich von Jean Baptiste Broebes oder Jean de Bodt vollenden. Der Legende nach soll sie kurz vor ihrem Tode die Anweisung gegeben haben, das gesamte Barfus'sche Schlossinventar zu Ungunsten ihres Sohnes zu verbrennen.

1735 kam König Friedrich Wilhelm I. von einer Jagd auf Schloss Königs Wusterhausen nach Kossenblatt. Dort zeigte er sich vom Schloss-Neubau angetan und forderte den Erben auf, ihm dieses zu verkaufen. Graf Barfus lehnte die Nachfrage des Königs ab und forderte den überhöhten Betrag von 180.000 Talern, in der Annahme, dieser würde niemals bezahlt werden. Friedrich Wilhelm I. forderte die Einholung eines Wertgutachtens, das einen Wert von 125.000 Talern als gegeben ansah. Für diesen Preis veräußerte Graf Barfus, der dem König diesen Wunsch nicht ausschlagen konnte, Schloss Kossenblatt. Der König schlug dieses seiner Herrschaft Königs Wusterhausen zu und übergab Kossenblatt seinem Sohn August Wilhelm als Sommerresidenz.

Wahrscheinlich residierte Prinz August Wilhelm aber nie dort, da er das Schloss Oranienburg deutlich bevorzugte. Dennoch ließ die Hofverwaltung am großen Frontbalkon von Schloss Kossenblatt den geschwungenen Namenszug A. W. anbringen. König Friedrich Wilhelm I. selbst weilte in seinen letzten Lebensjahren aber viele Monate auf Kossenblatt, um sich dort von seinem Gicht-Leiden zu kurieren. Im Schloss befasste er sich mit Malerei und schuf unter Schmerzen selbst viele Werke. Zudem stand er in regem Austausch mit dem Pfarrer der Dorfkirche.

1801 wurde der Sohn des königlichen Kassenverwalters Buchholtz Amtmann auf Kossenblatt, der es 1811 als Erbpachtgut von Friedrich Wilhelm III. erhielt. 1851 erwarb die Familie Buchholtz letztendlich Kossenblatt, dem 1868 der Charakter eines Rittergutes zugesprochen wurde. 1862 führte Buchholtz Theodor Fontane durch das Schloss, der dort auch nächtigt (Fontanezimmer) und es in seinem Werk: Wanderungen durch die Mark Brandenburg nicht vorteilhaft erwähnt.

1900 erwirbt der Landrat von Tilly aus Beeskow das Schloss. 1907 Erwerb durch den Rittmeister Erich Merkens. 1917 Erwerb durch Walter Schütze aus Kramso. 1918 Kauf durch Oberleutnant Lüben aus Berlin. 1919 Kauf durch den Saftfabrikanten Jacob Kirberg.

1945 wird die Familie Kirberg durch das Bodenreformgesetz enteignet. 1947 wird das Gut volkseigen und der Landesregierung in Potsdam zur Verwaltung übergeben. Das Schloss dient als Unterkunft für Umsiedler, als Kindergarten und als Reparaturstützpunkt einer Maschinen-Ausleihstation. Es wird überlegt, das baufällige Gebäude zu sprengen. 1956 wurde es schließlich unter Denkmalschutz gestellt.

Von 1963-67 wird das Schloss wieder in standgesetzt um anschließend die Zentralstelle für Reprographie der DDR dort unterzubringen. Diese wird 1991 in die private Mikrofilm Center Kossenblatt GmbH umgewandelt. 1997 kauft die Gemeine Kossenblatt das Schloss von der Treuhand Liegenschaftsgesellschaft auf. Der Pachtvertrag an die Microfilm-Center Kossenblatt lief noch bis in Jahr 2005.

Derzeit steht Schloss Kossenblatt wieder zum Verkauf und kann nach Voranmeldung besichtigt werden.

Architektur

Äußeres Erscheinungsbild

Schloss Kossenblatt ist eine barocke Dreiflügelanlage. Die feine Rustizierung der Fassade verleiht dem Bau ein schlicht-vornehmes Aussehen. Die langen Seitenflügel begrenzen einen schmaleren Schlosshof. In diesem führt eine hufeisenförmige Doppelrampe zum Eingangsportal. Auf dem Gelände der Schlossinsel in der Spree befand sich ein barocker Lustgarten.

Innenausstattung

Nach Theodor Fontane, der Kossenblatt in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg beschrieb, war der Eindruck, den das Schloss in seinem Innern macht, der des Stattlichen, aber zugleich der höchsten Trübseligkeit.

Es ist ein imposantes Nichts, eine würdevolle Leere – die Dimensionen eines Schlosses und die Nüchternheit einer Kaserne.Aber erst in den Zimmern der Beletage erreicht die Trübseligkeit ihren höchsten Grad. Hechtgrau gestrichene Türen tragen allerhand Inschriften in gelber Ölfarbe, und den Korridor des linken Flügels hinunterschreitend, lesen wir nach der Analogie von Kasernenstube Nr. 3 oder 4: »Ihro Hoheit Kronprinzessin«, »Ihre Hoheiten Prinzessin Ulrike und Amalie«, »Ihre Königlichen Hoheiten Prinz Heinrich und Ferdinand«, »Oberhofmeisterin«, »Fräuleinskammer« etc. Dazwischen immer »Garderobezimmer«, aber, sooft wir öffnen, alles in dieselbe weiße Tünche getaucht.

Der König wohnte im Erdgeschoss, wo die Wände des Empfangszimmers im linken Flügel mit holländischen Fliesen verkleidet sind. Bis in die Kaiserzeit hingen dort zahlreiche von Friedrich Wilhelm I. gemalte Gemälde.

Wir durchschnitten endlich auch den Rest des Erdgeschosses und fanden seine Räume, wie wir die des ersten Stockes gefunden hatten: groß, öde, weiß. Dazu hohe Fenster und hohe Kamine.

Literatur

  • Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Band 2: „Oderland“; Links der Spree: Auf dem Hohen-Barnim: „Schloss Kossenblatt“.
  • Gerd Streidt, Peter Feierabend: Preußen – Kunst und Architektur. Könemann, Köln 1999, S. 117.
  • Gerhard Vinken u.a.: Dehio – Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Brandenburg. München 2000.

Weblinks

 Commons: Schloss Kossenblatt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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