Schloss Hardenberg (Velbert)

Schloss Hardenberg (Velbert)

Das Schloss Hardenberg ist ein barockes ehemaliges Wasserschloss im Stadtteil Neviges der Stadt Velbert. Es geht auf eine Gründung der Herren von Hardenberg zurück und wurde Ende des 17. Jahrhunderts zu seiner heutigen Form umgebaut. Die Vorburggebäude werden zu kulturellen Zwecken genutzt.

Etwa 600 Meter südwestlich befinden sich die Überreste von Burg Hardenberg.

Schloss Hardenberg, Gesamtansicht (2008)

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Die Anlage besteht aus dem Hauptschloss und einer südlich davon gelegenen Vorburg. Beide Teile liegen auf einer eigenen Insel und sind von einer Parkanlage umgeben.

Vorburg

Die Vorburg ist ein dreiflügeliger Baukomplex in Hufeisenform, wie man ihn häufig bei rheinischen Wasserburgen findet. In den aus Bruchstein und Fachwerk errichteten Gebäuden mit zwei Geschossen waren einst Ställe und die Verwaltung des Amtes Hardenberg untergebracht. Maueranker in Form von Jahreszahlen zeugen von den Errichtungsjahren: 1680 und 1693. Dendrochonologische Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass der südliche Mittelbau der Vorburg erst um 1720/30, eine Mittelwand sogar erst zwischen 1734 und 1744 erbaut wurde.[1] An den beiden südlichen Ecken zeugen erhaltene Fundamente davon, dass dort früher einmal zwei Rundtürme gestanden haben.

Hauptschloss

Schloss Hardenberg, Hauptgebäude (2006)

Das Hauptschloss ist ein viereckiger Bau mit zwei Geschossen, dessen Hauptfassade durch Fenster in fünf Achsen unterteilt ist. Er wird von einem abgewalmten Mansarddach mit Gauben abgeschlossen. Durch die unterschiedlichen Größen der Fenster sind die einzelnen Bauphasen des Gebäudes von außen gut zu erkennen. Über dem Rundbogenportal findet sich ein von Löwen gehaltenes Allianzwappen der Familien von Bernsau und von Schaesberg. Früher fanden sich hier auch drei Inschriften, die über die Bauherrin Isabella Margarete von Schaesberg und ihren Mann sowie zwei ihrer Söhne Auskunft gaben.

Von der historischen Innenausstattung ist durch Umgestaltungen in den 1950er Jahren nur noch das aus dem 18. Jahrhundert stammende Treppenhaus erhalten, dessen Treppengeländer einfache Louis-seize-Formen besitzt.

Das Gebäude ist von einem tiefen Graben umgeben, der heute zwar trockengelegt aber immer noch sehr gut zu erkennen ist. Er ist von einer viereckigen, niedrigen Mauer eingefasst. Hauptschloss und Graben sind an drei Seiten von einer äußeren Ringmauer umgeben, die an ihren Ecken vier runde Batterietürme mit schiefergedeckten Kegeldächern besitzt. Die Ecktürme sind durch gedeckte und halb unterirdisch angelegte Kasemattengänge miteinander verbunden und besitzen Schießscharten. Sie datieren wahrscheinlich in das letzte Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts.[2]

Geschichte

Schloss Hardenberg von Westen

Das Schloss wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts[3] von den bereits 1145 urkundlich erwähnten Herren von Hardenberg im Herzen ihrer unabhängigen Herrschaft als Wehrbau errichtet. Der stattliche Herrensitz fand jedoch erst im Dezember 1354 erstmals urkundlich Erwähnung, als Graf Heinrich von Hardenberg „huis ind wohnunghe zue Hardenberg“[4] für 6000 Mark in brabantischer Währung[5] an Gerhard I. Berg verkaufte, sodass Hardenberg fortan ein bergisches Amt war. Die ehemaligen Burgbesitzer verlegten ihren Herrschaftssitz nach Herbede auf die dortige Burg Hardenstein. In der Folgezeit wurde das Amt häufig verpfändet und besaß deshalb viele wechselnde Besitzer. Wohl noch im 15. Jahrhundert[1] war ein neues, dreigeschossiges Burggebäude erbaut worden. Der von einem Wassergraben umgebene Bau besaß zwei Flügel, die im rechten Winkel aufeinander stießen, und am Dachansatz auf Konsolen vorkragende Erkertürmchen.

1496 übertrug Wilhelm III. von Jülich-Berg Herrschaft und Burg als erbliches Lehen an seinen Rat und Stallmeister Bertram von Gevertshain (auch Gebhardtshain), genannt von Lützenrode. Er ließ die Hardenberger Anlage für die stattliche Summe von 800 Gulden umbauen. Nach seinem Tod 1525, dem der seines unmündigen Sohnes rasch folgte, kam die Burg durch Erbschaft 1529 an die Familie von Bernsau. Die Erbtochter Isabella Margaretha von Bernsau heiratete 1655 den Freiherrn Friedrich Arnold von Schaesberg und brachte den Besitz mit in die Ehe. Sie ließ die Burg in der Zeit von 1682 bis 1696 zu einem Schloss umgestalten. Dabei wurde der bisherige Winkelbau zu einem geschlossenen, verputzten Kubus erweitert. Nach einem Brand am 13. Mai 1785 wurde der Bau um ein Stockwerk erhöht, und das Schloss erhielt mit dem abgewalmten Dach seine heutige Gestalt.

Es ist unklar, wie die Anlage vor diesen tiefgreifenden Veränderungen genau ausgesehen hat. Für das Jahr 1634 sind in den beiden Obergeschossen des Hauptgebäudes ein Saal, acht Kammern, ein Schulzimmer und eine Kapelle verbürgt. Im Dachgeschoss befanden sich die Räume für die Dienerschaft, eine Rüstkammer und das Getreidelager. Zum Wirtschaftshof gehörten ein Kuh- und Pferdestall, ein Kuhhaus sowie ein Back- und Brauhaus. Eine Zugbrücke, die von einem Torbau bewacht wurde, verband das Hauptgebäude und den Wirtschaftshof.

Schloss Hardenberg auf einer Lithografie von etwa 1883

1697 gab Friedrich Sigismund Theodor von Schaesberg das Haus gegen eine Rente an seinen Onkel mütterlicherseits, den Freiherrn Jobst Dietrich von Wendt. Das Anwesen ging schließlich in das Eigentum dieser Familie über, nachdem Hardenberg − seit 1806 dem französisch regierten Großherzogtum Berg zugehörig − nach dem Wiener Kongress 1815 Preußen zugeschlagen worden war. Doch schon seit 1811 wurde das Schloss nur noch sporadisch genutzt, denn Friedrich Wilhelm von Wendt hatte in jenem Jahr den ständigen Wohnsitz der Familie nach Schloss Crassenstein im Münsterland verlegt. Mit dem Tod Oswald von Wendts 1877 erbte seine Schwester Leonie den Besitz und brachte ihn an die Familie ihre Mannes, die niederländischen Grafen von Marchant-Ansembourg.

Bereits 1842 war die äußere Ringmauer im Süden niedergelegt sowie der Torbau zur Vorburg samt Zugbrücke abgerissen worden. Anstatt dessen bot seitdem eine feste Brücke Zugang zum Portal des Hauptschlosses. In Zuge der Arbeiten wurden auch einige der Gräften eingeebnet.

Ab 1908 war das Hauptgebäude an einen Wirt verpachtet, der dort eine Gastwirtschaft mit Biergarten und Bootsverleih betrieb. Die damalige Stadt Neviges erwarb das Schlossareal 1939 von Graf Wladimir von Marchant-Ansembourg, sodass sich die Gebäude seit der kommunalen Neugliederung, bei der Neviges ein Teil der Stadt Velbert wurde, im städtischen Besitz Velberts befinden.

Nachdem das Hauptschloss ab 1949 als Wohnheim für vertriebene Jugendliche und später für Lehrlinge gedient hatte, wurde es von 1965 bis 1975[1] restauriert und anschließend als Museum und Kulturzentrum genutzt. Neben der Dauerausstellung der Steinschen Gemäldesammlung wurden regelmäßig Werke zeitgenössischer Künstler ausgestellt. Daneben waren Räume wechselnden Aspekten der Velberter Stadtgeschichte, unter anderem auch der Nevigeser Wallfahrt, gewidmet. Im Rittersaal fanden regelmäßig Konzert- und Theateraufführungen statt.

Die Vorburg wurde noch bis 1958 landwirtschaftlich genutzt.[5] 1973 brannten die Wirtschaftsgebäude teilweise ab und wurden ab den 1980er Jahren restauriert. Die Arbeiten dazu sind seit dem Jahr 2006 abgeschlossen.

Heutige Nutzung

Trotz der 10-jährigen Restaurierungen ist das Hauptschloss wegen schwerer Schäden am Dachaufbau und am Mauerwerk seit Oktober 2003 geschlossen. Die Sanierung soll voraussichtlich im Jahr 2014 beendet sein.[6]

Ein Teil der Veranstaltungen, die vorher im Schloss stattfanden, konnte in den schon sanierten Westflügel der Vorburg verlegt werden. Dort befindet sich eine Studiobühne mit bis zu 150 Plätzen, die vom Kultur- und Veranstaltungsbetrieb Velbert betrieben wird. Neben Kleinkunst und Kabarett kommen dort Stücke des Kinder- und Jugendtheaters zur Aufführung. Zusätzlich dient die Vorburg auch als regelmäßiger Veranstaltungsort für Konzerte. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, Räume in der Vorburg für Firmenveranstaltungen und Privatfeiern zu mieten. Besonders für Hochzeiten ist der ehemalige Wirtschaftstrakt ein beliebter Ort, denn das Standesamt Velbert führt in zwei Räumen der Vorburg auch Trauungen durch.

Literatur

  • Paul Clemen (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler der Städte Barmen, Elberfeld, Remscheid und der Kreise Lennep, Mettmann, Solingen. L. Schwann, Düsseldorf 1894, Seite 67−68 (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Band 3, Abt. 2).
  • Alexander Duncker: Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie nebst den königlichen Familien-, Haus-, Fideicommiss- und Schattull-Gütern. Band 16. Berlin 1883 (PDF; 228 KB).
  • Jens Friedhoff: Schloss Hardenberg und die „Alte Burg“. In: Kai Niederhöfer (Red.): Burgen AufRuhr. Unterwegs zu 100 Burgen, Schlössern und Herrensitzen in der Ruhrregion. Klartext Verlag, Essen 2010, ISBN 978-3-8375-0234-3, Seite 291–295.
  • Andre Wemmers, Jens Wroblewski: Theiss-Burgenführer Niederrhein. Konrad Theiss, Stuttgart 2001, ISBN 3-8062-1612-6, S. 62–63. 
  • Kurt Wesoly (Bearb.): Neviges. Böhlau, Köln u. a. 2001, ISBN 3-412-11601-7 (Rheinischer Städteatlas. Band 77).

Weblinks

 Commons: Schloss Hardenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c A. Wemmers, J. Wroblewski: Theiss-Burgenführer Niederrhein, Seite 63.
  2. J. Friedhoff: Schloss Hardenberg und die „Alte Burg“, Seite 295.
  3. A. Wemmers, J. Wroblewski: Theiss-Burgenführer Niederrhein, Seite 62.
  4. J. Friedhoff: Schloss Hardenberg und die „Alte Burg“, Seite 291.
  5. a b schloss-hardenberg.de, Zugriff am 31. Oktober 2010.
  6. H. W. Rieck: Restaurierungsarbeiten haben den Zenit bald erreicht. In: Der Westen vom 4. Januar 2011.
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