Schloss Eberstein (Gernsbach)

Schloss Eberstein (Gernsbach)
Schloss Eberstein im Juni 2006 von Obertsrot aus gesehen

Das Schloss Eberstein, auch Neu-Eberstein oder Neueberstein genannt, ist ein Schloss bei Gernsbach, Landkreis Rastatt, in Baden-Württemberg. Es handelt sich ursprünglich um eine Spornburg der Grafen von Eberstein mit Schildmauer zum Hang, deren Bergseite der rechteckige Bergfried verstärkte. Die Anlage wurde mehrfach erweitert und Anfang des 19. Jahrhunderts durch die badische Herrscherfamilie zum Landschloss umgebaut. Heute dient Schloss Eberstein als Hotel, Restaurant, Weingut und privater Wohnsitz.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das Schloss liegt auf einer Bergnase nördlich von Obertsrot, 130 Höhenmeter über dem Talgrund der Murg. Eine Straßenverbindung besteht über die Kreisstraße 3701, welche von Gernsbach zum Schloss und weiter nach Müllenbild und Baden-Baden-Oberbeuern führt. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Gebäude über den ca. 1,5 km Fußweg entfernten Stadtbahn-Haltepunkt Obertsrot der Murgtalbahn zu erreichen.

Geschichte

Ansicht von Westen, Zeichnung aus dem 17. Jahrhundert
Ansicht von Westen, nach einer Zeichnung aus dem 19. Jahrhundert. Der neugotische Turmaufbau wurde inzwischen wieder entfernt.

Neu-Eberstein wurde als Novum Castrum Eberstein im Jahr 1272 erstmals erwähnt und diente neben der Burg Alt-Eberstein als Sitz der Grafen von Eberstein. Als Bauherr und erster Burgherr gilt Otto I. von Eberstein (1207–1279). Zu den ältesten Bauteilen zählen die Schildmauer und der Stumpf des Bergfrieds. Eine bedeutende Erweiterung erfuhr die Anlage im 16. Jahrhundert unter Wilhelm IV. von Eberstein (1497–1562), der Brunnen, Treppentürme, den Oberstock des Wohngebäudes, einen Archivbau, eine Burgkapelle und verschiedene Zwingermauern errichten ließ. Im frühen 17. Jahrhundert kamen unter Philipp III. von Eberstein († 1609) das neue Torhaus, die Vorwerke im Osten und Westen sowie weitere Zwingermauern hinzu.

Der Besitz der Ebersteiner fiel nach deren Aussterben mit dem Tode Graf Casimirs (1639–1660) teils an die Markgrafschaft Baden, teils an Württemberg-Neuenstadt. Die Anlage wurde künftig nicht mehr als Herrensitz genutzt, sondern war nur noch Wohnstatt der badischen und württembergischen Verwalter. Zur Zeit des Pfälzischen Erbfolgekriegs war die Burg ein sicherer Ort für den Prinzen Leopold Wilhelm, das baden-badische Archiv und für die Klosterfrauen vom Heiligen Grab. 1691 brannte ein Teil der Anlage nieder. Daraufhin wurde die Burg nur noch als Werkstatt und Lager genutzt.

Im Laufe der Zeit gelangten die württembergischen Anteile des vormaligen Ebersteiner Besitzes sukzessive an Baden. 1798 übergab der badische Markgraf Karl Friedrich die Anlage seinem Sohn Friedrich. Dieser ließ die Burg ab 1802 durch den Karlsruher Baumeister Friedrich Weinbrenner im neugotischen Stil zum Schloss umbauen.

Unter Großherzog Leopold wurden ab etwa 1830 die Gebäude auch im Inneren neogotisch umgestaltet. Nach Plänen des Weinbrenner-Schülers Heinrich Hübsch entstand außerdem anstelle der alten Stallungen das heutige Restaurantgebäude. Der ausführende Werkmeister Johann Belzer zeichnete auch für weitere Umbauten im späten 19. Jahrhundert verantwortlich. Großherzog Leopold erwarb außerdem zahlreiche Kunstschätze, die er im Schloss ausstellen ließ, darunter historische Glasmalereien u.a. aus den Pfarrkirche in Dühren und Ottersweier, eine gotische Kreuzigungsgruppe von 1464 vom ehemaligen Zisterzienserkloster Herrenalb und romanische Reliefs aus dem 12. Jahrhundert von der abgerissenen Klosterkirche in Petershausen. Die Hauskapelle ließ Leopold mit Gemälden von Moritz von Schwind und dem Hofmaler Albert Gräfle ausstatten.

Der Bergfried erhielt seine heutige Gestalt im Jahr 1951 nach Plänen von Otto Linde.

Im Jahr 2000 verkaufte Max Markgraf von Baden das Schloss an einen aus Gernsbach stammenden Kölner Geschäftsmann. Dieser ließ das denkmalgeschützte Gebäude aufwändig restaurieren. Ebenso wurde der Weinberg auf fünf Hektar in Südlage neu und terrassiert angelegt. Der Weinberg war 1994 vom Markgrafen gerodet worden, da die Bewirtschaftung nicht mehr rentabel erschien. Die Rodung hatte zu erheblichem Unmut in Gernsbach und Obertsrot geführt, da der Weinberg landschaftsprägend ist.

Heutige Nutzung

Luftaufnahme, September 2006

Mit Werners Restaurant ist ein Feinschmeckerrestaurant im Schloss beheimatet, das seit 2006 mit einem Stern im Guide Michelin ausgezeichnet ist, sowie ein 4-Sterne-Hotel. Ebenso ist das Schloss bei Wanderern und Ausflüglern ein beliebtes Ziel, unter anderem wegen der Schloss-Schänke mit dem dazugehörigen Platanen-Terrassenbiergarten und der damit verbundenen Aussicht ins mittlere Murgtal. Aufgrund der Eigentumsverhältnisse gibt es keine Schlossführungen.

Durch den neuen Eigentümer und dessen Bruder wurde auch wieder der erst wenige Jahre zuvor eingestellte und davor über Jahrhunderte betriebene Weinbau am Hang unterhalb des Schlosses ins Leben gerufen. Das Weingut gehört zur Weinbauregion Ortenau und liegt am Wanderweg Ortenauer Weinpfad. Um den Schlossberg verläuft der baumkundliche Lehrpfad Arboretum Schloss Eberstein. Das Schloss ist eine Station des Wanderwegs Gernsbacher Runde und des Gernsbacher Sagenwegs.

Auf dem kurvenreichen Straßenanstieg ab der Gernsbacher Murginsel wurde durch den örtlichen Motorsportverein Automobilclub AC Eberstein e.V. zwischen 1970 und 1989 14 mal die Motorsportveranstaltung Schloßbergrennen durchgeführt. Seit 2004 findet in Anlehnung an diese Rennen unter dem Namen Schlossberg–Historic jährlich ein Treffen für Oldtimer- und Youngtimer-Fahrzeuge statt.

Schloss Eberstein wurde von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg zum Denkmal des Monats Januar 2008 ernannt.

Literatur

Weblinks

 Commons: Schloss Eberstein (Gernsbach) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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