Schleitheim

Schleitheim
Schleitheim
Wappen von Schleitheim
Basisdaten
Staat: Schweiz
Kanton: Schaffhausen
Bezirk: Schleitheimw
Gemeindenummer: 2952i1f3f4
Postleitzahl: 8226
Koordinaten: (678336 / 289231)47.748968.4832480Koordinaten: 47° 44′ 56″ N, 8° 29′ 0″ O; CH1903: (678336 / 289231)
Höhe: 480 m ü. M.
Fläche: 21.63 km²
Einwohner: 1690 (31. Dezember 2009)[1]
Website: www.schleitheim.ch
Karte
Karte von Schleitheim
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Schleitheim ist eine politische Gemeinde des Kantons Schaffhausen in der Schweiz.

‚Schleitheim‘ wird im lokalen Dialekt als ‚Schlaate‘ ausgesprochen.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Schleitheim liegt direkt an der Grenze zu Deutschland, in der Nähe von Stühlingen, und am westlichen Rand des Randens.

Politik

Der Gemeindepräsident ist Hansruedi Stamm (Stand 2010).

Wirtschaft

Die Gemeinde lebt vom Gewerbe und der Landwirtschaft.

Verkehr

Die an Deutschland (Gemeinde Stühlingen) grenzende Gemeinde war der Endpunkt der ehemaligen Strassenbahn Schaffhausen-Schleitheim (StSS).

Strassenverbindungen existieren nach Oberwiesen – Staatsgrenze beziehungsweise Schaffhausen sowie Ortsverbindungen nach Beggingen und Hallau.

Der öffentliche Nahverkehr findet durch die SchaffhausenBus (ehemals RVSH, davor ASS Autoverkehr Schleitheim-Schaffhausen) mit Busbetrieb statt. Autoverkehr Schleitheim-Schaffhausen ist die Nachfolgerin der Strassenbahn Schaffhausen-Schleitheim.

Ein Radweg führt durch die raren Weinberge nach Oberwiesen und dem Grenzübergang an der Wutach. Für Mountainbiker interessant ist der Weg auf den Schlossranden von Schleitheim über den Strickhof bis zum ‚Schlaatemer‘ Randenturm.

Geschichte

Schleitheim war bereits in römischer Zeit besiedelt und trug damals den Namen Juliomagus. Historische Bedeutung erlangte Schleitheim unter anderem als Abfassungsort der unter Federführung von Michael Sattler entstandenen Schleitheimer Artikel von 1527, dem ältesten Glaubensbekenntnis der reformatorischen Täufer.

Wappen

Blasonierung

In rot schwarzer Stierkopf.

1569 findet sich als das Schleitheimer Wappen einen ganzen, roten Ochsen auf weissem Hintergrund. Kurze Zeit später findet man den weissen Stier mit gelben Hörnern in rot. Der Ochse als Wappentier stammt von Ludwig Ochs, dem ersten Obervogt (1559-1569) von Schleitheim. Vermutlich wurde es aus mangelndem Wissen über die Herkunft des Wappen als Gemeindewappen interpretiert, da es auf den amtlichen Dokumenten zu finden war. Auf einem Siegel 1792 findet sich erstmals der Stierkopf auf rot schraffiertem Grund. Bei der Bereinigung 1949 wurde der Gemeindeversammlung die beiden Varianten, ganzer Ochs, bzw. nur sein Kopf, vorgeschlagen, wobei letzteres sich durchsetzte. Für die Tinktur wurde diejenige aus dem 16. Jahrhundert gewählt. [2]

Sehenswürdigkeiten

Gipsmuseum Schleitheim

Das Gipsmuseum Schleitheim ist dem letzten noch zugänglichen Gipsstollen der Region vorgelagert. Das Museum informiert über den im 18./19. Jahrhundert intensiv betriebenen Gipsabbau in der Gegend. Zuständig für den Betrieb ist die Stiftung zur Förderung des Gipsbergwerkes und Gipsmuseums Schleitheim.

Lage Das Gipsmuseum Schleitheim befindet sich im Ortsteil Oberwiesen, rund 300 m vor dem Grenzübergang Schleitheim-Stühlingen (D). Ein Wegweiser markiert die Zufahrt. Das Museum verfügt über Parkplätze sowie einen Rastplatz.

Rohstoff Gips (CaSO4·2 H2O) Die Gipsvorkommen in der Gegend von Schleitheim reichen teilweise bis an die Bodenoberfläche. Grössere Vorkommen liegen allerdings in den tieferen Lagen des Muschelkalkes im Hügelzug zwischen dem Wutach- und dem Schleitheimertal. Das ehemalige Grubenfeld umfasste rund 50'000 m². In der Schleitheimer Gemeinderechnung von 1712 macht ein Eintrag auf die örtliche Verwertung von Gips aufmerksam. Der bislang älteste schriftliche Beleg datiert aus dem Jahr 1709 in der Baugeschichte der Klosterkirche Rheinau ZH, wo zum Innenausbau Schleitheimer Gips verwendet wurde.

Zuerst wurden die Gipsvorkommen in oberirdischen Brüchen abgebaut. 1790 wurde ein erster Stollen zur Gewinnung des Gipses unter Tag angelegt. In der Folge entstanden weitere Stollen auf dem Gebiet der Gemeinde Schleitheim. Der Rohstoff Gips wurde in mühsamer Handarbeit im Berg abgebaut und in Loren nach aussen befördert. In gesonderten Arbeitsgängen wurden die Steine weiterverarbeitet zum Endprodukt Gips. Ungebranntes Gipsmehl fand Absatz in der Landwirtschaft, gebrannter Gips im Baugewerbe. Bekannt sind die schönen Stuckaturdecken des Rokoko- und des Barockzeitalters, welche aus Gips gestaltet wurden. Der Schleitheimer Gips fand jedoch zu rund 70 Prozent Anwendung als so genannter Ackergips. Gipsmehl bindet den Ammoniak und erzeugt eine bodenbelebende Wirkung, womit die Fruchtbarkeit der Pflanzen, insbesondere des Klees, erhöht wird. Das Absatzgebiet reichte weit über die Grenzen des Kantons hinaus. 1860 wurden 180'000 Zentner Gipssteine gebrochen. In den Jahren 1931 bis 1935 waren es etwa 1'300 Tonnen pro Jahr. Ohne Erfolg blieben die Tiefbohrungen nach Salz in den Jahren 1823 bis 1838.

Weiterverarbeitung der Gipssteine: Die Steine wurden in sogenannten Stampfen oder in Hammermühlen gebrochen und anschliessend bei niedrigen Temperaturen getrocknet (Vorbrand). Die so zerkleinerten und gebrannten Gipsstücke wurden der Mühle zugeführt und zu Mehl zerrieben. Anschliessend wurde das Gipsmehl je nach Verwendungszweck nochmals erhitzt (gekocht, Hauptbrand) und dann in Fässern und Säcken per Fuhrwerk an die Abnehmer geliefert. In Schleitheim bestanden 10 Mühlen, welche Gips verarbeiteten. Der Gipsabbau sowie die Weiterverarbeitung und der damit verbundene Bau eines Werkkanals (1872) zur Energiegewinnung mittels zwei Turbinen waren ausschlaggebend, dass in Oberwiesen ein Industriegebiet entstand.

Während der Blütezeit waren bis zu 150 Personen beim Gipsabbau und bei der Weiterverarbeitung sowie im Nebengewerbe tätig. Mit dem Aufkommen hochwertiger Dünger um 1900 sank die Nachfrage nach Düngegips; die Schweizer Gipsunion kaufte 1903 das Schleitheimer Werk auf und legte es still.

Nach der zwischenzeitlichen Nutzung eines Gipsstollens als Obstkeller, ein anderer diente dem örtlichen Bierbrauer als Bierlager, wurde 1927 ein neuer Anlauf zum Gipsabbau unternommen. 1936 wurde ein neuer Stollen eröffnet. Abnehmer der Gipssteine waren die Portland Cementwerke in Thayngen. 1944 kam aber das endgültige Aus für den Gipsabbau in Schleitheim.

Gipsmuseum seit 1938 Die Familie des letzten Gipsbergwerkbetreibers richtete 1938 ein Gipsmuseum ein und führte Interessenten in das Bergwerk. 1962 ging die Anlage an die Gemeinde, die sie später zur Erhaltung in eine Stiftung überführte. 1992 wurde der zwischenzeitlich teilorts eingestürzte Zugangsstollen wieder begehbar gemacht und der ganze Besuchergang gesichert und elektrisch ausgeleuchtet. 1996 wurde das Museum vollständig erneuert. Es ist überaus informativ und anschaulich gestaltet. Es zeigt die Entstehung des Gipses, die Vorkommen in der Region, die Werkzeuge für den Abbau, die Weiterverarbeitung in einer Stampfe und einer Mühle sowie Verwendungszwecke. Der Betrieb wird heute von einem geschäftsführenden Ausschuss sowie Hobbyführern gewährleistet.

Weblinks

 Portal:Kanton Schaffhausen – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Kanton Schaffhausen

 Commons: Schleitheim – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistik Schweiz – Bilanz der ständigen Wohnbevölkerung nach Kantonen, Bezirken und Gemeinden
  2. Bruckner-Herbstreit, Berty: Die Hoheitszeichen des Standes Schaffhausen und seiner Gemeinden, Reinach-Basel 1951, S.271-274

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