Schlagschatten (Roman)

Schlagschatten (Roman)

Schlagschatten (engl.: Ghosts) ist ein Roman des amerikanischen Autors Paul Auster, der 1987 als Mittelteil der New York-Trilogie veröffentlicht wurde.

Inhaltsverzeichnis

Entstehungskontext

Schlagschatten ist die erweiterte Umarbeitung von Austers Einakter Blackouts aus dem Jahr 1976. [1]

Inhalt

Der Privatdetektiv Blue bekommt von White den Auftrag, Black zu beschatten. Von einer für ihn angemieteten Einzimmerwohnung kann er Black im Haus gegenüber beobachten, der nichts anderes macht als zu schreiben, zu lesen und gelegentlich Lebensmittel einzukaufen. Ort der Handlung ist New York, die Zeit wird als Gegenwart beschrieben, dann aber mit dem 3. Februar 1947 präzisiert - Austers Geburtsdatum. Der Fall ist rätselhaft für Blue. Aber er fügt sich in die scheinbare Notwendigkeit und Pflicht des Auftrags. Mehrere Monate vergehen, ohne dass sich wesentliches verändert. Black trifft eine Frau, geht durch Brooklyn, besucht eine Buchhandlung. Blue kauft sich das Buch, das sein Gegenüber liest: Walden, findet jedoch keinen Zugang. Vergeblich ersucht er seinen Lehrmeister und väterlichen Freund Brown um Rat. Verschiedene Anekdoten und Geschichten werden in den Text und Blues Reflexionen eingeflochten: Walt Whitmans zerstörtes Gehirn; der Fall des Leichenbeschauers Gold, der einen vermissten Jungen sucht; die unglücklichen Ingenieure der Brooklyn-Bridge; der schwarze Baseballspieler Jackie Robinson; Nathaniel Hawthornes Erzählung Wakefield. Langsam verdichtet sich sein Verdacht, dass Black selbst sein Auftraggeber ist. Es gelingt ihm, teilweise in Verkleidung, mit Black Gespräche anzuknüpfen. Als Black seine Wohnung verlässt, dringt Blue dort ein und entwendet Blätter eines Manuskripts. Es sind Blues eigene wöchentliche Berichte. Blue sucht Black in dessen Wohnung auf, Black bedroht ihn, Blue schlägt ihn nieder und stiehlt das richtige Manuskript. Das Ende bleibt offen, sagt jedoch aus, dass alles wie geplant geschah.

Analyse

Schlagschatten ist der abstrakteste und am wenigsten zugängliche Text der Trilogie. In nüchterner Sprache und äußerst reduziertem Text beschreibt Auster Sinnsuche und Identitätsfragen innerhalb der strukturellen Form eines klassischen Detektivromans. Dies nutzt Auster für die Konstruktion eines postmodern abstrakten Spiegelkabinetts, sowie für eine Reflexion der Selbstfindung durch das literarische Schreiben. Blue und Black bedingen und ergänzen einander, können auch als Aspekte einer gleichen Person (auch des Autors) betrachtet werden. Initiator ist Black, der die Grundsituation kreiert; Blue ist Blaupause und Gegenspieler, der den Spiegeleffekt mit seinen Beobachtungen auslöst und vertieft. Auster bezieht sich explizit auf Henry David Thoreaus Buch Walden, zitiert das Buch mehrfach als Schlüssel zum Verständnis von Schlagschatten und der Situation seiner Protagonisten. Jedoch ohne dass letztere als einfache Umdichtung des natürlichen in den urbanen Rahmen zu lesen wären. Das Spiel mit Wahrnehmung, Masken und letztlich austauschbaren Namen führt bei Auster zu existentiellen Fragen, und hier lässt sich ein Bezug zu Jacques Lacans Begriff der Spiegelstufe festmachen: Führt die Beobachtung des Beobachters, das daraus resultierende doppelte Bewusstsein, sowie das Schreiben darüber, zur tieferen Erkenntnis der eigenen Identität? Besteht Identität aus dem Bild, das sich die Umwelt von einem bildet? Ein Grundthema Paul Austers, speziell in der New-York-Trilogie.

Zitat

„In Schlagschatten herrscht der Geist von Thoreau (…) die Idee, ein Leben in Einsamkeit zu führen, sich wie ein Mönch auf sich selbst zurückzuziehen – einschließlich der Gefahren, die das mit sich bringt.“ Paul Auster [2]

Ausgaben

Referenzliteratur

Einzelnachweise

  1. ,Blackouts in Von der Hand in den Mund, Rowohlt, Reinbek 1998, S.199ff.
  2. Interview mit Joseph Mallia 1987, in Die Kunst des Hungers, Rowohlt, Reinbek 2000, S.198.

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