Schlacht von Megiddo

Schlacht von Megiddo
Schlacht bei Megiddo
Satellitenbild der Region
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Datum 25. April 1457 v. Chr.
Ort bei Megiddo
Ausgang Sieg von Thutmosis III. nach Belagerung
Folgen Weitere Unruhen in den Folgejahren
Konfliktparteien
Ägypten 330 Fürsten von Retenu bis Naharina
Befehlshaber
Thutmosis III. Der Fürst von Kadesch
Truppenstärke
20.000 unbekannt
Verluste
niedrig mittel

Die Schlacht bei Megiddo, die am 21. Schemu I (25. April) 1457 v. Chr.[A 1] im 23. Regierungsjahr des Königs Thutmosis III. nordwestlich von Megiddo stattfand, ist die erste in Details schriftlich verbürgte kriegerische Auseinandersetzung. Sie wurde in Hieroglypheninschriften im Amun-Tempel von Karnak dokumentiert.

Inhaltsverzeichnis

Rekonstruktion der Ereignisse

Ausgangslage

Gegen Ende der Ära der ägyptischen Königin Hatschepsut setzten Bestrebungen lokaler Herrscher im Bereich des heutigen Syrien ein, Ägypten erneut, wie zu Zeiten der Hyksos, zu erobern. Die Kleinstaaten in Syrien und Palästina verbündeten sich und mit dem am Oberlauf des Euphrat gelegenen Königreich Mitanni.

Treibende Kraft war der König von Kadesch. Eine mächtige Festung bot ihm und der Stadt Schutz. Der König von Megiddo mit einer ebenso starken Festung war dem Bündnis ebenso beigetreten wie auch eine Zahl von anderen Königen und Fürsten. Thutmosis III. selbst nennt insgesamt 330 Fürsten und Könige', eine Zahl, die von den Historikern als überhöht bezeichnet wird.[1]

Datierung der Schlacht

Die Schlacht bei Megiddo war ursprünglich mit Schwierigkeiten der Datierung verbunden, da die Möglichkeiten für die Jahre 1478 v. Chr., 1468 v. Chr. und 1457 v. Chr. hinsichtlich des Neumondtages gegeben waren. Das Jahr 1478 v. Chr. stand jedoch in keiner Übereinstimmung zu den Regierungsdaten von Amenophis I., weshalb dieser Ansatz gestrichen wurde.

In Übereinstimmung mit dem heliakischen Aufgang des Sirius verblieben die folgenden Ansätze:

Heliakischer Aufgang des Sirius
Beobachtungsort Ägyptisches Datum Gregorianischer Kalender Anmerkungen
Memphis 1. Mesori 1457 v. Chr. 4. Juli 1457 v. Chr.[A 2] 21. Pachon entspricht 25. April
Memphis 28. Epiphi 1468 v. Chr. 4. Juli 1468 v. Chr.[A 3] 21. Pachon entspricht 28. April


Durch einen Abgleich mit den Monddaten des ägyptischen Mondkalenders und den Synchronnismen der assyrischen Könige wird von den Ägyptologen zwischenzeitlich das Jahr 1457 v. Chr. als das Jahr der größten Wahrscheinlichkeit angesehen.

Der Feldzug nach Megiddo

Vor der Schlacht

Am 30. März (25. Parmouthi) 1457 v. Chr.,[2] im 22. Regierungsjahr von Thutmosis III., startete die Streitmacht aus der Grenzfestung Tjaru und gelangte 9 Tage später am 8. April (4. Pachon) in die Stadt Gaza. Dieser Tag war zugleich Tag des Festes der Königskrönung von Thutmosis III. und damit der 1. Tag im 23. Regierungsjahr.[2] Thutmosis III. vermerkt bei Ankunft in Gaza: Sieg in Gaza, um den elenden Feind[A 4] niederzuwerfen und die Grenzen Ägyptens zu erweitern.[2] Am 20. April 1457 v. Chr.[2] erreicht Thutmosis III. die Stadt Jehem (Jhm, heute Chirbet Jimma). In der folgenden Beratung wurde ihm mitgeteilt, dass der König von Kadesch die ägyptentreuen Provinzen bis Nahrina (Nhrn = Gebiet oberer Euphrat), Cheru (Hrw = Mittel-Syrien) und Qedu/Qedi (Qdw = Nordsyrien, zwischen Karkemisch und dem Meer) unter seiner Führung versammelt habe und in Megiddo wartet.[2] Thutmosis III. schickte nun Späher zur Erkundung der Gegend aus. Auf dem Weg nach Norden bildete das Karmelgebirge ein Hindernis. Dahinter lag die Festung Megiddo, wo sich die Truppen der syrischen Fürstenföderation gesammelt hatten.

Thutmosis III. entschied sich auf Grund der Späherinformationen dafür, entgegen dem Zureden seiner Berater, den direkten Weg über einen Gebirgspfad (Pass von Aruna) nach Megiddo zu nehmen. Dies war extrem riskant, da der Weg durch eine enge Schlucht führte, die nur im Gänsemarsch zu bewältigen war. Sollten am Ende der Schlucht Feinde warten, so wäre das Heer von Thutmosis III. leicht zu schlagen gewesen. Die Heerführer bevorzugten deshalb eigentlich eine Route auf einer von zwei befestigten Straßen die um das steilere Gelände herumführten.

Doch Thutmosis III. hatte Glück. Die Gegner hatten ihre Hauptstreitmacht beim Ort Taanach in Stellung gebracht und kleinere Einheiten zur Sicherung der von Djefti auf die Ebene von Megiddo führenden Straße abgestellt. Diese war von der Festung aus problemlos einsehbar. Den Pfad durch das Gebirge hatte die Koalition jedoch nicht beachtet. Thutmosis III. erkannte am 23. April (19. Pachon) 1457 v. Chr.[3] beim Verlassen der Schlucht, dass er zwischen Nord- und Südflanke seiner Gegner geraten war. Ende des Vormittags hatte die gesamte Streitmacht die Schlucht verlassen und erreichte zur 7.Stunde des Tages (gegen 12:00 Uhr) den Ort Qen (Qn).[4] Nun wurde dem ganzen Heer befohlen, sich auf die kommende Schlacht vorzubereiten: Rüstet euch für den Kampf mit dem elenden Feind.[4] Thutmosis III. ließ am Fuß des Gebirges lagern. Am nächsten Tag wurden letzte Vorbereitungen für die Schlacht getroffen: Besorgen der Verpflegung der Großen und des Proviants der Gefolgsleute, dem Heer wurde für die folgende Nacht der Auftrag gegeben Standhaft! Standhaft! Wachsam! Wachsam!.[4] Gleichzeitig wurden noch in der Nacht Teile des Heeres nach Süden und Norden von Megiddo verschoben.[4]

Schlachtverlauf

Am 21. Schemu I (25. April)[4] vermeldet der Schreiber: Tag des Neumondfestes. Erscheinen des Königs am frühen Morgen. Befehl zum Auszug.[4] Diese Eintragung beinhaltet gleichzeitig eine der seltenen Erwähnungen vom Neulichtfestdatum.[A 5] Der südliche Flügel des Heeres von Thutmosis III. stand südlich vom Bach Ken, während der nördliche Flügel sich im Nordwesten von Megiddo aufhielt.

Völlig überrascht vom plötzlichen Angriff zogen sich die Gegner von Thutmosis III. in die Festung zurück. Pferde und Streitwagen nebst Gold blieb auf dem Schlachtfeld liegen. Flüchtende Soldaten der Koalition wurden über Gewänder in die Stadt gezogen, da die Stadttore geschlossen wurden. Das Heer von Thutmosis III. setzte nicht sofort den Flüchtenden nach, sondern nahm die wertvollen Gegenstände auf dem Schlachtfeld an sich: Hätte mein Heer nicht den Sinn nach Plünderung gehabt, dann hätten wir Megiddo umgehend eingenommen. Der elende Feind von Kadesch hätte dann auch nicht in die Stadt über die Stadtmauer gezogen werden können.[5]

Nach der Schlacht

Der Sieg wurde überschwenglich gefeiert. Danach wurde ein Belagerungsring um die Festung aufgebaut. Thutmosis III. verfolgte und kontrollierte das Geschehen in der Festung Men-Cheper-Re, östlich von Megiddo, die für die Belagerung erbaut wurde: Die Festung wurde mit Erdwerk und frischen Holzbalken aus allerlei Fruchtbäumen umgeben.[6] In den folgenden Monaten gelang es keinem Stadtbewohner aus Megiddo zu fliehen.

Nachdem vier Monate[7] der Belagerung vergangen waren, kapitulierte die Koalition. Thutmosis III. umschreibt die Kapitulation mit den Worten: Nun ergaben sich die Fürsten der Fremdländer. Sie krochen auf ihren Bäuchen, um die Erde seiner Majestät zu küssen und um wieder frei atmen zu können. Alle Könige der Koalition mussten nun Tribute erbringen. Einige wurden in einer Eskorte in ihre südlichen Heimatorte gebracht und dort wieder eingesetzt.

Thutmosis III. kehrte nach seinem Sieg rechtzeitig nach Karnak zurück, um die Götterfahrt des Amun im Rahmen der Feierlichkeiten des Opet-Festes am 15. Achet II (21. September) zu begleiten. Nachdem Hatschepsut in den Jahren zuvor das Opet-Fest eröffnete, führte Thutmosis III. erstmalig den Prozessionszug des Amun in Verbindung eines zusätzlichen Siegesopfers hinsichtlich des Gewinns der Schlacht bei Megiddo an.[8]

Beuteliste

Die Ägypter erbeuteten: 340 Gefangene, 2041 Pferde, 191 Fohlen, 6 Hengste, einige Jungpferde, 2 Streitwagen mit Goldbeschlag, 922 weitere Streitwagen, 1 Panzerhemd aus Bronze, 200 Panzerhemden aus Leder, 502 Bogen, 7 Zeltstangen mit Silberbeschlag aus Meria-Holz des Königs von Kadesch, 1929 Stück Rindvieh, 2000 Ziegen, 20.500 Schafe und 207.300 Sack Weizen des Tales Jesdraelon (heute Jesreel).

Folgen

Der Treueschwur der geschlagenen Koalition: Wir werden nie wieder Böses tun gegen Men-Cheper-Re, er möge ewig leben, unserem Herrn. Während unserer Lebenszeit haben wir seine Macht gesehen. Sein Vater Amun, der Herr von Karnak, hat die Schlacht gewonnen, nicht die Menschen allein[1] sollte nicht lange Bestand haben, da der Sieg von Megiddo den Auftakt für weitere Feldzüge - in nahezu jährlichem Turnus - bedeutete.

Siehe auch

Literatur

  • Kurt Galling: Textbuch zur Geschichte Israels (TGI). Mohr, Tübingen 1979. ISBN 978-3-16-142361-1
  • Ralf Busch: Megiddo-Tell-el Mutesellim-Armageddon, Biblische Stadt zwischen Krieg und Frieden. Wachholtz, Neumünster 2002. ISBN 3-529-02012-5
  • Donald B. Redford: The wars in Syria and Palestine of Thutmose III. Culture and history of the ancient Near East. Bd 16. Brill, Leiden 2003. ISBN 90-04-12989-8

Weblinks

Anmerkungen

  1. In der Fachliteratur wird meist der 9. Mai genannt, da sich auf die Neumonddatierung im proleptischen Kalender bezogen wird (Abweichung 14 Tage). Der ägyptische Mondkalender datierte nach Altlicht. Der Mondmonat begann am Tag nach der letzten Altlichtsichtung in der Morgendämmerung. Der astronomische Neumond trat am 25. April gegen 22:18 Uhr ein; vgl. hierzu: Rolf Krauss: Sothis- und Monddaten: Studien zur astronomischen und technischen Chronologie Altägyptens, Gerstenberg, Hildesheim 1985, S. 20-24.
  2. Der 4. Juli 1457 v. Chr. des gregorianischen Kalenders entspricht dem 18. Juli 1457 v. Chr. im proleptischen Kalender.
  3. Der 4. Juli 1468 v. Chr. des gregorianischen Kalenders entspricht dem 18. Juli 1468 v. Chr. im proleptischen Kalender.
  4. Der König von Kadesch, der die gegnerische Koalition anführte.
  5. Das letzte Altlicht war 1457 v. Chr. in der Morgendämmerung des 8. Mai (proleptischer Kalender) zu sehen. Bei Sonnenaufgang hatte der Mond etwa 10° Azimut erreicht. Die Mondsichel hatte mit einer scheinbaren Helligkeit von 4,9 mag etwa das Leuchtkraftniveau der Venus und war daher etwa 42 Stunden vor Neumond gut zu erkennen.

Einzelnachweise

  1. a b TGI S.21
  2. a b c d e TGI S.15
  3. TGI S.16
  4. a b c d e f TGI S. 17
  5. Thutmosis III. Kommentar zur Plünderung, TGI S. 18
  6. TGI S. 18, vgl. auch Dtn 20,19 f.
  7. TGI S.20: Bericht des Siegeszuges aus dem 47. Regierungsjahr des Thurmosis III.; die Angaben von 7 Monaten sind auf 4 Monate zu berichtigen (so nach PJ32, 1936, S. 16f.).
  8. Siegfried Schott: Altägyptische Festdaten. Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz/Wiesbaden 1950, S. 85.

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