Schlacht von Leuthen

Schlacht von Leuthen
Schlacht von Leuthen
Teil von: Siebenjähriger Krieg
Karte zur Schlacht von Leuthen
Karte zur Schlacht von Leuthen
Datum 5. Dezember 1757
Ort Leuthen in Schlesien
Ausgang Preußischer Sieg
Konfliktparteien
Flag of Prussia (1750).gif Preußen Flag of the Habsburg Monarchy.svg Österreich, Württemberg, Bayern
Befehlshaber
König Friedrich II. Prinz Karl Alexander von Lothringen
Truppenstärke
29.000 66.000
Verluste
6.400 22.000 (davon 12.000 Gefangene)

Die Schlacht von Leuthen fand am 5. Dezember 1757 während des Siebenjährigen Krieges bei Leuthen in Schlesien statt. In ihr schlug der preußische König Friedrich II. das österreichische Heer unter Führung des Prinzen Karl Alexander von Lothringen.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Friedrichs Feldzugsplan für 1757 sah vor, den Hauptgegner Österreich in Böhmen schnell zu schlagen, so dass er keine Hilfe von Frankreich und Russland bekommen könne. Nach mehreren Niederlagen befand Friedrich sich im Herbst 1757 in einer Defensivposition. Allerdings hatte er in der Schlacht von Roßbach am 5. November 1757 einen überragenden Sieg über eine französische und eine Reichsexekutionsarmee erringen und diese aus Thüringen vertreiben können. Von dort zog Friedrich nach Böhmen und vereinigte auf dem Weg seine Truppen am 2. Dezember mit den Resten der „Schlesischen Armee“ unter seinem Schwager, Fürst August Wilhelm von Braunschweig-Bevern, die in der Schlacht von Breslau am 22. November vernichtend geschlagen worden war. Friedrichs Ziel war es, durch einen gezielten Vorstoß wieder in den Besitz der strategisch und wirtschaftlich wertvollen Provinz Schlesien, insbesondere deren Hauptstadt Breslau, zu gelangen. Die überragende Bedeutung dieses Ziels legte er in einer Ansprache an seine Generäle kurz vor der Schlacht im Feldlager in Parchwitz dar. Operativ ging es Friedrich darum, den Truppen Karl Alexanders das Winterquartier in Breslau zu verwehren.[1]

Verlauf

Bei Leuthen bezogen die Österreicher auf einer Breite von fast neun Kilometern Stellung und ließen die Preußen quer heranrücken. Das Schlachtfeld bestand aus einem offenen, flachen Gelände mit Hügeln im Westen.

Friedrich ließ den linken Flügel des preußischen Heeres zunächst Scheinangriffe ausführen, worauf Karl Alexander seine Reserven an diese Stelle beorderte. Friedrich ließ darauf seinen rechten Flügel, hinter Hügeln versteckt und von der österreichischen Aufklärung überhaupt nicht wahrgenommen, als Hauptmacht nach Süden abmarschieren. Südlich des linken österreichischen Flügels und südsüdwestlich von Leuthen schwenkte die preußische Armee in die Schiefe Schlachtordnung ein. Der rechte Flügel stellte dabei den stärksten Teil der Armee: Die Kavallerie unter Hans Joachim von Zieten wurde dort eingesetzt, geschützt durch drei Bataillone als Vortreffen und unterstützt durch eine Batterie schwerer zwölfpfündiger Kanonen. Der Großteil der Infanterie bildete den linken Flügel und sollte den österreichischen Gegenangriff abfangen. Mit dieser Formation war es Friedrich gelungen, an einer Stelle des Schlachtfeldes trotz insgesamter Unterzahl die zahlenmäßige Überlegenheit zu gewinnen. Zudem besaß er durch das verdeckte Verschieben seiner Truppen den Vorteil der Überraschung, und den Preußen gelang im weiteren Verlauf das damals noch ungewohnte Manöver eines Stellungswechsels der Artillerie während des Gefechts. Gegen Mittag ließ Friedrich den österreichischen Südflügel angreifen, der bei dem Ort Sagschütz gruppiert war.

Als der Sturm auf den linken Flügel der Österreicher begann, war deren Front durch die Verzettelung im Norden schon dergestalt auseinandergerissen, dass auch die Gegenwehr einiger Kavallerieeinheiten unter General Franz Leopold von Nádasdy dem überraschenden und massierten Vordringen des rechten preußischen Flügels keinen Einhalt gebieten konnte. Die Österreicher wichen bis in den Ort Leuthen zurück, während sie versuchten, eine neue Front gegen den preußischen Angriff aufzubauen. Erst kurz vor der Ortsgrenze konnten sie den schiefen Vorstoß der Preußen in einer Geraden Schlachtordnung abfangen, wurden aber weiter bis in das bebaute Gebiet zurückgedrängt. Nach dem Durchbruch des dritten Bataillons Garde unter Hauptmann Wichard von Möllendorff gegen das sich zäh wehrende Regiment fürstbischöflich Würzburger Reichstruppen im Kirchhof von Leuthen wollte der österreichische Kavalleriegeneral Lucchese die Schlacht wenden, indem er mit rund 70 Schwadronen die vermeintlich ungedeckte linke Flanke der preußischen Infanterie angriff. Diese Attacke nutzte seinerseits der preußische Generalleutnant Driesen, der seinen aus 50 Schwadronen bestehenden linken preußischen Kavallerieflügel bis dahin verdeckt gehalten hatte. Ohne höheren Befehl stieß er um 17 Uhr in die ungedeckte rechte Flanke der österreichischen Kavallerie. Die Schwadronen Luccheses wurden gegen die eigene Infanterie gedrängt, die im gleichen Moment unter einem preußischen Bajonettangriff stand. Dieser Vorgang führte zur endgültigen Auflösung der österreichischen Schlachtordnung, worauf Lothringen die Schlacht verloren gab und das Feld räumte. Beim Rückzug erlitten die Österreicher noch einmal erhebliche Verluste, denn Friedrich hatte scharfe Verfolgung angeordnet. Dem Reiterführer Zieten schrieb er am 9. Dezember: Ein tag fatigue [frz.: Anstrengung] in dießen /umbständen Mein lieber Ziten /bringet uns in der folge 100 Ruhetage/ nuhr immer den feindt in die hessen geseßen [gemeint: auf den Fersen geblieben][2].

Fürst Moritz von Anhalt-Dessau, der gemeinsam mit Friedrich die Armee geführt hatte, wurde am selben Abend zum Generalfeldmarschall ernannt.

Anekdoten

Berühmt geworden sind zahlreiche Anekdoten um das Geschehen bei Leuthen. Klar ins Reich der Legende gehört die Szene gegen Abend des 5. Dezember, als Friedrich der Große, zunächst ohne ausreichende Bedeckung, in dem mit österreichischen Offizieren überfüllten Schloss bei Deutsch-Lissa Nachtquartier beziehen wollte; anstatt ihn als Feind gefangen zu nehmen, hätten ihm die Österreicher ehrfürchtig ihre Reverenz erwiesen und sich rasch zu ihren Soldaten im Ort begeben[3].

Nach der Schlacht lagerten sich die 25.000 erschöpften Kämpfer der preußischen Armee und sangen den protestantischen Choral „Nun danket alle Gott“, der als „Choral von Leuthen“ in die Geschichte eingegangen ist.

Filmografie

Als Choral von Leuthen wurde die Schlacht 1933 nach einem Drehbuch von Johannes Brandt von dem Regisseur Carl Froelich verfilmt.

Literatur

  • Bernard Montgomery: Kriegsgeschichte - Weltgeschichte der Schlachten und Kriegszüge, Komet Verlagsgesellschaft mbH 1968 (englische Originalausgabe), ISBN 3-933366-16-X
  • F. A. von Retzow: Charakteristik der wichtigsten Ereignisse des Siebenjährigen Krieges. Berlin 1802
  • Christopher Duffy, Friedrich der Große, Zürich 1986.
  • Walther Rohdich: Leuthen, 5. Dezember 1757 – Ein Wintertag in Schlesien. Wölfersheim-Berstadt 1996
  • Siegmar Keil: Der Choral von Leuthen – Ein preußisch-deutscher Mythos. In: DIE TONKUNST IV/2007, S. 442–449
  • Eberhard Birk: Die Schlacht bei Leuthen am 5. Dezember 1757. Eine multiperspektivische Annäherung. In: Österreichische militärische Zeitschrift, Jänner/Februar 2008.

Einzelnachweise

  1. Im nachträglich aufgeschriebenen Wortlaut: "„Sie wissen, meine Herren, dass es dem Herzog von Lothringen gelungen ist, Schweidnitz zu erobern, den Herzog von Bevern zu schlagen und sich Breslaus zu bemächtigen, während ich gezwungen war, den Fortschritten der Franzosen und Reichsvölker Einhalt zu tun. Ein Teil von Schlesien und die Hauptstadt der Provinz mit allen Kriegsvorräten sind dadurch verlorengegangen. Meine Widerwärtigkeiten wären aufs höchste gestiegen, setzte ich nicht unbegrenztes Vertrauen in Ihren Mut, Ihre Standhaftigkeit und Ihre Vaterlandsliebe, die Sie bei so vielen Gelegenheiten bewiesen haben. Es ist fast keiner unter Ihnen, der sich nicht durch eine ehrenvolle Handlung ausgezeichnet hätte, und ich schmeichle mir daher, Sie werden es auch jetzt nicht an dem mangeln lassen, was der Staat von Ihrer Tapferkeit zu fordern berechtigt ist. Ich würde glauben, nichts getan zu haben, ließe ich die Österreicher im Besitz von Schlesien. Lassen Sie es sich also gesagt sein: Ich werde gegen alle Regeln der Kunst die beinahe dreimal stärkere Armee des Prinzen Karl angreifen, wo ich sie finde! Es ist hier nicht die Frage von der Anzahl der Feinde noch von der Stärke ihrer auserwählten Stellung. Alles dies, so hoffe ich, wird die Herzhaftigkeit meiner Truppen und die richtige Befolgung meiner Dispositionen zu überwinden wissen. Ich muß diesen Schritt wagen, oder es ist alles verloren! Wir müssen den Feind schlagen oder uns alle vor seinen Batterien begraben lassen. So denke ich, so werde ich handeln. Bitte, machen Sie diesen meinen Entschluss allen Offizieren und Soldaten der Armee bekannt und schärfen Sie jedermann ein, dass ich mich für berechtigt halte, unbedingten Gehorsam zu fordern. Wenn Sie übrigens bedenken, dass Sie Preußen sind, werden Sie sich gewiss dieses Vorzugs nicht unwürdig machen wollen. Sollte aber einer unter Ihnen sein, der davor zurückschreckt, die letzte Gefahr mit mir zu teilen, der kann noch heute seinen Abschied erhalten, ohne den geringsten Vorwurf von mir zu erleiden.“ An dieser Stelle ruft der Major Konstantin von Billerbeck dazwischen: „Das müsste ja ein infamer Hundsfott sein!“ Friedrich endet seine Ansprache: „Schon im Voraus war ich überzeugt, dass mich keiner von Ihnen verlassen würde. Ich rechne also auf Ihre Hilfe und auf den Sieg. Sollte ich fallen und Sie für Ihre Verdienste nicht belohnen können, so muss es das Vaterland tun. Gehen Sie nun in das Lager und wiederholen Sie den Regimentern, was Sie von mir gehört haben. Noch eins, meine Herrn. Das Regiment Kavallerie, das sich nicht gleich, wenn es befohlen wird, unaufhaltsam in den Feind stürzt, lasse ich nach der Schlacht absitzen und mache es zu einem Garnisonregiment. Das Bataillon Infanterie, das – es treffe, worauf es wolle – auch nur zu stocken anfängt, verliert die Fahne und das Seitengewehr, und ich lasse ihm die Litzen von der Montur schneiden. Nun leben Sie wohl, meine Herren! In kurzer Zeit haben wir den Feind geschlagen, oder wir sehen uns niemals wieder.“" zit. nach Retzow 1802: 240-43.
  2. Faksimile des Schreibens in: Herman von Petersdorff: Friedrich der Große. Ein Bild seines Lebens und seiner Zeit, Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1911, Beilage 16, nach S. 368
  3. Friedrich Benninghofen, Helmut Börsch-Supan, Iselin Gundermann: Friedrich der Große. Ausstellung des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz anlässlich des 200. Todestages König Friedrich II. von Preußen (Katalog), Berlin 1986, S. 191

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