Schlacht von Dünkirchen

Schlacht von Dünkirchen
Schlacht von Dünkirchen
Teil von: Westfeldzug, Zweiter Weltkrieg
Der Verlauf von Fall Gelb vom 21. Mai bis zum 4. Juni 1940
Der Verlauf von Fall Gelb vom 21. Mai bis zum 4. Juni 1940
Datum 26. Mai5. Juni 1940
Ort Dünkirchen, Frankreich
Ausgang Deutscher Sieg, Evakuierung der alliierten Truppen
Konfliktparteien
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich
FrankreichFrankreich Frankreich
BelgienBelgien Belgien
Deutsches Reich NSDeutsches Reich (NS-Zeit) Deutsches Reich
Befehlshaber
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Lord Gort

Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Bertram Ramsay
FrankreichFrankreich Maxime Weygand

Deutsches Reich NSDeutsches Reich (NS-Zeit) Gerd von Rundstedt

Deutsches Reich NSDeutsches Reich (NS-Zeit) Fedor von Bock

Truppenstärke
ca. 400.000
338.226 evakuiert[1]
ca. 800.000[2]
Verluste
 

Britische Armee:

  • 68.111 Gefallene, Verwundete und in Gefangenschaft geratene.
  • 2472 Geschütze
  • 63.879 Fahrzeuge, darunter Panzer[3]

Verluste der Franzosen:

  • Tote ?
  • Verwundete ?
  • 40.000 in Gefangenschaft gegangen.

Verluste der Belgier: ?

 
  • ca. 20.000 Gefallene und Verwundete (Schätzung)
  • über 100 Panzer (Schätzung)
  • 132 Flugzeuge[5]

Die Schlacht von Dünkirchen fand während des Zweiten Weltkrieges statt. Ihre Bedeutung liegt darin, dass sie eine große Anzahl britischer und anderer alliierter Soldaten vor der deutschen Kriegsgefangenschaft bewahrt hat. Während des deutschen Westfeldzuges war die nordfranzösische Stadt Dünkirchen der letzte Evakuierungshafen der British Expeditionary Force. Es gelang den Briten und Franzosen, den Brückenkopf solange zu verteidigen, bis in der Operation Dynamo vor der Einnahme der Stadt durch die Deutschen über 330.000 alliierte Soldaten[6] evakuiert worden waren.

Inhaltsverzeichnis

Ausgangslage

Warnungen hoher Offiziere zum Trotz begann Adolf Hitler am 10. Mai 1940 den Angriff auf die Beneluxländer und Frankreich („Fall Gelb“). Dabei ging im Norden die Heeresgruppe B unter Generaloberst Fedor von Bock durch Belgien und die Niederlande vor.

Nach dem für die Alliierten überraschenden deutschen Vorstoß der Heeresgruppe A unter Gerd von Rundstedt über die Ardennen und der Erzwingung des Übergangs über die Maas bei Sedan (→ Schlacht von Sedan) erreichten Panzerverbände unter General Ewald von Kleist am 17. Mai den Schauplatz der Schlacht an der Somme im Ersten Weltkrieg. Gleichzeitig setzte die deutsche Heeresgruppe B im Norden ihren Vormarsch durch Belgien unaufhaltsam fort. Aufgrund des deutschen Durchbruchs im Süden ordnete der Oberbefehlshaber der alliierten Nordgruppe Gaston Billotte, dem die britischen und belgischen Armeen unterstellt waren, am 16. Mai einen Rückzug von der Dyle-Linie zur Schelde an. Hitler und die Generäle der Wehrmacht waren von der Schnelligkeit des deutschen Vormarschs überrascht. Durch den Vorstoß des XIX. Armeekorps der Panzergruppe Kleist unter Heinz Guderian zeichnete sich am 18. Mai ab, dass die Hauptstoßrichtung des Angriffs der Heeresgruppe A weder die Maginot-Linie im Südosten noch Paris im Süden war: Guderian rollte nach Westen, in Richtung Atlantikküste.

Da sich im Süden die französische 3. Heeresgruppe weitgehend auf eine Verteidigung der Somme-Linie beschränkte, entblößte sie dadurch die südwestliche Flanke der alliierten nördlichen Heeresgruppe. Damit wurde deutlich, dass das Britische Expeditionskorps (BEF) unter Lord Gort, die belgische Armee und die französische 1. Armee von der französischen Hauptstreitmacht im Süden getrennt werden könnten. Den deutschen Panzerdivisionen stand der Weg zum Aufrollen der rückwärtigen Gebiete der alliierten Nordgruppe und zur Eroberung der Kanalhäfen Calais und Boulogne offen. Am 19. Mai begann die Royal Navy im Auftrag des englischen Kriegskabinetts unter Winston Churchill und einem Vorschlag Lord Gorts folgend mit der Vorbereitung einer Rettungsaktion. Mit den Planungen wurde Vice-Admiral Bertram Ramsay betraut, man rechnete in der Planungsphase mit der Entsetzung von 300.000 Soldaten.

Versuche, die Lücke zwischen der Somme im Süden und der Scarpe im Norden, durch die die deutschen Panzerverbände vordrangen, zu schließen, blieben ebenso erfolglos wie ein britisch geführter Gegenangriff bei Arras am 21. Mai, bei dem die letzten Panzerreserven der Nordarmee verbraucht wurden. Bereits am 20. Mai hatte die 2. Panzerdivision des XIX. Armeekorps die Kanalküste bei Abbeville erreicht. Damit war die alliierte Nordgruppe mit rund 400.000 Mann durch die Heeresgruppe A im Süden und die Heeresgruppe B im Osten zwischen der Somme und dem Meer eingeschlossen. Auf deutscher Seite fiel nun die Entscheidung, nach Norden zu drehen, um den Einschließungsring enger zu ziehen und die Kanalhäfen zu nehmen.

Lord Gort musste eine Entscheidung treffen: Entweder den französischen Verbündeten im Kampf beizustehen und die Hauptstreitkraft Großbritanniens aufs Spiel zu setzen oder aber zu versuchen, über die See zu entkommen. Obwohl er damit den Interessen der ihm übergeordneten französischen Armeeführung zuwider handelte, schlug er dem britischen Kriegsminister Anthony Eden per Telegramm vor, eine Evakuierung zu versuchen. Gort ließ dennoch den französischen Oberkommandierenden Maxime Weygand über mehrere Tage in dem Glauben, dass sich britische Truppen an einer Doppeloffensive zur Wiedervereinigung der Nordgruppe mit den französischen Hauptkräften, durch die die deutschen Panzerdivisionen ihrerseits von ihren Verbindungen abgeschnitten worden wären, beteiligen würde.

Zwei Millionen belgische und acht Millionen französische Flüchtlinge waren auf der Flucht vor den Deutschen und behinderten die Beweglichkeit der alliierten Armeen.

Der Haltebefehl

Gerd von Rundstedt

Am 22. Mai starteten die Panzer Guderians den Angriff in Richtung Calais und waren am 24. Mai nur 18 Kilometer von Dünkirchen entfernt.[6] Unerwarteterweise ließ von Rundstedt, bestätigt durch Hitler bei einem Frontbesuch am selben Tag, die Panzer anhalten. Derartige Haltebefehle hatte es im Verlauf des Westfeldzuges schon mehrfach gegeben, zuletzt am 17. Mai. Sie waren als Pause für die oft ohne ausreichende Begleitmaßnahmen vorangeeilte Panzerspitze gedacht, um sich mit den übrigen Truppenteilen zu konsolidieren. Auch bestand die Befürchtung, dass eine koordinierte Aktion der Engländer im Norden und der Franzosen im Süden die Panzerspitze einschließen könnte. Dass die letzten britischen Kampfpanzer längst bei Arras abgestellt waren, wusste von Rundstedt nicht. Generalfeldmarschall Hermann Göring kündigte außerdem an, die Truppen allein durch Luftangriffe zu vernichten. Von Rundstedt kam dieser Vorschlag entgegen, da er die Panzer für die bevorstehende Schlacht um Frankreich („Fall Rot“) schonen wollte.[7][8]

Die Gründe für den Haltebefehl vom 24. Mai werden noch heute kontrovers diskutiert. In der Regel wird der Haltebefehl Hitlers auf dessen eigene Autoritätsdurchsetzung zurückgeführt. Da er während des bisherigen Westfeldzuges als militärischer „Führer“ völlig außen vor gelassen wurde, nutzte er den Haltebefehl dazu aus, seine eigene Autorität zu festigen. Andere Gründe, beispielsweise die eingeschlossenen britischen Truppen könnten als Unterpfand für eventuelle Friedensverhandlungen mit den Briten dienen, werden allerdings als Erklärungsversuche häufig zurückgewiesen.

Zu von Rundstedts Verwunderung wurden auf einen Befehl des Generalobersts Walther von Brauchitsch, dem Oberbefehlshaber des Heeres, die Panzer im Süden und Südwesten des Einschließungsrings dem Befehl der Heeresgruppe B unterstellt. Diese Heeresgruppe, die sich von Osten näherte und die belgische Armee nach Norden abdrängte, verfügte über keine Panzer. Als Hitler davon erfuhr, machte er noch am Mittag des 24. Mai diesen Befehl rückgängig: Die Heeresgruppe B werde in diesem Abschnitt auch ohne Panzer zurechtkommen. Dies trug zusätzlich zur Verwirrung über die Stoßrichtung der westlich des Flusses Aa liegenden Panzerverbände bei.

Ablauf

Verteidigungsring

Britische Kriegsgefangene nach dem Fall von Calais neben einem Panzerkampfwagen I

Lord Gort und die 1. Französische Armee unter Befehl von General Blanchard hatten nun vom 24. bis 27. Mai die Möglichkeit, einen Verteidigungsring um Dünkirchen zu errichten. Das schlechter werdende Wetter erschwerte den Einsatz der Luftwaffe und war somit ein Vorteil für Lord Gort.

Am 25. Mai wurde von der 10. Panzerdivision, die zum XIX. Armeekorps Guderians gehörte, Boulogne eingenommen. Zwei britische Divisionen konnten dort zuvor über den Seeweg entkommen. Der französische Zerstörer Chacal sank nach einem Luftangriff durch Junkers Ju 87 Sturzkampfbomber (Stukas) der Luftwaffe. Auch in Calais waren britische Truppen, auf deren Evakuierung verzichtet wurde; sie sollten die Zitadelle im Hafen so lange wie möglich halten. Am Morgen des 26. Mai wurde der Hafen von Stukas und Artillerie angegriffen. Gegen Mittag setzten die Panzer der 10. Panzerdivision zum Angriff an. Um 16 Uhr 45 kapitulierten 20.000 alliierte Soldaten, davon etwa 5.000 Briten.

Am selben Tag wurden die deutschen Panzer vor Dünkirchen wieder eilig in Bewegung gesetzt, als sich eine umfangreiche Rettungsaktion (→ Operation Dynamo) abzeichnete.

Die belgische Armee im Norden näherte sich bereits dem Zusammenbruch und teilte am 26. Mai den Alliierten mit, dass sie nicht alleine imstande sei, die Lücke zu schließen, die sich zur BEF im Raum Courtrai gebildet hatte.

27. und 28. Mai

Einschiffung britischer Truppen bei Dünkirchen

Am 27. Mai war der Verteidigungsring um Dünkirchen hart umkämpft. Im Westen wurden französische Verbände über die Aa zurückgedrängt. Die Panzer des XIX. Armeekorps drangen wie Speerspitzen durch die Front, mussten aber immer wieder auf nachrückende Infanterie zur Absicherung der Flanken warten. Der Frontverlauf war unregelmäßig.

Im Südwesten konnte die 2. Division der BEF den Bassée-Kanal bis zum 28. Mai gegen die 7. Panzerdivision General Erwin Rommels halten. Die Alliierten verfügten hier über keinerlei panzerbrechende Waffen, von den 400 Panzern Rommels gingen dennoch 22 verloren. Danach zogen sich die Briten nach Norden auf die Lys zurück.

Auch im Osten wurde der Ypern-Komen-Kanal gegen die anrückende Infanterie der Heeresgruppe B bis zum 28. Mai gehalten. Dabei wurde der Kanal am 27. Mai bereits von deutschen Grenadieren überschritten, in der darauffolgenden Nacht jedoch zurückerobert. Beide Seiten erlitten dabei starke Verluste. Durch diese Maßnahmen wurde es möglich, die schlecht bewaffneten und für den Kampfeinsatz unzureichend ausgebildeten Truppen der britischen 23. und 46. Division aus dem Korridor nach Dünkirchen zu bringen.

Am 28. Mai um 0 Uhr kapitulierten auf Befehl des belgischen Königs Leopold III. die im Kessel von Dünkirchen eingeschlossenen belgischen Truppen. Damit war die östliche Flanke gegen die Heeresgruppe B entblößt. Die Verteidigungslinie fiel bis zum 29. Mai auf einen Kanal etwa 15 Kilometer südlich von Dünkirchen zurück. Der Einbruch des östlichen Abschnittes war damit verhindert.

Am Nachmittag des 28. Mai erfuhr General Blanchard durch Lord Gort persönlich von der Weisung Edens, die britischen Tuppen von Dünkirchen aus zu evakuieren. Blanchard wollte einen Brückenkopf halten und bis Lille erweitern. Große Teile der französischen 1. Armee wurden im Raum Lille eingeschlossen und leisteten noch bis zum 31. Mai Widerstand, der Teile der deutschen Truppen band. Das III. Korps der 1. Armee schlug sich nach Dünkirchen durch und nahm an der Evakuierung teil.

29. und 30. Mai

Britische Truppen und Reste der 1. Französischen Armee konnten einen Abschnitt westlich von Dünkirchen bei Mardyck entlang eines Kanals bis kurz vor Nieuport stabilisieren und zwei Tage lang halten. Die deutschen Panzer wurden bereits im von der Luftwaffe sturmreif gebombten Hafen von Dünkirchen erwartet. Sie umgingen stattdessen die Stadt im Süden, um die Aktionen der Luftwaffe nicht zu behindern.

Lord Gort wurde von Winston Churchill durch einen direkten Befehl nach England beordert, um nicht in deutsche Gefangenschaft zu geraten. Zu seinem Nachfolger als Oberbefehlshaber des BEF bestimmte Gort Generalmajor Harold Alexander, der gemeinsam mit Admiral Jean Abrial, dem französischen Stadtkommandanten von Dünkirchen, den Verteidigungsring um Dünkirchen so lange wie möglich halten sollte. Inzwischen hatten sich auf der Südseite des Kanals die Panzer der Heeresgruppe A mit der Infanterie der Heeresgruppe B vereinigt.

31. Mai bis 3. Juni

Britische Soldaten gehen in die Gefangenschaft (Juni 1940)

Am 31. Mai wurde die vorletzte Verteidigungslinie vermutlich an mehreren Stellen überschritten. Die Panzer beteiligten sich nicht an diesem Vorstoß, sie wurden bereits nach Süden für die Schlacht um Frankreich abgezogen.

Die deutsche Artillerie hatte nun die schweren Geschütze bei Gravelines im Westen und Nieuwpoort im Osten erobert und belegte von dort aus die Hafeneinfahrt und große Teile der An- und Abfahrtsrouten mit Störfeuer. Auch der Hafen und die Stadt Dünkirchens lagen unter Artilleriefeuer. Französische und englische Truppen zogen sich auf die letzte Verteidigungslinie, einen 5 km breiten Streifen zwischen La Panne und Dünkirchen, zurück. Dabei wurde die britische Nachhut mehr und mehr durch Franzosen ersetzt, welche nicht daran dachten, ihr Land zu verlassen. Der Großteil dieser Nachhut geriet noch am 3. Juni in deutsche Kriegsgefangenschaft.

Bis zum Morgen des 4. Juni bestiegen alliierte Soldaten Seefahrzeuge aller Art. Dann erst wurde Dünkirchen durch das Infanterie-Regiment 54 unter Oberst Hermann Recknagel erobert, der dafür zwei Monate später das Ritterkreuz erhielt. Der Generalstabschef des Heeres, General Franz Halder, schrieb in sein Tagebuch: „Stadt und Küste in unserer Hand. Franzosen und Engländer sind weg.“ Tatsächlich gingen etwa 40.000 alliierte Soldaten, zum größten Teil Franzosen, in deutsche Kriegsgefangenschaft. 50.000 Fahrzeuge aller Art und anderes schweres Kriegsgerät wurden erbeutet.

Die Flugzeugeinsätze

Der Hafen von Dünkirchen erlitt zwar schwere Schäden durch die deutschen Luftangriffe, aber für den Abtransport der Soldaten, besonders bei Nacht, blieb er weiter nutzbar. Die Bombenangriffe auf die Truppen, die von den Stränden evakuiert wurden, waren wenig erfolgreich, da die Bomben tief in den weichen Sand eindrangen und bei ihrer Explosion vom Sand stark gedämpft wurden. Es wurden aber auch viele erfolgreiche Angriffe auf Transportschiffe und Kriegsschiffe geflogen. Wären alle Luftangriffe auf die Transportschiffe konzentriert worden, wäre die Evakuierung von Dünkirchen wesentlich verlustreicher verlaufen. Die deutschen Bomber erlitten bei ihren Angriffen auf die Schiffe viele Verluste durch die Flak der Kriegsschiffe. Wahrscheinlich sind tausende bei den Bombardemends ums Leben gekommen.

Die alliierten Schiffsverluste bei der Evakuierung betrugen 226 Seefahrzeuge aller Art. Die meisten Schiffe gingen durch Luftangriffe verloren.

Die Royal Air Force tat was sie für die Luftsicherung der Evakuierung tun konnte, aber sie hatte den Nachteil des langen Anflugweges über die Nordsee, der die Flugzeit ihrer Jagdflugzeuge, die zu der Zeit nur über eine geringe Reichweite verfügten, über den Kampfraum beschränkte und sie war zahlenmäßig unterlegen. Die Briten verloren 106 Jagdflugzeuge beim Einsatz über Dünkirchen, während die deutschen Verluste an allen Flugzeugtypen 132 betrugen. Davon sind aber etwa 50-60 Maschinen von der Flak der alliierten Bodentruppen und der Flak der französischen und englischen Kriegsschiffe abgeschossen worden.[9]

Ergebnis

Insgesamt 338.226[1] alliierte Soldaten konnten bei Dünkirchen nach England übergesetzt werden. Auf dem Festland hinterließ die Evakuierung ein Gefühl des „Im-Stich-gelassen-Seins“. Kriegsmüdigkeit und der Wunsch nach baldiger Waffenniederlegung unter der Zivilbevölkerung und bei den Militärs war die Folge. Die Schlacht um Frankreich begann unmittelbar nach der Einnahme von Dünkirchen und endete nur zwei Wochen später am 17. Juni 1940. Bis dahin hatte die französische Marine tausende französische Soldaten, die aus Dünkirchen gerettet worden waren, wieder zum weiteren Kampf von Southampton nach Frankreich zurücktransportiert und so gerieten diese Soldaten doch noch in deutsche Kriegsgefangenschaft.[10]

Gedenktafel in Dünkirchen

In Großbritannien führte die Schlacht zunächst zu einer Verschärfung der Defence Regulation 18B, mit deren Hilfe eine Verhaftungswelle initiiert wurde, um die Öffentlichkeit von dem Debakel abzulenken. Sympathisanten des Gegners wie Archibald Maule Ramsay, weitere Abgeordnete sowie der US-Chiffrierer Tyler Kent wurden inhaftiert.

Die im Ergebnis jedoch unerwartet erfolgreiche Operation führte zu enormer Erleichterung. Die verlorene Schlacht wurde unter dem Ausnahmezustand durch die vom Ministry of Information gelenkte Presse wie ein Sieg gefeiert. Es wurde vom Wunder von Dünkirchen gesprochen. Winston Churchill betonte in seiner berühmten Rede We Shall Fight on the Beaches vor dem Unterhaus, dass man mit einer Evakuierung keinen Krieg gewinnen könne.

Der Haltebefehl vom 24.–26. Mai wird von manchen Publizisten als kapitaler taktischer Fehler angesehen, von anderen als militärische Routine. Die Gefangennahme des gesamten britischen Expeditionskorps hätte die Kraft Großbritanniens, den Krieg gegen Hitler fortzuführen, jedenfalls entscheidend beeinträchtigt. Görings Ankündigung, die eingekesselten Truppen allein durch Luftangriffe vernichten zu können, konnte die Luftwaffe nicht erfüllen. Die Gründe dafür liegen in einer Überschätzung der Möglichkeiten des Luftkrieges zum damaligen waffentechnischen Entwicklungsstand und in der Gegenwehr der Royal Air Force.

Siehe auch

Literatur

Filme über die Schlacht von Dünkirchen

  • 1964 Dünkirchen, 2. Juni 1940 von den Regisseuren Paul Dufour und Henri Verneuil.
  • 1991 Dünkirchen - Die Schlacht um Frankreich (ASIN: B00004RL9F)
  • 2009 Dunkirk von Leslie Norman (ASIN: B002SIMZPA)

Einzelnachweise

  1. a b Operation Dynamo, the evacuation from Dunkirk, 27 May-4 June 1940. Abgerufen am 16. April 2010 (englisch).
  2. World War II: Battle and Evacuation of Dunkirk. Abgerufen am 17. April 2010 (englisch).
  3. David Divine: The Nine Days of Dunkirk. Verlag Ballantine Books, New York, keine Jahresangabe. Library of Congress Catalog Card No. 59-5756. Seite 265
  4. Edward Hooton: Luftwaffe at War, Volume 2: Blitzkrieg in the West 1939-1940. Midland Publishing, 2008, ISBN 9781857802726, S. 74.
  5. David Divine: The Nine Days of Dunkirk. Verlag Ballantine Books, New York, keine Jahresangabe. Library of Congress Catalog Card No. 59-5756. Seite 265
  6. a b Liddell Hart, B.H.: History of the Second World War. G.P. Putnam, New York 1970, ISBN 0-30680-912-5, S. 46.
  7. Taylor, A.J.P. and S.L. Mayer, eds: A History Of World War Two. Octopus Books, London 1974, ISBN 0-7064-0399-1, S. 60.
  8. Kershaw, Ian: Fateful Choices: Ten Decisions That Changed the World, 1940–1941. Penguin Books, London 2008, ISBN 978-0141014180, S. 27.
  9. David Divine: The Nine Days of Dunkirk. Verlag Ballantine Books, New York, keine Jahresangabe. Library of Congress Catalog Card No. 59-5756. Seiten 260-267
  10. David Divine: The Nine Days of Dunkirk. Ballantine Books, New York, ohne Jahresangabe. Seiten 139 und 247.

Weblinks

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