Schlacht bei Vionville

Schlacht bei Vionville
Schlacht von Mars-la-Tour
Teil von: Deutsch-Französischer Krieg
Todesritt der Brigade Bredow
Todesritt der Brigade Bredow
Datum 16. August 1870
Ort Mars-la-Tour
Ausgang Deutscher Sieg
Konfliktparteien

Preußen und Verbündete
Befehlshaber
Constantin von Alvensleben François-Achille Bazaine
Truppenstärke
30.000 Mann, später 80.000 Mann 127.000 Mann
Verluste
15.780 13.761

Die Schlacht von Mars-la-Tour (in den Quellen auch Schlacht von Vionville) wurde am 16. August 1870 während des deutsch-französischen Krieges in der Nähe der Ortschaften Mars-la-Tour und Vionville im Nordosten Frankreichs, etwa 20 Kilometer westlich von Metz geschlagen. Zwei preußische Korps besiegten die zahlenmäßig deutlich überlegene komplette „Französische Rheinarmee“ und zwangen diese zum Rückzug in die Festung Metz.

Inhaltsverzeichnis

Ausgangssituation

Die Schlachten in den ersten Wochen des Krieges hatten gezeigt, dass die französische Strategie nicht mehr umsetzbar war. Der geplante Vormarsch nach Deutschland hinein war nicht mehr möglich. Gleichzeitig war der erhoffte Kriegseintritt dritter Nationen (z. B. Österreich, Italien, Dänemark) auf Seiten Frankreichs nicht mehr zu erwarten.

Die Rheinarmee unter Bazaine sollte sich daher von Metz über Verdun und Sainte-Menehould nach Châlons zurückziehen und mit den weiteren Armeen vereinigen. Dieser Rückzug wurde aber aus verschiedenen Gründen immer weiter herausgezögert, zuletzt durch die Schlacht bei Colombey am 14. August. Der Rückzug begann dann am 16. August 1870 über Gravelotte und ab hier in zwei Kolonnen über Doncourt und Etain bzw. über Vionville, Mars-la-Tour und Fresnes. Ab Verdun sollte wieder zusammen marschiert werden.

Nach Colombey hatte das preußische III. Korps unter General von Alvensleben den Auftrag, die Mosel bei Novéant und Champey zu überschreiten. Hierbei wurde es durch die 6. Kavalleriedivision verstärkt. Gleichzeitig war das X. Korps (Voigts-Rhetz), das Pont-à-Mousson und das linke Moselufer bereits besetzt hatte angewiesen, mit der 5. Kavalleriedivision die Straße Metz-Verdun aufzuklären. Ziel war es, festzustellen, ob die französische Armee aus Metz bereits abgezogen oder noch im Abzug begriffen sei.

Eine Kavallerieaufklärung der 1. Hannoversches Dragoner-Regiment Nr. 9 ergab, dass sich französische Truppen aus Metz in Richtung Verdun zurückzogen. In der Annahme, dass dies nur noch die Nachhut sei, befahl der Kommandeur der 2. Armee, Friedrich Karl von Preußen den sofortigen Angriff, allerdings mit nur zwei Korps.

Das III. Korps sollte über Gorze und Onville, das X. über Thiaucourt einen Vorstoß gegen die Straße Metz-Verdun ausführen.

Die weiteren Korps der 2. Armee (Garde, XII., IV., II. und IX.), die zum Teil ebenfalls bereits die Mosel überschritten hatten, sollten den Marsch nach Westen fortsetzen, um die Franzosen an der Maas zu stellen. Hierbei setzte das Oberkommando voraus, dass die Hauptmasse der Rheinarmee schon in vollem Marsch nach Verdun sei. Dies war jedoch nicht der Fall. Zwar war der bereits am 13. August geplante, aber durch die Schlacht bei Colombey unterbrochene Abmarsch der Franzosen nach Westen am 15. begonnen worden, doch waren der linke Flügel (2. und 6. Korps und Garde) auf der südlichen Straße erst bis Rezonville, der rechte Flügel (3. und 4. Korps) nur zum Teil bis Vernéville gelangt. Drei Divisionen standen noch im Moseltal, daher befahl Bazaine, dass am 16. der weitere Rückzug erst nachmittags stattfinden sollte, um das 3. und 4. Korps nachkommen zu lassen.

Die Schlacht

Karte der Schlacht von Mars-la-Tour; Aus Krieg und Sieg 1870-71

Das deutsche III. Korps unter General von Alvensleben traf bei seinem Vorstoß in Richtung Rezonville auf drei komplette französische Korps. Ein viertes, das französische 3. Korps, befand sich in unmittelbarer Nähe.

Erste Kämpfe

Die Vorhut der abrückenden Franzosen bildete die Kavallerie der Division Forton. Diese wurde bei Vionville von der Artillerie der deutschen 3. und 6. Division überrascht und zog sich ungeordnet zurück. Das französische 2. Korps ging mit der Infanterie in Richtung des Kanonendonners vor, vertrieb die deutsche Kavallerie aus Vionville und besetzte den Höhenzug nach Gorze sowie den Ort Flavigny. Etwa gegen 10 Uhr erhielten die deutschen Reiter Verstärkung durch die 5. Infanteriedivision, Generalleutnant Wolf Louis Anton Ferdinand von Stülpnagel und 6. Infanteriedivision Gustav Freiherr von Buddenbrock, die von Gorze und Onville her das Schlachtfeld erreichten.

Kämpfe bis 14:00 Uhr

General von Alvensleben befahl der Infanterie sofort den Angriff, er ging dabei davon aus, nur noch die französische Nachhut vor sich zu haben. Bis zum Mittag hatte die 5. Division Flavigny wieder erobert, während gleichzeitig die Divisionsartillerie in einer Linie gegen den Ort Rezonville kämpfte. Die 6. Division ging gleichzeitig erst nördlich bis Tronville vor und schwenkte dann teilweise nach Osten ab in Richtung der 5. Division und eroberte Vionville gegen 11:30 Uhr. Damit hatten sich die beiden deutschen Divisionen zwischen den Ortschaften Vionville und Flavigny vereinigt und verringerten somit die Gefahr, dass die beiden Divisionen voneinander getrennt würden. Das 24. Regiment der 6. Division befand sich in einer langen gestreckten Linie nordwestlich von Vionville und wurde dabei fast ununterbrochen vom 6. französischen Korps (Canrobert) angegriffen. In diesen Positionen mussten sich die deutschen Einheiten ohne nennenswerte Verstärkung, nur ein Teil der 37. Brigade vom X. Korps konnte zur Unterstützung eingreifen, den ganzen Nachmittag über gegen den mehrfach überlegenen Gegner halten.

Ziel des französischen Oberbefehlshabers Bazaine war es, nicht von Metz abgedrängt zu werden. Er ging daher nicht nur mit den beiden Korps vor Vionville zurückhaltend vor, sondern hatte auch den linken Flügel bei Gravelotte durch die Garde und eine Division des 6. Korps verstärkt, weil er hier irrtümlicherweise den Hauptangriff der Preußen erwartete.

Das zahlenmäßig 1:5 unterlegene deutsche Korps verhinderte mit der Einnahme von Vionville weitere Rückzüge nach Westen. Einmal vom Rückzug abgeschnitten, hatte die französische Armee bei Metz keine Chance mehr, die Schlacht zu verhindern.

Nach dem Verlust von Vionville und Flavigny, als ein Flügel des 2. Korps zurückweichen musste, begannen Kavallerieangriffe von beiden Seiten. Den 11. und Braunschweiger Husaren gelang es hierbei zwar beinahe, Bazaine selbst gefangen zu nehmen, aber alle Angriffe konnten die gesetzten Ziele nicht erreichen. Der Angriff der deutschen 6. Kavalleriedivision wurde von der südlich von Rezonvile in Stellung gegangenen und noch ausgeruhten französischen Gardedivision abgewiesen.

Todesritt der Brigade Bredow

Gegen 14:00 Uhr bemerkte Marschall Canrobert, dass der linke Flügel der 6. Division in Bedrängnis geraten war und befahl daher einen allgemeinen Angriff des 6 Korps. Von der französischen Artillerie angegriffen und einen Einfall der Franzosen an der linken Flanke fürchtend, sandte Kommandeur v. Alvensleben eine Nachricht an den Kommandeur der 12. Kavalleriebrigade, Generalmajor Adalbert von Bredow, mit dem Befehl, die französische Artillerie unter General Canrobert und die Reiterverstärkung der Franzosen auszuschalten.

Unter der Devise „Koste es, was es wolle“ befahl von Bredow seiner Brigade, die aus dem Magdeburgischen Kürassier-Regiment Nr. 7, dem Oldenburgischen Dragoner-Regiment Nr.19 und dem Altmärkischen Ulanenregiment Nr. 16 bestand, um 14 Uhr, vorzurücken. In dem später als „Von Bredows Todesritt“ bekannt gewordenen Vorgehen rückten die Kavalleristen vor, während von Bredow klug das Terrain und den Kanonenrauch nutzte, um die Bewegungen der Brigade so lange wie möglich vor den französischen Spähern geheimzuhalten. Knappe 1000 Meter vor den französischen Linien heranstürmend brachen die Deutschen durch und verursachten weiträumige Panik unter den Soldaten von Canrobert. Die französische Reiterei versuchte, die Deutschen zu stoppen; dies wurde aber von den eigenen Soldaten vereitelt, da diese in ihrer Panik auf alle Reiter innerhalb ihrer Schussreichweite feuerten.

Nachdem sie auftragsgemäß die französische Artillerie und Kavallerie eliminiert hatten, konnte die Brigade von v. Bredow sich zurückziehen. Die Verluste betrugen ungefähr die Hälfte, unter den Verwundeten befand sich auch Herbert von Bismarck, der Sohn des damaligen preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck.

Nach diesem Angriff waren sowohl die deutschen als auch die französischen Truppen erschöpft und litten unter Munitionsmangel. Bis gegen 16 Uhr fanden daher nur wenige Kämpfe statt.

Später Nachmittag

Nach der Versorgung griffen gegen 16 Uhr die Franzosen mit dem 3. Korps und einer Division des 4. Korps jetzt von Saint-Marcel und Bruville her wieder an. Dabei wurde der linke deutsche Flügel aus den Tronviller Büschen vertrieben und hinter Tronville zurückgedrängt. In diesem kritischen Augenblick traf nach einem Gewaltmarsch die 20. Infanteriedivision (v. Kraatz-Koschlau) bei Tronville ein. Ein Teil kam der 5. Division zu Hilfe, während die Artillerie den weiteren französischen Vormarsch aufhielt. Im Gegenangriff gelang es dem 79. und 17. Regiment die Tronviller Büsche wieder zu besetzen.

Etwa gleichzeitig traf von Westen her ein Teil der 19. Division (Schwartzkoppen), die 38. Brigade (mit den Regimentern Nr. 16 und Nr. 57) unter Wedell auf dem Schlachtfeld ein. Die 38. Brigade hatte auf dem Marsch nach Étain an der Maas bereits einen Marsch von 12 Stunden zurückgelegt[1]. Der Angriff auf die französische Flanke von Mars-la-Tour aus gegen die Höhen von Bruville wurde allerdings von den französischen Divisionen Grenier und Cissey unter schweren Verlusten (2.600 Mann) zurückgewiesen. Auch hier musste die Reiterei rettend eingreifen. Die Gardedragoner warfen die heftig nachdringenden Franzosen zurück. Der für die Deutschen siegreiche Ausgang eines Reiterkampfs (gegen 19 Uhr abends) bei Bruville, wo General von Barby mit fünf Regimentern die französische Kavallerie in die Flucht schlug, bewog General Ladmirault (Kommandeur des 4. Korps), von einem weiteren Angriff auf Mars-la-Tour und Tronville abzusehen, womit die Gefahr für den deutschen linken Flügel abgewendet war. Der rechte preußische Flügel hatte von Friedrich Karl von Preußen, der um 16 Uhr von Pont à Mousson auf dem Schlachtfeld eingetroffen war, den Befehl erhalten, nur seine Stellung zu behaupten.

Bazaine begnügte sich seinerseits damit, seine Verbindung nach Metz zu sichern, und unterließ es daher, seine Übermacht zu einem entscheidenden Angriff zu verwenden. Die vereinzelten Angriffe der Franzosen hatten daher ebenso wenig Erfolg wie anderseits die Vorstöße der zur Verstärkung der 5. Division herankommenden deutschen Truppenteile vom X. und VIII. Korps. Teile dieser Einheiten, z.B. die 16. Division unter von Barnekow waren, ohne einen Befehl abzuwarten, in Richtung auf den Gefechtslärm aufgebrochen.

Dabei wurde besonders um eine Anhöhe südlich von Rezonville erbittert gekämpft. Dreimal wurde diese Anhöhe von preußischen Einheiten, bestehend aus der 32. Infanteriebrigade (72. und 40. Regiment) von der 16. Division, verstärkt durch das 11. Regiment vom IX. Korps genommen, sie mussten sich aber jeweils nach Gegenangriffen der Franzosen wieder zurückziehen. Erst als es bereits dämmerte, gelang die endgültige Eroberung diese Anhöhe, nachdem die Artillerie und die 14. Brigade Grüter von der 6. Kavalleriedivision ebenfalls mit angriffen. Die Kämpfe endeten erst gegen 22 Uhr.

Verluste

Die französischen Verluste beliefen sich an Toten, Verwundeten und Gefangenen auf 879 Offiziere und 16.128 Mann, die deutschen auf 711 Offiziere und 15.079 Mann, wovon das III. Korps 310 Offiziere und 6641 Mann, das X. Korps 202 Offiziere und 4945 Mann verlor. Auf deutscher Seite waren unter anderem auch der General von Doering gefallen und von Rauch und von Diepenbroick-Grüter waren verwundet worden.

Ergebnisse

Die Schlacht war ein taktisches Unentschieden, aber ein großer strategischer Sieg für die Preußen. Bazaine konnte mit seinen Truppen nicht mehr nach Verdun flüchten, sondern hatte seinen Truppen den Rückzug in die Festung Metz befohlen.

Gründe hierfür waren neben den hohen Verlusten auch der Mangel an Munition. Der geplante Rückzug in Richtung Verdun war damit zunächst abgebrochen, aber erst in Folge der Schlacht von Gravelotte zwei Tage später gelang die Einschließung der französischen Armee in die Festung Metz (Belagerung von Metz).

Von Bredows Todesritt hatte einen entscheidenden Einfluss auf die zukünftige Kriegsführung. Der Erfolg der Kavallerie zeigte, dass Reiter immer noch eine wichtige Rolle in der Schlacht spielen konnten. Bis zum Ersten Weltkrieg unterhielt jedes europäische Land Kavallerietruppen.

Quellen

Literatur

  • Compton’s Home Library: Battles of the World

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Artikel zu Georg von Wedell in der ADB

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