Schlacht bei Novara (1849)

Schlacht bei Novara (1849)
Schlacht bei Novara
Teil von: Italienische Unabhängigkeitskriege
Schlacht bei Novara, Gemälde von Giuseppe Ferrari
Schlacht bei Novara, Gemälde von Giuseppe Ferrari
Datum 23. März 1849
Ort Novara
Ausgang Sieg der Österreicher
Konfliktparteien
Flag of Kingdom of Sardinia (1848).svg
Sardinien-Piemont
Flag of the Habsburg Monarchy.svg
Kaisertum Österreich
Befehlshaber
Wojciech Chrzanowski Josef Wenzel Radetzky von Radetz
Truppenstärke
100.000 70.000
Die Schlacht bei Novarra, Gemälde von Albrecht Adam aus dem Jahr 1858
Ein Ossuarium erinnert an die Schlacht

Bei Novara (in Norditalien, zwischen Turin und Mailand) schlugen die österreichischen Truppen unter Feldmarschall Radetzky am 23. März 1849 die Truppen des Königreichs Piemont-Sardinien.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Die 1848 überall in Europa ausgebrochenen Aufstände gegen die Restauration des Absolutismus richtete sich in Norditalien gegen die als Fremdherrschaft wahrgenommene Herrschaft des Kaisertums Österreich. Im Zug des Aufstandes von Mailand hatte sich König Karl Albert von Piemont-Sardinien an die Spitze der italienischen Einigungsbewegung gestellt und Österreich den Krieg erklärt. Nach einigen Anfangserfolgen und der siegreichen Schlacht von Goito scheiterten die Piemontesen aber in der Schlacht bei Custozza. Ein Grund hierfür war die Tatsache, dass Österreich die strategisch wichtigen Festungen – das so genannte Festungsviereck MantuaPeschiera del GardaVeronaLegnago hielt. Auch die Volksaufstände in Brescia, Venedig und Rom wurden 1849 niedergeschlagen. Im März 1849 unternahm Karl Albert einen letzten Versuch, die Österreicher zumindest zum Rückzug aus der Lombardei zu zwingen.

Verlauf der Schlacht

Den 70.000 österreichischen Soldaten standen die 100.000 Soldaten der piemontesischen Armee gegenüber, von denen jedoch nicht alle an der Schlacht teilnahmen. Die Piemontesen hatten aus innenpolitischen Gründen einen polnischen General, Adalbert Chrzanowski, zum Befehlshaber ihrer Truppen ernannt, der weder das Land kannte, noch Kenntnisse der italienischen Sprache hatte. Einige der piemontesischen Generale weigerten sich während der Schlacht, seine Befehle auszuführen. Die zahlenmäßige Unterlegenheit der Österreicher wurde durch die bewährte Führung Radetzkys und seines Stabes kompensiert.

Radetzky marschierte mit seinen Truppen am 18. März von Mailand aus zunächst nach Pavia, wobei es ihm gelang, die Piemontesen über seine Marschrichtung im Unklaren zu lassen. Die Piemontesen unterließen es wegen Streitigkeiten zwischen Chrzanowski und seinen Untergebenen, sofort nach Kriegsbeginn auf Mailand zu marschieren und die Initiative zu übernehmen. Das Gebiet unmittelbar nördlich des Po, auf dem Radetzky seinen Marsch fortsetzte, wurde wegen einer Befehlsverweigerung des Generals Girolamo Ramorino nicht besetzt, der in der Folge mit seinen Verbänden isoliert blieb. (Nach dem Krieg wurde Ramorino deswegen zum Tode verurteilt.) Nachdem die Piemontesen bei Sforzesca einen kleineren Erfolg erzielt hatten, gewann Radetzky am 21. März ein Gefecht bei Mortara. Die Piemontesen zogen sich daraufhin nach Novara zurück und verloren dadurch den Kontakt mit anderen Heeresteilen, die sich in Alessandria befanden. Radetzky war über dieses unlogische Verhalten seines Gegners so verwirrt, dass er beinahe selbst eine Niederlage erlitt. Er war zunächst auf Vercelli vorgestoßen und hatte nur wenige Truppen nach Novara geschickt, die dort von den Piemontesen ohne größere Schwierigkeiten abgewehrt wurden. Wiederum nutzten die Piemontesen ihre Vorteile nicht und überließen den Österreichern weiterhin die Initiative. Tags darauf, am 23. März 1849, griff Radetzky mit allen seinen Verbänden Novara an und schlug die Piemontesen dort. Epizentrum der Schlacht war der strategisch wichtige Höhenzug der Bicocca, der von beiden Seiten mehrmals genommen und verloren wurde. Zuletzt nahmen die Österreicher Bicocca im Sturm, nachdem eine Chevauxlegers-Division bei der Brigade Degenfeld wichtige piemontesische Artillerie ausgeschaltet hatten und so das 4. österreichische Armeekorps über die Agogna-Brücke ziehen und in die rechte Flanke der Piemontesen einfallen konnte.[1] 400 Piemontesen wurden auf einen Schlag gefangen genommen; die piemontesischen Generale Passalacqua und Perrone fielen im österreichischen Feuer. Bei Sonnenuntergang war die Schlacht zugunsten Radetzkys entschieden. Der energische piemontesische Einsatz blieb örtlich beschränkt, auf der strategischen Ebene zeigte die piemontesische Führung enorme Defizite.

Am nächsten Tag wurde die Stadt Novara noch vom 4. Armeekorps bis zur endgültigen Übergabe beschossen. Danach rückte die oben genannte Chevauxlegers-Division an der Spitze der österreichischen Truppen in die Stadt ein.

Konsequenzen

Die Waffenstillstandsbedingungen waren recht milde, weil Radetzky weitere Volksaufstände verhindern wollte. Dennoch dankte König Karl Albert zugunsten seines Sohnes Viktor Emanuel II. ab und ging ins portugiesische Exil. Der im März 1848 mit dem Volksaufstand von Mailand eingeleitete erste italienische Unabhängigkeitskrieg endete mit der Schlacht von Novara definitiv, das Kaisertum Österreich hatte die volle Kontrolle über die Lombardei und Venetien zurückgewonnen. Es war deutlich geworden, dass die Piemontesen Österreich nicht ohne umfassende Vorbereitungen und vor allem nicht ohne einen größeren Verbündeten zum Rückzug aus Norditalien zwingen konnte. In der Zeit von 1849 bis 1859 führte das Königreich Piemont-Sardinien die notwendigen Reformen durch und gewann Frankreich als Verbündeten. Der folgende Sardinische Krieg mit der siegreichen Schlacht von Solferino schaffte 1859 die Grundlage für die italienische Einigung (Risorgimento).

Kommentar zur Schlacht

General Schönhals, Generalquartiermeister der österreichischen Armee (1848/49), über die piemontesische Armee: „Ihre Artillerie besteht aus gewählten Leuten, guten und unterrichteten Offizieren, hat ein gutes Material und ist im Kaliber der unsrigen überlegen … Die Kavallerie ist keine verächtliche Waffe. Ihr erstes Glied ist mit Lanzen bewaffnet. Der Gebrauch dieser Waffe erfordert aber einen sehr gewandten Reiter, wir möchten daher nicht gerade sagen, daß diese Einführung direkt eine Verbesserung bedeutet. Ihre Schule der Equitation ist jedoch eine sehr gute … Bei Santa Lucia wurde von beiden Seiten mit großer Tapferkeit gefochten. Die Piemontesen griffen mit großer Lebhaftigkeit und Ungestüm an – sowohl Piemontesen als auch Österreicher vollbrachten viele Taten großen persönlichen Mutes … Die piemontesische Armee hat das Recht, den Tag von Novara in Erinnerung zu bringen, ohne erröten zu müssen.“[2]

Siehe auch

  • SMS Novara, zwei Schiffe der österreichisch-ungarischen Marine, die nach der Schlacht benannt wurden.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gustav Ritter Amon von Treuenfest, Geschichte des Dragoner-Regimentes Feldmarschall Alfred Fürst Windisch-Graetz Nr. 14, Wien 1886
  2. Friedrich Engels: Die Armeen Europas, 1855.

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