Schlacht bei Borodino

Schlacht bei Borodino
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Gerade von der deutschsprachigen Wikipedia (wo, wenn nicht hier?) würde man doch erwarten, daß der Anteil deutscher bzw. rheinbündischer Truppen zumindest Erwähnung findet. Sachsen, Württemberger und Westphalen hatten sich, glaube ich, nicht unwesentlich hervorgetan und dramatische Verluste erlitten.

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Schlacht von Borodino
Teil von: Napoléons Russlandfeldzug
Datum 7. September 1812
Ort Borodino, Zentralrussland
Ausgang Pyrrhussieg der Franzosen
Konfliktparteien
Frankreich Russisches Reich
Befehlshaber
Napoléon Bonaparte Michail Illarionowitsch Kutusow
Truppenstärke
125.000–130.000 125.000–130.000
Verluste
24.000 bis 30.000 44.000 bis 58.000

Die Schlacht von Borodino (französisch Bataille de la Moskowa, russisch Бородинское сражение) war eine Schlacht des napoleonischen Russlandfeldzuges. Am 7. September 1812 lieferten sich beim Dorf Borodino die von Napoleon geführte französische Grande Armée und die russische Armee unter Marschall Kutusow eine der blutigsten Schlachten des 19. Jahrhunderts, ohne dass eine der Seiten sie klar für sich entscheiden konnte.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Nachdem die russischen Truppen nach einer Niederlage vor Smolensk am 17. August die Stadt niedergebrannt hatten, stellten sie sich bei Borodino der Grande Armée Napoleon Bonapartes und dessen Verbündeten. Borodino liegt an der alten Straße von Smolensk nach Moskau, etwa 115 Kilometer westlich der russischen Hauptstadt in der hügeligen Landschaft der Mittelrussischen Platte.

Der bisherige russische Oberbefehlshaber, Kriegsminister Marschall Barclay de Tolly, hatte seine Armeen bis dahin immer rechtzeitig größeren Schlachten entzogen und setzte stattdessen auf planmäßigen Rückzug als Verteidigungsstrategie, die die Weite des Landes ins Spiel brachte. Er wurde aber letztendlich von Zar Alexander seines Kommandos enthoben, nachdem man am russischen Hofe vom Zaren immer öfter verlangt hatte, mit den Rückzugsbewegungen aufzuhören und alles daran zu setzen, die ehemalige Hauptstadt Moskau vor den Franzosen zu retten.

Marschall Kutusow, der Nachfolger Barclays, verfügte über etwa 128.000 Mann Infanterie und Kavallerie, darunter 15.000 Mann Milizen (nur mit Lanzen bewaffnet) sowie 640 Kanonen. Das unübersichtliche, stark bewaldete und mit Gestrüpp bewachsene Gelände ausnutzend, welches dazu noch von Schluchten und Höhenrücken durchzogen war, hatte Kutusow seine Truppen südlich und nördlich von Borodino aufgestellt. Am rechten Flügel, also im Norden, hielt Barclay mit 75.000 Mann eine Anhöhe, welche, durch Schanzen verstärkt, von den Franzosen die „Große Schanze“ genannt wurde. Dahinter kam eine Senke, daran anschließend waren weitere Schanzen aufgeworfen, von den Franzosen die „Drei Pfeile“ genannt. Diese waren besetzt von 30.000 Mann unter Fürst Bagration. Nach links, beziehungsweise Süden schloss sich das stark bewaldete Gelände oberhalb des Dorfes Utitza an, welches Tutschkow hielt.

Die Armee Napoleons hatte ebenfalls eine Stärke von rund 128.000 Mann davon etwa 28.000 Mann Kavallerie und 16.000 Kanoniere mit 587 Kanonen. Es war die zu der damaligen Zeit am besten ausgerüstete und vor allem am besten geführte Armee. Der Großteil der Offiziere hatte schon in ganz Europa gekämpft, vom Tajo bis zur Elbe, vom St. Bernhard bis zu den Hügeln Kalabriens. Die Offiziere lasen ihren Truppen die Proklamation vor, die Napoleon am Abend zuvor verfasst hatte. Sie enthielt sinngemäß das Versprechen, wenn man tapfer kämpfe und hier siege, würde man sichere Winterquartiere haben und bald nach Hause kommen. Da Napoléon seine Garde mit etwa 19.000 Mann nicht einsetzte, war die russische Armee auf dem Schlachtfeld zahlenmäßig überlegen.

Napoleons Schlachtplan sah vor, dass sein Stiefsohn Eugène de Beauharnais, mit dem rechten Flügel nördlich der Straße nach Moskau stehend, zunächst einen Ablenkungsangriff gegen das Dorf Borodino zu führen hatte. Napoleon wollte die Russen glauben machen, dies wäre der Hauptstoß, mit dem Ziel der Umfassung ihres rechten Flügels. Den eigentlichen Angriff sollte aber etwas später in der Mitte Marschall Davout gegen Fürst Bagration vortragen, während die Kavallerie des polnischen Fürsten Poniatowski den linken Flügel der Russen umgehen sollte, um diesen in den Rücken zu fallen.

Die Schlacht

Napoleon bei Borodino. Gemälde des russischen Malers Wassili Wereschtschagin, 19. Jahrhundert
Kutusow bei Borodino

Um 05:30 Uhr des 7. September befahl Napoleon seinen Batterien, das Feuer zu eröffnen. Prinz Eugene griff sofort Borodino an, während die Marschälle Davout und Ney mit der Infanterie gegen die „Drei Pfeile“ vorgingen, von denen herab die Russen mit Kartätschen in die französischen Linien feuerten.

Wie außerordentlich heftig und verlustreich die Kämpfe verlaufen würden, bekam Napoleon schnell zu spüren: Davout wurde das Pferd weg geschossen und er wurde bewusstlos. Der Kaiser ersetzte ihn durch General Rapp. Nachdem auch dieser vom Pferd gestürzt war, wurde er durch General Dessaix ersetzt, welcher aber auch nach kurzem getroffen wurde.

Ney hatte unterdessen die südliche Geschützstellung genommen und hielt sie gegen die Gegenangriffe der Russen. Napoleon schickte ihm Unterstützung durch Joachim Murat an der Spitze der Kavallerie.

Napoleon wurde durch die Hartnäckigkeit der Russen überrascht, welche auch auf verlorenem Posten noch weiterkämpften, während sich in den vergangenen Jahren Österreicher und Preußen unter solchen Umständen ergeben hatten oder sich zurückzogen. Dies erfolgte aus den Erfahrungen der Russen mit den Türken, welche die Angewohnheit hatten, sofort alle Gefangenen niederzumachen. Napoleon sagte über die russischen Infanteristen: „Sie sind Festungen, die man mit Kanonen zerstören muss.“ Ein größeres Lob konnte man zu dieser Zeit vom Herrscher über Europa kaum bekommen.

Um 10 Uhr hatten die Ereignisse den ursprünglichen Plan Napoleons überholt. Eugene hatte Borodino genommen und nahm von dort aus die „Große Schanze“ unter Feuer, während Poniatowski zwar den russischen linken Flügel zerschlagen hatte - General Tutschkow war gefallen und Fürst Bagration schwer verwundet - aber in dem dichten Buschwerk auf der Anhöhe dahinter kam er unter schweres Feuer der Russen und es war ihm nicht möglich, die „Drei Pfeile“ zu umgehen.

Somit war die Schlacht nur noch durch Artillerieduelle und Frontalangriffe weiterzuführen, im Kampf Mann gegen Mann, was auch geschah.

Russische Postkarte
Gemeiner des Kürassierregiments Astrachan

Kurz nach 10:00 Uhr erhielt Napoleon eine Nachricht von Ney, der darum bat, dass ihm die ganze Reserve, das heißt die Kaiserliche Garde, zu den „Drei Pfeilen“ gesandt werde, um dort den entscheidenden Durchbruch durch die russische Mitte zu erzwingen. An sich war dieser Vorschlag vernünftig und der einzig mögliche Weg, diese Schlacht mit einem Sieg zu beenden, da die Truppen von Ney und Murat sich zwar hervorragend geschlagen hatten, aber erschöpft waren und dringend verstärkt werden mussten. Noch während Napoleon überlegte, ob er diesem Vorschlag entsprechen sollte, kam jedoch eine Meldung vom linken Flügel. Kutusow hatte seine aus Kosaken bestehende Kavalleriereserve gegen Eugene eingesetzt und diesen in die Verteidigung gedrängt. Marschall Bessières, der Kommandeur der Garde, fragte seinen Kaiser: „Wollen Sie 2.600 Kilometer von Paris ihre letzten Reserven riskieren?“. So half er Ney nur eingeschränkt, indem er noch mehr Geschütze auf die „Drei Pfeile“ feuern ließ, bis es schließlich insgesamt 400 waren. Außerdem schickte er ihm eine frische Division unter General Friant zur Hilfe, was allerdings nicht den gewünschten Erfolg brachte. Im Zentrum der Schlacht lagen die Toten so hoch übereinander, dass es den Russen fast nicht mehr möglich war, zu feuern, weil die Berge von Gefallenen und Verwundeten ihr Schussfeld beeinträchtigten.

Am späten Nachmittag griffen Ney und Eugène die „Große Schanze“ erneut an, diesmal konzentrisch aus verschiedenen Richtungen, und nahmen sie schließlich. Sie drehten die feindlichen Geschütze um und feuerten hinter den Russen her. Napoleon, vorsichtig geworden angesichts des Widerstandes der Russen, erlaubte ihnen jedoch nicht die Verfolgung des Gegners. In der Abenddämmerung zogen die Russen in guter Ordnung in Richtung Moskau ab.

Verluste

Die Verluste bei Borodino betrugen auf russischer Seite zwischen 44.000 und 58.000 Mann, darunter 23 Generäle. Nur 2.000 Mann wurden gefangen genommen. Die Franzosen verloren nach verschiedenen Angaben zwischen 24.000 und 30.000 Mann, darunter 43 Generäle. Dominique Jean Larrey, der Oberfeldscher musste während der Schlacht und in den darauf folgenden Stunden 200 Arme und Beine amputieren. Nach Britten-Austin zählte man später 58.521 tote Soldaten und 35.478 tote Pferde. Die Zahl der toten Pferde zeigt die entscheidende Beteiligung der Kavallerie in dieser Schlacht. Napoléon verlor den größten Teil seiner noch verbliebenen Kavallerie und musste Kavallerieeinheiten zu Fuß bilden.

Die Verlustzahlen weichen vor allem in (pro)französischen und (pro)russischen, aber auch in deutschen Quellen erheblich voneinander ab: Die zweifellos prorussischen bzw. prosowjetischen DDR-Militärhistoriker Helmert und Usczec (Europäische Befreiungskriege 1808 bis 1814/15, Seite 161-165) geben die Verluste auf französischer Seite mit 58.000 von 135.000 (43%), die auf russischer Seite mit 44.000 von 128.000 (35%) an. Ludwig Renn (Krieger, Landsknecht und Soldat, Seite 124) wiederum schreibt den 130.000 Franzosen 50.000 Verluste und den 120.000 Russen 58.000 Verluste zu. Daß somit (fast) die Hälfte der russischen Armee vernichtet war, bestätigt auch Eugen Tarlé. Ausgerechnet jedoch das Militärhistorische Museum im belorussischen Minsk, also einst ein Teil der Sowjetunion bzw. Russlands, an dem Napoleons Armee tatsächlich vorbeigekommen war sowie eine Seite, die man kaum als neutral oder gar profranzösisch einstufen kann, sprach noch im Jahr 1987 in seiner Ausstellung von 28.000 Toten (von 130.000) auf französischer und 52.000 (von 120.000) auf russischer Seite. Exakt diese Opferzahlen aber bestätigte 2008 auch das Landesmuseum Kassel (in seiner Ausstellung über König Lustik und den Modellstaat Westphalen) als auch von westphälischen Opfern des Russlandfeldzugs die Rede ist (westphälische Kürassiere kämpften in der Schlacht von Borodino an den Rajewski-Schanzen).

Fazit

In zahlenmäßiger Hinsicht und unter Berücksichtigung der Tatsache, dass nun der Weg nach Moskau für Napoleon offen war, werten einige Historiker die Schlacht als knappen Sieg der Franzosen. Es war allerdings nicht der überlegene Sieg, den Napoleon angestrebt hatte und der den Gegner vielleicht dazu bewegt hätte, mit ihm zu verhandeln. Auch hatte ihn dieser Sieg allein 43 Generale gekostet - darunter Louis-Pierre Montbrun und Auguste Jean Gabriel de Caulaincourt - und persönlich war es für Napoleon die schrecklichste Schlacht, die er je geschlagen hatte. Auf russischer Seite wurde z.B. mit General Bagration einer der fähigsten Generale tödlich verwundet.

Erinnerung

Eine ausführliche und realitätsnahe Beschreibung dieser Schlacht sowie der Schlacht an der Beresina findet sich in Tolstois Roman „Krieg und Frieden“. Auch andere russische Künstler wie Tschaikowski und Puschkin haben sich mit dem Thema befasst.

Im Jahre 1912, zum 100. Jahrestag der Schlacht von Borodino, wurde von Franz Roubaud ein monumentales Panoramagemälde geschaffen und 1962 in einem eigens errichteten Rundbau (Panoramamuseum der Schlacht von Borodino) am Kutusowski-Prospekt in Moskau ausgestellt.

Weblinks

55.52083333333335.8208333333337Koordinaten: 55° 31′ 15″ N, 35° 49′ 15″ O


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