Schlacht am Casilinus

Schlacht am Casilinus
Verlauf der Gotenkriege

Die Schlacht am Casilinus (auch Schlacht am Volturnus oder Schlacht von Capua) war eine militärische Auseinandersetzung während der Gotenkriege. In ihr stießen im Frühjahr des Jahres 554 die Heere des Oströmischen Reiches und der Franken aufeinander. Letztere erlitten dabei eine vernichtende Niederlage.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Bis zum Jahr 493 hatten die Ostgoten die gesamte Apenninen-Halbinsel erobert, nachdem dort bereits 476 das Weströmische Reich zusammengebrochen war. Unter dem Kaiser Justinian I. (um 482–565) schritten jedoch oströmische Truppen zur systematischen Rückeroberung dieser Gebiete (→ Restauratio imperii). Ab 535 kam es zum Krieg gegen die Ostgoten mit dem Ziel der Rückeroberung des Apennin. Nach dem Sieg der oströmischen Truppen unter dem Feldherr Narses (um 490–574) in der Schlacht am Mons Lactarius im Jahre 552 (oder 553) war der Kampf faktisch zugunsten der Römer entschieden.

Im Frühjahr 553 fiel jedoch ein fränkisch-alamannisches Heer von Norden her ein, um die ungeklärten Verhältnisse zu eigenen Eroberungen auszunutzen. Dieses stand unter dem Befehl der Brüder und Herzöge Butilin († 554) und Leuthari I. († 554) und soll nach dem spätantiken Geschichtsschreiber Agathias 75.000 Krieger gezählt haben.[1] Der Feldherr Narses war noch mit der Belagerung der verbliebenen gotischen Städte beschäftigt und schickte dem neuen Gegner zunächst nur einen Teil seiner Truppen unter Fulcaris entgegen. Dieses Kontingent erlitt jedoch eine Niederlage. Narses beschloss daraufhin seine Truppen zunächst in den festen Städten überwintern zu lassen. Dies gab den Franken die Möglichkeit, durch die gesamte Halbinsel zu ziehen und zu plündern. Sie teilten sogar ihre Streitkräfte in zwei Teile. Im Frühjahr 554 kehrte der eine Teil des Heeres aus dem Süden der Halbinsel zurück. Diesem gegenüber zog Narses seine Truppen zusammen und verlegte ihnen am Fluss Casilinus nahe Capua den Weg. Angeblich war es wegen Streitigkeiten über Disziplinarmaßnahmen zum Streit zwischen Narses und dem Kontingent der Heruler in seinem Heer gekommen. Die Heruler waren daraufhin erst verspätet zur Schlacht erschienen.

Schlachtverlauf

Überlieferter Verlauf

Die Grundlage der Überlieferung stellt der Bericht des oströmischen Geschichtsschreibers Agathias (um 536 – um 582) in seinen „Historiae“. Er zeichnete folgendes Bild der Schlacht:

Narses bezog zwischen zwei Wäldern eine Stellung und ordnete sein Fußvolk in einer Phalanx an. An den Flanken positionierte er, versteckt durch die Wälder, die Reiterei unter den Generälen Valerian und Artabanos. Hinter der Phalanx, in der eine Lücke für die noch nicht eingetroffenen Heruler gelassen worden war, befanden sich die leichtbewaffneten Schleuderer und Bogenschützen. Insgesamt betrug die Stärke des Heeres nur etwa 18.000 Mann.

Die Franken rückten in Stärke von 30.000 Mann an und gingen sofort zum Angriff über. Sie bildeten dabei die Umrisse eines spitzen Dreiecks, das hohl war. Angeblich brachen sie mit dieser Formationen in die Schlachtreihe der Römer ein und durchbrachen sie schließlich sogar. Daraufhin griff die römische Reiterei die Franken in Flanke und Rücken an, indem sie Wurfgeschosse und Pfeile auf die Innenseite der jeweils gegenüberliegenden Schenkel des Dreiecks schoss. Schließlich trafen auch die Heruler ein und warfen die durchgebrochenen Feinde zurück. Nun ging neben der Reiterei auch das gesamte römische Fußvolk zum Angriff über und vernichtete bis auf fünf Flüchtende das gesamte fränkische Heer.

Quellenkritik

Der Historiker Hans Delbrück (1848–1929), der allerdings generell zu einer sehr kritischen Quellenauslegung neigte, wies die überlieferte Darstellung von sich. „Ich kann den Verdacht nicht unterdrücken, dass diese ganze Erzählung eine freie Phantasie ist ...“[2] Er wies darauf hin, dass das Heer des Narses dem der Franken numerisch, besonders an Reiterei, weit überlegen gewesen sein muss, denn sonst hätte seine Schlachtaufstellung diejenige der Franken nicht auf beiden Seiten überragt. Er hielt es durchaus für möglich, dass die schwächeren fränkischen Truppen versucht hatten, durch einen schnellen Angriff das gegnerische Zentrum zu überrennen und somit die Schlacht für sich zu entscheiden. Dies wäre aber in der angegebenen Formation eines hohlen Dreiecks nicht möglich gewesen. Wäre die Angriffskolonne spitz gewesen, so wäre sie dort sofort umfasst worden. Wäre sie hohl gewesen, dann hätte den vorderen Linien der nötige Druck von hinten zu einem Durchbruch gefehlt. Auch die Angabe, dass die römische Reiterei über einen Schenkel des Dreiecks hinweg den anderen beschossen hätte, lehnte Delbrück als unrealistisch ab.[3]

Folgen

Nachdem diese Bedrohung ausgeschaltet worden war, wurden die italienischen Provinzen noch im selben Jahr dem oströmischen Reich angegliedert. Es dauerte allerdings noch bis 562 bis die letzten gotischen Stützpunkte eingenommen werden konnten. Bereits im Jahr 568 erfolgte die Invasion der germanischen Langobarden, die bis 572 fast ganz Italien den Byzantinern wieder entrissen.

Einzelnachweise

  1. Eine Zahl die sicher viel zu hoch gegriffen ist.
  2. Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst, Bd. 2, Berlin 2000, S. 440
  3. Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst, Bd.2, Berlin 2000, S.440f

Literatur

Quellen
Sekundärliteratur

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