Schild (Waffe)

Schild (Waffe)
Römische Schilde (Scuta) um 70 n. Chr.
Syrische Krieger mit Rundschilden, 5. Jahrhundert v. Chr., Louvre, Paris

Der Schild (m., Plural: Schilde) ist eine von einem Kämpfer getragene Schutzwaffe. Er ist eine aus Flechtwerk, Holz, Leder oder anderem Material bestehende häufig leicht gewölbte Platte. Sie dient zur Abwehr von Nahkampfwaffen und Geschossen eines Angreifers.

Inhaltsverzeichnis

Wortherkunft

„Schild“, als Maskulinum auf den Artikel der, leitet sich aus dem altgermanischen scilt, auch althochdeutsch scilt „Abgespaltenes“ (vergl. Schindel). Im 12. Jahrhundert geht das Wort dann über die Schildfarben auf den Wappenschild über. Erst im mittelhochdeutschen findet sich ein Neutrum das Schild (Plural Schilder), „Zeichen“.[1] In der Umgangssprache wird im Wortumfeld von der Schild aber zunehmend der sächliche Artikel, etwa „das Hitzeschild“, „das Schutzschild“, verwendet.

Das Wort hat keinen Eingang in den germanischstämmigen Namensschatz gefunden, Vornamen in dieser Bedeutung lauten auf das recht seltene -rand „Schild“ (Wolfrand).[2]

Geschichte

Schilde gehören zu den ältesten Schutzgegenständen der Kriegsgeschichte. Schon die ansonsten ungerüsteten Armeen der Pharaonen und Sumerer waren mit Schilden bewaffnet, bei denen Leder über einen Holzrahmen gezogen war. Die ersten Schilde waren stoffbespannte Weidengeflechte. Später wurde der Stoff durch Leder und die Flechtwerke durch Holz ersetzt. In der weiteren Entwicklung wurden die Holzschilde mit Metallteilen verstärkt. Sie erhielten einen metallenen Rand und Buckel. Schließlich wurden sie komplett aus Metall gefertigt. Geführt werden Schilde entweder an einem zentralen Griff, der hinter dem Schildbuckel liegt (in der Regel bei Rundschilden) oder an Lederschlaufen für Unterarm und Hand (andere Schildformen wie z. B. Dreiecksschild). Zusätzlich hilft ein langer Lederriemen, die Schildfessel, den Schild auch ohne den Handriemen nur mit dem Unterarm zu dirigieren (die Hand bleibt dann frei, um die Zügel zu halten)

Die Entwicklung der Schilde und Waffen beeinflusste sich gegenseitig: Je effektiver die Waffen wurden, desto stabiler wurden auch die Schilde. Auch verschiedene Kampfstile führten zu Änderungen in der Form der Schilde. So trugen zu Pferde kämpfende Krieger kleinere Schilde als Fußtruppen. Im Späten Mittelalter entwickelten sich spezielle Turnierschilde, die für die verschiedenen Arten des Turniers angepasst waren. So wurden beim Lanzenstechen Schilde verwendet, die spezielle Aussparungen für die Lanze vorsahen.

Formen

Mittelalterlicher Ritter mit V-Schild; Bild: British Library, Sloane 2435, f. 85
Schildbuckel eines römischen Scutum
Hussitischer Paveseschild von 1429, Museum Prag

Praktisch für jedes Einsatzgebiet wurden Schilde in verschiedensten Formen und Farben, je nach Anwendungszweck, gefertigt. Einige Formen waren:

  • Buckler – diese kleinen Faustschilde, die Namen und Form vom Schildbuckel hatten, den es schon seit der Antike gab, waren vom 13. bis ins 17. Jahrhundert in Gebrauch.
  • Rundschilde – Wikinger-Schiffe und römische Kriegsschiffe (Triremen) wurden an den Ruderplätzen mit diesen Schilden ausgestattet, so dass die Besatzung sich dahinter vor dem Feind verstecken konnte und auch vor Spritzwasser geschützt war. Die Hopliten des antiken Griechenlands benutzten den Hoplon oder Aspis genannten Rundschild spätestens seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. Im antiken Rom war außer dem Turmschild Scutum der Parma equestris verbreitet, ein runder oder ovaler Schild der Auxiliartruppen. In Persien und Indien wurde vor allem im 18. und 19. Jahrhundert der Sipar verwendet.
  • V-Schilde oder Drachenschilde – Aus Ovalschilden, deren Oberseite gekappt wurde und damit dem Kämpfer eine größere Bewegungsfreiheit des Waffenarms ermöglichten, entwickelten sich über mehrere Zwischenschritte der Halbrundschild und schließlich der Dreiecksschild. Die Langspitzschilde wurden etwa seit dem Jahr 1000 vorwiegend von Reitern eingesetzt, da er beim Lanzenangriff die dem Gegner zugewandte Körperseite gut schützte. Der nach dem Teppich von Bayeux oft fälschlich als Normannenschild bezeichnete Schild wurde aber auch von Fußtruppen eingesetzt, da er das bei einem Ausfallschritt ungeschützte Bein abdecken konnte.

Aus dem kleineren Dreiecksschild der Reiter entwickelte sich die konkav gewölbte Reitertartsche, die schließlich zu einer kleinen fest verbundenen Panzerplatte an der linken Brust der Gestechrüstung verkümmerte.

  • Turmschilde – das römische Scutum, ein gewölbter, mehrlagiger Holzschild, konnte auch abgestellt und gleich einem Setzschild als Schutzwand verwendet werden. Die größte Bedeutung hatte er aber, wenn die Legionäre mit ihren scuta die Schildkrötenformation einnahmen und so trotz feindlichen Beschusses vorrücken konnten.
  • Setzschilde – von der Antike an waren auch so genannte Setzschilde (im Mittelalter als Pavese oder Setztartsche bezeichnet) bekannt. Diese 1,5 bis 2 Meter hohen Schilde boten einer oder mehreren Personen Schutz und bestanden oft aus Holz mit Rohhautbespannung. Insbesondere schützten sie Bogen- und Armbrust-Schützen der Belagerer bei Belagerungen vor Beschuss von der Mauer und ermöglichten Nachladen, teilweise auch den Abschuss aus der Deckung heraus. Pavesen wurden oft zu einer Art Schildwand aneinandergereiht und mit Stützen, Schießscharten und Sehschlitzen versehen. Die Hussiten setzen Pavesen in großem Umfang im Kampf ein.
Ein Umbo (Schild-Center) der Langobarden, Norditalien, 7. Jahrhundert

Neuzeit

Mit der Einführung der Feuerwaffen verloren Schilde ihre Bedeutung für das Kriegshandwerk. Bei verschiedenen Polizeitruppen werden Schilde heute noch verwendet, deren taktische Einsatzschilde vor allem als beschusshemmender Schild bei der Erstürmung von Gebäuden (Geiselnahme, Hausbesetzung) genutzt werden, sowie als zumeist durchsichtiger Schutzschild gegen Wurfgeschosse bei Straßenschlachten (gewalttätige Unruhen und Demonstrationen) Verwendung finden.

Einige Geschütze sind auch heute noch mit einem Schild versehen, um einen Schutz gegen Beschuss aus Handfeuerwaffen und Splittereinwirkung zu bieten.

Literatur

  • André Schulze (Hrsg.): Mittelalterliche Kampfesweisen. Band 2: Kriegshammer, Schild und Kolben. Zabern, Mainz am Rhein 2007, ISBN 3-8053-3736-1

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Eintrag Schild, m. und n. clypeus. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Leipzig 1854-1960 (germazope.uni-trier.de)
  2. Kapitel Rufnamen germanischer Herkunft, S. 16ff. In: Konrad Kunze: dtv-Atlas Namenkunde, dtv 2004, ISBN 3423032669

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