Saßnitz

Saßnitz
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Sassnitz
Sassnitz
Deutschlandkarte, Position der Stadt Sassnitz hervorgehoben
54.51638888888913.64111111111130Koordinaten: 54° 31′ N, 13° 38′ O
Basisdaten
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Landkreis: Rügen
Höhe: 30 m ü. NN
Fläche: 46,45 km²
Einwohner: 10.614 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 229 Einwohner je km²
Postleitzahl: 18546
Vorwahl: 038392
Kfz-Kennzeichen: RÜG
Gemeindeschlüssel: 13 0 61 035
Adresse der Stadtverwaltung: Hauptstraße 33
18546 Sassnitz
Webpräsenz:
Bürgermeister: Dieter Holtz (Die Linke)
Lage der Stadt Sassnitz im Landkreis Rügen
Karte

Die Stadt Sassnitz (bis zur Umbenennung am 2. Februar 1993 Saßnitz), ein staatlich anerkannter Erholungsort, liegt auf der Halbinsel Jasmund im Nordosten der Insel Rügen und gehört zum Landkreis Rügen in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland).

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Viktoriasicht: Blick auf den Königsstuhl

Das Stadtgebiet von Sassnitz erstreckt sich im Osten der Halbinsel Jasmund, die ihrerseits im Nordosten der Insel Rügen liegt. Bekannt ist die Landschaft vor allem wegen ihrer Kreidefelsen. Darüber hinaus prägen eiszeitliche Ablagerungen das Landschaftsbild. Senken werden häufig von kleineren Seen eingenommen. Der markanteste Kreidefelsen ist der 118 Meter hohe Königsstuhl. Große Teile des Stadtgebiets bedecken verschiedene Waldformen mit ihren typischen Lebensräumen. Eine Besonderheit ist der Wald an den Küstenhängen. Hier gibt es seltene Gehölze, wie Wildbirne, Wildapfel und Eiben. Die Stadt liegt am Küstenhang am Südende der Stubnitz, einem 7,5 Kilometer langen und bis zu vier Kilometer breiten Buchenwald. Die verbleibenden Flächen sind Moore, Strand, Wiesen, Weiden sowie Siedlungsbereiche. Im Süden des Stadtgebietes bei Mukran befinden sich die Wostevitzer Teiche, eine unter Naturschutz gestellte sumpfige Senke.

In der Nähe des Königsstuhls liegt ein weiterer See, der Herthasee, der einen Durchmesser von etwa 150 Metern hat und bis zu elf Meter tief ist.

Stadtgliederung

Zu Sassnitz gehören die Ortsteile

  • Blieschow
  • Buddenhagen
  • Dargast
  • Dubnitz
  • Klementelvitz

Geologie

Die ursprüngliche Landschaft auf Jasmund ist geologisch sehr jung. Der Entstehungsprozess begann mit dem Ende der Weichseleiszeit vor zirka 12.000 Jahren. Diese hinterließ hier eine Jungmoränenlandschaft. Durch das abtauende Inlandeis hob sich das darunter liegende Land und die Senken wurden mit Wasser gefüllt, der Vorgänger der späteren Ostsee, der Ancylussee entstand.

Nachfolgend breiteten sich zunächst eine Kältesteppe, später Birken- und Kiefernwälder, dann Eichenmischwälder aus. Während der letzten 1000 Jahre herrschten Buchenwälder im Gebiet vor. In abflusslosen Senken entstanden Seen, die teilweise verlandeten und zu Mooren wurden. Vor etwa 6000 Jahren stieg der Meeresspiegel auf sein heutiges Niveau an. Aus den Hochgebieten entstand der Jasmund. Durch die abtragende Wirkung von Wellen und Strömungen entstanden Steilufer, die bis heute das Landschaftsbild prägen.

Geschichte

Erst 1906 wurde das Bauern- und Fischerdörfchen Crampas und das Fischerdorf Sassnitz zur Gemeinde Sassnitz zusammengeführt. Die Fischerei war (und ist) bedeutsam. Der Wunsch vieler städtischer Bürger nach Erholung an der See führte Ende des 19. Jahrhunderts zu einer raschen und starken Belebung an den Küsten der Ost- und Nordsee, so auch auf Rügen. Schon 1824, so wird berichtet, reiste die Familie des Berliner Theologen Schleiermachers zu einem Badeaufenthalt nach Sassnitz.

Hotels an der Strandpromenade

Theodor Fontane benannte in seinem Buch Effi Briest den Liebhaber Mayor von Crampas nach dem Fischerdorf in Rügen, schrieb über den Herthasee mit seinen wendischen Opfersteinen und ließ im Buch den Ausspruch tätigen: „Nach Rügen reisen heißt nach Sassnitz Reisen.“[1] Johannes Brahms und Kaiser Wilhelm waren weitere illustre Besucher von Sassnitz.

1871 wurde die Straße nach Sassnitz ausgebaut, 1883 bzw. 1891 entstanden die Eisenbahnlinien nach Stralsund bzw. nach Bergen, ab 1878 gab es eine Schiffsverbindung nach Stettin, 1889 dazu den Hafen in Sassnitz und bald darauf Seeverbindungen nach Rønne (Bornholm), Trelleborg und Klaipeda (Memel). Die neuen Verbindungen ließen den Ort schnell wachsen. Die Kreideindustrie wurde ausgebaut, Fische und nun auch Fischprodukte bestimmten das Arbeitsleben und der Tourismus wuchs, wenn auch andere Orte mit Stränden sich besser entwickelten.

Anfang des 19. Jahrhunderts entstand die Strandpromenade. Die typische Bäderarchitektur mit Pensionen und Hotels prägte das Erscheinungsbild des Ortes in dieser Zeit. Nach Aufnahme der Fähr- und Postdampferlinien wurde Sassnitz auch ein Beamtenort mit den entsprechenden neuen Wohnhäusern.

Hängebrücke zum Hafen

Erst 1957 erhielt Sassnitz das Stadtrecht. Die Fischindustrie wurde um diese Zeit ausgebaut, die Pensionshäuser aber verfielen zunehmend. 1984 entstand im Ortsteil Mukran ein neuer Hafen für den Eisenbahnfährverkehr zwischen der DDR und der Sowjetunion. Nach 1991 wurde der Fährhafen Sassnitz für die Verbindungen in den gesamten Ostseeraum umstrukturiert.

Ab 1991 wurde der historische Stadtkern im Rahmen der Städtebauförderung gründlich saniert; das Stadtbild hat sich stark verbessert. Die Häuser der Bäderarchitektur wurden renoviert und weitgehend einheitlich in weiß gehalten. Der Altstadthafen wurde ab 2000 in die städtebauliche Stadtsanierung einbezogen.

Im Juli 2007 wurde eine 274 m lange Hängebrücke für Fußgänger eingeweiht, die das Stadtzentrum zwischen Bahnhof, Rügen-Galerie, Kurhotel und Hauptstraße mit dem Sassnitzer Hafen verbindet.

Politik

Rathaus

Die Stadtvertretung der Stadt Sassnitz besteht aus 25 Stadtvertretern bei folgender Sitzverteilung:

  • Die Linke 9
  • CDU 6
  • SPD 2
  • Christlich-liberale Wählergemeinschaft Sassnitz (CLW) 4
  • Freie Wählergemeinschaft Sassnitz e. V. (FWG) 2
  • Alternative soziale Wählergruppe für Sassnitz (ASW) 2

Wappen

Das Wappen wurde 1959 von der Stadtverordnetenversammlung angenommen und durch Beschluss der Stadtvertretung vom 1. November 1994 bestätigt. Das Wappen ist unter der Nr. 17 der Wappenrolle von Mecklenburg-Vorpommern registriert.

Blasonierung: „In Blau einen rot-silbern geteilten Leuchtturm mit silbernen Lichtstrahlen, der aus einer Lücke in der oberen Reihe einer roten, silbern eingefassten Ziegelmauer hervorkommt.“

Flagge

Die Stadtflagge zeigt in drei Längsstreifen die Farben Blau-Silber (Weiß)-Blau. Die blauen Streifen nehmen je zwei Neuntel der Flaggenhöhe ein. Der silberne (weiße) Streifen nimmt fünf Neuntel der Höhe ein und ist in der Mitte mit dem Stadtwappen belegt. Die Höhe des Wappenschildes verhält sich zur Höhe des Flaggentuchs wie 4:9. Höhe und Länge des Flaggentuchs verhalten sich zueinander wie 3:5.

Städtepartnerschaften

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die Stadt Sassnitz ist der wichtigste touristische Ausgangspunkt zum Nationalpark Jasmund, Deutschlands flächenmäßig kleinsten Nationalpark. Der Königsstuhl ist der touristische Hauptanziehungspunkt des Nationalparks. Mit 118 m ist er der höchste Kreidefelsen des Nationalparks.

alter Fischereihafen
neuer Fischereihafen
HMS Otus im Sassnitzer Hafen

Seit März 2004 verfügt der Nationalpark über das Nationalpark-Zentrum Königsstuhl, das Besuchern in zwei verschiedenen Ausstellungen einen Einblick in die natürlichen Begebenheiten, Kreide, Ostsee und Buchenwälder des Nationalparks bietet.

Am Rande des Nationalparks Jasmund liegt der Tierpark Sassnitz, der einzige Tiergarten der Insel Rügen. Das Kreidemuseum Gummanz, einziges Kreidemuseum Europas, liegt unweit von Sassnitz in der Nähe von Sagard auf dem Gelände eines von 1855 bis 1962 betriebenen Kreidetagebaus und zeigt als Museum mit Freilichtbereich Originalgeräte sowie Bild- und Texttafeln, die die geologischen Zusammenhänge, den Kreideabbau und die Kreideverarbeitung auf Rügen beschreiben. Im Sommer gibt es regelmäßig eine Fundberatung für Fossiliensammler.

Bereich Stadthafen: Der Glasbahnhof hat durch den Ausbau des neuen Fährhafens Sassnitz seine ehemalige Funktion verloren und beheimatet heute das Museum für Unterwasserarchäologie Sassnitz. Das Fischerei- und Hafenmuseum dokumentiert die Geschichte der Fischerei Rügens und des alten Sassnitzer Hafens. Zu den Exponaten gehört auch der Fischkutter Havel. Im Hafen liegen neben Ausflugsschiffen und Fischerbooten das britische U-Boot HMS Otus als museale Einrichtung sowie der Küstenfrachtsegler Annemarie, welcher bis 2007 zu einem Passagierschiff umgebaut wird.

Der Alaris Schmetterlingspark Sassnitz ist seit Juli 2003 in Betrieb. Der Park beheimatet hunderte frei fliegende Schmetterlinge in tropischer Umgebung.

Der Verein Lichtspiele e. V. spielt seit dem Jahr 2000 jeden Freitag anspruchsvolle Programmkinofilme im Grundtvighaus.

Das Jugendprojekt E-WERK versteht sich als Gründerzentrum für Projekte und Ideen, welche das Ziel haben, für sozial benachteiligte Jugendlichen und junge Erwachsene sinnvolle und gemeinwohlorientierte Arbeitsplätze auf dem ersten Arbeitsmarkt zu erproben und umzusetzen. 1995 wurde der Verein „Unternehmen Sassnitz“ ins Leben gerufen, um für die Region Rügen ein haltbares soziales Netz zu knüpfen. Aus dem hundert Jahre alten Sassnitzer E-Werk entstand ein Jugend-, Kultur-, Dienstleistungs- und Veranstaltungszentrum mit einer Eventhall, einem Bettenhaus auf Jugendherbergsniveau und vielem mehr.

Das städtische und evangelische Begegnungszentrum im Gerhart-Hauptmann-Ring 50, im Februar 2000 als Treffpunkt für ältere Menschen gegründet, ist inzwischen mit verschiedenen anderen Projekten zusammengewachsen: z. B. das Cafe „Kiek in“, die Spinnstube, die Klönstube des CJD Garz, der Klönclub, die Kleiderbörse, verschiedene Selbsthilfegruppen (anonyme Alkoholiker u. a.), ESV Sassnitz (Kraftsport für Jedermann) und der kirchliche Jugendclub SASKIA.

Kulturgruppen sind unter anderen die De Jasmunder Plattdänzer, eine Volkstanzgruppe aus Mädchen und Jungen (im Alter von 6 bis 18 Jahren), das Jugendblasorchester der Stadt Sassnitz, der Volkschor Sassnitz von 1964 sowie der Sassnitzer Karnevalsclub von 1975.

Bauwerke

Evangelische Kirche in Sassnitz
Molenfeuer Sassnitz
Marktplatz
ehemalige Post
  • Sassnitz besitzt die längste Außenmole Europas mit einer Länge von 1450 m. Der Baubeginn ist auf das Jahr 1889 datiert, die endgültige Fertigstellung des Molenbaues erfolgte im Jahre 1912.
  • Das heutige Rathaus wurde vom Berliner Architekten Gustav Bähr entworfen und 1910 als Warmbad und Gemeindehaus für die Bürger der vereinten Gemeinde Sassnitz eröffnet. Am Hauptportal erinnert noch eine pittoreske Glasbemalung an die frühere Funktion eines Badehauses.
  • Am Rande des Dwasiedener Waldes liegt das Seniorenzentrum der AWO. Es besteht aus einem Pflegeheim sowie einer Servicewohnanlage mit alten- und behindertengerechten Wohnungen, die im Jahre 2005 fertiggestellt wurden. In Zusammenarbeit mit Künstlern entstand ein Sinnesgarten. Darin gibt es einen Rundweg, auf dem sich Demenzkranke frei bewegen können, ohne sich zu verlaufen.
  • Der Glasbahnhof und die Fähranleger im Hafen von Sassnitz erinnern an die über 100-jährige Tradition des Fährverkehrs nach Schweden bzw. Nordeuropa.
  • Die Altstadt von Sassnitz liegt unweit des Rathauses. In der Bergstraße steht das älteste Haus von Sassnitz mit originalen Fischerbildern alter einheimischer Künstler. Wegen ihrer Architektur sind auch das Haus Seerose (Ringstraße 5) und die Villa Hertha sehenswert.
  • Die evangelische St. Johannis-Kirche steht auf einer Anhöhe zwischen Sassnitz und Crampas an der Stubbenkammerstraße. 1880 wurde ihr Bau nach den Plänen von Stadtbaurat Adolf Gerstenberg aus Berlin begonnen. Die Einweihung erfolgte drei Jahre später.
  • Die 274 m lange Hängebrücke, die seit 2007 das Stadtzentrum zwischen Bahnhof, Rügen-Galerie, Kurhotel und Hauptstraße mit dem Sassnitzer Hafen verbindet.
  • Das Schloss Dwasieden liegt inmitten eines Parks im Dwasiedener Wald. Die Ruinen lassen die wechselvolle Geschichte dieses einst imposanten Gebäudes erahnen. Der Aachener Großbankier Adolph von Hansemann erwarb den Besitz Mitte des 19. Jahrhunderts von Baron Eduard von Barnekow. Das Herrenhaus wurde zwischen 1873 und 1876 nach einem Entwurf von Friedrich Hitzig im italienischen Neorenaissance-Stil erbaut. 1947 wurde das Gebäude gesprengt, die eingeschossigen Teile der Seitenflügel blieben erhalten. Im Dwasiedener Wald befindet sich ein Hügelgrab.

Geschichtsdenkmale

  • Denkmal von dem Bildhauer Reinhard Schmidt aus dem Jahre 1973 im Park gegenüber dem Rathaus für die Opfer des Faschismus
  • Ehrengrab auf dem Waldfriedhof mit Gedenkstein für den sozialdemokratischen Seemann Hermann Bebert, der als Kriegsdienstverweigerer 1945 ermordet wurde. Seit 1970 trägt die Sonderschule in der Stubbenkammerstraße seinen Namen

Sport

  • Die SG Empor Sassnitz ist mit etwa 700 Mitgliedern der größte Sportverein der Insel Rügen. Sie umfasst die Sektionen Fußball, Handball, Volleyball, Tennis, Tischtennis, Badminton, Leichtathletik, Judo, Kegeln, Senioren- und Kraftsport.
  • Der Sportplatz Dwasieden am Rande des Dwasiedener Waldes, 400 m Aschenbahn und zwei Weitsprunggruben.
  • Sporthalle Dwasieden mit Handballspielfeldabmessungen sowie vier weitere kleinere Sporthallen.
  • Eine Skateranlage befindet sich auf dem Weg zur Sporthalle Dwasieden.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Der 1975 gegründete Sassnitzer Karnevalclub (SKC) veranstaltet seine Prunksitzung jedes Jahr in der Sporthalle Dwasieden.
  • Das Promenadenfest findet im Mai statt.
  • Das Mittsommerfest ist eine Veranstaltung nach schwedischer Tradition mit Gästen aus der Partnerstadt Trelleborg.
  • Das Hauptstraßenfest begeht die Stadt unter Mitwirkung der Gewerbetreibenden seit 2001 am letzten Juni-Wochenende.
  • Die Sassnitz Sail im Fährhafen Sassnitz am ersten Juli-Wochenende
  • Die jährlichen Rügener Hafentage am zweiten Juli-Wochenende finden drei Tage lang in den Stadthafen statt.
  • Der Weihnachtsmarkt in der Altstadt von Sassnitz am ersten Advent.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Sassnitz ist der Endpunkt der Bundesstraße 96 und der Bahnstrecke Stralsund–Sassnitz.

Denkmal für die nicht von See heimgekehrten Hochseefischer in Sassnitz

Neben dem Bahnhof Sassnitz besteht der Fährbahnhof Mukran. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg wurde in Sassnitz ein großer Fährbahnhof für die so genannte Königslinie von Deutschland nach Schweden (Trelleborg) eingerichtet. In den 1980er Jahren wurde im Ortsteil Mukran ein neuer Fährhafen mit Breit- und Regelspurgleisen gebaut. Von Mukran gibt es Fährverbindungen von und nach Klaipėda in Litauen, Bornholm und St. Petersburg. Auf den Fähren nach Schweden werden außer Straßenfahrzeugen auch Eisenbahnwaggons befördert. Neben der Nachtzugverbindung Berlin–Malmö mit Schlaf- und Liegewagen waren dies im Jahr 2004 etwa 60.000 Güterwagen.

Wirtschaft

Sassnitz lebt zum großen Teil von der Gastronomie und dem Tourismus.

ehemaliges Lotsenhaus am Hafen in Sassnitz

Der Kreideabbau bei Klementelvitz unweit von Sassnitz ist ein traditioneller Industriezweig der Insel. Schon seit 1840 wird hier Kreide im Tagebau abgebaut. Die Kreise findet nicht nur für die Herstellung von Gips Verwendung, sondern wird wegen seiner hohen Qualität auch von Kraftwerken für ihre Filteranlagen verwendet. Die „Rügener Kreide“ wird für die Gesundheits- und Präventivmedizin angewendet.

Die Neue Rügenfisch GmbH ist im Stadthafen ansässig. Das Unternehmen, das nach der Wiedervereinigung umfassend modernisiert wurde, ist Arbeitgeber für etwa 200 Menschen vor Ort und produziert ein großes Sortiment an Fischkonserven. Neben vielen deutschen Einzelhandelsketten finden sich Abnehmer auch im europäischen und außereuropäischen Ausland.

Fährhafen Sassnitz

Der Fährhafen Sassnitz im Ortsteil Mukran ist der östlichste Tiefwasserhafen Deutschlands. Diese Lage ermöglicht die kürzesten Seeverbindungen von Deutschland nach Schweden, Dänemark (Bornholm), Finnland, Russland und ins Baltikum. Der Hafen liegt unmittelbar an der offenen See und ermöglicht so der Schifffahrt eine unkomplizierte Ansteuerung. Deshalb können zeitraubende Revierfahrten unterbleiben und es besteht keinerlei Lotsenpflicht. Wassertiefen von 10,50 m machen den Hafen für alle im Ostseeraum agierenden Schiffsklassen zugänglich. Durch seine optimal gestalteten Gleisanlagen hat sich der Fährhafen Sassnitz zu einem Spezialhafen für den kombinierten Güterverkehr entwickelt. Heute werden jährlich etwa 70.000 Waggons auf der Scandlines-Linie von und nach Trelleborg umgeschlagen und etwa 7.400 Waggons auf den Linien von und ins Baltikum. Im Fährhafen Sassnitz sind viele Industrie- und Gewerbeunternehmen angesiedelt:

Im Fischwerk Mukran der holländischen Betreibergesellschaft Parlevliet & Van der Plas werden jährlich über 30.000 Tonnen Hering für die Fischindustrie zu Heringslappen, Filets und Frostware verarbeitet. Ein großer Anteil kommt von Fischern aus Sassnitz und Mecklenburg-Vorpommern, die ihre Fänge zu vereinbarten Festpreisen mit eigenen Kuttern, mit angemieteten Fischtankern oder per Lkw an der Pier des modernsten Fischverarbeitungszentrums in Europa anliefern. Der Rest wird aus Schleswig-Holstein, Dänemark und Schweden importiert.

Die INVO Bauplanung GmbH aus Ribnitz-Damgarten möchte eine Steinfabrik für 36 Millionen Euro auf dem früheren Bahngelände im Bereich des Fährhafens errichten. Die Produktion basiert auf dem aus Italien stammenden Bretonstone-System. Dabei wird Natursteingranulat durch Pressvorgänge in Verbindung mit Kunstharz zu hochwertigen Steinplatten verarbeitet. Für den Standort Mukran sprechen nach Angaben des Geschäftsführers zwei Faktoren. Erstens lasse sich der Antransport des Granulats aus Italien und der Abtransport der Fertigprodukte am effektivsten über den Seeweg abwickeln. Außerdem seien die hervorragenden Verbindungen des Hafens zum osteuropäischen Markt und in Richtung Skandinavien ein eindeutiger Standortvorteil. Nach 10-monatiger Bauzeit soll ab Januar 2007 die Produktion anlaufen.

Bildung

Eine Grundschule, eine Regionale Schule, eine Förderschule, sowie eine Berufsschule stellen die schulische Versorgung sicher.

Sonstiges

Die amtliche Schreibweise von Sassnitz lautete bis zum 2. Februar 1993 „Saßnitz“ und wurde zu diesem Zeitpunkt der Schreibweise in der Ernennungsurkunde für das Stadtrecht vom 23. November 1956 angeglichen. Es bestand also kein Zusammenhang zur Rechtschreibreform von 1996.

Personen

  • Der Berliner Theologe Friedrich Schleiermacher schickte 1824 seine Frau und seine Kinder für längere Zeit nach Sassnitz. Dieses Jahr gilt als das Geburtsjahr von Sassnitz als Badeort.
Denkmal für Lenin in Sassnitz
  • Johannes Brahms weilte 1876 für längere Zeit in Sassnitz. Er komponierte hier den letzten Satz seiner 1. Sinfonie c-Moll.
  • Die deutsche Kaiserin Auguste Victoria verbrachte 1890 gemeinsam mit den Prinzen einen längeren Sommerurlaub in der „Villa Martha“ direkt am Steilufer über dem Kurplatz.
  • Ariane Radfan, Rekordnationalspielerin mit 282 Einsätzen, Volleyballerin des Jahres 1990, wurde am 5. April 1964 in Sassnitz geboren.
  • Die Olympiazweite von Athen 2004 und Europameisterin von Gotland 2006 im Speerwerfen, Steffi Nerius (* 1. Juli 1972), hat bei der SG Empor Sassnitz bis 1986 unter der Anleitung von Günter Piniak ihre leichtathletischen Grundlagen erhalten.

Sagen

Die Germanengöttin Hertha, auch Erdmutter Nerthus genannt, soll im Nationalpark Jasmund in der nach ihr benannten Herthaburg gelebt haben. Tatsächlich gehörten einige Erdwälle zu einer ehemaligen slawischen Fluchtburg. Angeblich fuhr die Göttin Hertha einmal im Jahr an den Herthasee, um darin zu baden. Sterblichen war der Anblick der badenden Göttin verwehrt. Deshalb wurden alle Diener und Sklaven, die ihr beim Bade behilflich waren, anschließend im See ertränkt. Theodor Fontane hat diese Legende in seinem Roman „Effi Briest“ aufgegriffen.

Auch der Königsstuhl hat seinen Namen aus einer Begebenheit der sagenhaften Vergangenheit. Derjenige wurde König, der von der Seeseite her die Klippen erklimmen konnte.

Eine weitere Sage berichtet, dass der berühmte Freibeuter Klaus Störtebeker im Jahre 1340 auf dem Gut Ruschvitz auf Jasmund geboren wurde. Die Piratenschlucht in Sassnitz unweit der Altstadt soll einer der zahlreichen Schlupfwinkel von Klaus Störtebeker und seinen Vitalienbrüdern in der Ostsee gewesen sein. Seit 1993 finden in den Sommermonaten auf der Freilichtbühne in Ralswiek die Störtebeker-Festspiele statt.

Weblinks

Fußnoten

  1. Theodor Fontane: Effi Briest; Anhang zur Entstehung, S. 355 zu S. 104 und S. 280, in dtv, 1995, ISBN 3-423-02366-X

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