Saumpfad

Saumpfad
Kolonne von Saumtieren auf der Teufelsbrücke des Gotthardpasses (1790 veröffentlichter Kupferstich).

Ein Saumpfad (Saum von mittellateinisch salma, sauma = Traglast, ahd. soum) ist eine für Wagen oder Gespanne zu steile, zu schmale oder zu unwegsame Altstraße, auf der früher mit Hilfe von Säumern und Saumtieren Güter transportiert wurden. Die lichte Weite auf Gebindehöhe betrug mindestens 3 Meter.

Das Transportgut wurde mit Packsätteln auf den Tieren befestigt. Ein Saumzug bestand aus einem oder mehreren Tieren, die hintereinander auf dem Saumpfad gehen. Eine Pferdelast wurde ein Saum genannt und wog, regional unterschiedlich, etwa zwischen 120 und 130 Kilogramm. Oft wurde nur das erste Tier von einem Führer geführt und die weiteren Tiere liefen angebunden oder frei hinterher.

Saumpfade fanden sich vor allem im Gebirge. Viele historische Alpenübergänge waren als Saumpfade ausgelegt und verfügten über ein Netz von Saumstationen, wo die Waren auf andere Tiere umgeladen wurden. Als Saumtiere kamen in Europa in erster Linie Esel, Maultiere und Pferde zum Einsatz.

Die meisten Saumpfade sind heute entweder verfallen oder wurden zu vollwertigen Straßen ausgebaut. Ein bekanntes Beispiel für einen seit Jahrtausenden bekannten Saumpfad ist die österreichische Felbertauernstraße.

Geschichtliches

Josua Zinsli, der letzte Säumer über den Glaspass

Der Transport von Waren mit Saumtieren ist durch Felszeichnungen bei Carschenna, oberhalb Thusis und am Weg zum Splügenpass, bereits seit etwa 1000 v. Chr. belegt und war in dieser Zeit die einzige Möglichkeit, Güter über die Alpen zu transportieren. Erst in römischer Zeit entstanden mit Reschenpass, Malojapass, Septimerpass und Julierpass karrentaugliche Wege über die Alpen.

Nach dem Niedergang des Handels zur Zeit der Völkerwanderung etablierte sich das Saumwesen im Mittelalter, und es tauchten mehr und mehr Urkunden über Säumerordnungen auf. Die Säumer schlossen sich zu Genossenschaften, den sogenannten Porten, zusammen, die von den Landesfürsten Geleitschutz bekamen: die sogenannten Fürleit. Die Säumer entwickelten eine eigene Rechtsordnung; vor Gericht berief man sich auf den Säumwerksgebrauch. Die transportierten Waren wurden in Susten zwischengelagert und umgeschlagen.

Begleitete zunächst noch der Besitzer seine Ware hoch zu Ross, etablierte sich gegen Ende des Mittelalters der Stracksäumer, der die Ware direkt bis zum Empfänger lieferte.

Auch in der Säumerei des Mittelalters gab es Frachtpapiere: Mit der Ware wurde stets auch ein Fuhrbrief, die sogenannte Pollitte, mitgeführt.

Die Blütezeit des Saumwesens im 15. und 16. Jahrhundert endete mit der im 17. Jahrhundert aufkommenden Post und den immer besser ausgebauten Straßen. In den Alpen verlor die Säumerei ihre wirtschaftliche Bedeutung jedoch erst mit dem Ausbau vieler Pässe zu Fahrstraßen; am Simplon 1806, am Splügen 1822, am Gotthard 1830, und mit dem Bau der Gotthardbahn 1882 fiel sie vollends dahin. Vereinzelt wird auch heute noch gesäumt, so zum Beispiel zum Bau und zur Versorgung von Schutzhütten der europäischen Alpenvereine.

Nicht zuletzt bedingt durch staatliche Zuschüsse für die Versorgung von Alpen, Almen und Schutzhütten im Alpenbereich mit Hubschraubern wird die Säumerei in Europa heute fast nur noch als Liebhaberei und Hobby betrieben.

Siehe auch

Weblinks


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