Sauerländischer Gebirgsverein

Sauerländischer Gebirgsverein
Sauerländischer Gebirgsverein
(SGV)
Zweck: Wanderverein
Vorsitz: Aloys Steppuhn
Gründungsdatum: 1891
Mitgliederzahl: 39.500
Sitz: Arnsberg
Website: www.sgv.de

Der Sauerländische Gebirgsverein, kurz SGV, ist ein Verein für Wandersport, Radwandern und Nordic Walking. Das Vereinsgebiet umfasst neben dem Sauerland auch das Ruhrgebiet, das Münsterland, das Bergische Land sowie das Siegerland. Er hat heute etwa 39.500 Mitglieder.

Inhaltsverzeichnis

Vereinszweck

Der SGV organisiert Veranstaltungen und engagiert sich im Bereich des Naturschutzes. Der Verein betreut mehrere tausend Wanderwege, darunter zahlreiche Weitwanderwege. Er ist in seinem Wirkungsbereich, neben den Verwaltungen der Naturparke, durch das Land Nordrhein-Westfalen exklusiv legitimiert, in der freien Landschaft Wanderwege mit Wegzeichen zu markieren. Das Wanderwegenetz umfasst eine Länge von rund 34.000 km, wovon rund 4.300 km als SGV-Hauptwanderwege ausgewiesen sind. Im Vereinsbesitz sind mehrere dutzend Hektar Wald, die erworben wurden, um sie als Naturschutzgebiet widmen zu lassen.

Für die Mitglieder wird vierteljährlich mit einer Auflage von 46.000 Exemplaren das Magazin „Kreuz & Quer“ herausgegeben. Chefredakteur dieser Publikation ist der Iserlohner Journalist Thomas Reunert. Im Oktober 2006 wählten die Delegierten den ehemaligen Landrat des Märkischen Kreises, Aloys Steppuhn, zum Präsidenten.

Geschichte

Ehmsendenkmal in Arnsberg

Der Verein wurde 1891 durch Forstrat Ernst Ehmsen und Karl Féaux de Lacroix aus Arnsberg im Sauerland gegründet. Es entstanden in Folge eigenständige Ortsabteilungen in verschiedenen Orten des Sauerlands.

Der Verein entwickelte ein erstes Wanderwegenetz und markierte beliebte Wanderwege mittels Wegzeichen in der Landschaft. 1905 schuf der damalige Vorsitzende der Wegekommision des Hauptvereins und gleichzeitig der Erste Vorsitzende des Ortsabteilung Hagen, der Ingenieur Robert Kolb, eine einheitliche Zeichensystematik und ein Hauptwegenetz, das einheitlich mit dem Wegzeichen Andreaskreuz versehen wurde. Diese Wegzeichen wurden mit weißer Farbe auf Bäumen und anderen geeigneten Orten aufgetragen.

Seit 1903 veröffentlichte der SGV Beiträge zu dem Themenbereich Naturschutz. Diese Gedanken führten bereits 1911 zum Erwerb von Waldflächen, um sie unter Schutz zu stellen. Im Laufe der Jahrzehnte wurden zu diesem Zweck zahlreiche weitere Flächen von dem Verein erworben. Aus den Reihen des SGV stammt der Mitbegründer der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Wilhelm Münker.

Unter der Führung der SGV Vereinsfunktionäre Richard Schirrmann, Wilhelm Münker und Julius Schult wurde 1919 zur Unterstützung der SGV-Jugendarbeit das Deutsche Jugendherbergswerk gegründet.

Einzelne Ortsabteilungen im Ruhrgebiet und dem Bergischen Land gründeten sich bereits um die Wende von 19. zum 20. Jahrhundert und wirkten außerhalb des ursprünglichen Vereinsgebietes. Als in diesen Bereichen flächendeckend Ortsabteilungen bestanden, wurden diese in Gaue und Bezirke zusammengefasst. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Gau-Ebene aufgelöst. Vor allen bis in die 1930er Jahre weitete sich das Vereinsgebiet, auch begünstigt durch politische Weichenstellungen in der Zeit des Nationalsozialismus, auf Nachbarregionen des Sauerlands aus.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der SGV von den Machthabern gefördert, da zum einen die Naturverbundenheit und Traditionalität des bürgerlichen Vereins mit den ideologischen Vorstellungen des Nationalsozialismus in Übereinstimmung zu bringen war und zum anderen der Verein im Gegensatz zur sozialistischen Wanderbewegung, vertreten z.B. durch die aus der Arbeiterbewegung hervorgegangenen Naturfreunde, eher unpolitische Ziele verfolgte. So kam es zu Enteignungen von Liegenschaften anderer Wandervereine, die anschließend dem SGV zugeschlagen wurden. In den 1930er Jahren war der Hauptvorsitzende Karl Eugen Dellenbusch als Vizepräsident des Regierungsbezirks Arnsberg und Vizeoberpräsident der Rheinprovinz aktives Parteimitglied der NSDAP.

Mit der Schaffung der Autofahrerrundwanderwege in den 1960er Jahren entstand im Vereinsgebiet ein dichtmaschiges Wanderwegenetz, das kaum Lücken aufweist. Die ehrenamtliche Pflege dieses Netzes gestaltet sich durch einen anhaltenden Mitgliederschwund schwierig, auch zählt eine zunehmende Überalterung in der Mitgliederstruktur zu den aktuellen Problemen. In einzelnen Ortsabteilungen finden sich keine aktiven Mitglieder mehr, die die ehrenamtliche Wegearbeit leisten können oder wollen, so dass Teile des Wegenetzes zu zerfallen drohen.

Struktur

Das Vereinsgebiet ist heute in 21 Bezirke untergliedert, die sich wiederum aus 259 einzelnen Ortsabteilungen zusammensetzen. Diese Untergruppierungen des Gesamtvereins sind wiederum rechtlich eigenständig in die Vereinsregister eingetragene Vereine. Die Bezirke und Ortsabteilungen stellen die Delegierten für die Hauptversammlung des Gesamtvereins.

Seit 2005 findet eine Umstrukturierung statt, in deren Rahmen die Bezirke zu neun Regionen zusammengefasst werden. Am Ende dieses Prozesses soll die Bezirksebene durch die Regionsebene vollständig ersetzt werden und so eine Verschlankung der Strukturen stattfinden. Die Gliederung bis zum Jahr 2010 stellte sich wie folgt dar:

  • Region Mittleres Sauerland
  • Region Hochsauerland
    • Bezirke Oberruhr, Astenberg, Hunaus-Wilzenberg
  • Region Märkische Sauerland
    • Bezirke Mark, Volme, Unterlenne
  • Region Südsauerland
  • Region Hellweg-Lippe-Möhne
    • Bezirke Hellweg-Lippe, Möhne
  • Region Ruhrgebiet West/Münsterland
    • Bezirke Emscher-Lippe, Unterruhr, Münster
  • Region Ruhrgebiet Ost
    • Bezirke Hagen, Ennepe, Dortmund-Ardey, Bochum
  • Region Bergisches Land/Rheinland (gegründet im Mai 2010 als Zusammenschluss der damit aufgelösten Bezirke Bergisches Land und Niederberg)
  • Region Siegerland/Wittgenstein
    • Bezirke Siegerland, Wittgenstein

Dem Präsidium des Gesamtvereins gehören ein Präsident, drei Vizepräsidenten, ein Schatzmeister und die neun Regionalvertreter an. Zum Vorstand gehören Referenten für die Fachreferate Wandern + Freizeit, Wege, Kultur, Medien, Deutsche Wanderjugend, Familie, Naturschutz & Landschaftspflege, Heime & Hütten.

Der Beirat setzt sich aus Honoratioren und Vertretern befreundeter Verbände zusammen. Der Gesamtverein betreibt eine Hauptgeschäftstelle mit hauptamtlichen Geschäftsführer, der für die Vereinsverwaltung, die Jugendbildungsstätte und die vereinseigene Wanderakademie zuständig ist.

Der Verein ist Gesellschafter einer Marketing GmbH, die für Marketing, Kommunikation, Veranstaltungsmanagement und Sponsoring zuständig ist.

Siehe auch

Literatur

  • Walter Hostert: Geschichte des Sauerländischen Gebirgsvereins - Idee und Tat - Gestern - Heute - Morgen. Herausgegeben vom Sauerländischen Gebirgsverein e.V., Arnsberg, 1966.
  • Susanne Falk: Der Sauerländische Gebirgsverein - Vielleicht sind wir die Modernen von übermorgen. Bouvier Verlag, Bonn 1990, ISBN 3-416-80653-0.
  • "Geschichte des Sauerländischen Gebirgsvereins - Teil 1: 1890 - 1965, Walter Hostert - Teil 2: 1965 - 2005, Günter Cronau." Herausgegeben von Sauerländischen Gebirgsverein e.V., Arnsberg, 2005

Weblinks

 Commons: Sauerländischer Gebirgsverein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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