Satyrspiel

Satyrspiel

Ein Satyrspiel ist eine Gattung des antiken Dramas, die von Pratinas um 500 v. Chr. in Athen eingeführt wurde.

Am tragischen Agon der Großen Dionysien wurden jeweils drei Tragödien und ein Satyrspiel von insgesamt drei Tragikern aufgeführt. Das Satyrspiel ist ein heiteres, befreiendes Nachspiel, das den drei Tragödien folgte. Tragödien und Satyrspiel bilden eine Tetralogie. Formal gliedert sich das Satyrspiel gleich der Tragödie in Prolog, Parodos, Stasima & Epeisodia und Exodos.

In den athenischen Satyrspielen kommentierten eine Gruppe Satyrn, geführt von einem Silen, der auch als Schauspieler in den Epeisodien auftritt, das Geschehen. „Dabei ist das klassische Satyrspiel, soweit wir sehen können, nicht, wie immer behauptet wird, Mythosparodie oder -travestie und auch nicht Tragödienparodie. Gestaltet werden vielmehr aus dem reichen Reservoir des Mythos heitere oder doch unproblematische, oft märchenhafte Stoffe.“ [1] Das einzige vollständig überlieferte Satyrspiel ist Kyklops (ca. 408 v. Chr.) von Euripides. Außerdem wurde 1907 nahe dem ägyptischen Oxyrhynchus ein Fragment von Sophokles' Ichneutai gefunden.

Ein Satyrspiel in diesem Sinne, das auf seine Tannhäuser-Tragödie folgen sollte, schuf Richard Wagner mit seiner musikalischen Komödie Die Meistersinger von Nürnberg.

Bei den Namensgebenden Satyrn handelt es sich um mythologische Figuren, halb Mensch, halb Tier. Es sind Walddämonen, die sich gern um Dionysos scharen, dessen Schwäche für Sinnesgenüsse sie teilen. Der prominenteste Vertreter dieser Gattung ist Pan, der Ziehbruder des Zeus.

„Eine Gruppe von Satyrn verläuft sich im dichten Wald und muss sich mit vielen Herausforderungen auseinandersetzen, um zu Dionysos zurückzufinden. Die heitere Darstellung, aufgeführt von den Mitgliedern des Chors, wurde als Kontrast nach einer Tragödientrilogie aufgeführt.“

Horaz: Über die Dichtkunst

Quellen

  1. Brauneck/Scheinlin: Theaterlexikon. Begriffe und Epochen, Bühnen und Ensembles. 3. vollständig überarbeitete und erweiterte Neuausgabe. - Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Enzyklopädie 465, 1992, S. 817.

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