Sandmagerrasen

Sandmagerrasen
Die Hochfläche und der Südhang der Osterwiese auf dem Hesselberg in Mittelfranken ist ein typischer Kalk-Magerrasen

Als Magerrasen wird ein besonderer Biotop bezeichnet, der sich an nährstoffarmen Standorten ausbildet. Die Artenzusammensetzung des Magerrasens ist geprägt von Kraut- und Halbstrauchpflanzen. Die meisten erhaltenen Magerrasen sind in niederschlagsarmen Gebieten erhalten und gehören zum Typ der Trockenrasen.

Inhaltsverzeichnis

Standortbedingungen

Aufgrund von Nährstoffarmut siedeln sich auf Magerrasen spezielle Pflanzenarten an. Häufig besitzen sie auch eine hohe Trockenheitsresistenz. Diese Arten sind nicht auf Nährstoffarmut angewiesen, sie könnten auch an besser versorgten Standorten existieren. Dort unterliegen sie aber aufgrund ihrer nur geringen Konkurrenzkraft anderen Pflanzen im Kampf um das Überleben.

Entstehung

Der Magerrasen als Pflanzengesellschaft an nährstoffarmen Standorten besteht heute mancherorts an Rutschhängen natürlich. Dort entstehen immer wieder freie, neu zu besiedelnde Flächen, die im Laufe der Zeit (Sukzession) meist wieder verbuschen. Aber auch die anderen Magerrasen sind vermutlich nicht wirklich Sekundärlebensräume. Sie sind vielmehr mancherorts auch Relikte von natürlichen Weiderasen, wie sie vor dem Auftreten des Menschen in der damaligen parkartigen Landschaft weit verbreitet waren. Erst die Ausrottung der großen Weidetiere durch den Menschen hat zur Zurückdrängung der offenen Weidemagerrasen Mitteleuropas geführt. Waren für das frühzeitliche Aussterben der großen Pflanzenfresser Mammut, Altelephant, Waldnashorn, Wollnashorn und Steppenwisent das Klima neben der Jagd möglicherweise mitverantwortlich, so ist das Aussterben bzw. die weitgehende Ausrottung von Wildpferd, Riesenhirsch, Elch, Auerochs, Waldwisent, Höhlenbär und Braunbär, die einst zahlreich unsere Landschaft bevölkerten, anthropogen bedingt. Selbst Rothirsch, Damwild, Wildschwein Gämse, Mufflon oder Steinbock sind in Mitteleuropa heute auf das Hochgebirge oder weitgehend auf Wildgehege beschränkt. Die ursprünglichen parkartigen Weidewälder wurden im Umfeld menschlicher Siedlungen ab der Jungsteinzeit durch die übliche Waldweide von Haustieren weitertradiert und haben sich im Zug der Weiterentwicklung der Weidewirtschaft sekundär wieder ausgebreitet.

Viele Vertreter dieses Typs wurden in ihrer Entwicklung so folgerichtig auch heute begünstigt durch extensive landwirtschaftliche Nutzung (einschürige Mähwiesen oder Schafweiden) auf nährstoffarmen Flächen. Magerrasenflächen waren seit alters her agrarökologische Sonderstandorte, bei denen auch in der vorindustriellen Landwirtschaft nur eine extensive Landnutzung stattfand. Typisch für Magerrasen war die Wanderschäferei, für die große Weideflächen gebraucht wurden. Die Beweidung führte dazu, dass sich die Flächen nicht bewaldeten.

Als exotische Beispiele können auch Flächen auf ehemaligen Truppenübungsplätzen genannt werden, hier kam es durch ständiges Aufreißen der Vegetationsdecke sandiger, flachgründiger Standorte, als Folge der Fahrtätigkeit von Kettenfahrzeugen, zu ähnlichen Entstehungsbedingungen wie bei offenen Gleithängen (Beispiel: Mainzer Sand).

Typen von Magerrasen

  • Sand-Magerrasen siehe Trockenrasen
  • Kalk-Magerrasen siehe Beitrag Trockenrasen
Wacholderheide bei Alendorf in der Eifel
  • Steppentrockenrasen (Lehm)
  • Übergangsformen mit günstigeren Nährstoff- und Feuchtebedingungen wie Magerrasen und Halbtrockenrasen. siehe auch:Lechtalheiden
  • Silikattrockenrasen
  • Wacholderheide (diese Bezeichnung ist gebräuchlich, sagt aber nichts über die Pflanzengesellschaft aus)
  • Brenne, kleinflächiges Rasenbiotop in Auwäldern
  • Halbtrockenrasen
  • Pfeifengraswiesen, die auch auf nassen Standorten gedeihen (siehe auch Streuwiese)
  • Schwermetall-Magerrasen, z.B. im Harz und Harzvorland (siehe auch Schwermetallrasen)

Naturschutz/Pflegemaßnahmen

Die genannten Bedingungen machen den Magerrasen zum Rückzugsgebiet gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Viele Arten der Roten Liste existieren hier. Um den Magerrasen zu erhalten und seine Weiterentwicklung zum Gehölz zu verhindern, müssen die Flächen in der Regel gepflegt werden. Zu den Pflegemaßnahmen zählen extensive Beweidung (Beweidung durch Schafe) und Entbuschungsmaßnahmen (Entkusselung). Diese Tiere knabbern die Sprösslinge von Büschen und Sträuchern ab und verhindern dadurch das Aufkommen von Gehölzen. Wacholderbüsche sind allerdings häufig auf Magerrasen anzutreffen, weil sie von den Weidetieren gemieden werden.

siehe auch: Trockenrasen, Lechtalheiden, Rhön;

Literatur

  • O. V. Drachenfels: Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen in Niedersachsen. In: Naturschutz und Landschaftspflege in Niedersachsen. Band 34, 1996, S. 1–146.
  • G. Jeckel: Syntaxonomische Gliederung, Verbreitung und Lebensbedingungen nordwestdeutscher Sandtrockenrasen (Sedo-Scleranthetea). In: Phytocoenologia. Band 12, Heft 1, 1984, S. 9–153.
  • A.Jentsch, W. Beyschlag, W. Nezadal, T. Steinlein und W. Welß: Bodenstörung – treibende Kraft für die Vegetationsdynamik in Sandlebensräumen. In: Naturschutz und Landschaftsplanung. Band 34, Heft 2/3, 2002, S. 37–44.
  • Heinz-Dieter Krausch: Die Sandtrockenrasen (Sedo-Scleranthetea) in Brandenburg. In: Mitteilungen der Floristisch-Soziologischen Arbeitsgemeinschaft. Neue Folge Band 13, 1968, S. 71–100.
  • R. Pott und J. Hüppe: Die Hudelandschaften Nordwestdeutschlands. In: Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde. Band 53, Heft 1/2, Münster 1991
  • R. Tüxen: Zur Geschichte der Sand-Trockenrasen (Festuco-Sedetalia) im nordwestdeutschen Alt-Diluvium. In: Mitteilungen der Floristisch-Soziologischen Arbeitsgemeinschaft. Neue Folge Band 8, 1960, S. 338–341.
  • B. Beinlich und H. Plachter (Hrsg.): Schutz und Entwicklung der Kalkmagerrasen der Schwäbischen Alb. Beiheft Veröffentlichungen für Naturschutz und Landschaftspflege Baden-Württemberg, Band 83, 1995.
  • Katja Funke (Bearb.): Schwermetall-Magerrasen und Heiden im Harz sowie Schwermetall-Magerrasen entlang Innerste und Oker im Harzvorland. Erfassung der nach § 28a NNatG geschützten Biotope, Seesen 1995.

Weblinks


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