Salzgitter-Ringelheim

Salzgitter-Ringelheim
Ringelheim
Koordinaten: 52° 2′ N, 10° 18′ O52.03580555555610.3076111111117Koordinaten: 52° 2′ 9″ N, 10° 18′ 27″ O
Fläche: 7,22 km²
Einwohner: 1920 (31. Dez. 2008)
Eingemeindung: 1. Apr. 1942
Postleitzahl: 38259
Vorwahl: 05341
Karte
Lage von Ringelheim in Salzgitter
Ringelheimer Wappen

Salzgitter-Ringelheim ist der sechstgrößte Stadtteil von Salzgitter in Niedersachsen.[1] Er befindet sich im äußersten Südwesten des Stadtgebietes an der Innerste.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ringelheim entstand in vorfränkischer Zeit an der Kreuzung zweier Heeres- und Handelsstraßen (Braunschweig, Goslar, Hildesheim). Es hatte die Gerichtsbarkeit im Salzgau des heutigen Salzgitteraner Südens. Wahrscheinlich in der Regierungszeit des ostfränkischen Königs Heinrich I. und Mathildes aus dem Geschlecht der Immedinger 919–936 wurde ein königliches Jungfrauenstift an der Innerste errichtet, möglicherweise auch erst 940 durch Graf Immat aus dem Geschlecht der Immedinger.

1152 wurde die Abtei in ein Benediktinerkloster für Männer umgewandelt und dem Bistum Hildesheim unterstellt. 1523 jedoch beendete der Quedlinburger Rezess die Hildesheimer Stiftsfehde und teilte mit dem Großen Stift auch Ringelheim dem Herzogtum Braunschweig zu. In der Folge wurde ab 1568 auch Ringelheim protestantisch. 1578 brach die Pest aus, darunter auch im Badehaus in Ringelheim. Im Dreißigjährigen Krieg versuchten die Kaiserlichen, das Große Stift für Hildesheim zurückzuerobern. 1626 lag Ringelheim zwischen den Heeren Tillys (Oelber am weißen Wege), Wallensteins (Liebenburg) und Christians IV. von Dänemark (Wolfenbüttel). In der Schlacht bei Lutter am Barenberge unterlag Christian und wurde im Kloster Ringelheim gesund gepflegt. Nach der Schlacht bei Thiede 1641 schlossen die Herzöge Frieden mit dem Kaiser und stimmten im Goslarer Akkord der Rückgabe des Großen Stifts und damit auch Ringelheims an Hildesheim zu. Das Kloster wurde den Benediktinern zurückgegeben.

Das Heiligenhäuschen an der Wallmodener Strasse

Bei einem großen Feuer 1711 wurden fast alle Häuser Ringelheims zerstört. Die meisten Höfe sind erst nach dem Brand errichtet worden; das älteste Wohnhaus, das noch heute steht, stammt von 1703/04.

Schloss Ringelheim

Im Zuge des Reichsdeputationshauptschlusses 1803 wurde das Kloster säkularisiert und 1817 von Graf Friedrich von der Decken gekauft, der es in ein Schloss umwandelte. 1847 legte sein Sohn Adolf den weitläufigen englischen Schlosspark mit dem verzweigten Seesystem an.

1856 wurde Ringelheim an das Eisenbahnnetz angeschlossen („Braunschweigische Südbahn“ Braunschweig–Wolfenbüttel–BörßumSalzgitter–Ringelheim (Harz)–SeesenKreiensen). 1875 folgte eine zweite Strecke (Hannover–Hildesheim–Derneburg–Ringelheim (Harz)–Goslar) und ein Bahnhofsgebäude, das lt. Salzgitter Zeitung vom 30. Mai 1995 im Jahr 1990 abgerissen wurde.

Mit der Eisenbahn bot Ringelheim gute Voraussetzungen für die Ansiedlung mehrerer kleiner Betriebe sowie einer Konservenfabrik (1868), einer Zuckerfabrik (1870/71), einem Elektrizitätswerk (1896) und dem pharmazeutischen Unternehmen Schaper & Brümmer (1923); von diesen existiert heute (2007) nur noch das letztgenannte. Der 1939 – 1941 geteufte Schacht Johannes wurde 1977 geschlossen.

Ringelheim gehörte seit 1885 zum Landkreis Goslar. 1942 wurde es zusammen mit Salzgitter, Gitter, Hohenrode und Groß Mahner der neu gegründeten Stadt Watenstedt-Salzgitter eingemeindet. Diese inzwischen fünf Stadtteile bildeten 1951 die Ortschaft Süd.

Schloss Ringelheim

Sehenswürdigkeiten

Als größte Sehenswürdigkeit gelten Schloss und Park Ringelheim.

Das Portal der katholischen Kirche

St. Abdon und Sennen

Ursprünglich war St. Abdon und Sennen eine Klosterkirche; nach Auflösung des Klosters wurde es eine katholische Kirche. Die im 10. Jahrhundert erbaute zunächst romanische Kirche besaß ursprünglich einen Westturm mit einer pyramidenförmigen Haube sowie zwei Kapellen. Sie und der Turm wurden nach einem Brand 1596 abgerissen. 1485–1504 wurde die Klosterkirche um einen spätgotischen Chor erweitert. Nach mehrmaligem Konfessionswechsel wurden die Mauern 1694 erhöht, mit einem höheren Chor, einem neuen Dach mit Spitzgauben und einem Dachreiter (1695) zwischen Langhaus und Chor, der zwei achteckige Laternen trägt. An der Stelle des alten Westturms entstand die Westfront mit einem Barockgiebel 1730, als auch mit dem Bau der renommierten Orgel begonnen wurde, welcher 1750 abgeschlossen war. Die klassizistische Innengestaltung geht auf den letzten Abt Godehard Arnold (1794–1803) zurück, darunter das Altarbild des Hochaltars mit den heiligen Bischöfen Bernward und Blasius von Sebaste, das der Hildesheimer Maler Pötinger 1802 anfertigte. Zu dem Kirchschatz zählen u.a. Leuchter und Monstranz von 1701, vor allem aber das 162 cm hohe Lindenholm-Kruzifix, das Bernward um 1000 anfertigen ließ und dem Kloster im Gedenken an seine Schwester, Äbtissin Judith, vermachte. Es ist nach dem Gerokreuz im Kölner Dom das älteste Großkreuz Deutschlands.

In St. Abdon und Sennen finden seit 1989 alljährlich im Mai an vier Sonntagen die "Ringelheimer Orgeltage" mit namhaften Organisten statt.

Gutshof

Auf dem Gutshof, der sich westlich an das Schloss und die Kirche anschließt und diese mit dem Marktplatz verbindet, waren die Wirtschafts- und Verwaltungsgebäude des Klosters untergebracht. Die meisten Bauten stammen aus dem 17. Jahrhundert, so zum Beispiel das Inspektorenhaus, der Schafstall, der Pferdestall (1607) und die Klostermühle (1699), die von 1898 bis 1930 das Elektrizitätswerk beherbergte. Der 1710 errichtete Taubenturm mit einer achtseitigen Haube wie die Kirche wurde 1748 um einen Schulanbau ergänzt. Später diente er als Kurzzeitgefängis bis zur Überstellung des Häftlings an das Amt Liebenburg. 1740 wurde der Gutshof um einen Kuhstall und 1792 um eine weitere Scheune ergänzt. Heute befindet er sich in Privatbesitz.

St. Johannes Baptista

Kirche St. Johannes Baptista

Die Johannes dem Täufer geweihte evangelische Kirche St. Johannes Baptista am Marktplatz wurde als Kirche der Dorfbewohner entgegen der Kirche für die Mönche erbaut. 1050 wird sie erstmals als „Archidiakonatskirche“ erwähnt. Es handelt sich um eine massive Saalkirche, mit einem quaderförmigen wehrhaften Westturm und Chor im Osten. Der ursprüngliche Bau war wahrscheinlich aus Holz; der Turm kam erst um 1200 dazu, der Chor in der Gotik. 1819 wurde eine neue Turmbekrönung gebaut in Form einer achtseitig offenen Laterne, 1868 die kleinen Fenster durch größere ersetzt. An der Nordwand befindet sich das Grabmal des 1621 gestorbenen Pastors Kirchhoff. St. Johannes Baptista besitzt eine romanische Taufschale aus dem Jahr 1487. Die Innenausstattung ist jünger: Bis auf den monolithischen Sandsteinaltar und das Kruzifix von 1300 stammt sie von 1698, die Bemalung der Kirchendecke durch Graf von der Decken erst von 1883. Möglicherweise war der Künstler, der die Ringelheimer Kirchen ausstattete, derselbe. Die Orgel stammt ebenfalls aus den 1880er Jahren.

Mausoleum

Als am 22. Mai 1840 der Besitzer des Schlosses Graf Friedrich von der Decken starb, plante sein Sohn Adolf, ein Mausoleum für ihn und seine Familie nordöstlich der Schlosskirche zu errichten. Ein erstes Mausoleum bot nicht genug Platz für nachfolgende Generationen, weshalb von der Decken eine Erweiterung plante, die aber erst nach seinen Tod 1886 zu bauen begonnen wurde. In dem 10×12 m großem Bauwerk wurden bis 1907 mehrere Familienmitglieder beigesetzt. Nach dem Verkauf des Schlosses 1938 und dem Umzug der Grafenfamilie nach Pommern verfiel das Mausoleum, das nach wie vor im Besitz derer von Decken war. Die Ahnen wurden 1976 auf den Friedhof von St. Johannes überführt. 1996 begann der Bürgerverein die Restaurierung der Ruine, die ihm dazu 1998 übereignet wurde.

Wirtschaft

Salzgitter-Ringelheim besitzt nach wie vor einige Einkaufsmöglichkeiten (Supermarkt, Drogerie, Einzelhandel). Hinzu kommen verschiedene Gaststätten und Kioske, eine Sparkasse und eine Volksbank, zwei Allgemeinmediziner, ein Zahnarzt und eine Apotheke. Ferner befinden sich in Ringelheim die etwas außerhalb gelegene Fachklinik Erlengrund, ein Rehabilitationszentrum für suchtkranke Männer und Frauen, und das Judith-Heim, eine Wohnstätte für Menschen mit seelischer Behinderung.

Die Gleise 1 und 2

Vereinsleben

In Ringelheim gibt es zwölf Vereine, darunter den Sportverein STV Ringelheim. Auch einen traditionellen Schützenverein (Schützengilde Ringelheim e.V.von 1872) gibt es in Ringelheim. Ihm angeschlossen ist der Spielmannszug, der sich aber Spielmannzug nennt und im Jahr 2005 sein 75 Jähriges Bestehen feiern konnte. Die Sportstätten befinden sich in der Nähe vom Schlosspark, im sogenannten Parkstadion.

Verkehr

Der Bahnhof Salzgitter-Ringelheim hat zwar seit 1990 kein Bahnhofsgebäude, ist aber dennoch der wichtigste Bahnhof auf dem Gebiet der Großstadt Salzgitter. Er liegt am Kreuzungspunkt der Strecken Hildesheim–Goslar sowie Braunschweig–Seesen und verfügt so u.a. über direkte Regionalverbindungen nach Braunschweig, Goslar, Halle (Saale), Hannover, Herzberg und Hildesheim.

Salzgitter-Ringelheim verfügt außerdem über Busanbindungen nach Baddeckenstedt, Salzgitter-Bad und Seesen.

Literatur

  • Stadtarchiv Salzgitter (Hrsg.): Ortschaft Süd. Band 4 der Reihe „Beiträge zur Stadtgeschichte“, Salzgitter 1989.
  • Joachim Salzwedel: Die ehemalige Klosterkirche zu Salzgitter-Ringelheim (= Grosse Baudenkmäler, Heft 260). München, Berlin: Deutscher Kunstverlag, 1971. - 15 S.
  • Monika Tontsch ; Dirk Nothoff (Fotos): St. Abdon und Sennen Salzgitter-Ringelheim (= Kunstführer Nr. 2184). Regensburg: Schnell und Steiner, 1. Auflage 1995. - 19 S.
  • Hansjürgen Classen: Die hydrogeologischen Verhältnisse der Innerste-Mulde. Unter besonderer Berücksichtigung des Eisenerzbergbaues bei Ringelheim. Universität Bonn, Dissertation vom 19. Dezember 1957.
  • Åse: Wie Ringelheim zu seinem Namen gekommen sein könnte. Eine Fabel. Sehlde: Klaus Bliesener Illustration & Papierdesign, 2006. [Mappenedition auf Büttenpapier]

Quellen und Weblinks

Einzelnachweise

  1. Arbeitsmarkt, Bevölkerung und Umwelt – Monatsbericht. Stadt Salzgitter – Referat für Wirtschaft und Statistik, Dezember 2008, S. 5f.. Abgerufen am 22. Januar 2009. (PDF)

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