Salzbergwerk Berchtesgaden

Salzbergwerk Berchtesgaden

Im Salzbergwerk Berchtesgaden wird hauptsächlich mit Sinkwerken im nassen Abbau Salz abgebaut. Das mit Hilfe von Wasser aus dem Stein gelöste Salz (Sole) wird durch eine Soleleitung zur Weiterverarbeitung zu Speisesalz und Streusalz in die 18 Kilometer weit entfernte Saline in Bad Reichenhall gepumpt. Das Bergwerk verfügt über eine bedeutende Besuchereinfahrt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Salzbergwerk Berchtesgaden

Das Salzbergwerk Berchtesgaden wurde 1517 während der Amtszeit von Fürstpropst Gregor Rainer zum Abbau von Steinsalz aufgefahren. Der erste Stollen war der Petersberg-Stollen. In der damals selbständigen Fürstpropstei Berchtesgaden gab es aber bereits seit dem 12. Jahrhundert einen Salzabbau, in unmittelbarer Nähe am Gollnbach seit 1194 und im nahen Schellenberg seit 1193. Der Salzabbau war das wirtschaftliche Rückgrat der Fürstpropstei und auch Grundlage der politischen Eigenständigkeit.

Als Salinen diente ab 1517 die Schellenberger Saline, ab 1564 die Saline Frauenreuth in Berchtesgaden. Nach der Vereinigung der Fürstpropstei Berchtesgaden mit Bayern im Jahr 1810 erhielt Georg Friedrich von Reichenbach 1816 den Auftrag, eine Soleleitung nach Reichenhall zu errichten, da aufgrund der jahrhundertelangen intensiven Waldnutzung und des eingeschränkten Einzugsgebietes in Berchtesgaden die Brennstoffversorgung schwierig war. Die Soleleitung war von 1817 bis 1927 in Betrieb und gilt aufgrund der Länge von 29 Kilometern und erheblichen Höhenunterschieden als technische Meisterleistung. Sie führte von Berchtesgaden durch Ramsau über den Pass Schwarzbachwacht nach Reichenhall. Der niedrigere Übergang nach Reichenhall am Hallthurm lag damals noch auf Österreichischem Gebiet und schied daher für die Trassenführung aus. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Salinenbetrieb in Berchtesgaden komplett eingestellt, seither wird die Sole aus Berchtesgaden ausschließlich in Bad Reichenhall gesiedet. Der historischen Soleleitung folgte eine neue Soleleitung mit teils geänderter Streckenführung, aber ebenfalls über den Pass Schwarzbachwacht nach Bad Reichenhall führend. Die heutige dritte Soleleitung führt über den Hallthurm.

Die Anlagen befanden sich über Jahrhunderte im Staatsbesitz. 1927 überführte der Freistaat Bayern seine bisher als staatliche Regiebetriebe geführten Bergbauaktivitäten in die BHS-Bayerische Berg-, Hütten- und Salzwerke AG, so auch das Salzbergwerk Berchtesgaden, einziger Aktionär blieb der Freistaat. 1991 verkauft der Freistaat die Aktien an die SKW Trostberg. 1995 wird die Südsalz GmbH gegründet und das Salzbergwerk Berchtesgaden eingebracht. Die Südsalz GmbH gehört heute zum Konzern der Südwestdeutschen Salzwerke AG.

Bereits in der fürstpröpstlichen Zeit gab es Besuchereinfahrten. Seit 1990 verfügt das Bergwerk auch über einen Heilstollen. Von Herbst 2006 bis Pfingsten 2007 wurde der Besucherbereich über und unter Tage, bei weiterlaufendem Besuchereinfahrtsbetrieb, grundlegend umgestaltet.

Abbautechnik

Für den Abbau mit Sinkwerken wird zunächst ein Hohlraum benötigt, der maschinell erschlossen wird. Dieser Hohlraum wird mit Süßwasser gefüllt, so dass die nicht löslichen Bestandteile zu Boden sinken und das Haselgebirge (ein Gemisch von Salz und Ton in fein verteilter Form) ausgewaschen wird. Dabei vergrößert sich der Hohlraum ständig. Ab einer Deckenfläche von ca. 3.000 m² beginnt man mit der Solegewinnung (26,5 % Salzgehalt), die analog zur beschriebenen Hohlraumerweiterung verläuft. Dabei wird täglich ca. ein Zentimeter Gestein aus der Decke des Hohlraums gelöst.

Heute arbeiten ca. 100 Mitarbeiter im Bergwerk, darunter 50 unter Tage. Täglich werden ca. 1800 m³ Sole gefördert.

Besuchereinfahrt

Eine Besuchereinfahrtstrecke des Bergwerks ist für den Tourismus geöffnet und wird jährlich von ca. 400.000 Besuchern genutzt. Die Streckenlänge der Besuchergrubenbahn beträgt 1400 Meter[1], ihre Spurweite 56 Zentimeter. Der Betrieb der Bahn erfolgt mit Gleichstrom von 400 Volt, der über eine seitliche Stromschiene zugeführt wird. Die aktuell zum Personentransport eingesetzten Fahrzeuge stammen aus dem Jahr 1995.

Die Besucherstrecke wurde 2007 modernisiert und in Form einer Multimedia-Edutainment-Show unter der Bezeichnung SalzZeitReise - Erlebnisbergwerk Berchtesgaden neu eröffnet.[2] Eine Fahrt durch das Bergwerk zeigt die Entwicklung der Abbaumethoden sowie die weiteren Verarbeitungsschritte des Salzes an Ort und Stelle sowie multimediale Vorführungen zum Thema. Die Einfahrt mit der Bergwerksbahn erfolgt nach Einkleidung der Gäste in eine Art altertümlicher Bergmannskluft aus Hose, Jacke, Kappe und Lederschurz. Anschließend werden die Besucher wahlweise über Treppen oder Bergmannsrutschen tiefer in die Grube bis zu einem Salzsee geführt. Nach der Fahrt mit einer Zugseilfähre über den Salzsee geht es mit der Bahn wieder nach oben zum Ausgang.

Im Bergwerk werden auch Sonderveranstaltungen wie Konzerte und das Dinner de Sole durchgeführt.

Salzheilstollen

Salzheilstollen

Im Bergwerk gibt es auch den 850 m² großen Salzheilstollen, der für die Speläotherapie genutzt wird. Bei einer Temperatur von 12 °C und einer Luftfeuchtigkeit über 85 % verbleiben die Kurteilnehmer täglich zwei Stunden im Stollen. Jährlich besuchen ca. 13.000 Gäste den Salzheilstollen, um bei einer Kur zwischen einer und drei Wochen Linderung bei einer Vielzahl von Indikationen wie z. B. Asthma, Bronchitis, Nasennebenhöhlenleiden, Schlafstörungen, Allergien, Tinnitus, Neurodermitis und Erschöpfungserscheinungen (Burn-Out) zu suchen.

Ein wissenschaftlicher Nachweis einer medizinischen Wirkung existiert jedoch nicht.

Literatur

  • * Th. (d.i. Theodor) Trautwein: Das Berchtesgadener Salzbergwerk. In: Zeitschrift des deutschen und österreichischen Alpenvereins, Jahrgang 1876, (Band VII), S. 32–47, 1. Abteilung. (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/oav

Einzelnachweise

  1. salzzeitreise.de Angaben u.a. zur Grubenbahn
  2. Bericht im Berchtesgadener Anzeiger über die Eröffnung der SalzZeitReise im Bergwerk 2007

Weblinks

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