Sallust

Sallust

Gaius Sallustius Crispus, deutsch Sallust (* 1. Oktober 86 v. Chr. in Amiternum; † 13. Mai 35 oder 34 v. Chr. in Rom) war ein römischer Geschichtsschreiber und Politiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sallust kam aus gutem Hause aus italischem Munizipaladel mit Ritterzensus und genoss eine solide Ausbildung. Bereits als junger Mann ging er nach Rom, um sich zu bilden und eine politische Laufbahn einzuschlagen. Über seine frühen Erfahrungen dort gibt Sallust im Proömium der Coniuratio Catilinae Auskunft: Wie die meisten zog es ihn in die Politik, wo er nach eigenem Bekennen mit vielen abstoßenden Dingen konfrontiert wurde:

„Denn anstelle von Anstand, Zurückhaltung und Tüchtigkeiten herrschten Dreistigkeit, Bestechung und Geiz vor. Und obwohl mein Sinn, solche schlechten Machenschaften nicht gewohnt, diese verabscheute, wurde mein noch zartes Alter, verdorben von Ehrgeiz, inmitten solch großer Laster festgehalten.“

Sallust, Catilina, 3,3-4

Fraglich bleibt natürlich, welcher Wahrheitsgehalt derartigen Aussagen beizumessen ist, gerade unter Berücksichtigung seines weiteren Lebenslaufes: Im Jahr 55 oder 54 v. Chr. bekleidete er die Quästur und wurde anschließend, wie üblich, in den Senat aufgenommen. 52 v. Chr. wurde er zum Volkstribun gewählt und trat als Parteigänger Caesars gegen Cicero in Erscheinung.

Im Jahr 50 v. Chr. wurde Sallust durch den Censor Appius Claudius Pulcher aus dem Senat geworfen. Grund war vermutlich einerseits die Freundschaft zu Caesar, der sich zu dieser Zeit im Konflikt mit dem Senat befand, andererseits aber auch moralisches Fehlverhalten.[1]

Ab 49 v. Chr. kämpfte er an der Seite Caesars im Bürgerkrieg gegen Pompeius, dessen negative Darstellung in seinem Geschichtswerk ihm später Pompeius Lenaeus zum Vorwurf machte. Er wurde, entweder durch nochmaliges Bekleiden der Quästur oder (wahrscheinlicher) als designierter Prätor für das Jahr 46 v. Chr., wieder in den Senat aufgenommen. 46 v. Chr. wurde Sallust nach Caesars Sieg in der Schlacht bei Thapsus erster Prokonsul (Statthalter) der neuen Provinz Africa Nova (Tunesien und Ostalgerien). Sein Amt soll er schamlos ausgenutzt und innerhalb kürzester Zeit große Reichtümer zusammengeraubt haben. Eine Klage wegen Ausbeutung im Amt gegen ihn konnte nur mit Hilfe Caesars abgewandt werden.

Von seinen Reichtümern kaufte Sallust nach seiner Rückkehr in Rom große Anwesen auf dem Monte Pincio in der Nähe der Spanischen Treppe und der Via Sistina, die sogenannten Horti Sallustiani. Die Anlage war so prächtig, dass dort später Kaiser residierten. Dorthin zog er sich nach Caesars Ermordung 44 v. Chr. zurück und widmete sich die letzten zehn Jahre seines Lebens der Schriftstellerei.

Schriftstellerische Tätigkeit

Nach seinem Rückzug aus der Politik widmete sich Sallust der Geschichtsschreibung und führte sie im Lateinischen zu ihrem ersten Höhepunkt. An griechische Traditionen anknüpfend sah er die Geschichtsschreibung als Kunstwerk an. Für ihn war die chronologische Darstellung unwichtig, die annalistische Geschichtsschreibung beachtete er ebenso wenig wie sein griechisches Vorbild, denn Korrektheit war für ihn von größtem Belang. Er wollte die Ereignisse genauestens protokollieren, damit spätere Politiker daraus lernen könnten. Sein Augenmerk lag wie bei den meisten römischen Geschichtsschreibern auf Spannung und kunstvoller Gestaltung der Werke. Vorbild für ihn war der griechische Geschichtsschreiber Thukydides, dessen pessimistisches Menschenbild er teilte, der ihm aber in Hinblick auf Genauigkeit und intellektuelle Durchdringung des Materials deutlich überlegen war.

Schon in der Antike wurde Sallust mitunter Verlogenheit vorgeworfen, da er sich bis 44 v. Chr. selbst schamlos bereichert und am politischen Intrigenspiel teilgenommen haben soll. Zumindest letzteres hat Sallust selbst aber auch im Grunde nicht geleugnet.

Werke

  1. De coniuratione Catilinae (über die Verschwörung des Catilina)
  2. De bello Iugurthino (über den Krieg gegen Jugurtha)
  3. Historiae (Geschichtsdarstellung der Jahre 78 bis 67 v. Chr. in fünf Büchern, erhalten sind nur wenige Fragmente, darunter einige Briefe und Reden.)

Appendix Sallustiana: Werke, die früher Sallust zugeschrieben wurden, heutzutage aber teilweise von der Forschung in ihrer Authentizität bezweifelt werden:

  1. Zwei Briefe an Caesar (aus den Jahren 50 bis 46 v. Chr.)
  2. Invectiva in Ciceronem (= Invektive gegen Marcus Tullius Cicero: menschliche und politische Angriffe gegen diesen in Form einer Senatsrede)

Textausgaben und Übersetzungen

Lateinischer Text

Lateinisch/deutscher Text

  • C. Sallustius Crispus: Bellum Iugurthinum/ Der Krieg mit Jugurtha. Hrsg., übers. und komm. von Josef Lindauer. Artemis & Winkler, Düsseldorf/Zürich 2003, ISBN 3-7608-1374-7.
  • C. Sallustius Crispus: Bellum Iugurthinum/ Der Krieg mit Jugurtha. Hrsg. und übers. von Karl Büchner. Reclam, Stuttgart 1986, ISBN 978-3150009482.
  • C. Sallustius Crispus: De coniuratione Catilinae/ Die Verschwörung des Catilina. Lateinisch/Deutsch. Übersetzt und Herausgegeben von Karl Büchner. Reclam, Stuttgart 1986, ISBN 3-15-009428-3.
  • C. Sallustius Crispus: Historiae/ Zeitgeschichte. Hrsg. und übers. von Karl Büchner. Reclam, Stuttgart 1986, ISBN 978-3150097960.
  • C. Sallustius Crispus: Zwei politische Briefe an Caesar. Hrsg. und übers. von Karl Büchner. Reclam, Stuttgart 1986, ISBN 978-3150074367.

Literatur

Weblinks

 Commons: Sallust – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Gaius Sallustius Crispus – Quellen und Volltexte (Latein)
 Wikiquote: Sallust – Zitate

Einzelnachweise

  1. John Selby Watson (Hrsg.): Sallust. Conspiracy of Catiline, Harper & Brothers, New York and London 1899.

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