Salcia Landmann

Salcia Landmann

Salcia Landmann (* 18. November 1911 in Zolkiew, Galizien; † 16. Mai 2002 in St. Gallen, Schweiz) war eine Schweizer Schriftstellerin und Journalistin.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Salcia Landmann kam aus einer jüdischen Familie und war die Tochter des Israel Passweg und der Regina Passweg (geb. Gottesmann). 1914 übersiedelte die Familie in die Schweiz nach St. Gallen. Nach dem Besuch eines humanistischen Gymnasiums studierte Salcia Landmann in Berlin zunächst Rechtswissenschaften und dann Philosophie bei Nicolai Hartmann. Parallel erlernte sie den Beruf der Modegrafikerin. Nach 1933 setzte sie ihr Philosophiestudium in Basel bei Herman Schmalenbach fort. Das Studium beendete Salcia Landmann 1939 an der Universität Zürich mit einer Dissertation über Phänomenologie und Ontologie. 1939 heiratete sie den Philosophen Michael Landmann; 1950 kam ihr Sohn Valentin zur Welt. 1960 erschien ihr erstes Buch, Der jüdische Witz, das zum Bestseller und Standardwerk reüssierte und in verschiedene Sprachen übersetzt wurde. 1978 gründete sie gemeinsam mit neunzehn Schriftstellerkollegen den Liechtensteiner P.E.N.-Club. In den 1990er Jahren veröffentlichte sie mehrfach Beiträge in den von Hans-Dietrich Sander herausgegebenen Staatsbriefen.

Werk

Landmann verstand ihr Werk als stilles Requiem auf die untergegangene ostjüdische Kulturwelt [1]. Ihr erstes Buch Der Jüdische Witz erschien 1960. Im Vorwort von Marxismus und Sauerkirschen beschrieb sie 1979, wie sich der Themenkreis ausweitete: „Meine nächsten Bücher galten demselben Themenkreis: Jiddische Sprache und Literatur, Jüdische Rasse, Koschere Küche.“ [2] Die Hinwendung zu politischen Themen, erfolgte aus ihrem Bestreben, einen Beitrag zur Bewahrung des jüdischen Kulturerbes zu leisten: „Durch den intensiven Umgang mit der so brutal vernichteten Welt der Ostjuden war ich inzwischen für jede Art Bedrohung auch außerhalb des jüdischen Bereiches sensibilisiert“.[3]

Das Buch Marxismus und Sauerkirschen war für sie ein Versuch, „diese rational schwer fassliche, möglicherweise irreparable und irreversible Selbstzerstörungstendenz im freien Teil des Abendlandes an Beispielen aus Politik, Pädagogik, Hochschulbereich, Kunst, Religion, Psychologie, Wirtschaft, Literatur und Justiz zu illustrieren“.[4]

Kritik

Friedrich Torberg kritisierte Salcia Landmanns Anthologie Der jüdische Witz und warf ihr vor, antisemitische Vorurteile zu befördern.[5]. Trotz dieser Kritik wurde das Buch zum Bestseller und in verschiedenen Ausgaben und Sprachen in mehr als 800.000 Exemplaren (Stand 1979) verkauft.

Werke

  • Phänomenologie und Ontologie. Husserl, Scheler, Heidegger. Heitz, Leipzig 1939 (Dissertation, als „Salcia Passweg“)
  • Der jüdische Witz. Soziologie und Sammlung. Walter, Olten 1960; 14. überarb. A. Patmos, Düsseldorf 2006, ISBN 3-491-45039-X
  • Jiddisch, das Abenteuer einer Sprache. Walter, Olten 1962
  • Jüdische Witze. Ausgewählt und eingeleitet von Salcia Landmann. Walter, Olten 1962
    • erweiterte Taschenbuchausgabe: Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv 21017), München 2007, ISBN 3-423-21017-6
  • Koschere Kostproben. Rezepte aus Alt-Österreich für Feinschmecker. Müller, Rüschlikon 1964
  • Gepfeffert und gesalzen. Gericht über Gerichte. Ein streitbares Kochbrevier. Walter, Olten 1965
  • Jüdische Anekdoten und Sprichwörter. Jiddisch und deutsch. Ausgewählt und übertragen von Salcia Landmann. Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv 317), München 1965
    • Neuausgabe als: Jüdische Anekdoten. Nachwort von Valentin Landmann. Huber, Frauenfeld 2011, ISBN 978-3-7193-1569-6
  • Die Juden als Rasse. Das Volk unter den Völkern. Walter, Olten 1967
    • Neu durchgesehene Ausgabe als: Wer sind die Juden? Geschichte und Anthropologie eines Volkes. Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv 913), München 1973, ISBN 3-423-00913-6
  • Jüdische Weisheit aus drei Jahrtausenden. Gesammelt von Israel Steinberg. Ausgewählt und ins Deutsche übertragen von Salcia Landmann. Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv 486), München 1968
  • West-östlicher Küchen-Divan. Steingrüben, Stuttgart 1968
  • Die echte polnische Küche. Steingrüben, Stuttgart 1970
  • Neues von Salcia Landmann. Jüdischer Witz. Herbig, München 1972, ISBN 3-7766-0600-2
  • Der ewige Jude. Piper (sp 97), München 1974, ISBN 3-492-00397-4
  • Erzählte Bilderbogen aus Ostgalizien. Ehrenwirth, München 1975
    • Neu durchgesehene und erweiterte Ausgabe als: Mein Galizien. Das Land hinter den Karpaten. Herbig, München 1995, ISBN 3-7766-1921-X
  • Die koschere Küche. 200 Rezepte für Feinschmecker und Kenner mit Erklärungen jüdischer Feste und Gebräuche. Heyne, München 1976, ISBN 3-453-40181-6
    • Neuausgabe als: Die jüdische Küche. Rezepte und Geschichten. Kosmos, Stuttgart 2006, ISBN 3-440-10859-7
  • Jüdische Witze. Nachlese 1960–1976. Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv 1281), München 1977, ISBN 3-423-01281-1
  • Marxismus und Sauerkirschen. Streitbare Zeitbetrachtungen. Limes, Wiesbaden 1979, ISBN 3-8090-2154-7
  • Jugendunruhen. Ursachen und Folgen. Schweizerzeit, Flaach 1983, ISBN 3-907983-01-7
  • Frucht- und Blütensäfte. Mein Sirup-Brevier. Herbig, München 1985, ISBN 3-7766-1366-1
  • Jesus und die Juden oder die Folgen einer Verstrickung. Herbig, München 1987
  • Jesus starb nicht in Kaschmir. Ohne Kreuzestod kein Christentum. Herbig, München 1996, ISBN 3-7766-1963-5
  • Die klassischen Witze der Juden. Verschollenes und Allerneuestes. Ullstein, Berlin 1997, ISBN 3-548-24051-8
  • Wenn es bitter ist, ist es koscher. Benziger, Zürich 2001, ISBN 3-545-20214-3
  • Am Sabbat ging Moishe zum Rebbe. Benziger, Zürich 2002, ISBN 3-545-20209-7

Literatur

  • Nein, nein, du bist keine Jüdin! Henning von Vogelsang im Gespräch mit Salcia Landmann. Mit Bibliografie. Hess, Ulm 1998, ISBN 3-87336-231-7

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zitat aus Marxismus und Sauerkirschen, Vorwort von Salcia Landmann, Seite 7, August 1979
  2. Vorwort zu Marxismus und Sauerkirschen, 1979, S. 7
  3. Vorwort zu Marxismus und Sauerkirschen, 1979, S. 7
  4. Vorwort zu Marxismus und Sauerkirschen, 1979, S. 8
  5. Friedrich Torberg: Wai geschrien. Salcia Landmann ermordet den jüdischen Witz. Anmerkungen zu einem beunruhigenden Bestseller. In: Der Monat XXVII/157, S. 48ff. Vgl. Hans Peter Althaus: Mauscheln: ein Wort als Waffe, de Gruyter, Berlin 2002, ISBN 3-11-017290-9, S. 209f.



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