Sakralkunst

Sakralkunst
Fra Angelico: Der bethlehemitische Kindermord (um 1450)

Christliche Kunst umfasst im allgemeinen Sinn alle Bereiche christlich motivierter Kunst, von der Musik über alle Bereich der Bildenden Kunst (insbesondere die Malerei und Skulptur) bis hin zur Architektur.

Im engeren Sinne wird jedoch eher die Bildende Kunst im christlichen Kontext, abgegrenzt von der Christlichen Musik, gemeint. Geschichtlich stehen daher zunächst die Frühchristliche Kunst, Byzantinische Kunst und die Ikonografie im Vordergrund. Durch den byzantinischen Bilderstreit und Ikonoklasmus bzw. Ikonophobie im Osten hat sich dann die christliche Kunst eher in den Westen verlagert.

Eine Fachzeitschrift für christliche Kunst ist die 1909 gegründete Zeitschrift Kirche + Kunst.

Inhaltsverzeichnis

Christliche Kunstrichtungen

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gründeten deutsche Künstler in Wien und Rom die Nazarenische Kunst, eine romantisch-religiöse Kunstrichtung mit dem Ziel, die Kunst im Geist des Christentums aus der Wiederentdeckung alter italienischer und deutscher Kunst heraus zu erneuern. Die Vertreter dieser Stilrichtung standen überwiegend dem Katholizismus nahe und beeinflussten die Kunst der gesamten Romantik.

Christliche Kunsttypen

Die Buchmalerei war einst ein bedeutendes Element christlicher Kunst (hier: Beginn des Johannesevangeliums im Book of Kells, 9. Jahrhundert)

Seit dem 3. Jahrhundert bildet das Marienbild den häufigsten Gegenstand der christlichen Kunst. Es verleiht der Marienverehrung einen bildhaften Ausdruck. [1] Auf den Bildern und Skulpturen werden häufig Szenen aus dem Marienleben, beispielsweise der Englische Gruß, aufgegriffen. Verbreitet ist seit dem 13. Jahrhundert auch die Darstellung als Schutzmantelmadonna, die den unter ihrem ausgebreitetem Mantel befindlichen Gläubigen Schutz bietet. Eine besondere Darstellung, die sich gehäuft in Frankreich findet, ist die Schwarze Madonna. Sie stammen aus der Romanik und dem Barock. Auch außerhalb der Darstellungen Marias finden sich Mariensymbole, beispielsweise der Hortus conclusus.

Die älteste erhaltene vollplastische Marienfigur der abendländischen Kunst ist die Goldene Madonna, die um 980 entstanden ist.[2] Aus der Zeit der religiösen Renaissancemalerei stammen die Darmstädter Madonna, die Sixtinische Madonna und die Stuppacher Madonna.

Einen weiteren breiten Raum nimmt die Kreuzigung Jesus ein. Die Darstellungsformen sind auch hier vielfältig. In einfachster Form handelt es sich um Steinkreuze in der freien Natur. Solche Flurkreuze sind häufig als Kruzifixe ausgeführt. Die bildliche Darstellung der Kreuzigung zusammen mit Maria und dem Apostel Johannes wird als Kreuzigungsgruppe bezeichnet.

In den Ostkirchen, besonders der orthodoxen Kirchen des byzantinischen Ritus, haben Ikonen, kirchlich geweihte Bilder, eine große Bedeutung. Sie sollen Ehrfurcht erwecken und eine existenzielle Verbindung zwischen dem Betrachter und dem Dargestellten zu sein. Neben Christusbildern sind Marienikonen das wohl häufigste Darstellungsmotiv. Als eine der Höhepunkte der russischen Malerei gilt die Dreifaltigkeitsikone von Andrei Rubljow. Vergleichbar mit den Ikonen sind im katholischen Ritus die Gnadenbilder und Andachtsbilder. Das Gnadenbild Mariahilf von Lucas Cranach dem Älteren befindet sich im Hochaltar des Innsbrucker Doms. Neben den Darstellungen von Maria und Jesus sind seit frühchristlicher Zeit auch Heiligenbilder nachweisbar.

Eine besondere Darstellung der Trinität aus dem Mittelalter ist der Gnadenstuhl. Sogenannte Lukasbilder sollen von Lukas dem Evangelisten eigenhändig gemalt worden sein.

Als besondere Form des Sakralbaus findet sich in der christlichen Kunst der Kirchenbau. Die Architektur von Kirchengebäuden ist häufig von reicher Symbolik geprägt. Als Beispiele lassen sich die Bernwardstür und die Christussäule im Hildesheimer Dom nennen. Zur Gestaltung von Flügelaltaren wurde häufig die Form eines Triptychons genutzt. Nicht ausschließlich in Kirchen werden Heiligenfiguren und Schutzmantelfiguren aufgestellt. Ein erwähnenswertes Kunstwerk ist die Kathedra Petri im Petersdom.

Siehe auch

Literatur

  • Jutta Seibert: Lexikon der christlichen Kunst. Themen, Gestalten, Symbole. 352 S, geb./brosch., Freiburg/Br., Verlag Herder 1989. ISBN 3-451-08364-7
  • Ralf van Bühren: Kunst und Kirche im 20. Jahrhundert. Die Rezeption des Zweiten Vatikanischen Konzils (Konziliengeschichte, Reihe B: Untersuchungen), Paderborn: Verlag Ferdinand Schöningh 2008, ISBN 978-3-506-76388-4

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Engelbert Kirschbaum (Hg.) u.a.: Lexikon der Christlichen Ikonographie. Freiburg, 1971. Bd. 3, Stichwort "Maria, Marienbild", S. 157.
  2. Pothmann: Der Essener Kirchenschatz aus der Frühzeit der Stiftsgeschichte. S. 138

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