STS-51-L

STS-51-L
Missionsemblem
Missionsemblem STS-51-L
Missionsdaten
Mission: STS-51-L
NSSDC ID: CHALNGR
Space Shuttle: Challenger OV-99
Besatzung: 7
Start: 28. Januar 1986, 16:38:00 UTC
Startplatz: Kennedy Space Center, LC-39B
Landung: Absturz:
28. Januar 1986, 16:39:13 UTC
Landeplatz:
Flugdauer: 1 min 13 s
Zurückgelegte Strecke: 28,8 km
Mannschaftsfoto
 v.l.n.r. Vorne: Michael Smith, Francis Scobee, Ronald McNair; Hinten: Ellison Onizuka, Christa McAuliffe, Gregory Jarvis, Judith Resnik
v.l.n.r. Vorne: Michael Smith, Francis Scobee, Ronald McNair;
Hinten: Ellison Onizuka, Christa McAuliffe, Gregory Jarvis, Judith Resnik
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Mission:
STS-61-C
Nachfolgende
Mission:
STS-26

STS-51-L (englisch Space Transportation System) ist eine Missionsbezeichnung für den US-amerikanischen Space Shuttle Challenger (OV-99) der NASA. Der Start erfolgte am 28. Januar 1986. Es war die 25. Space-Shuttle-Mission sowie der zehnte und letzte Flug der Raumfähre Challenger.

73 Sekunden nach dem Start zerbrach die Raumfähre; die gesamte Besatzung kam bei dem Unglück ums Leben.

Inhaltsverzeichnis

Mannschaft

Hauptmannschaft

Ersatz

  • Louis Butterworth, Nutzlastspezialist, Hughes Aircraft, für Jarvis
  • Barbara Morgan, Nutzlastspezialistin, Teacher in Space, für McAuliffe

Bodenpersonal (Auszug)

  • Flugdirektor (Flight): Jay Greene
  • Flugdynamik Offizier (FIDO): Brian Perry
  • CapComs: Richard Covey, Frederick Gregory
  • Systemdatenerfassungs Processing Systems Ingenieur (DPS): A.F. Algate
  • Ingenieur für Lenkung, Navigation, und Kontrollsysteme (GNC): Jeffrey Bantle
  • Antriebsraketensystem-Ingenieur (Booster): Jerry Borrer
  • Triebkraft Ingenieur (PROP): A.J. Ceccacci
  • Manager für Elektrik, Umwelt, Verschleißteile (EECOM): John Rector
  • Offizier für Wartung, mechanische, und ‚upper stage systems‘ (RMU): K.A. Reiley

Missionsplanung

Der Start der Mission STS-51-L war ursprünglich für den 22. Januar geplant, musste dann aber wegen der Verzögerungen bei der vorangegangenen Mission (STS-61-C) um zunächst zwei Tage verschoben werden. Die Witterungsverhältnisse am Startort und auf den vorgesehenen Notlandeplätzen sowie technische Probleme an der Startrampe erzwangen weitere Verschiebungen bis zum 28. Januar.

Die Mission hatte die Aufgabe, den Kommunikationssatelliten TDRS-2 auszusetzen, zudem sollte mit verschiedenen Hilfsmitteln der Komet Halley beobachtet werden. Als weiterer Höhepunkt der Mission war geplant, dass die Grundschullehrerin Christa McAuliffe, die im Rahmen eines Sonderprogramms der NASA zur Besatzung gehörte, einige Unterrichtsblöcke live aus dem Weltraum abhält.

Vorgesehen war eine Missionsdauer von 6 Tagen, 0 Stunden und 34 Minuten. Die Landung sollte im Kennedy Space Center in Florida erfolgen. STS-51-L war die erste Space-Shuttle-Mission, bei der die Startrampe 39B zum Einsatz kam.

Das Challenger-Unglück

Auseinanderbrechen der Challenger

Am 28. Januar 1986, 73 Sekunden nach dem Start (11:38 Uhr Ortszeit, 17:38 Uhr MEZ[1]) der Mission STS-51-L, zerbrach die Raumfähre in rund 15 Kilometern Höhe. Es war der bis dahin schwerste Unfall in der Raumfahrtgeschichte der USA. Dabei starben alle sieben Astronauten. Die Challenger-Katastrophe führte zur vorübergehenden Einstellung des Shuttle-Programms der NASA. Der Ausfall eines oder mehrerer Dichtungsringe in einer der seitlichen Feststoffraketen (Booster) wurde als Grund ermittelt.

Die Booster wurden aus vergabepolitischen Gründen in vier Teilen gefertigt, wobei je zwei Module herstellerseits vormontiert und ineinander verankert wurden. Der fehlerhafte O-Ring befand sich in einem „field joint“, welcher von NASA-Technikern vor Ort zusammengeführt wurde. Die Verankerungen wurden mittels zweier übereinander angeordneter O-Ringe abgedichtet. Zwischen den O-Ringen befand sich ein Anschluss für Dichtigkeitsprüfungen. Durch tiefe Temperaturen in der Nacht vor und am Morgen des Starts büßte der Kunststoff jedoch seine Elastizität ein, was durch die extremen Druck- und Hitzebelastungen nach der Zündung zunächst zu einem Verschleiß der O-Ringe und schließlich zum sogenannten „Blow-By“ führte. Dabei trat ein Teil der Flammen im Inneren der Rakete nicht bestimmungsgemäß durch die große Düse am Heck, sondern an der Seite des Boosters aus, möglicherweise durch den Anschluss zur Dichtigkeitsprüfung. Sicherheitsbedenken gegenüber der Qualität dieser Ringe und ihrer Elastizität bei Nachtfrost waren dem Hersteller der Raketen bekannt. Bereits ein Jahr zuvor war die Discovery bei etwa 11 °C gestartet, und nach der Landung wurden bei der Inspektion der O-Ringe gravierende Hitzeschäden festgestellt, die auf einen gefährlichen Blow-by an dieser Stelle hindeuteten.[2] Bereits am Abend vor dem Shuttlestart warnte Roger Boisjoly, ein Ingenieur von Morton Thiokol, der Herstellerfirma der Feststoffraketen, wegen der Kälte vor dem Start. Er befürchtete eine gigantische Explosion bereits auf der Startrampe.

Wegen dieser Frage gab es in den letzten 24 Stunden vor dem Start eilig angesetzte Telefonkonferenzen zwischen Management und Ingenieuren von Thiokol und der NASA. Obwohl die NASA nach einer sechsstündigen Telefonkonferenz schließlich fast von einem Startaufschub überzeugt war, entschied sich das Management von Thiokol letztendlich, seine eigenen Ingenieure zu überstimmen und seinem wichtigen Kunden NASA den Start zu empfehlen.[3]

Wenige Sekunden nach dem Start versagte – was Boisjoly exakt in dieser Form inklusive der folgenden Katastrophe vorhergesagt hatte[3][4] – einer der Dichtungs-O-Ringe am Booster, und heißes Verbrennungsgas trat durch das so entstandene Leck an der Seite der Feststoffrakete aus. Das Leck lag so ungünstig, dass die Gase genau auf die Verbindung des Boosters mit dem mit explosivem Wasserstoff gefüllten großen Außentank trafen. 73 Sekunden nach dem Start in 15 Kilometern Höhe wurde diese Verbindung durch die Hitzeeinwirkung des Gases zerstört, wonach der Booster gegen den Tank prallte und diesen aufriss. Die Raumfähre und der Tank wurden durch die enormen aerodynamischen Kräfte zerstört; eine große Menge flüssigen Sauerstoffs und Wasserstoffs trat aus, welche sich sehr schnell ausdehnten und entzündeten, daher sah der Unfall wie eine Explosion aus.

Die Kapsel, in der sich die Raumfahrer befanden, überstand das Zerbrechen des Shuttles relativ unversehrt. Berechnungen ergaben eine maximale Belastung von ca. 12 bis 20g. Nach 2 Sekunden sank diese Belastung auf unter 4g. Circa 10 Sekunden nach dem Auseinanderbrechen befand sich die Kapsel auf einer Freifalltrajektorie. Der offizielle Bericht spricht daher davon, dass „die Kräfte, denen die Crew beim Auseinanderbrechen des Orbiters ausgesetzt war, vermutlich nicht zu tödlichen oder schwerwiegenden Verletzungen führten“.[5] Die Astronauten starben möglicherweise erst, als sie 2:45 min nach dem Auseinanderbrechen in ihrer Kapsel mit ca. 330 km/h auf dem Atlantik aufschlugen. Ob die Belastungen zu einer schnell tödlich wirkenden Dekompression führten, konnte nicht mehr festgestellt werden. Kritiker bemängelten Fehler in der Konstruktion und ein aus Kostengründen eingespartes Rettungssystem (Fallschirm der Kapsel), das möglicherweise das Leben der Astronauten hätte retten können. Ein prominentes Mitglied der Untersuchungskommission war der Physiker und Nobelpreisträger Richard P. Feynman, der die Untersuchung in einem autobiographischen Buch dargestellt hat.[6]

Die Challenger-Katastrophe warf nicht nur das Raumfahrtprogramm der USA zurück, sondern wirkte auch wie ein Schock auf die zahlreichen amerikanischen Bürger, die das Unglück live miterlebt hatten, sei es auf den Aussichtstribünen in Cape Canaveral oder am Fernseher. Der Rückschlag wirkte in der ohnehin politisch angespannten Lage jener Zeit als nationales Trauma. Auch der damalige US-Präsident Ronald Reagan geriet in die Kritik, da er sich trotz der Sicherheitsbedenken gegen eine weitere Verzögerung des Starts ausgesprochen hatte.

Ablauf des Unglücks, Ursachen und letzter Funkkontakt

Schwarzer Rauch, der bei einem Dichtungsring am Feststoffbooster austritt

Kurz nach dem Abheben der Raumfähre wurde die Kontrolle über den Flug vom Startkontrollzentrum auf dem Kennedy Space Center in Florida an das Mission Control Center in Texas abgegeben. Folgende Zeitangaben in Sekunden nach dem Start. Im Folgenden die am Funkverkehr beteiligten Personen. „Intercom“ bedeutet Kommunikation der Crew untereinander.[7]

  • DPS: Data Processing Systems Engineer
  • Flight: Flight director
  • Scobee: Dick Scobee (commander)
  • Smith: Michael J. Smith (pilot)
  • Resnik: Judith Resnik (Mission Specialist)
  • Onizuka: Ellison Onizuka (Mission Specialist)
  • Booster: Booster Systems Engineer
  • CAPCOM: Capsule communicator
  • FIDO: Flight Dynamics Officer
  • GC: Ground Controller
  • RSO: Range Safety Officer
  • PAO: Public Affairs Officer (public announcer)

T+0.000 seconds
Resnik: All right. (Alles klar)
Smith: Here we go. (Los geht's)

T+5.000 seconds
DPS: Liftoff confirmed. (Abheben bestätigt)
Flight: Liftoff... (Abheben)

T+7.000 seconds
Scobee: Houston, Challenger roll program. (Houston, Challenger, Rollprogramm (programmierte Drehung um die Längsachse durch den Autopiloten))

T+11.000 seconds
Smith: Go you Mother (ugs. Mother bezeichnet hier das Raumschiff; gemeint etwa: Geh ab, Baby)

T+14.000 seconds
Onizuka, intercom: LVLH. (Erinnerung für die Crew, die Konfiguration zu ändern – Local Vertical / Local Horizontal)

Um die aerodynamische Belastung gering zu halten, müssen die Haupttriebwerke in der unteren Atmosphäre zeitweise gedrosselt werden. Die Flugsoftware registrierte, dass die SRBs (Feststoffraketen) heiß waren und mehr Schub als geplant entwickelten. Der Flugsoftware-Parameter T_DEL_ADJUST (FIDOs T-del-Kommentar) wird benutzt, um die Leistung der Haupttriebwerke einzustellen. Gleichzeitig ließ der Schub der SRB gemäß einem vordefinierten Plan nach. Bei T+35.379 werden die Haupttriebwerke auf die vorher vorgesehenen 65 % zurückgefahren.

T+15.000 seconds
Resnik: [Expletive] hot. ([Kraftausdruck] heiß)
Scobee: Ooohh-kaaay. (Okay)

T+19.000 seconds
Smith: Looks like we've got a lotta wind here today. (Scheint so, als hätten wir hier heute viel Wind)
Scobee: Yeah. (Stimmt)

T+19.859 seconds
Booster: Throttle down to 94. (Drosseln auf 94 (% Schub))
Flight: Ninety four... (94)

T+22.000 seconds
Scobee: It's a little hard to see out my window here. (Es ist etwas schwierig, hier aus meinem Fenster zu gucken)

T+28.000 seconds
Scobee: There's ten thousand feet and Mach point five. (Erreichen 10.000 Fuß und Mach 0,5)

T+35.000 seconds
Scobee: Point nine. (Mach 0,9)

T+40.000 seconds
Smith, intercom: There's Mach 1. (Sind bei Mach 1)
Scobee: Going through 19,000. (Erreichen 19.000 Fuß)

T+43.000 seconds
Scobee: OK we're throttling down (OK, wir drosseln den Schub)

T+48.900 seconds
Booster: Three at 65. ((Alle) 3 (Haupttriebwerke) bei 65 (% Schub))
Flight: Sixty-five, FIDO... (65, FIDO)
FIDO: T-del confirms throttles. (T-Del bestätigt Drosselung)
Flight: Thank-you. (Dankeschön)

Bei T+51,860 fuhren die Haupttriebwerke wieder auf ihre Nominalleistung hoch, und die Raumfähre erreichte die Zone des maximalen aerodynamischen Druckes, ungefähr 34.000 Pascal.

T+57.000 seconds
Smith, intercom: Throttling up (Schub (wieder) hoch.)
Scobee, intercom: Roger. (Verstanden.)

T+58.772: An der Unterseite des SRBs, vor der Licht-Schatten-Grenze des Außentanks, ist eine Rauchwolke zu sehen.

Bei T+58.788 fängt eine Filmkamera die ersten Anzeichen von Rauch am hinteren Teil der Raumfähre ein. Von der Crew der Challenger und der Bodenstation in Houston unbemerkt, beginnt brennendes Gas aus einem stetig größer werdenden Leck am rechtsseitigen SRB auszutreten.

Innerhalb einer Sekunde ist die Rauchbildung sehr stark ausgeprägt, und eine deutliche Stichflamme hat sich gebildet. Selbst wenn die Crew oder Mission Control sich dessen bewusst gewesen wäre, hätte an diesem Punkt nichts mehr getan werden können, da ein eventueller Startabbruch in jedem Fall erst nach dem Ausbrennen und Abtrennen der SRBs möglich ist. Ansonsten schien der Start bis hierher normal zu verlaufen.

Bei einer Flughöhe von 11.700 Metern durchschreitet die Challenger Mach 1,5.

T+60.000 seconds
Smith, intercom: Feel that mother go. (Spür, wie das Baby anzieht.) Woooohoooo.

T+62.000 seconds
Smith, intercom: Thirty-five thousand, going through one point five. (35.000 (Fuß), erreichen Mach 1,5)

T+65.000 seconds
Scobee, intercom: Reading four eighty six on mine. (Ich lese hier 486 auf meiner Anzeige ab.) (Routinemäßiger Luftgeschwindigkeits-Check)

T+67.000 seconds
Smith, intercom: Yep, that's what I've got, too. (Ja, das hab ich hier auch stehen.)

T+68.000 seconds
CAPCOM: Challenger, go at throttle up. (Challenger, (ihr seid) „Go“ bei Schuberhöhung.)
Scobee: Roger, go at throttle up. (Verstanden, „Go“ bei Schuberhöhung.)

Der Fehler beginnt, sich zu entwickeln.

Stichflamme am rechtsseitigen SRB

Bei T+72.525, wie eine spätere Analyse der Telemetrie-Daten zeigt, gab es einen plötzlichen Schub (Stichflamme) auf der rechten Seite, der eventuell von der Crew bemerkt wurde. Bei T+72.564 fällt der Druck im externen Wasserstofftank ab, als dieser, durch die Stichflamme geschwächt, abrupt aufreißt.

T+73.000 seconds
Smith, intercom: Uh oh...

Bei ungefähr T+73.162 beginnt der Zerfall der Raumfähre.

Das war das letzte Wort eines Crew-Mitglieds, welches von dem Voice Recorder aufgezeichnet wurde. Smith hat sich möglicherweise auf die Funktion der Haupttriebwerke oder den fallenden Druck in dem externen Treibstofftank bezogen, eventuell auch auf den plötzlichen Ruck. Bei ungefähr T+73.162 beginnt der Zerfall der Raumfähre.

Dialog der Flight Controller nach dem Zerfall der Raumfähre

Bei T+79.000 zeigt eine TV-Kamera anstelle der Challenger eine Rauchwolke und einen Feuerball, aus dem große brennende Trümmerteile austreten und in den Ozean stürzen.

Rauchwolke anstelle der Challenger. Die beiden SRBs fliegen unkontrolliert weiter.

T+89.000 seconds
Flight: FIDO, trajectories (FIDO, die Flugbahn)
FIDO: Go ahead. (Fahren Sie fort.)
Flight: Trajectory, FIDO (Flugbahn, FIDO)
FIDO: Flight, FIDO, filters (radar) got discreting sources. We're go. (Flight, FIDO, das Radar zeigt sich verteilende Objekte. Wir sind bereit.)
FIDO: Flight, FIDO, till we get stuff back he's on his cue card for abort modes (Flight, FIDO, bis wir das Zeug (d. h. Verbindung und damit Daten) zurückbekommen, ist er (d. h. der Kommandant der Raumfähre) auf seiner Checkliste für die Notfall-Abbruchmodi)
Flight: Procedures, any help? (Procedures, sonst irgendwas Hilfreiches?)
Unknown: Negative, flight, no data. (Negativ, Flight, keine Daten)
GC: Flight, GC, we've had negative contact, loss of downlink (of radio voice or data from Challenger). (Flight, GC, wir konnten keinen Funkkontakt herstellen, haben Kontakt (zur Challenger) verloren)
Flight: OK, all operators, watch your data carefully. (OK, alle Operatoren, beobachtet eure Daten sorgfältig.)

Bei T+110.250 sendet der zuständige Sicherheitsoffizier (RSO) Funksignale, die die Selbstzerstörung der SRBs aktivieren. Dies ist ein normaler Vorgang bei einem Notfall, bei dem unter Umständen frei fliegende Objekte eine Bedrohung für Land oder See darstellen könnten.

T+1 min. 56 seconds
PAO: Flight controllers here are looking very carefully at the situation. Obviously a major malfunction. (Die Flight Controller hier beobachten die Situation sehr sorgfältig. Offensichtlich eine schwerwiegende Fehlfunktion.)

T+2 min. 1 second
GC: Flight, GC, negative downlink. (Flight, GC, kein Kontakt)
Flight: Copy. (Verstanden)

T+2 min. 8 seconds
PAO: We have no downlink. (Wir haben keinen Kontakt)

Bei T+2 min 20 zeigt eine TV-Kamera herunterfallende Trümmerteile und weiße Kondensstreifen am blauen Himmel. Große Teile fallen Richtung Ozean, dünne Rauchschleier hinter sich her ziehend.

T+2 min. 25 seconds
FIDO: Flight, FIDO. (Flight, FIDO)
Flight: Go ahead. (Fahren Sie fort)
FIDO: RSO (range safety officer) reports vehicle exploded. (RSO meldet das Fahrzeug als explodiert.)
Flight: (after a long break): Copy. FIDO, can we get any reports from recovery forces? (Verstanden. FIDO, können wir Meldungen von den Bergungsmannschaften bekommen?)
FIDO: Stand by. (Bleiben Sie dran)

T+2 min. 45 seconds
Flight: GC, all operators, contingency procedures in effect. (GC, alle Operatoren, Notfallmaßnahmen sind eingeleitet.)

Weitere Ergebnisse der Unglücks-Untersuchungen

Das Buch von Richard Feynman[6] enthält detailliertere Erkenntnisse, die nicht nur die Problematik der O-Ringe betreffen:

So sind dort unzulängliche Arbeitsvorschriften beschrieben: Nach jedem Start fallen die ausgebrannten Feststoff-Boosterraketen ins Meer, wo sie geborgen und dann der Wiederverwendung zugeführt werden. Die Handbücher besagten, dass man die Hülle der Booster wiederverwenden könne, wenn die jeweils von drei Punkten im Abstand von 60 Grad gemessenen Durchmesser stimmen. Es folgt daraus aber nicht zwingend, dass dies einen regelmäßigen Kreis ergibt. Tatsächlich gab es öfter Verformungen, die dann – oft nicht vorschriftskonform – regelrecht geradegebogen wurden.

Zum Challenger-Unglück kam es, weil die Handbücher von Morton Thiokol – dem Hersteller der Feststoffraketen – nicht beachtet wurden. Daneben wollte das Management der NASA einem Wunsch des US-Präsidenten Ronald Reagan entsprechen und publikumswirksam eine Lehrerin ins Weltall fliegen lassen, als Reagans Rede zur Lage der Nation kurz bevorstand. Die Experten von Thiokol rieten von einem Start ab, da alle bisherigen Starts bei Temperaturen über 11 °C stattfanden. Das NASA-Management drängte darauf, den Start nach den vorangegangenen Verzögerungen nicht noch einmal zu verschieben. Es war jedoch nach einer sechsstündigen Telefonkonferenz fast überzeugt, dass dies notwendig war, aber das Management von Thiokol fällte schließlich entgegen der Empfehlung seiner Ingenieure die Entscheidung zur Startfreigabe – vermutlich, um die NASA als wichtigsten Kunden nicht zu verärgern.[3]

Es gab auch Differenzen zwischen dem NASA-Management und den Ingenieuren bezüglich der Fehlerrate der Shuttle. Obere Dienstränge behaupteten, nur auf einem von 100.000 Flügen trete ein fataler Abbruch einer Mission ein – doch man hätte eine Million Starts auswerten müssen, um dieser Angabe eine plausible statistische Grundlage zu geben. Konstrukteure des bordeigenen Haupttriebwerks sagten hingegen, auf einem von 100 bis 200 Flügen würde dieses versagen; und die Air Force ging bei ihren Raketen von Fehlerraten von 1:50 aus. Es drängte sich der Verdacht auf, eine vorgetäuschte hohe Zuverlässigkeit der Raumfahrzeuge helfe der NASA, leichter an staatliche Gelder zu kommen.

Das Management pflegte auch einen fahrlässigen Umgang mit routinemäßigen Überprüfungen – die Computer und die Software des Space Shuttle (die damals Speicher aus Ferritkernen besaßen) bestanden problemlos alle Tests, und so wogen sich die Manager in falscher Sicherheit – da die Tests ohnehin immer erfolgreich waren, könne man sie doch abschaffen. Dazu verharmloste die NASA Zwischenfälle, die das Leben der Astronauten nicht unmittelbar gefährdeten – etwa die O-Ringe, die bei einigen vorherigen Raketenstarts Abnutzungserscheinungen gezeigt hatten.

Richard Feynman beobachtete und kritisierte außerdem die mangelhafte Kommunikationsweise innerhalb der Werkstätten und Zulieferbetriebe, weil Vorschläge der Mitarbeiter oft abgewiesen würden. So wurde eine Markierung abgelehnt, welche beim Überprüfen und dem neuerlichen Zusammenbau der Feststoffraketen sehr hilfreich gewesen wäre, weil man dazu neue Handbücher und Vorschriften hätte herausgeben müssen.

Feynman beendete seinen Bericht wegen der schöngeredeten Fehlerraten mit den Worten:

Reality must take precedence over PR, for Nature cannot be fooled.
(Die Realität muss Vorrang vor PR haben, denn die Natur kann nicht ausgetrickst werden.)

Die Untersuchung des Unglücks zeigte auch, dass in der Vergangenheit die Bedenken vieler Ingenieure „mit Verweis auf den strengen Zeitplan und das knappe Budget verworfen“[8] worden waren.

Rekonstruktion des Unglücksherganges

Infolge der niedrigen Außentemperaturen während des Starts schlossen die O-Ringe aus Gummi, welche die Spalten zwischen den einzelnen Segmenten abdichten sollten, nicht oder nur unzureichend. Bereits während der ersten Sekunden des Starts ist im Bereich des Boosters, aus dem später die Stichflamme kommen würde, auf den Aufnahmen der meisten Kameras schwarzer Rauch zu erkennen. Genauere Aufnahmen dieser Stelle wurden jedoch von keiner der Kameras gemacht, da sich die Stelle in den meisten Blickwinkeln hinter dem Flügel des Orbiters befand.

Man geht davon aus, dass sich während der ersten Sekunden des Starts ein Pfropfen aus Schlacke gebildet hatte, welcher den entstandenen Spalt verstopft hatte, bis das Shuttle während des Starts durch eine starke Windscherung flog und sich dieser durch die Bewegungen des Boosters löste. Als sich der Pfropfen gelöst hatte, strömten mehrere tausend Grad Celsius heiße Abgase aus dem Spalt. Diese starke Scherung lässt sich auf dem Video des TV Van #2 ab 1:43 Minuten erkennen, da die Abgassäule nur Sekundenbruchteile nach dem Durchflug dieser Scherung weit verweht wurde.

Die heißen Abgase strömten aus dem Booster gegen den Außentank und die untere Verbindung, mit der der Booster am Außentank befestigt war. Als diese nachgab, riss der Booster ab und schlug so gegen den Außentank, dass beide Kammern des Außentanks beschädigt wurden, was zum Auseinanderbrechen des Tankes und schließlich auch der Raumfähre führte.

Konsequenzen des Unglücks

Gedenktafel in Hermosa Beach (Kalifornien)

Nach dem Unglück wurde ein generelles Startverbot für die Shuttle-Flotte ausgesprochen. Fast zweieinhalb Jahre lang arbeitete man an Verbesserungen, die den Start sicherer machen sollten. Die wichtigste Änderung war die weitgehende Überarbeitung der Feststoffbooster. Über 2.000 Änderungen wurden am Shuttle-System ausgeführt. Dazu gehörte beispielsweise eine ausfahrbare Teleskopstange, an der die Astronauten in einer Notsituation während des Landeanflugs den Orbiter durch die Einstiegsluke verlassen können. Ab sofort mussten die Astronauten bei Start und Landung wieder Druckanzüge tragen. Außerdem wurde das Shuttle aus dem kommerziellen Satellitengeschäft zurückgezogen, das wieder auf unbemannte Trägerraketen übertragen wurde. Im August 1987 wurde der Bau einer Ersatzfähre für die Challenger in Auftrag gegeben, und 1991 wurde die Endeavour fertiggestellt. Am 29. September 1988 startete mit der Discovery zum ersten Mal nach dem Unglück wieder ein Space Shuttle ins All (STS-26). Bis zum Februar 2003, als die Columbia beim Wiedereintritt auseinanderbrach, kam es zu keinen weiteren Shuttle-Unglücken.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: STS-51-L – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.tageblatt.lu/wissen/wissenschaft/story/16713993
  2. Rogers Commission Report (1986): Report of the Presidential Commission on the Space Shuttle Challenger Accident, Volume 1, Chapter 6. Abgerufen am 9. Februar 2011.
  3. a b c Mark Hayhurst: I knew what was about to happen. In: Guardian. 23. Januar 2001, abgerufen am 23. September 2009 (englisch).
  4. Roger Boisjoly: Firmeninternes Memo von Roger Boisjoly über die Erosion an O-Ringen und die daraus folgende Gefahr einer Katastrophe. 31. Juli 1985, abgerufen am 23. September 2009 (englisch).
  5. NASA: Bericht von Joseph P. Kerwin zum Tod der Astronauten
  6. a b Richard P. Feynman: Kümmert Sie, was andere Leute denken? 7. Auflage Piper Verlag, 1996, ISBN 3492221661
  7. http://www.hq.nasa.gov/office/pao/History/transcript.html Funkprotokoll der NASA
  8. Zerplatzter Traum. Vor 25 Jahren explodierte der Spaceshuttle 'Challenger' – und mit ihm die Utopie von der einfachen Weltraumreise. In: Süddeutsche Zeitung Nr. 22, Freitag, den 28. Januar 2011, S. 16

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