SS Egypt

SS Egypt
EGYPT
Technische Daten
Flagge: Vereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich
Schiffstyp: Passagierschiff
Bauwerft: Caird & Company, Greenock, Schottland
Reederei: Peninsular and Oriental Steam Navigation Company
Heimathafen: London
Einsatzzweck: Linienverkehr
Baunummer: 285
Registrierungsnummer: 105581
Schiffsvermessung: 7.912 BRT
Länge: 152,3 m
Breite: 16,5 m
Tiefgang: 7,5 m
Antrieb: Dreifachexpansions-Dampfmaschinen
Leistung: 11.000 PSi
Schrauben: 1
Schornsteine: 2
Masten: 2
Geschwindigkeit: 18 Knoten (33,3 Km/h)
Passagiere: 314 Erste Klasse, 212 Zweite Klasse
Besatzung: ca. 300
Stapellauf: 15. Mai 1897
Jungfernfahrt: September 1897
Letzte Fahrt: 19. Mai 1922

Die Egypt war ein 1897 in Dienst gestelltes Passagierschiff der britischen Reederei Peninsular and Oriental Steam Navigation Company (kurz P & O genannt), das Passagiere, Fracht und Post von England nach Indien beförderte.

1922 sank die Egypt nach einer Kollision mit einem Frachter vor der französischen Küste, wobei 87 Menschen ums Leben kamen. Es handelte sich um eine der größten Schifffahrtstragödien im Ärmelkanal zwischen den beiden Weltkriegen und um einen der bis dahin schwersten Unfälle der Reederei P & O in Friedenszeiten.

Die Bergung ihrer Gold- und Silberfracht in den 1930er Jahren war eine der bis dahin umfangreichsten Bergungsaktionen und setzte neue Maßstäbe für Bergungsausrüstungen und -techniken.

Inhaltsverzeichnis

Dienstzeit

Das Schiff bediente die Route TilburyPort SaidBombay, wurde aber auch gelegentlich für Fahrten nach Australien eingesetzt. Sie war das dritte in einem Quintett von Schwesterschiffen, der China Class, die P & O für ihren Passagier- und Frachtverkehr nach Asien in Auftrag gab. Die anderen waren die China, India, Arabia und Persia. Die India, Arabia und Persia wurden im Ersten Weltkrieg von deutschen U-Booten versenkt.

Auf einer Fahrt im Jahr 1910 brachte sie die englische Prinzessin Louise, Princess Royal and Duchess of Fife von Ägypten zurück nach England.

Im Ersten Weltkrieg wurde die Egypt durch die britische Regierung als HMHS #52 zum Kriegsdienst eingezogen und in ein Hospitalschiff umgewandelt, das im Mittelmeer kreuzte und bis zu 461 Patienten aufnehmen konnte. Diesem Zweck diente sie von August 1915 bis Juni 1919. 1921 kehrte die Egypt in den Dienst der P & O zurück.

Untergang

Am Freitag, dem 19. Mai 1922 lief die Egypt unter dem Kommando von Kapitän Andrew Collyer in Tilbury mit Ziel Bombay via Marseille aus. An Bord befanden sich 44 Passagiere und 294 Besatzungsmitglieder. Die meisten Passagiere waren Briten, es befanden sich aber auch drei US-Amerikaner darunter. Ein großer Teil der Crew waren Inder. Zur Fracht gehörten fünf Tonnen Gold und zehn Tonnen Silber im Wert von 1.083.527 britischer Pfund (nach damaligem Geldwert).

Am Abend des 20. Mai geriet der Dampfer im Ärmelkanal vor der französischen Insel Ouessant in eine Nebelbank. Das Schiff war 22 Meilen von der bretonischen Küste entfernt und befand sich auf dem Weg in den Golf von Biskaya. Kapitän Collyer drosselte die Geschwindigkeit. Kurz danach war das Signalhorn eines anderen Schiffs zu hören, das schnell näher zu kommen schien. Der Nebel war allerdings so dicht, dass die Besatzung nicht einschätzen konnte, aus welcher Richtung das Signal kam.

Um 19.30 Uhr, als an Bord gerade der Gong zum Abendessen ertönte, tauchte an backbord plötzlich der Bug eines anderen Schiffes auf, das genau auf die Egypt zuhielt und schnell näher kam. Es handelte sich um den 1.383 BRT großen französischen Frachtdampfer Seine, der aus La Rochelle kommend nach Le Havre unterwegs war. Nur 15 Sekunden nach der Sichtung rammte der Frachter den größeren Passagierdampfer an der Backbordseite zwischen den Schornsteinen. Der Bug der Seine, der zum Eis brechen konstruiert war, bohrte sich tief in den Rumpf der Egypt, die Schlagseite bekam, aber weiter fuhr und sofort wieder aus dem Blickfeld der Seine verschwand. Trotz ihres schwer beschädigten Bugs folgte die Seine dem getroffenen Dampfer, der mit hoher Geschwindigkeit sank.

An Bord der Egypt herrschten große Verwirrung und Panik; es begann ein Ansturm auf die Rettungsboote. Viele Besatzungsmitglieder sprangen in die Boote, ohne Passagieren zu helfen. Durch die schnell zunehmende Schlagseite war das Fieren fast unmöglich, am Ende wurden viele Boote und Flöße los geschnitten, um nach dem Untertauchen des Bootsdecks frei schwimmen zu können. In ihrer Panik sprangen zahlreiche Menschen über Bord. Kapitän Collyer blieb bis zuletzt auf der Brücke.

20 Minuten nach der Kollision sank die Egypt. 87 Menschen (71 Besatzungsmitglieder und 16 Passagiere) verloren durch das Unglück ihr Leben. Die Seine nahm die Überlebenden auf und brachte sie nach Brest. Nachdem über Funk die Nachricht von der Kollision Brest erreichte, wurden die Schlepper Vaillante und Cannonière zum Unglücksort geschickt, die aber nur noch Leichen bergen konnten.

Unter den Todesopfern waren der Schiffsarzt Dr. Brenner, eine Reihe der indischen Seemänner, die englische Nonne Sister Rhoda McNeille, die einen Platz in einem Rettungsboot ablehnte sowie zwei US-Amerikanerinnen, Minnie L. Sibley aus Toledo (Ohio) und Virginia M. Boyer aus Pittsburgh, die auf dem Weg nach Indien waren, um dort als Missionarinnen zu arbeiten.

Untersuchung

Der Vorfall wurde von einem Untersuchungsausschuss des britischen Board of Trade untersucht. Im September 1922 veröffentlichte der Ausschuss seine Ergebnisse: Kapitän Collyer wurde für schuldig befunden, nicht ausreichend für Disziplin und Ordnung unter den Mannschaftsmitgliedern gesorgt zu haben und der Leitende Offizier C. W. Wainwright wurde für schuldig befunden, bei der Koordinierung der Evakuierung versagt zu haben. Collyer wurde für sechs Monate von seinem Posten als Kapitän suspendiert. Das Verhalten der Crew im Allgemeinen wurde schwer kritisiert.

Der Board of Trade belastete auch den Kapitän der Seine, le Barzic, den er beschuldigte, den Überlebenden zu spät zu Hilfe gekommen zu sein. Der Reederei P & O wurde mangelnde Disziplinierung ihrer Angestellten vorgeworfen. Der Board of Trade legte ihr nah, aus dem Unglück zu lernen.

Bergung der Fracht

Die wertvolle Gold- und Silberfracht der Egypt wurde in den 1930er Jahren fast vollständig geborgen. Zwischen 1923 und 1928 kam es zu wiederholten Versuchen französischer und schwedischer Bergungsunternehmen, das Wrack zu lokalisieren, um Bergungsmaßnahmen durchführen zu können. Alle Versuche blieben erfolglos.

Im Juni 1929 nahm das italienische Unternehmen Società di Ricuperi Marittimi („Sorima“) unter der Leitung von Giovanni Quaglia den Auftrag des britischen Versicherungsunternehmens Lloyd’s of London an, die Barren zu bergen. Im August 1930 unternahm Quaglia mit dem Bergungsboot Artiglio den ersten Versuch. Nach 15 Monaten fand er das Wrack, das in 110 Metern Tiefe aufrecht auf dem Meeresboden lag. Auch die Masten und Schornsteine standen immer noch aufrecht. Mithilfe von Sprengungen gelang es dem Unternehmen bis 1933, 95% der Barren aus den Laderäumen zu bergen. Die Kosten der Aktion beliefen sich auf 200.000 britische Pfund.

In den Jahren 1987 und 2001 fanden weitere Expeditionen zum Wrack statt, bei denen aber nur wenige Barren gefunden wurden.

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