SM U 20

SM U 20
Deutsches ReichDeutsches Reich (Reichskriegsflagge)
U-Boote Kiel 1914.jpg
SM U 20 (vorne links) im U-Boothafen Kiel, 1914
Technische Daten
U-Boot Typ: Zweihüllen-Hochsee-Boot
U-Boot-Klasse: U 19 - U 22
Verdrängung: 650 Tonnen (über Wasser)
873 Tonnen (unter Wasser)
Länge: 64,15 m
Breite: 6,10 m
Tiefgang: 3,58 m
max. Tauchtiefe: 50 m
Antrieb: Zwei MAN 6-Zylinder-Dieselmotoren mit je 850 PS
Zwei AEG-Doppel-E-Maschinen mit je 600 PS
Bewaffnung: 2 Bugrohre/2 Heckrohre Ø 50 cm / 9 Torpedos
1 x 8,8 cm (Artillerie)
Besatzung: 4 Offiziere
31 Mannschaft
Geschwindigkeit: 15,4 Knoten (über Wasser)
9,5 Knoten (unter Wasser)
Stapellauf: 18. Dezember 1912
Indienststellung: 5. August 1913
Einsätze: 29
Erfolge: 36 Schiffe mit 144.300 BRT
Verbleib: Am 4. November 1916 vor der dänischen Küste aufgelaufen. Am nächsten Tag von der Besatzung gesprengt.

SM U 20 war ein Unterseeboot der Klasse UA der Kaiserlichen Marine.[1] Zusammen mit den baugleichen Booten U 19, U 21 und U 22 wurde es am 25. November 1910 bei der Kaiserlichen Werft Danzig in Auftrag gegeben. Bekannt wurde dieses Boot, als es am 7. Mai 1915 den britischen Passagierdampfer RMS Lusitania der Cunard Line versenkte.

Inhaltsverzeichnis

Einsatzfahrten

In den ersten Kriegsmonaten machte U 20 acht Feindfahrten unter der Führung von Kapitänleutnant Dröscher, bevor Kapitänleutnant Walther Schwieger dieses Boot am 16. Dezember 1914 übernahm. Am 30. April 1915 lief es zu seiner 15. Feindfahrt von seinem Stützpunkt Emden aus. Der bereits am 25. April, durch den F.d.U. (Führer der Unterseeboote), ausgegebene Einsatzbefehl lautete:

„Große englische Truppentransporte zu erwarten, ausgehend von Liverpool, Bristol-Kanal, Dartmouth. Zur Schädigung dieser Transporte sollen U 20 und U 27 möglichst bald entsandt werden. Stationen auf schnellstem Wege um Schottland aufsuchen, innehalten, solange die Vorräte dies gestatten. Boote sollen angreifen: Transporter, Handelsschiffe, Kriegsschiffe.

Damit ist die häufige Behauptung, U 20 hätte direkten Befehl gehabt, die Lusitania zu versenken, widerlegt. Es hätte das Schiff auch ohne genaue Kenntnis der Fahrtroute kaum finden können.

Am 5. Mai 1915 hatte U 20 die irische Südküste erreicht. In den nächsten beiden Tagen versenkte es dort einen Segler (Earl of Lathom, 132 BRT) und zwei Frachter (Candidate, 5858 BRT, und Centurion, 5945 BRT). Am Morgen des 7. Mai beschloss Kapitänleutnant Schwieger wegen des dichten Nebels den Rückmarsch anzutreten. Gegen 11:00 Uhr (deutsche Zeit) klarte es auf und U 20 wurde von einem Bewacher zum Tauchen gezwungen. Anschließend lief ein britischer Kreuzer der Pelorus-Klasse, die HMS Juno über das Boot hinweg, welcher in Richtung Queenstown verschwand. Um 13:45 Uhr tauchte Schwieger wieder auf.

Um 14:20 Uhr sichtete man voraus vier Schornsteine und zwei Masten. Wenig später erkannte man einen großen Passagierdampfer, der in Richtung Galley Head steuerte. Um 14:35 Uhr machte der Dampfer - es handelte sich um die Lusitania - eine Kursänderung nach Steuerbord und nahm Kurs auf Queenstown. Um 15:10 Uhr schoss U 20 aus ca. 700 Metern Entfernung einen Torpedo ab, welcher den Dampfer an der Steuerbordseite, in Höhe der Kommandobrücke, traf. Unmittelbar danach gab es eine zweite, noch viel heftigere, Explosion. Die Lusitania sank nach nur 18 Minuten, wenige Seemeilen vor dem Kap Old Head of Kinsale an der Südostküste Irlands. Dabei kamen insgesamt 1198 Menschen ums Leben. Darunter waren auch 128 amerikanische Staatsbürger.

Der Vorfall ist aus zwei Gründen von Bedeutung. Einerseits wird oft behauptet, dass die USA wegen der Versenkung der Lusitania an der Seite Großbritanniens, in den Ersten Weltkrieg eintraten. Auf der anderen Seite wird darüber diskutiert, ob der deutsche Kommandant mit dieser Versenkung völkerrechtswidrig gehandelt hat. Angeblich hätte er nicht nur ein wehrloses Passagierschiff angegriffen, sondern auf das sinkende Schiff noch einen zweiten Torpedo geschossen. Unmittelbar nach dem ersten Torpedotreffer erschütterte nämlich eine weitere Explosion das Schiff, die aber durch Munition, Kohlen-, Aluminiumstaub o. ä. ausgelöst wurde. Die Lusitania führte jedoch keine Flagge, war mit Tarnfarben bemalt und hatte eine größere Ladung Waffen sowie Munition an Bord. Schwieger hatte, nach eigener Aussage, nur einen Torpedo geschossen und den Untergang des Schiffes nicht abgewartet. Im Vorfeld warnte die kaiserliche Gesandtschaft in Washington in allen großen amerikanischen Zeitungen vor dem Antritt einer Transatlantikreise, da die Kampfzone auch das Meer um die britischen Inseln einschließe.[2]

Nachdem U 20 am 13. Mai 1915 von dieser 15. Operation zurückkehrte, führte es in der Folgezeit weitere Einsätze durch. Am 4. November 1916 befand sich U 20 auf der Heimfahrt vom 29. Einsatz. Infolge einer Stromversetzung und dichten Nebels lief es vor der dänischen Küste, fünf Seemeilen nördlich von Bovbjerg, auf Grund. Alle Bergungsversuche scheiterten. Das Boot wurde am nächsten Tag gesprengt. Fundstücke vom Wrack sind Teil einer Ausstellung im Strandingsmuseum St. George Thorsminde in Dänemark. U 20 hatte insgesamt 36 Schiffe mit 144.300 BRT versenkt.

Versenkungen von U 20 (Auswahl)

Das gesprengte Wrack von U 20
  • Britischer Schoner Earl of Lathom (132 BRT), versenkt am 5. Mai 1915
  • Britischer Dampfer Centurion (5945 BRT), versenkt am 6. Mai 1915
  • Britischer Dampfer Candidate (5858 BRT), versenkt am 6. Mai 1915
  • Britischer Passagierdampfer RMS Lusitania (30.396 BRT), versenkt am 7. Mai 1915 (1198 Tote)
  • Pferdetransporter Anglo-Californian (7333 BRT), mit U 38 zusammen am 4. Juli 1915 beschossen (21 Tote)
  • Britischer Passagierdampfer RMS Hesperian (10.920 BRT), versenkt am 4. September 1915 (32 Tote)
  • Britischer Passagierdampfer Cymric (13.370 BRT), versenkt am 8. Mai 1916 (5 Tote)

Einzelnachweise

  1. Das SM steht für Seiner Majestät und bezieht sich auf den damals regierenden deutschen Kaiser Wilhelm II. Vollständig heißt es: Seiner Majestät U-Boot, bei Überwassereinheiten Seiner Majestät Schiff - kurz SMS.
  2. Abbildung einer Warnung der deutschen Gesandtschaft

Siehe auch

Literatur

  • Bodo Herzog, Günter Schomaekers: Ritter der Tiefe, graue Wölfe. Die erfolgreichsten U-Bootkommandanten der Welt. 2. erweiterte, ergänzte und berichtigte Auflage. Verlag Welsermühl, Wels u. a. 1976, ISBN 3-85339-136-2.
  • Paul Kemp: Die deutschen und österreichischen U-Boot-Verluste in beiden Weltkriegen. Urbes-Verlag Hans Jürgen Hansen, Gräfelfing vor München 1998, ISBN 3-924896-43-7.

Weblinks


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