SMS Szent István

SMS Szent István
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SMS Szent István
Bauwerft Danubius Fiume-Bergudi
(heute Rijeka-Brgulje, Werft: 3. Maj)
Stapellauf 17. Jänner 1914
Übernahme 17. November 1915
Untergang 10. Juni 1918
Länge 152,18 Meter
Breite 27,3 Meter
Tiefgang 8,6 Meter max.
Verdrängung ca. 22.500 Tonnen max.
Maschinen 2 AEG-Curtis-Dampfturbinensätze
Leistung 26.400 PS
Kessel 12 Babcock & Wilcox-Kessel
mit Kohlefeuerung
Schrauben 2 dreiflügelige Schrauben, Ø 4 Meter
Geschwindigkeit 20 Knoten
Aktionsradius: 4200 sm bei 10 kn
Bewaffnung
  • 12 x 30,5 cm L/45 Geschütze
    von Skoda in Drillingstürmen
  • 12 x 15 cm L/50 Geschütze
  • 18 x 7 cm L/50 Geschütze
    zur Abwehr von Torpedobooten
  • 4 x 53,3 cm Torpedorohre seitlich unter Wasser

Bewaffnung der Beiboote:

Panzerung
  • Seiten (Gürtel): 150 - 280 mm
  • Panzerdeck: 48 mm
  • Hauptdeck: 48 mm
  • Artillerie (Türme): 305 mm
  • Barbetten: 280 mm
  • Kasematten: 180 mm
  • Kommandoturm: 356 mm
Besatzung 38 Offiziere, 1056 Mann
Wrackposition 44° 15′ 28″ N, 14° 26′ 26″ O44.25777777777814.440555555556
Zeichnung der SMS Szent István

Die SMS Szent István war ein Schlachtschiff der k.u.k Kriegsmarine. Benannt war es nach dem ungarischen Nationalheiligen, dem Heiligen Stefan (ungarisch: Szent István). Dies geschah als Anerkennung für den ungarischen Teil der Doppelmonarchie.

Die Szent István, die als modernstes Schiff der k.u.k. Kriegsmarine galt, wurde am 10. Juni 1918 in der Adria vor der Insel Premuda von einem italienischen Schnellboot durch zwei Torpedotreffer versenkt. Der Untergang wurde dabei filmisch festgehalten.

Inhaltsverzeichnis

Bau

Die SMS Szent István gehörte, wie die SMS Viribus Unitis, die SMS Prinz Eugen und die SMS Tegetthoff zur Tegetthoff-Klasse. Die Zustimmung der ungarischen Volksvertreter zum Bau dieser Klasse konnte nur durch das Zugeständnis einer Beteiligung der ungarischen Schiffbauindustrie erkauft werden. Das einzige Unternehmen dieser Art war die Danubius-Werft von Ganz & Co. in Fiume, die bisher nur Torpedoboote und Zerstörer gebaut hatte. Ihr wurde der Bau eines Schlachtschiffes, zweier Kreuzer und mehrerer Zerstörer übertragen. Die Fertigstellung des Schlachtschiffs war für den 30. Juli 1914 vorgesehen.

Unter erheblichem Geldaufwand und Aufhebung der Sonntagsruhe wurde die Werft vergrößert. Der Kiel der Szent István wurde am 29. Januar 1912 gelegt. Der Bau erfolgte mit überwiegend ungarischem Material. Die Geschütztürme dagegen wurden bei der Firma Škoda produziert, und die Panzerplatten stammten von den Witkowitzer Eisenwerken in Witkowitz, Mähren. Erst am 17. Januar 1914 kam es zum Stapellauf; dabei tötete eine ausschlagende Ankerkette einen Werftarbeiter und verletzte einen anderen schwer.

Nach dem Stapellauf wurde der Schiffsrumpf zum Einbau der Maschinerie ins Ausrüstungsbassin gebracht. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, überführte man das unfertige Schiff von Fiume zur Fertigstellung in den Zentralkriegshafen von Pola.

Nach dem Londoner Vertrag vom April 1915 wechselte Italien die Seite, wodurch neben den Alpen auch die Adria zum Kriegsgebiet wurde. Am 17. November 1915 folgte die Indienststellung. Die Fertigstellung der Szent István verzögerte sich somit insgesamt um 17 Monate.

Einsätze

Im November und Dezember 1915 führte das Schiff mehrere Probefahrten durch und lieferte ein Probeschießen im Kanal von Fasana. Am 23. Dezember wurde die Szent István offiziell dem 1. Geschwader zugeteilt. Am 6. Januar 1916 erhielt sie eine Ehrentafel mit dem Bildnis des hl. Stephanus von der Ungarischen Adriatischen Vereinigung geschenkt.

Am 10. Februar 1916 befuhr sie mit ihren Schwesterschiffen den Kanal von Fasana. Am 16., 22. und 26. Februar gab es Fliegeralarm in Pola. Am 15. März fuhr sie begleitet von vier Torpedobooten in die Adria, wo sie am 16. März Schießübungen durchführte. Danach lag sie wieder in Pola, wo es im März, Mai, Juni, Juli und August erneut Fliegerangriffe gab. Ende August übte sie im Kanal von Fasana Torpedoschießen. Am 15. Dezember 1916 besuchte der neue Kaiser Karl I. das Schiff.

1917 änderte sich nichts an diesem eintönigen Dasein. Zwischen gelegentlichen Ausfahrten zwecks Übungsschießen gab es immer wieder italienische Fliegerangriffe. Am 12. Dezember kam der deutsche Kaiser Wilhelm II. an Bord.

1918 lief die Szent István bis zu ihrer Versenkung nur noch einmal aus. Zusammen mit ihrem Schwesterschiff SMS Viribus Unitis unternahm sie ein eintägiges Probeschießen bei St. Giovanni in Pelago, einer kleinen Insel südlich von Rovinj.

Die Versenkung

Aufnahme von der Versenkung im Morgengrauen des 10. Juni 1918.
Aufnahme von der Versenkung im Morgengrauen des 10. Juni 1918.

Am 27. Februar 1918 war Miklós Horthy zum Flottenkommandanten ernannt worden. Dieser beschloss, die Dreadnoughts im Rahmen einer großangelegten Marineaktion in der südlichen Adria einzusetzen, um die italienische Sperre der Meeresenge von Otranto zu durchbrechen. Am 8. Juni liefen Viribus Unitis und Prinz Eugen mit sieben Begleitfahrzeugen aus Pola aus, am 9. Juni folgten Szent István unter Linienschiffskapitän Heinrich Seitz, der auch die Abteilung kommandierte, sowie Tegetthoff mit einem Zerstörer und sechs Torpedobooten. Da aus Geheimhaltungsgründen die Mannschaft an der Hafenbarrikade nicht informiert war, konnte man nicht wie vorgesehen um 21 Uhr, sondern erst um 22.15 Uhr den Hafen verlassen.

Bei der Insel Lutrošnjak nahe Premuda lagen die beiden italienischen Motortorpedoboote MAS 15 und MAS 21 unter dem Kommando des Korvettenkapitäns Luigi Rizzo vor Anker. Dieser bemerkte am 10. Juni um 3.15 Uhr nachts eine große Rauchfahne, von Norden kommend. Im Schutze der Dunkelheit durchbrachen die Boote mit langsamer Fahrt den Geleitschutz. Die beiden Torpedos der MAS 15 trafen um etwa 3.30 Uhr die 14 kn laufende Szent István aus etwa 600 m an Steuerbord, während die der MAS 21 ihr Ziel verfehlten. Beide Boote konnten nach Ancona entkommen.

Der erste Torpedo traf in der Höhe des Schotts zwischen den beiden Kesselräumen, der zweite in der Höhe des achteren Kesselraums. Es kam zu starken Wassereinbrüchen, die Feuer der Kessel an der Steuerbordseite mussten gelöscht werden. Die Szent István steuerte mit einer Geschwindigkeit von 4,5 Knoten die Insel Molat an, da die zwei vorderen Kessel der Backbordseite weiterhin funktionierten. Die Tegetthoff nahm die Szent István in Schlepp, doch wegen der Kentergefahr mussten die Taue wieder gekappt werden. Um 6.05 Uhr kenterte das Schiff, um 6.12 Uhr verschwand es unter der Wasseroberfläche. Die Verluste beliefen sich auf vier Offiziere und 85 Mannschaftsgrade, es gab dazu 29 Verletzte. Nach dem Verlust des Schiffes wurde die gesamte Marineaktion abgebrochen.

Der Untergang des Schiffes wurde von einem Kamerateam des k.u.k. Kriegspressequartiers gefilmt. Das von Bord der SMS Tegetthoff aufgenommene Filmdokument vom Untergang der SMS Szent István wird in den heutigen Medien meist verwendet, um die Verwundbarkeit von Schiffen gegen Unterwasserangriffe zu verdeutlichen. Einprägend an der Aufnahme ist die anscheinende Gelassenheit der Mannschaft kurz vor dem Überrollen des Schiffes. Als dies dann mit überraschender Schnelligkeit passiert, versuchen viele Matrosen sich über die Reling und Seitenwand zum nach oben drehenden Kiel zu retten.

Auf dem Kommandoschiff berichtete zudem Egon Erwin Kisch von diesem letzten Angriffsversuch der Kriegsmarine.

Folgen

Nach der Bestätigung der Versenkung erhielt Korvettenkapitän Rizzo die goldene Tapferkeitsmedaille. Dies war bereits seine zweite Auszeichnung, denn auch für die Versenkung des Linienschiffes SMS Wien hatte er diese Medaille erhalten. Der 10. Juni, der Tag der Versenkung der Szent István, wurde zum Tag der italienischen Marine bestimmt und ist es bis heute. Die k.u.k. Flotte dagegen wagte bis Kriegsende keine weitere Aktion mehr.

Rezeption

Das Wrack

1976 machten jugoslawische Marinetaucher die ersten Unterwasseraufnahmen des versenkten Schiffes. Dadurch wurde klar, dass das Wrack kieloben in einer Tiefe von über 60 m auf dem Meeresgrund liegt. 1990 unternahm eine vom italienischen Fernsehen finanzierte italienisch-jugoslawische Expedition den nächsten Tauchgang. Im Juni 1994 traf erstmals eine österreichische Mannschaft ein, und im Herbst 1994 folgte ein ungarisches Team.

Im Mai und im September 1995 nahm eine ungarisch-kroatische Crew unter László Czakó und Prof. Mario Jurišić umfangreiche Untersuchungen vor. Das Schiff liegt acht Meilen von der Insel Premuda und elf Meilen von der Insel Ilovik entfernt. Die Schrauben ragen in einer Tiefe von 48 m in die Höhe, der Meeresboden ist dort 66 m tief. Das Vorderteil des Rumpfes ist abgebrochen. Die beiden durch die Torpedos entstandenen Löcher an der Steuerbordseite sind deutlich erkennbar. Weitere Expeditionen folgten im Oktober 1997 sowie 2007 im Zuge von Recherchen und Aufnahmen für den 2008 fertiggestellten Dokumentarfilm.

Film

2008 wurde das Drama um die Szent István unter der Regie von Maria Magdalena Koller (Kamera: Stephan Mussil) in einer Dokumentation verfilmt. Diese zeigt die Hintergründe um den Untergang und die Folgen, die sich dadurch ergaben. Besonders beleuchtet wird der Einsatz von Franz Dueller, Maschinenleiter (technischer Marinebeamtenrang auf Leutnantsebene) auf der Szent István. Der Film hat mehrere Titel, in der deutschen Fassung lautet er Tauchfahrten: Tod im Morgengrauen – Der Untergang der Szent István[1].

Museale Rezeption

Modell der SMS Szent István im k.u.k. Marine Museum in Novigrad Kroatien

Die Geschichte der k.u.k. Kriegsmarine ist im Marinesaal des Heeresgeschichtlichen Museum in Wien im Detail dokumentiert, wobei sich in der Ausstellung auch ein beeindruckendes Schnittmodell des Schwesternschiffs SMS Viribus Unitis sowie zeitgenössische Darstellungen in Gemälden und Fotografien der SMS Szent István befinden. Darüber hinaus wird jener Film, der während der Versenkung von einem Kamerateam des Kriegspressquartiers aufgenommen und später von Horst Friedrich Mayer kommentiert wurde, in einer Endlosschleife gezeigt.[2]

Anhang

Siehe auch

Weblinks

 Commons: SMS Szent István – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Zvonimir Freivogel: Tauchgang um das K. u. K. Schlachtschiff Szent Istvan. Podzun-Pallas, Wölfersheim-Berstadt 1998, ISBN 3-7909-0642-5 (Marine-Arsenal. Special 8).

Einzelnachweise

  1. Der Film bei zdf.de
  2. Manfried Rauchensteiner, Manfred Litscher (Hrsg.): Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien. Graz, Wien 2000, S. 84 f.

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