SMS Emden (1908)

SMS Emden (1908)
Deutsches ReichDeutsches Reich (Reichskriegsflagge)
Schiffsdaten
Baubezeichnung: Ersatz Pfeil
Schiffstyp: Kleiner Kreuzer
Schiffsklasse: Dresden-Klasse
Kiellegung: 6. April 1906
Stapellauf (Schiffstaufe): 26. Mai 1908
Indienststellung: 1. April 1910
Bauwerft: Kaiserliche Werft Danzig
Bau-Nr.: 615
Besatzung: 361
Baukosten: 6,38 Millionen Goldmark
Verbleib: Am 9. November 1914 nach Gefecht bei den Kokosinseln auf Strand gesetzt und aufgegeben
Schwesterschiffe
SMS Dresden
Technische Daten
Wasserverdrängung: Konstruktion: 3.664 t Maximal: 4.268 t
Länge: KWL: 117,9 m
über alles: 118,30 m
Breite: 13,50 m
Tiefgang: 5,55 m
Maschinenanlage: 12 kohlegefeuerte Dampfkessel
2 stehende 3-Zylinder-
Dreifachexpansions-
Dampfmaschinen
Anzahl der Propeller: 2 (vierflügelig / Ø 4,3 m)
Wellendrehzahl: 144/min
Antriebsleistung: 13.500 PSi Standard
23.760 PSi maximal[1]
Höchstgeschwindigkeit: 24,01 kn[2]
Fahrbereich: ca. 3792 sm bei 12 kn (Brennstoffzuladung in Friedenszeiten)
ca. 4.800 Seemeilen bei Kriegszuladung
Brennstoffvorrat: ca. 790 Tonnen Kohle in Friedenszeiten
ca. 1.000 Tonnen während des Kriegseinsatzes (teilweise auf Oberdeck mitgeführt)[3]
Brennstoffverbrauch: 2,5 t/h bei Marschfahrt
15,475 t/h bei Höchstfahrt
Panzerung
Gürtelpanzer: 80–100 mm
Deck: 10–25 mm
Schilde: 20–50 mm
Bewaffnung
Geschütze 10,5 cm L/40: 10 mit insges. 1500 Schuss
Waffenreichweite 10,5 cm: 12,20 km bei 30°
Geschütze 6 cm L/21: 1–2 mit insges. 341 Schuss
Maschinengewehre: 4 (Kaliber 8 mm / insges. 40.000 Schuss)
Torpedorohre \varnothing 45 cm: 2 seitlich unter der Wasserlinie
Kommandanten
Fregattenkapitän Eduard Engels Juli 1909 – September 1909
Korvettenkapitän
Waldemar Vollerthun
April 1910 – November 1911
Korvettenkapitän Karl von Restorff November 1911 – Mai 1913
Korvettenkapitän Karl von Müller Mai 1913 – November 1914

Die SMS Emden war ein deutscher Kleiner Kreuzer der Kaiserlichen Marine und wurde nach der gleichnamigen Stadt Emden getauft. Die Emden gehörte zur Dresden-Klasse.

Ihr Einsatzgebiet lag überwiegend im Fernen Osten. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurde die Emden zum selbständigen Handelskrieg in den Indischen Ozean entsandt. Dort konnte sie innerhalb von zwei Monaten 23 feindliche Handelsschiffe und zwei Kriegsschiffe versenken oder aufbringen, bevor sie am 9. November 1914 in einem Gefecht mit dem australischen Kreuzer HMAS Sydney nahe den Kokosinseln unterlag. Die Emden war der erfolgreichste deutsche Kreuzer in überseeischen Gewässern und gehört zu den bekanntesten Kriegsschiffen der Kaiserlichen Marine.

Inhaltsverzeichnis

Bau

Seitenriss Kleiner Kreuzer SMS Emden (1908–1914)

Der Kleine Kreuzer SMS Emden wurde im Jahr 1905 bei der Kaiserlichen Werft Danzig als Ersatz für das veraltete Aviso SMS Pfeil in Auftrag gegeben.

Die Kiellegung der SMS Emden fand am 6. April 1906 statt. Damaligen Berichten zufolge verlief dieser Bau ohne Probleme. Die Emden war das letzte Schiff in der Kaiserlichen Marine, welches noch mit Kolbenmaschinen ausgestattet wurde. Ihr Schwesterschiff SMS Dresden hatte schon Turbinen.

Am 26. Mai 1908 lief das Schiff vom Stapel. Die Taufe vollzog der damalige Emder Oberbürgermeister Leo Fürbringer. Nach der Fertigstellung wurde das Schiff bis zum 30. September 1909 in der Ostsee erprobt. In dieser Zeit fungierte es im August 1909 als Begleitschiff für die Kaiserliche Yacht SMY Hohenzollern. Nachdem sämtliche Tests erfolgreich beendet waren, wurde der Kleine Kreuzer SMS Emden am 1. April 1910 in Dienst gestellt.

Dienst bis 1914

Kleiner Kreuzer SMS Emden auf See, 1910

Am 12. April 1910 verließ der Kleine Kreuzer Emden Deutschland mit dem Ziel Südamerika. Am 10. Mai 1910 erreichte er Montevideo und nahm ein paar Tage danach, mit dem Kleinen Kreuzer SMS Bremen, in Buenos Aires an den 100-Jahr-Feiern zur Unabhängigkeit Argentiniens teil. Dann setzte das Schiff die Reise nach Ostasien fort. Nach Zwischenstopps in Punta Arenas und Valparaíso wurden in Talcahuano nochmals die Kohlen ergänzt, bevor die Emden dann am 24. Juni 1910 die Pazifiküberquerung begann. Ohne weitere Brennstoffergänzung erreichte sie am 12. Juli 1910 Papeete auf Tahiti (Französisch-Polynesien). Schließlich traf der Kreuzer am 22. Juli 1910 vor der Insel Apia (Deutsch-Samoa) mit dem Großen Kreuzer SMS Scharnhorst, dem Flaggschiff des Ostasiengeschwaders, zusammen.

Ihren Stützpunkt Tsingtau (China) erreichte die SMS Emden am 17. September 1910. Von Januar bis März 1911 war der Kreuzer an der Niederschlagung des Aufstandes der Sokehs beteiligt. Dann folgte eine erste Überholung in der Werft von Tsingtao. Im Anschluss daran übernahm die SMS Emden wieder ihre Repräsentationspflichten im ostasiatischen Raum. Hierzu besuchte das Schiff Hongkong sowie diverse Häfen in China und Japan. Im Februar 1913 ging das Schiff wieder in die Werft. Anschließend unternahm die Emden eine Fahrt zu den deutschen Kolonien im pazifischen Raum. Die Reise führte zu den Inseln Yap und Neuguinea, wurde dann jedoch von Unruhen in China unterbrochen. Der Kreuzer wurde auf den Fluss Jangtse beordert und beschoss dort erfolgreich Forts der Aufständischen. Außerdem leistete er Geleitschutz für deutsche Handelsschiffe. Im August 1913 wurden vor Hankau, 500 Kilometer flussaufwärts, mehrere Schiffe von Rebellen beschossen. Vizeadmiral Graf Spee befahl die Emden zur Unterstützung dorthin. Nach Beschießung des Forts Tung-Lin-Chan trat auch dort wieder Ruhe ein.

Nach einer Japanreise mit dem Großen Kreuzer SMS Scharnhorst und dem Torpedoboot S 90, lag die Emden Ende 1913 in Shanghai. Im Februar 1914 werden die Kessel und Maschinen der Emden ein letztes Mal in der Werft von Tsingtao überholt. Am 28. März 1914 kollidiert der Kleine Kreuzer beim Auslaufen zu einem Gefechtsmanöver mit dem Torpedoboot S 90. Die Backbordschraube musste daraufhin repariert werden.

Erster Weltkrieg

Kreuzerkrieg

Die Fahrt der SMS Emden im Golf von Bengalen

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges verließ die SMS Emden am 2. August 1914[4] das zum deutschen Kaiserreich gehörende Tsingtao und führte zunächst Kreuzerkrieg in der Tsushima-Straße. Das Schiff wurde mit einem falschen Schornstein versehen, um das Aussehen eines britischen Kreuzers der Town-Klasse vorzutäuschen.

Nach einem kurzen Zwischenstopp in Tsingtao verließ der Kleine Kreuzer diesen Stützpunkt am 6. August 1914 erneut, um sich in Pagan auf den Marianen mit dem Ostasiengeschwader zu vereinigen. Um vom Rückzug des Geschwaders unter Admiral Maximilian von Spee durch den Pazifik Richtung Südamerika abzulenken, wurde die SMS Emden im Indischen Ozean auf Handelskrieg geschickt. Sie sollte die Aufmerksamkeit der Royal Navy auf sich ziehen, indem sie vorwiegend britische Frachter aufbrachte. Durch die Inselwelt von Niederländisch-Indien (heute: Indonesien) erreichte das Schiff den Indischen Ozean und nahm seine Kaperfahrt im östlichen Indischen Ozean und im Golf von Bengalen auf. Innerhalb einer Woche brachte sie vier britische Handelsschiffe auf und kaperte zwei andere, die sie als Versorger benutzte. Die tief beunruhigte australische Regierung hielt daraufhin die Verschiffung der australischen und neuseeländischen Truppenkonvois an.[5]

Die Schemtschug

Vorbei an Ceylon (Sri Lanka) kreuzte die SMS Emden vor den Malediven und machte Station in Diego Garcia auf den britischen Chagos-Inseln. Dort hatte man vom Kriegsausbruch noch keine Kenntnis und nahm die Besatzung freundlich auf. Der Kreuzer passierte erneut die Malediven und kreuzte im Seegebiet der Lakkadiven. Danach begab sich das Schiff zu den Nikobaren und griff am 28. Oktober 1914 den Hafen von Penang auf der Malaiischen Halbinsel an. Dabei gelang es der noch immer als britischer Kreuzer getarnten Emden unerkannt in den Hafen einzudringen. Dort eröffnete sie das Feuer auf die Schiffe im Hafen und versenkte den russischen Geschützten Kreuzer Schemtschug mit einem Torpedo. Auf dem Weg aus dem Hafen versenkte sie dann noch den französischen Torpedobootzerstörer Mousquet. Danach lief die unbeschädigt aus dem Gefecht hervorgegangene SMS Emden entlang der Westküste Sumatras bis zur Sunda-Straße, um dann Kurs auf die Kokosinseln zu nehmen.

Hier sollte am 9. November 1914 ein Treffen mit dem Versorgungsschiff Buresk stattfinden. Außerdem führte die Besatzung der Emden ein Landungsunternehmen gegen die Kabelstation auf Direction Island durch, die zerstört werden sollte. Dieses Kommando, unter dem jungen Kapitänleutnant Hellmuth von Mücke, bestand aus drei Offizieren, sechs Unteroffizieren sowie 38 Mannschaftsdienstgraden (darunter ein ehemaliger französischer Fremdenlegionär). Sie führten vier Maschinengewehre mit je 2000 Schuss Munition, 29 Gewehre Typ Mauser G98 sowie 24 Pistolen mit. Die Besatzung der Funk- und Kabelstation ergab sich kampflos, doch gelang es ihr, einen Notruf abzusetzen. Dieser Notruf wurde auf dem australischen Leichten Kreuzer HMAS Sydney empfangen, bis er plötzlich abbrach.

Gefecht bei den Kokosinseln

Das Wrack der SMS Emden von Steuerbord

Aus dem Begleitschutz eines britischen Konvois, der in etwa 50 Seemeilen Entfernung die Kokosinseln passierte, wurde daraufhin der australische Kreuzer HMAS Sydney entlassen und gegen die Emden angesetzt. Der Kapitän der Sydney hoffte so wegen des mitgehörten Notrufes der Funkstation, die Emden zu überraschen und im Kampf stellen zu können. Dies gelang ihm nicht ganz, da der Ausguck der Emden eine sich schnell nähernde Rauchfahne sichtete. Zuerst glaubte die Besatzung der Emden, dass diese sich schnell nähernde Rauchfahne von ihrem eigenen Kohlentender stamme, doch musste sie schnell erkennen, dass es sich um ein feindliches Kriegsschiff neuerer Bauart mit überlegener Bewaffnung handelte. Es blieb keine Zeit mehr den Landungszug wieder an Bord zu nehmen. Die Emden lief aus der engen Reede von Port Refuge heraus dem Gegner entgegen.

Die HMAS Sydney
Der letzte Überlebende (1964): Herr Harms-Emden aus Emden (links)

Die Emden eröffnete das Feuer auf das gegnerische Schiff, wobei dessen Identität zu diesem Zeitpunkt noch ungeklärt war. Die Sydney erwiderte den Beschuss unmittelbar nach der Feuereröffnung, konnte zunächst aber keine Treffer auf der Emden erzielen. Zahlreiche 10,5-cm-Granaten des deutschen Kreuzers hingegen fanden ihr Ziel, konnten aber aufgrund der überlegenen Panzerung der Sydney nur geringe Schäden anrichten; darüber hinaus wurde eines der Entfernungsmessgeräte zerstört und eine weitere Granate schlug als Blindgänger in eine Munitionskammer der Sydney ein. Nun vergrößerte der australische Kreuzer den Abstand, um sich außer Reichweite der deutschen Geschütze zu bringen. Die SMS Emden war mit 10,5-cm-Geschützen bewaffnet – die HMAS Sydney jedoch mit solchen vom Kaliber 15,2 cm. Mit ihrer höheren Geschwindigkeit hielt sie die Emden nun auf Distanz. Das ungleiche Seegefecht bei den Kokosinseln nahm damit seinen Lauf. Nach einiger Zeit fanden nun auch die Granaten der Sydney ihr Ziel. Der erste Treffer zerstörte die Funkbude, wodurch die ersten Seeleute ums Leben kamen. Die nächsten Treffer verursachten weitere Ausfälle. Die Ruderanlage versagte, so dass die Emden mit den Schrauben steuern musste. Trotz der zähen Gegenwehr schlugen immer mehr Treffer auf ihr ein. Gegen 11:00 Uhr war die Emden nach zahlreichen Treffern kampfunfähig und stellte das Feuer ein. Um sein Schiff vor dem Sinken zu bewahren, beschloss Kommandant von Müller es auf den Strand von North-Keeling-Island zu setzen. Um 11:20 Uhr lief die Emden auf ein vorgelagertes Korallenriff auf. Die Sydney verfolgte nun das Kohlenschiff Buresk und holte es nach einiger Zeit ein. Die deutsche Prisenbesatzung versenkte daher das Schiff. Die Sydney übernahm die Deutschen und kehrte gegen 16:00 Uhr zur Emden zurück. Da mehrere Signalanfragen bzgl. einer Übergabe angeblich nicht beantwortet wurden und die Kriegsflagge immer noch im Topp wehte, setzte die Sydney den Beschuss des Wracks fort, bis die Kriegsflagge eingeholt wurde. Dadurch wurden 7 Männer getötet und 13 verwundet. Bei dem Versuch an Land zu schwimmen ertranken vier Seeleute.

Rettungsboot der SMS Emden

Am nächsten Tag wurden die Überlebenden der deutschen Besatzung vom Wrack bzw. von North Keeling geborgen. Danach lief die Sydney nach Direction Island. Doch die 50 Männer vom Landungszug, unter dem Kommando von Kapitänleutnant von Mücke, waren am Abend zuvor mit dem alten Schoner SMS Ayesha entkommen. Nach einer abenteuerlichen Odyssee über Arabien und Konstantinopel konnten sie im Juni 1915 nach Deutschland zurückkehren.

Die SMS Emden hatte nach diesem Gefecht 136 tote Besatzungsmitglieder zu beklagen. 197 Seeleute, darunter 65 Verwundete sowie die 16 Mann Prisenbesatzung von der Buresk, gerieten in Gefangenschaft, so auch der Kommandant Karl von Müller (bis September 1918). Auf der HMAS Sydney gab es lediglich vier Tote und zwölf Verwundete. Die erlittenen Schäden waren vergleichsweise gering.

Die gefangenen Seeleute wurden nach Singapur gebracht, das nach Abzug eines britischen Bataillons nur noch vom aus nordindischen Muslimen bestehenden 5th Indian Light Infantry Regiment und den Malay States Guides geschützt wurde. Es gelang den deutschen Kriegsgefangenen, ihre Bewacher zur Meuterei anzustiften, die am 15. Februar 1915 ausbrach, aber bald von der Polizei und von Matrosen im Hafen liegender Schiffe niedergeschlagen wurde.[6][7]

Die Emden in der zeitgenössischen Presse

Die großen Erfolge der Emden bei ihrer Kaperfahrt und vor allem die dabei dem Gegner erwiesene Ritterlichkeit fanden nach der Zerstörung des Kreuzers in der internationalen Presse ein breites Echo. Der Kleine Kreuzer wurde rasch zu einem der bekanntesten Schiffe des gesamten Ersten Weltkriegs. Bemerkenswert sind vor allem die Reaktionen der damaligen Gegner. So schrieb die Londoner The Times:

„Die Nachricht, dass die „Emden“ schließlich ihr unvermeidliches Ende gefunden hat, ist hierzulande natürlich mit großer Befriedigung aufgenommen worden. [...] Ihr Schicksal hat aber noch andere Gefühle erweckt: Seit den ersten Septembertagen, als die „Emden“ im Golf von Bengalen erschien, waren ihre Taten durch Wagemut und Unternehmungslust gekennzeichnet, Eigenschaften, die in einem Volk mit der Marinetradition Englands Anerkennung finden müssen. [...] Ihr Schicksal war ein ehrenvoller Kampf ums Dasein. [...] Dennoch hat man ihr keine Handlung von Rohheit oder Gewalttätigkeit nachsagen können. [...] Wir begrüßen Kapitän von Müller als einen tapferen und ritterlichen Gegner. [...] Es gibt nur wenige Ereignisse in der neueren Seekriegsgeschichte, die bemerkenswerter wären als die glänzende Laufbahn der kleinen „Emden“.[8]

Auch im neutralen Ausland waren die Stimmen außergewöhnlich positiv. So veröffentlichte die italienische Corriere della Sera am 12. November 1914 einen nahezu pathetischen Artikel, in dem es hieß:

„Das einsame Schiff [...] hat der deutschen Marine einen Lorbeerkranz gewunden, den weder Zeiten noch Schicksale verwelken lassen werden. [...] Ruhm der „Emden“ in den Weiten des Ozeans und im Gedächtnis der Menschheit.[9]

Die norwegische Zeitung Aftenposten schrieb:

„Was die „Emden“ geleistet hat, ist ohnegleichen in der Kriegsgeschichte.[10]

Zusammenfassung

Während ihres Kreuzerkrieges hatte die SMS Emden in zwei Monaten 23 Handelsschiffe mit 101.182 BRT feindlichem Schiffsraum aufgebracht. Allein 16 britische Handelsschiffe wurden versenkt und weitere sieben Schiffe wurden aufgebracht. Weiterhin wurden Öllager in Madras (Indien) zerstört, der russische Geschützte Kreuzer Schemtschug sowie der französische Torpedobootzerstörer Mousquet im Hafen von Penang (Malaysia) versenkt. Die Versenkung des weitaus größeren russischen Kreuzers stellte angesichts der schwächeren Bewaffnung der Emden in jedem Fall eine bemerkenswerte Leistung dar. Ihre Aktivität hielt eine große Anzahl alliierter Kriegsschiffe, die gegen sie eingesetzt werden mussten, von anderen wichtigen Aufgaben ab.

Aufgrund ihrer teils spektakulären Erfolge avancierte die SMS Emden zu einem der bekanntesten deutschen Kriegsschiffe überhaupt, auch bedingt durch entsprechende Präsenz in den damals zugänglichen Medien: Der Prisenoffizier der SMS Emden, Julius Lauterbach, berichtete später in Büchern und Vorträgen von seinen Erlebnissen.[11] Kapitänleutnant von Mücke, der Führer des Landungsunternehmens auf den Kokos-Inseln, verfasste zwei Bücher, ‚Emden‘ und ‚Ayesha‘, die noch im Krieg hohe sechsstellige Auflagen erzielten.

Im Tamil bedeutet das Wort emṭaṉ, gesprochen [ˈemɖən], bis heute „schlauer Fuchs“ oder „gewiefter Bursche“.[12]

Auszeichnung

Die Überlebenden des letzten Gefechts erhielten das Recht, den vererbbaren Namenszusatz „-Emden“ anzunehmen.[4] Das Schiff selbst wurde nachträglich für seine erzielten Erfolge mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Aufgrund ihrer Leistungen tragen alle vier Nachfolger des gleichen Namens das Eiserne Kreuz als Bug- bzw. Aufbautenzier. Im Jahre 1919 erhielt der letzte Kommandant des Schiffes, der inzwischen zum Kapitän zur See beförderte Karl von Müller, die Ehrenbürgerschaft der Stadt Emden.

Die Reste der Emden nach dem Gefecht

Geschütz der Emden im Hyde Park in Sydney
Das Wrack der Emden 1915

Das auf dem Korallenriff festsitzende und völlig zerschossene Wrack der Emden blieb nach der Bergung der Überlebenden an Ort und Stelle liegen. Das kleine britische Kriegsschiff HMS Cadmus erhielt rund zwei Wochen nach dem Gefecht Befehl, die an Bord der Emden und auf North Keeling verbliebenen Toten zu bergen und zu bestatten; eine nach Berichten von Matrosen des britischen Schiffes angesichts des tropischen Klimas außergewöhnlich unangenehme Aufgabe.[13] Auch einige der Torpedos der Emden wurden aus den Unterwasserrohren geborgen und zur Untersuchung nach Großbritannien gesandt.[14] Das Wrack verblieb ohne weitere Maßnahme an seinem Platz, wider Erwarten konnten ihm die schwere Brandung und die Taifune der kommenden Jahre nur wenig anhaben. Erst in den frühen 1920er Jahren brach dann das beim Gefecht besonders in Mitleidenschaft gezogene Heckteil des Schiffes mitsamt dem Rest des Großmastes ab und versank[15], in den 1930er Jahren begann eine japanische Bergungsfirma mit der Ausschlachtung des Wracks, wobei insbesondere die wertvollen Buntmetalle und Panzerstahl abgeborgen wurden.[16] Messer aus dem qualitativ hochwertigen Schiffbaustahl galten in der Region lange Zeit als besonders begehrt.[17] Unterbrochen durch den Zweiten Weltkrieg, wurde diese Ausschlachtung erst in den 1950er Jahren beendet. Im Jahr 1954 riss dann ein besonders heftiger Sturm die letzten sichtbaren Teile der Emden unter Wasser.[18] Noch heute sind aber Teile der Kielsektion, der Maschinenanlage und einer der beiden Propeller an Ort und Stelle. Da die Insel North Keeling unbewohnt ist und nur selten zur Kokosernte aufgesucht wird, war der Liegeplatz der letzten Überreste der Emden rasch aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit verschwunden und ist auch seit dem wiederwachten Interesse an der Geschichte des Schiffes in den 1970er Jahren nur sehr schwierig zu erreichen. 1982 stellte dann die australische Regierung die Reste des Wracks unter Denkmalschutz; es darf seither nur mit einer Sondergenehmigung betaucht werden.[19] Am 15. März 1927 besuchte die Namensnachfolgerin der Emden die Stelle und hielt am noch verhältnismäßig intakten Wrack eine Gedenkfeier ab; bis heute der einzige (offizielle) Besuch eines deutschen Marineschiffes auf der Insel.[20]

Die gerettete Reichskriegsflagge konnte nach Deutschland transportiert werden und hing schließlich in der Lübecker Marienkirche.

Einige Gegenstände von der Emden wurden später von den Australiern geborgen. So wurden zwei Geschütze des deutschen Kreuzers in Sydney bzw. Canberra aufgestellt. Das Heckemblem befindet sich im Australian War Memorial. Die Schiffsglocke kann im Imperial War Museum in London besichtigt werden.

Verfilmungen

  • Unsere Emden, Stummfilm, Regie: Louis Ralph, D 1926
  • Kreuzer Emden, Tonfilm, Regie: Louis Ralph, D 1932
  • Unter kaiserlicher Flagge, Historienfilm von Jürgen Stumpfhaus, D 2006[21]

Chronologie der aufgebrachten und versenkten Schiffe

Schiffstyp Schiffsname Land Datum Verbleib Bemerkungen
Frachtschiff Rjasan Russland 4. August 1914 Prise – später Hilfskreuzer Kormoran
Frachtschiff Pontoporos Griechenland 9. September 1914 Prise
Frachtschiff Indus Großbritannien 10. September 1914 versenkt
Frachtschiff Lovat Großbritannien 11. September 1914 versenkt
Frachtschiff Kabinga Großbritannien 12. September 1914 aufgebracht am 14. September 1914 entlassen wegen US-amerikanischer Ladung
Frachtschiff Killin Großbritannien 12. September 1914 aufgebracht am 13. September 1914 versenkt
Frachtschiff Diplomat Großbritannien 13. September 1914 versenkt
Frachtschiff Trabboch Großbritannien 14. September 1914 versenkt
Frachtschiff Clan Matheson Großbritannien 15. September 1914 versenkt
Beschießung der Öltanks von Madras Indien 22. September 1914 in Brand geschossen / zerstört
Frachtschiff King Lud Großbritannien 25. September 1914 versenkt
Frachtschiff Tymeric Großbritannien 26. September 1914 versenkt
Frachtschiff Gryfevale Großbritannien 26. September 1914 aufgebracht mit den Gefangenen entlassen
Frachtschiff Buresk Großbritannien 26. September 1914 Prise später entlassen, am 9. November 1914 von der Prisenbesatzung selbst versenkt
Frachtschiff Ribera Großbritannien 27. September 1914 versenkt
Frachtschiff Foyle Großbritannien 27. September 1914 versenkt
Frachtschiff Clan Grant Großbritannien 16. Oktober 1914 versenkt
Schwimmbagger Ponrabel Großbritannien 16. Oktober 1914 versenkt
Frachtschiff Benmohr Großbritannien 16. Oktober 1914 versenkt
Frachtschiff Troilus Großbritannien 18. Oktober 1914 versenkt
Frachtschiff St. Egbert Großbritannien 18. Oktober 1914 versenkt
Frachtschiff Exford Großbritannien 18. Oktober 1914 Prise später entlassen
Frachtschiff Chilkana Großbritannien 19. Oktober 1914 versenkt
Geschützter Kreuzer Schemtschug Russland 28. Oktober 1914 versenkt Angriff auf den Hafen von Penang (Malaysia)
Torpedobootszerstörer Mousquet Frankreich 28. Oktober 1914 versenkt Angriff auf den Hafen von Penang (Malaysia)
Frachtschiff Newburn Großbritannien 30. Oktober 1914 aufgebracht mit den französischen Gefangenen entlassen
Angriff auf die Kabelstation auf Direction Island Cocos-Inseln Australien 9. November 1914 Seegefecht gegen den australischen Kreuzer HMAS Sydney

Liste der an der Suche nach der Emden beteiligten Kriegsschiffe

Russischer Kreuzer Askold (ab Aug. 1918: Brit. Glory IV)
Französischer Zerstörer Mousquet
Schiffstyp [5] Schiffsname Land Klasse Bemerkungen
Geschützter Kreuzer Askold Russland Einzelschiff
Geschützter Kreuzer Schemtschuk (Jemtchug) Russland Izumrud-Klasse Versenkt von der Emden /
beide Schreibweisen des Namens sind zulässig
Kreuzer Dupleix Frankreich Dupleix-Klasse
Torpedokanonenboot D'Iberville Frankreich D'Iberville-Klasse
Torpedobootszerstörer Mousquet Frankreich Arquebuse-Klasse Versenkt von der Emden
Panzerkreuzer HMS Minotaur Großbritannien Minotour-Klasse
Panzerkreuzer HMS Hampshire Großbritannien Devonshire-Klasse
Leichter Kreuzer HMS Yarmouth Großbritannien Weymouth-Klasse
Leichter Kreuzer HMAS Melbourne Australien Chatham-Klasse
Leichter Kreuzer HMAS Sydney Australien Chatham-Klasse Versenkte die SMS Emden bei den Cocos-Inseln
Leichter Kreuzer HMS Psyche Großbritannien Pelorus-Klasse
Leichter Kreuzer HMS Pyramus Großbritannien Pelorus-Klasse
Leichter Kreuzer HMNZS Philomel Neuseeland Pearl-Klasse
Kreuzer Chikuma Japan Tone-Klasse
Schlachtkreuzer Ibuki Japan Ibuki-Klasse
Panzerkreuzer Nisshin Japan Kasuga-Klasse

Literatur

  • Hellmuth von Mücke: Emden. Scherl-Verlag, Berlin 1915
  • Hellmuth von Mücke: Ayesha. Scherl-Verlag, Berlin 1915 (später als gemeinsamer Sammelband erschienen)
  • Karl-Theo Beer, Helmut Debelius: S.M.S. Emden. Koehlers Verlagsges., ISBN 3-7822-0810-2.
  • R. K. Lochner: Die Kaperfahrten des Kleinen Kreuzers EMDEN. Wilhelm Heyne Verlag, ISBN 3-453-00951-7.
  • Peter Günter Huff: S.M.S Emden 1909–1914, Schicksal eines Kleinen Kreuzers. Hamecher Verlag, ISBN 3-920307-49-6.
  • Schiffe-Menschen-Schicksale:
    • Kleiner Kreuzer Emden: Kaperkrieg in fernen Meeren 1914. Text ergänzt von Uwe Greve, Heft Nr. 54, Verfasser: Otto Mielke, Maximilian-Verlag Schober, Hamburg 1998
    • Schoner Ayesha: Eine Abenteuerfahrt im Ersten Weltkrieg. Heft Nr. 97, Verfasser: Otto Mielke, Stade-Verlag, Kiel 2002
  • Fregattenkapitän Hugo Waldever: Von Tsingtau zu den Falklandinseln. Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Königliche Hofbuchhandlung, Berlin 1917.
  • Ostfriesisches Landesmuseum/Emder Rüstkammer: Fregatte Emden 1983–2003 – 20 Jahre im Dienst der Deutschen Marine. ISBN 3-89995-032-1.
  • Addi Dreier: Die Odyssee oder der weite Weg zurück. (Erscheinungsjahr 2005) Zu beziehen über die Bordgemeinschaft der Emdenfahrer.
  • Georg Lehfels: Der Herr des Meeres: Fahrten und Abenteuer der "Emden" im Weltkrieg. Verlag von Velhagen & Klasing, Bielefeld und Leipzig 1915.
  • Korvettenkapitän a.D. Fritz Otto Busch: Die Emden jagt. Franz Schneider Verlag, 1935, Bestellnummer 331
  • Georg Gellert: Heldenfahrten der "Emden" und "Ayesha": Abenteuer und Kämpfe der "Emden"-Mannschaft während des Weltkrieges, mit Bildern von A. Roloff. letzte Auflage: Globus Verlag, Berlin 1943
  • Rudolf Wolff-Emden: Von den Kokosinseln nach Deutschland: Meine Erlebnisse beim Landungszug der "Emden-Ayesha" 1914/15. Lutherstadt Wittenberg, Verlag Hermsen 1940
  • Reinhard Roehle: Emden-Ayesha: Heldenfahrten und Abenteuer deutscher Seeleute im Weltkrieg, nach Berichten von Teilnehmern erzählt. Union Verlag Stuttgart, Berlin, Leipzig 1915
  • Hermann Oesterwitz, Walter Stein: Auf der Emden und Ayesha: Erlebnisse eines Teilnehmers (Obermaat Ardenpfuhl) nach den Aufzeichnungen aus seinem Tagebuche geschildert, Vorrede: Walter Stein. Wollmann Verlag, Berlin-Lankwitz 1916
  • Olaf Fritsche: Wüstenmatrosen. Cecile Dressler Verlag, Hamburg 2008

Einzelnachweise

  1. Lochner, S. 426
  2. Ebd.
  3. Lochner, S. 52.
  4. a b Bordgemeinschaft der Emdenfahrer: Mehr über die SMS Emden
  5. a b Elmar B. Potter, Chester W. Nimitz: Seemacht, Seekriegsgeschichte von der Antike bis zur Gegenwart. Deutsche Fassung herausgegeben im Auftrag des Arbeitskreises für Wehrforschung von Jürgen Rohwer, Manfred Pawlak Verlagsgesellschaft mbH, Herrsching, ISBN 3-88199-082-8.
  6. Hack, Karl; Rettig, Tobias (Hrsg.); Colonial Armies in Southeast Asia; Abingdon 2006, ISBN 978-0-415-33413-6; S 254f
  7. vgl. Tarling, Nicholas; The Singapore Mutiny of 1915; Journal of the Malaysian Branch of the Royal Asiatic Society (JMBRAS), Vol. 55 (1982), No. 2
  8. Lochner: Die Kaperfahrten des Kleinen Kreuzers Emden. Ein Tatsachenbericht, München 1979, S.390.
  9. Lochner: Die Kaperfahrten des Kleinen Kreuzers Emden. Ein Tatsachenbericht, München 1979, S.391.
  10. Ebenda.
  11. Lauterbach, Julius: 1000 Pfund Kopfpreis - tot oder lebendig: Fluchtabenteuer des ehemaligen Prisenoffiziers S.M.S. „Emden“. Berlin, 1917
  12. Thomas Malten: Emden Wörterbuch Tamil-Deutsch, Institut für Indologie und Tamilistik, Köln 1994, S. 44.
  13. Huff, Peter Günter: S.M.S. Emden 1909 – 1914, Kassel 1994, S. 253ff.
  14. Huff, S. 254f.
  15. Huff, S. 266
  16. Huff, S.255
  17. Lochner, S. 417.
  18. Huff, S. 266.
  19. Lochner, S. 417.
  20. Huff, S. 268
  21. Dokumentarfilm Unter kaiserlicher Flagge auf www.fregatte-emden.de.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: SMS Emden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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