SBB Re 460

SBB Re 460
SBB Re 460
Re 460 mit IC2000-Wagen
Nummerierung: Re 460 000–118
Anzahl: 119
Hersteller: SLM, ABB
Baujahr(e): 1991–1996
Achsformel: Bo'Bo'
Spurweite: 1'435 mm
Länge über Puffer: 18'500 mm
Höhe: 4'300 mm
Breite: 3'000 mm
Dienstmasse: 84,0 t
Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h[1]
Stundenleistung: 6'100 kW
Anfahrzugkraft: 300 kN
Stromsystem: 15 kV 16,7 Hz
Stromübertragung: Oberleitung

Die Re 460 ist eine vierachsige Vielzwecklokomotive der SBB, im Volksmund als Lok 2000 bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Politischer Hintergrund

In den 1970er Jahren evaluierte die SBB für die Schweiz geeignete Formen des Hochgeschwindigkeitsverkehrs. Das Projekt Bahn 2000 nahm langsam Form an und verschiedene Kosten-Nutzen-Analysen führten zur Erkenntnis, dass Infrastruktur und Rollmaterial für eine Geschwindigkeit von maximal 200 km/h auszulegen seien. Trotz verfügbarer (aber noch nicht erprobter) neuerer Technik bestellte die SBB die fünfte und sechste Bauserie (45 + 27 Stück) der bewährten Re 4/4II, welche zwischen 1981 und 1985 abgeliefert wurden. Die Rollmaterial-Industrie, vertreten durch SLM und BBC, baute zur gleichen Zeit die vier Prototyp-Lokomotiven Re 4/4IV, welche 1982 an die SBB übergeben wurden.

Aufgrund des rückläufigen Verkehrsaufkommens blieb die Serienbestellung der Re 4/4IV aus, zumal die Thyristortechnik seit Entwicklung der Drehstrom-Antriebstechnik veraltet war. Für die SBB rückte die S-Bahn Zürich in den Vordergrund. Eine Machbarkeitsstudie der SLM über eine schwere Hochgeschwindigkeits-Lokomotive, wie sie von der SBB gewünscht wurde, belegte, dass diese realisierbar war, allerdings wichtige Entwicklungsschritte noch fehlten. Die SBB vergab darauf 1985 erstmals einen Entwicklungsauftrag an das Konsortium SLM/BBC. Gemeinsam wurde bis 1987 ein Pflichtenheft erarbeitet, welches gleichzeitig die Offerte der Industrie darstellte.

Die SBB bestellte für den Personenverkehr Ende 1987 eine erste Serie von zwölf Lokomotiven, Mitte 1989 eine zweite Serie über weitere zwölf Maschinen. Die ersten zwölf Stück wurden als Re 4/4VI unter den Betriebsnummern 10701–10712 bestellt, welche zu dieser Zeit allerdings noch von der Ae 3/6I belegt waren.

Im Herbst 1989 beauftragte der Bundesrat die SBB damit, Kapazitäten für den Huckepack-Verkehr bereitzustellen. An der durchgeführten Ausschreibung nahm auch das Konsortium SLM/ABB teil, mit ihrem weiter leistungsoptimierten Konzept Lok 2000 und zwei Varianten davon. Das Konsortium konnte die Ausschreibung für sich entscheiden und erhielt Mitte 1990 den Zuschlag für weitere 75 Maschinen, welche auch als 'Hupac'-Lokomotiven bekannt wurden. Damit hatte die SBB erstmals 99 Lokomotiven eines Typen bestellt, den es nur auf dem Reissbrett gab.

Ebenfalls im Herbst 1989 begannen Gespräche zwischen der BLS und dem Konsortium SLM/ABB, welche schliesslich zur Entwicklung der Re 465 führten.

Für den Güterverkehr sollten ursprünglich noch Zwei- oder Vierstromvarianten der Re 460 bestellt werden. Dieses Vorhaben wurde jedoch zu Gunsten der speziell für den Güterverkehr konstruierten SBB Re 482 aufgegeben, da selbst der damalige Preis einer Re 460 deutlich über demjenigen einer heute erhältlichen vergleichbaren Güterlokomotive lag.

Die Re 460 ist bis auf Weiteres die letzte Lokomotive, die quasi komplett von schweizerischen Unternehmen konstruiert wurde. Der Lokomotivbau in der Schweiz musste inzwischen aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt werden. Der einzige Schweizer Hersteller von Lokomotiven ist Stadler Rail, der Kleinserien hauptsächlich im Rangierbereich produziert.

Entwicklungsgeschichte der Re 460

Ein wichtiger Grundbaustein für die Entwicklung der Re 460 war die von SLM und BBC entwickelte Re 456, welche ab 1987 an Privatbahnen geliefert wurde. Die äusserlich der Re 4/4IV verwandten Lokomotive war die erste Umrichterlok der Schweiz, welche mit GTO-Thyristoren und Drehstrom-Asynchronmotoren arbeitete. Ab 1989 kam eine Weiterentwicklung der Re 456 mit neuer Formgebung auch bei der SBB zum Einsatz, als Re 450. Teile der elektrischen Ausrüstung der Re 456/450 bildeten die technische Grundlage der Lok 2000.

Der Öffentlichkeit wurde die erste Re 4/4 460, wie sie damals noch hiess, Anfang 1991 in nicht fahrtauglichem Zustand vorgestellt. Mitte 1991 legte die 460 000 in Oerlikon ihre ersten Meter aus eigener Kraft zurück. Offiziell ausgeliefert wurde die erste Re 460 am 28. Januar 1992. Bis Anfang 1996 wurden 119 Einheiten der Re 460 gebaut, welche bei der SBB die Betriebsnummern 460 000 bis 460 118 erhielten.

Betrieb

Mit der Inbetriebnahme der Re 460 konnten die aus den 1920ern stammenden Ae 3/6 I und Ae 4/7 und die aus den 1940er-Jahren stammenden Re 4/4I ausrangiert werden. Im regelmässigen Verkehr waren die Re 460 nach der Beseitigung vieler Kinderkrankheiten ab 1994 anzutreffen. Sie degradierten im Personenverkehr die Re 4/4II in niedrigere Dienste.

Anfänglich wurden die Re 460 im Personen- wie auch Güterverkehr eingesetzt - teils in Vielfachsteuerung. Bei der Divisionalisierung der SBB per 1. September 1999 gehörten Re 460 079–118 zum Güterverkehr. Um alle Loks, die für 200 km/h und Fernsteuerung durch die IC- bzw. IC-2000-Steuerwagen geeignet sind, für den Personenverkehr einsetzen zu können, wurden die Re 6/6 umgeteilt und SBB Cargo beschaffte als Ersatz auch die internationale Cargolok Bombardier Traxx, die die gleiche Leistung aufweist, aber nur 140 km/h Höchstgeschwindigkeit hat. Per 1. Januar 2003 wurden 079–095, 2004 096–102 und 2005 die restlichen Loks durch die Division Personenverkehr von Cargo übernommen. Die Re 460 wird nun hauptsächlich an IC2000-Zügen oder Pendelzügen bestehend aus EW IV und IC-Bt-Steuerwagen eingesetzt.

Variationen der Re 460

Maschine vom Typ El 18 der NSB

Ab 2000 wurde einige Re 460 mit Funkfernsteuerung als Ref 460 im Gotthard-Güterverkehr eingesetzt. Die Re 460 wurde in einer etwas leistungsfähigeren Variante als BLS Re 465 für die BLS Lötschbergbahn AG bestellt. Weitere Ableger der Lok 2000-Familie findet man auch bei ausländischen Bahngesellschaften, so zum Beispiel für die breitspurige VR-Yhtymä (Finnische Staatsbahnen) als Sr2 (46 Stück). 22 gingen als El 18 an die norwegische Norges Statsbaner und zwei Maschinen unter der Bezeichnung KCRC TLN/TLS an die Kowloon-Canton Railway Corporation (KCR) (HongKong / China) für den Betrieb zwischen Kowloon (Hongkong) und Guangzhou.

Werbelokomotiven

Re 460 Werbelokomotive
Re 460 Werbelokomotive

Der Filmhersteller Agfa hat zusammen mit der SBB ein Konzept für eine fahrende Ganzwerbung ausgearbeitet. Die Generaldirektion der Bundesbahn war einverstanden und als erste Werbelokomotiven, die Re 460 015 in den Agfa-Hausfarben und ihrem Firmenlogo 1994 auf die Schienen. Praktisch zeitgleich erfolgte eine Anfrage von Ciba, heute Novartis. Auch Ciba einigte sich mit der SBB, die Re 460 016 folgte ihrer Schwester im Mai 1994. Kritische Stimmen haben von einer massiven Verschandelung der eleganten Maschinen gesprochen. Weil Werbung aber der SBB Geld einbringt liess sie sich nicht von Kritikern beirren. Heute sind jedoch alle Maschinen für Werbung freigegeben. Niemand dachte am Anfang, dass die Werbelokomotiven ein so grosser Erfolg werden. Egal ob für die Werbefirmen, Eisenbahnfotografen oder Modellbahnhersteller stellen die Re 460 Werbelokomotiven eine willkommene Abwechslung dar. Keine andere Schweizer Lokomotive trug schon so viele verschiedene Farbkleider, wie die Re 460.

Siehe auch: Liste der Werbelokomotiven der Schweizerischen Bundesbahnen

Taufnamen

Siehe auch: Namen der Re 460 auf Commons

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Die zugelassene Höchstgeschwindigkeit beträgt 200 km/h. Für diese Zulassung muss das Fahrzeug 15% schneller fahren können; die technische Höchstgeschwindigkeit beträgt daher 230 km/h, siehe Artikel zur Re 460 von Bruno Lämmli. Dies ist aber betrieblich nicht relevant; die Tabelle enthält immer die zugelassene Höchstgeschwindigkeit.

Weblinks

 Commons: SBB Re 460 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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