Rüdiger Döhler

Rüdiger Döhler
Rüdiger Döhler

Rüdiger Döhler (* 24. August 1948 in Rochlitz) ist ein deutscher Orthopäde und Chirurg.

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Leben

Döhler wuchs bis 1952 in Erlau (Sachsen) und dann in Hohen Neuendorf bei Berlin auf. 1958 floh seine Familie aus der DDR nach Bremerhaven. Nach dem Abitur an der altsprachlichen Wilhelm-Raabe-Schule ging er mit der Crew X/67 als Reserveoffizieranwärter (San) zur Bundesmarine. Nach der Grundausbildung im Marineausbildungsbataillon 3 kam er an die Marineversorgungsschule, auf die Gorch Fock und an die Marineschule Mürwik. Als Seekadett entlassen, studierte er von 1968 bis 1974 Medizin in Kiel, unterbrochen von drei Semestern in Heidelberg und Hamburg.

In seiner Mecklenburger Zeit engagierte sich Döhler als Pianist und trat mit Christiane Klonz, dem collegium musicum Parchim und dem Mecklenburger Ärztetrio auf, das eine Zeitlang von einem Berliner Philharmoniker beraten wurde.[1] Beim Festakt zum hundertjährigen Bestehen der deutschen Orthopädengesellschaft (2001) konzertierte er mit dem Orchester der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg im Konzerthaus Berlin.

Von 1986 bis 1990 war er ehrenamtlicher Landesarzt der Johanniter-Unfall-Hilfe Schleswig-Holstein. Er war gewähltes Mitglied der 4. und 5. Kammerversammlung der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern und ist Beirat der Chirurgischen Allgemeinen und der Arbeitsgemeinschaft awiso.

Kommandowechsel des LazRgt 71 (na) mit Generalarzt Dr. Roßlau (2003)

Als einziger Sanitätsoffizier wurde er 1993 im 1. Zerstörergeschwader zum Flottenarzt d. R. befördert. Beim DESEX 1/94 mit Henning Bess im Südatlantik war er Senior Medical Officer.[2] Im selben Jahr hospitierte er im National Naval Medical Center in Bethesda, Virginia, USA. Am 7. November 2003 wurde er Regimentskommandeur des Lazarettregiments 71 (na).[3] Mit ihrer Auflösung wurde er im Dezember 2007 aus der Reservelazarettorganisation im Hamburger Rathaus verabschiedet.

Chirurgie

Zunächst Medizinalassistent in Kiel, Bremerhaven und Essen, promovierte er 1976 nach der Approbation an der Christian-Albrechts-Universität zum Dr. med..[4][5] Im Bundeswehrkrankenhaus Detmold wurde er im August 1979 vom Oberleutnant zur See zum Stabsarzt befördert. In Pathologie (L.-D. Leder, Essen), Chirurgie (G. Heinemann, Minden) und Orthopädie (W. Blauth, Kiel) ausgebildet, wurde er 1983 Orthopäde. Um osteologische Grundlagenforschung zu betreiben, ging er im März 1984 mit einem DFG-Stipendium für anderthalb Jahre zu Sean Hughes an der Universität Edinburgh. Wieder in Deutschland, war er fünf Jahre Oberarzt an den Orthopädischen Universitätskliniken in Kiel und Münster (H. H. Matthiaß, Wirbelsäulenchirurgie). Im Juni 1990 kehrte er in die Chirurgie zurück und wurde am Hamburger AK Altona (PD F. F. Hennig) auch Chirurg. Seine Forschungsarbeit konnte er bei Werner Lierse in der Neuroanatomie des UKE fortführen und 1993 mit der Habilitation an der Universität Hamburg abschließen.[6]

1995 wurde er Chefarzt der Abteilung für Orthopädische und Unfallchirurgie im damals neuen Klinikum Plau am See. Zum Verletzungsartenverfahren der Berufsgenossenschaften (bis 2007) zugelassen, verband sie als erste in Deutschland die zehn Jahre später zusammengelegten Fächer Orthopädie und Unfallchirurgie. Ab 1998 baute Döhler mit Dr. Jacek Kotas in Plau am See die in Mecklenburg-Vorpommern erste Abteilung für Handchirurgie auf. Mit einem Stuttgarter Unfallchirurgen folgte er im März 2001 der Einladung des irakischen Gesundheitsministers, am Saddam Center for Reconstructive Surgery in Bagdad zu operieren. Für das Friedensdorf International operierte er in Plau am See Kinder aus Afrika und Zentralasien[7][8] und für die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ ehemalige NS-Zwangsarbeiter aus Polen und der Ukraine.

Das Royal College of Surgeons of Edinburgh verlieh ihm 1999 als erstem Deutschen die Fellowship without Examination. Seit 1996 an die Charité in Berlin umhabilitiert, wurde er im Januar 2006 apl. Professor an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität zu Greifswald.[9]

Im Januar 2008 wechselte er in den Dienst des Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhauses Hamburg. 2010 war er Ärztlicher Direktor des Centro Médico La Paz in Bata, Äquatorialguinea.[10]

Studentengeschichte

In seiner Kieler Studentenzeit war Döhler 1973 Vorortsprecher des KSCV. Als Mitglied des Corps Masovia befasst er sich seit langem mit Königsberg und Ostpreußen und mit der Geschichte der Studentenverbindungen. 2009 wurde er zum Vorsitzenden des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung gewählt.

Werke (Auswahl)

Medizin

  • mit Hughes SPF: Fibrous dysplasia of bone and the Weil-Albright syndrome. A study of thirteen patients with special reference to the orthopaedic treatment. International Orthopaedics 10 (1986), S. 53-62
  • Verletzungsfolgen an Bewegungsapparat und Wirbelsäule. In: A. Reichelt (Hg.), Orthopädie. Enke, Stuttgart 1993, ISBN 3-432-25201-3
  • Lexikon orthopädische Chirurgie, Springer, Berlin 2003, ISBN 3-540-41317-0
  • Brauchen wir neue Hüftendoprothesen? Chirurgische Allgemeine 7 (2006), S. 471-475
  • mit Liehn M, Steinmüller L (Hg.): OP-Handbuch. Grundlagen, Instrumentarium, OP-Ablauf, 5. Auflage. Springer, Berlin Heidelberg 2011, ISBN 978-3-642-16844-4

Geschichte

  • Corps Masovia, München (Aventinus) 2005 ISBN 3-00-016108-2
  • Der Deutsche Idealismus und das Corpsstudententum, in: S. Sigler (Hg.) Freundschaft und Toleranz. 200 Jahre Corps Bavaria zu Landshut und München, München (Akademischer Verlag) 2006, S. 183-188 ISBN 3-932965-86-8
  • Der Seniorenconvent zu Königsberg. Ostpreußen und seine Corps vor dem Untergang. Einst und Jetzt:
Teil I - Bd. 52 (2007), S. 147-176 ISSN 0420-8870
Teil II - Bd. 54 (2009), S. 219-288 ISSN 0420-8870
  • Wilhelm II. – eine Würdigung zum 150. Geburtstag. CORPS-Magazin 1/2009, S. 23 f.
  • Siegfried Schindelmeiser: Die Albertina und ihre Studenten 1544 bis WS 1850/51 und Die Geschichte des Corps Baltia II zu Königsberg i. Pr. (1970-1985). Erstmals vollständige, bebilderte und kommentierte Neuausgabe in zwei Bänden mit einem Anhang, zwei Registern und einem Vorwort von Franz-Friedrich Prinz von Preußen, herausgegeben von R. Döhler und G. v. Klitzing, München 2010 ISBN 978-3-00-028704-6
  • Säulen Preußens - 59 Corpsstudenten als Oberpräsidenten preußischer Provinzen. Einst und Jetzt 55 (2010), S. 143-148, ISBN 978-3-87707-781-8

Einzelnachweise

  1. NDR 1 Radio MV: Das Mecklenburger Ärztetrio. Rüdiger Döhler, Wolfgang Thiess und Frieder Rohn. 11. Juli 2004, 19.05 bis 20.00 Uhr
  2. Mit der Marine im Südatlantik. Corpszeitung der Altmärker-Masuren 91 (1994), S. 164-168
  3. Marc Ebel, Arno Roßlau: Die Reserveorganisation im Verantwortungsbereich des Sanitätskommandos I 1963 bis 2007. Kiel 2007
  4. DRK-Krankenhaus am Bürgerpark (Bremerhaven)
  5. Dissertation: Die intraoperative bakterielle Kontamination und ihre Beeinflussung durch intraoperative Spülungen mit Kochsalzlösung und Kanamycin in Hinblick auf die postoperative Heilung der Operationswunde (Kiel 1976)
  6. Habilitationsschrift: Untersuchungen zur neurovaskulären Versorgung kortikalen Knochens. Histologie und elektronenmikroskopische Funktionsanalyse an Ratte und Maus (Hamburg 1991)
  7. Schweriner Volkszeitung vom 11. März 2004: Medizin auf höchstem Niveau
  8. Schweriner Volkszeitung vom 3. November 2004: 13jährige Usbekin erneut in Plau operiert
  9. Mitteilung in der Plauer Zeitung
  10. Bata

Literatur

  • Privatdozent Dr. med. J. R. Döhler, in: Profile aus dem Landkreis Parchim, Bd. 2 (1999), S. 69

Weblinks


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