Römisch-katholische Kirche in Irland

Römisch-katholische Kirche in Irland

Die römisch-katholische Kirche in Irland führt ihre Tradition auf den hl. Patrick zurück. Im keltischen Christentum bestand im 1. Jahrtausend eine große Mönchstradition. Zahllose Klöster mit verschiedenen Ordensregeln, jedes hatte für gewöhnlich eine eigene, besiedelten das Land. Hierbei gab es einen großen Hang zur Mission, der sich durch das Opfer des heimatlichen Wegzuges erklären lässt (siehe: Wandermönch). Heilige wie Columban zogen auf das europäische Festland und gründeten neue Mönchszellen, welche zur Christianisierung Europas einen großen Beitrag leisteten. Geprägt durch einen strengen Bußcharakter, entwickelte sich hier die bis heute gebräuchliche Ohrenbeichte.

Die zahlreichen Äbte der Klöster waren zugleich Quasibischöfe, welche sich einen Weihbischof für die Pontifikalfunktionen hielten, da sie selbst zumeist keine Bischofsweihe besaßen. Erst mit der Synode von Rath Breasail im Jahr 1111 bildeten sich Diözesen im heutigen Sinne, die zumeist von ihrer Fläche eher gering waren. Zugleich verlor die irische Kirche ihre Bedeutung für die Weltkirche und erhielt diese erst durch einen neuen Missionsaufschwung im 19. Jahrhundert wieder. Zahlreiche Ordensgründungen, wovon viele in die Mission gingen und unzählige Berufungen zum Priester- und Ordensleben gaben der Katholischen Kirche von Irland wieder weltkirchliche Bedeutung.

Mit der Ausbreitung Englands auf der Insel, geriet die einheimische Bevölkerung immer weiter ins Hintertreffen. Bereits die Statuten von Kilkenny (1367) verboten den aus England stammenden Kolonisten die Übernahme irischer Gebräuche und auch die Heirat zwischen Iren und Engländern. Die Aufnahme von Iren in Kallegiatskapitel oder Klöstern wurde untersagt. Doch hatte dieser Beschluss keine Auswirkung auf die normalen Landgeistlichen. König Heinrich III. hatte bereits im Jahre 1217 an seinen Justiziar für Irland geschrieben, dass die Berufung von Iren auf einen Bischofsstuhl nicht zuzulassen sei, da die irischen Bischöfe immer wieder Probleme bereiten. Ein Protest der irischen Geistlichkeit führte dazu, dass Papst Honorius III. das Königsdekret 1220 und 1224 für unzulässig erklärte. In den folgenden Jahren ergriff man nun in den Gebieten der irischen Fürsten ähnliche Maßnahmen und verbot den Kapiteln und Klöstern die Aufnahme von Engländern. Auch die Beziehung zwischen englischen und irischen Klerikern war alles andere als harmonisch. Lediglich ihre Loyalität zum Papst einte sie noch. Mit der Zeit zeigte sich jedoch auch dem Papst, dass eine Aussöhnung der beiden Parteien nicht möglich war. So erließ Papst Leo X. eine nationale Trennung des Stifts von St. Patrick in Dublin und sprach es den Iren zu. Engländer sollten, so der päpstliche Erlass, keine Aufnahme mehr finden.

Gab es in Irland im 13. Jahrhundert noch ein aktives Bischofswahlrecht, so bedürfte der Erwählte im frühen 14. Jahrhundert bereits der Zustimmung des Königs von England. Schon wenige Jahre später ernannte der König gänzlich frei. Die "Wahl" war lediglich noch eine Meinungsäußerung des Kapitels. Entsprechend sahen oftmals auch die Bischofsernennungen aus. Die Kandidaten hatten ein größeres Interesse an einer politischen Karriere, denn an der Leitung ihres Bistums. Oftmals hielten die Bischöfe zugleich auch hohe politische Ämter. Innerhalb ihrer Diözese war ihr Einfluss eher gering, da der Großteil der Patronate in den Händen des Adels lag, der die entsprechenden Geistlichen einsetzte. So besaß der Earl of Kildare über vierzig Patrozinien in fünf Diözesen. Wie die Bischöfe, so hielten auch viele Pfarrer keine Residenz, sondern ließen sich durch schlecht bezahlte Vikare vertreten.

Unter König Heinrich VIII. gelangte ganz Irland an England. Wie in England, so kam es nun auch in Irland zum Kampf um den Supremat und in den Folgen zur Säkularisierung zahlreicher Klöster und kirchlicher Einrichtungen. Doch anders als in England, traf der König hier auf einen wehementen Widerstand. Die königlichen Reformationsversuche brachten genau das Gegenteil hervor und Bevölkerung, Klerus und Bischöfe standen fester denn je auf der Seite des Papstes.

Zur Zeit Heinrichs VIII. gab es in Irland 231 Häuser der Augustinerchorherren, 36 der Prämonstratenser, 22 der Johanniter, 14 der Trinitarier, 9 der Benediktiner, 42 der Zisterzienser, 43 der Dominikaner, 65 der Franziskaner, 26 der Augustiner, 25 der Karmeliten und 43 verschiedenartige Nonnenklöster.

König Edward VI., Heinrichs Nachfolger, versuchte nun die katholischen Gottesdienste zu unterdrücken. Hierbei wurden 1548 eigenst Prediger entsandt, welche der Bevölkerung den Glauben an die Realpräsenz der Eucharistie austreiben sollte. Gleichzeitig setzten die neuen Bischöfe, welche vom König ernannt wurden, dass Book of Common Prayer durch.

Mit der Krönung von Königin Mary wurde die Katholische Kirche noch einmal in ihre alten Rechte eingesetzt und erhielt ihre Besitztümer, wie z. B. die Kathedrale von Dublin, zurück. Da sich die meisten Bischöfe als "Papstanhänger" bewiesen hatten, tauschte man nur noch die Kanoniker der zurückerstatteten Kollegiatsstifte aus. Gleichzeitig wurde das Book of Common Prayer verboten und es geschah eine Erneuerung der katholischen Religionsausübung. Zu einer Verfolgung der Protestanten kam es nicht. Da die Reform durch die Regierung erzwungen worden war, hatte sie so gut wie keine Anhänger gefunden.

Königin Elizabeth I., die ihrer Schwester 1558 auf den Thron gefolgt war, verfolgte wieder eine antikatholische Haltung. Schon bald wurden leitende Persönlichkeiten in Irland stark überwacht. Das Book of Common Prayer kam erneut in Gebrauch, durfte jedoch nur in Privathäusern verwandt werden. Erst 1560 beschloss das Parlament die allgemeine und alleinige Verwendung des Book of Common Prayer und überwies der Krone erneut die Herrschaft über die Kirche und damit auch die Ernennung der Bischöfe. Auf Zuwiederhandlung standen Geldstrafen, Haft und Tod.

Erneut stieß London an seine Grenzen. Bischöfe, Klerus und Volk leisteten Widerstand. Lediglich zwei Bischöfe beugten sich der Königin. Bischofsstühle konnte sie nicht besetzen, da sich in Irland niemand dazu bereit fand. Bei Vakanz wurden die Bischöfe nun sofort vom Papst ernannt, ohne es der Königin überhaupt mitzuteilen.

Bereits 1560 sandte Papst Pius V. eine Delegation nach Irland, die nicht nur die dortige Kirche visitieren sollte, sondern auch die Namen würdiger Priester nach Rom senden sollte, welche im Falle einer Vakanz umgehend zu Bischöfen erhoben werden konnten. Da die theologische Ausbildung in Irland aber kaum noch möglich war, verließen viele Priesteramtskandidaten Irland und studierten in Rom (Italien), Löwen (Belgien) oder Frankreich.

Von 1937 bis 1973 genoss die Kirche eine hervorgehobene Stellung in der Verfassung der irischen Republik. Nach dem Vatikanum II. hat es verschiedene Veränderungen in der Kirche gegeben. So ist normale Zivilkleidung für Priester und Ordensschwestern heute die Regel und auch viele Klöster wurden zugunsten von Niederlassungen, welche in einem Wohnhaus untergebracht sind, aufgegeben. Doch durchlebt die Katholische Kirche in Irland, wie alle anderen europäischen Länder auch, zur Zeit eine Krise. Sinkende Zahlen der Gottesdienstbesucher und entsprechend sinkende Zahlen bei Priestern und Ordensleuten zeigen das Bild einer beginnenden Kirchenkrise. So verstarben 2007 160 Priester, doch gab es nur 9 Priesterweihen.

Die volkstümlich geprägte Kirche gliedert sich in vier Kirchenprovinzen, mit zusammen 26 Bistümern. In ihnen leben 4.063.000 Katholiken, 76,7 % der Bevölkerung. 3.160 Diözesan- und 1.833 Ordenspriester versorgen hierim Jahre 2002 1.367 Pfarreien, in welchen auch 8.678 Ordensschwestern leben.

Liste der Bistümer nach Kirchenprovinz

  1. Armagh: Ardagh und Clonmacnois, Clogher, Derry, Down und Connor, Dromore, Kilmore, Meath, Raphoe
  2. Cashel-Emly: Cloyne, Cork und Ross, Kerry, Killaloe, Limerick, Waterford und Lismore
  3. Dublin: Ferns, Kildare und Leighlin, Ossory
  4. Tuam: Achonry, Clonfert, Elphin, Galway und Kilmacduagh, Killala

Bischofslisten

  1. Liste der Erzbischöfe von Armagh
  2. Liste der Erzbischöfe von Dublin
  3. Liste der Erzbischöfe von Tuam
  4. Liste der Bischöfe von Clogher
  5. Liste der Bischöfe von Clonfert
  6. Liste der Bischöfe von Raphoe
  7. Liste der Bischöfe von Waterford und Lismore

Das zentrale Organ der irischen Bischöfe ist die Irische Bischofskonferenz.

Quellen

Literatur

  • Contemporary Catholicism in Ireland: A Critical Appraisal (Taschenbuch),hrg. von John Littleton, Eamon Maher, Columbia Press 2008, ISBN 1856076164
  • Eamonn Conway: "Gute und schlechte Nachrichten. Die Kirche in Irland nach einem schwierigen Jahrzehnt" In: herder korrespondenz. monatshefte für gesellschaft und religion, ISSN 0018-0645, j. 58 (2004), n. 1, p. 11-16
  • Brian Girvin: "Church, State, and Society in Ireland since 1960" In: Éire-Ireland - Volume 43:1&2, Earrach/Samhradh / Spring/Summer 2008, pp. 74-98
  • Tom Inglis: Moral Monopoly: The Rise and Fall of the Catholic Church in Modern Ireland, Univ College Dublin Press, 2nd Revised edition, 1998, ISBN 1900621126
  • Moira J. Maguire: "The changing face of catholic Ireland: Conservatism and Liberalism in the Ann Lovett and Kerry Babies Scandal" In: feminist studies. fs, ISSN 0046-3663, j. 27 (2001), n. 2, p. 335-359

Weblinks


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