Rödelheim

Rödelheim
Wappen von Rödelheim
Wappen von Frankfurt am Main

Rödelheim
Stadtteil von Frankfurt am Main

Karte
Koordinaten 50° 7′ 31″ N, 8° 36′ 40″ O50.1253519215578.61124277114877Koordinaten: 50° 7′ 31″ N, 8° 36′ 40″ O
Fläche 5,15 km²
Einwohner 17.725
Bevölkerungsdichte 3445 Einwohner/km²
Postleitzahl 60488, 60489
Vorwahl 069
Website Website
Gliederung
Ortsbezirk 7 – Mitte-West
Stadtbezirke
  • 401 - Rödelheim-Ost
  • 402 - Rödelheim-West

Rödelheim ist ein Stadtteil von Frankfurt am Main und liegt im Nordwesten der Stadt. Es bedeckt eine Fläche von 514,5 Hektar und hatte im Februar 2004 17.725 Einwohner.

Rödelheim hat eine lange Ortsgeschichte und war über viele Jahrhunderte eine bedeutende Ortschaft in der Umgebung Frankfurts.

Überregional bekannt geworden ist Rödelheim durch seine Rap-Musiker, etwa das Rödelheim Hartreim Projekt. Auch Moses Pelham und Sabrina Setlur.

Rödelheim ist der Geburtsort des Physikers und Chemikers Heinrich Buff, dessen Tante Charlotte Buff Vorbild für die Figur Lotte in Goethes Die Leiden des jungen Werthers war. Gestorben ist hier August Friedrich Wilhelm Crome, ein Freund von Buffs Vater.

Geschichte

Am 21. September 788 wird Rödelheim als Radilenheim im sogenannten Lorscher Codex erstmals urkundlich erwähnt. Zur Gründungsgeschichte Rödelheims gibt es auch die Erzählung vom Bauern Radilo, der als Erster angeblich Waldflächen rodete und urbar machte. Eine der Hauptstraßen Rödelheims ist nach ihm benannt worden, die Radilostraße.

Im 12. Jahrhundert wurde die Wasserburg errichtet. Eine zweite Burg folgte im 13. Jahrhundert. Ins 14. Jahrhundert fällt der Bau der Cyriakuskirche.

Im Jahre 1461 fällt Rödelheim durch Heirat in den Besitz der Grafen Solms, die in dieser Zeit hier auch das Rödelheimer Schloss erbauten. Erbauer war Frank von Cronberg. Im Juli 1552 wird hier nach dem Schmalkaldischen Krieg der Passauer Vertrag unterzeichnet.

Zwischen 1792 und 1800 kommt es im Zuge der französischen Revolution in Rödelheim zu blutigen Gefechten und die Grafschaft zu Solms-Rödelheim endet schließlich im Jahre 1806, in dem Rödelheim an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt fällt. Im Jahre 1800 wird das erste Rödelheimer Schloss abgerissen und mit dem Bau eines zweiten Schlosses begonnen, das erst 1860 fertiggestellt wird.

1805 wird ein erstes Schulhaus erbaut.

Zwischen 1808 und 1823 erwirbt Georg Brentano ein Landhaus in Rödelheim und legt darumherum den Brentanopark an, zu dem auch das noch heute erhaltene Petrihäuschen gehört. Johann Wolfgang von Goethe, Clemens Brentano und Bettina von Arnim hielten sich in dieser Zeit regelmäßig zu Besuch hier auf.

Die Entwicklung Rödelheims wurde durch die strategisch wichtige Lage gefördert. Hier überquerte die alte Handelsstraße von Frankfurt nach Köln den Fluss Nidda, bevor sie an der Festung Königstein den Taunuskamm überwand. Die Rödelheimer Niddabrücke war die vorletzte vor der Mündung, die letzte war die Brücke der Mainzer Landstraße in Nied. Bei der Regulierung der Nidda stieß man 1928 nahe der Westerbachmündung auf einen römischen Pfahldamm, der die Römerstraße zur Mainbrücke bei Frankfurt-Schwanheim trocken über das ständig feuchte Gebiet führte.

Die Niddabrücke in Rödelheim, die für die gesamte Region zwischen Frankfurt und dem Taunus bedeutend ist, wurde in zahlreichen Kriegen, vor allem in den Koalitionskriegen (1792–1815), viele Male zerstört, jedoch immer wieder aufgebaut.

Ab dem 17. Jahrhundert entwickelte sich Rödelheim zu einer Quelle jiddisch-kabbalistischer Folklore. Eine Ausgabe des Ma'assebuchs wurde hier im Jahre 1753 durch Jona ben Josche Gamburg herausgegeben und durch Karl Reich gedruckt.

Eine erste eigene Synagoge wurde 1730 in der Schulstrasse (Inselgässchen) Nr. 9 eingerichtet, nachdem die jüdische Gemeinde sich zunächst zwischen 1680 und 1700 in einer herrschaftlichen Scheune versammeln durfte. In dieser Zeit bestand die jüdische Gemeinde aus etwa 80 Personen. Die jüdische Gemeinde Rödelheims unterstand dem Rabbinat von Gießen.

Im Jahre 1799 gründet der Verleger und Gelehrte Benjamin Wolf Heidenheim eine Buchdruckerei, die jüdische Gebetbücher und theologische Werke herausgab. Heidenheim lebte danach bis zu seinem Tode im Jahre 1832 in Rödelheim.

Die aufgrund des Anwachsens der Gemeinde notwendig gewordene neue Rödelheimer Synagoge wurde am 29. Juni 1838 geweiht. Eine Einweihungsrede hielt auch der Pfarrer der evangelischen Cyriakusgemeinde Ludwig Thudichum. Architektonisch zeichnete sich die Synagoge durch einen eigenwilligen orientalisch geprägten Baustil aus. Zerstört wurde sie ab dem 9./10. November 1938 („Reichspogromnacht“). Zunächst wurde hierbei nur der Innenraum durch ein Feuer zerstört. Die letzten Bewohner mussten das Gebäude am 3. November 1939 verlassen. Daraufhin wurde das Gebäude als Lagerraum einer Autowerkstatt benutzt bis es schließlich am 22. März 1944 durch alliierte Fliegerbomben vollständig zerstört wurde. Das Toraschild der Rödelheimer Synagoge befindet sich heute im Jüdischen Museum in New York City.

1833 wird die erste regelmäßige Postverbindung nach Frankfurt eingerichtet. 1845 folgt die erste Poststation.

Am 25. August 1859 wurde die Freiwillige Feuerwehr Rödelheim gegründet. Nachdem man durch eine behördliche Verordnung den ansässigen Turnverein verbot, wollte man die turnerischen Übungen durch solche an Feuerwehrgeräten ersetzen und damit gleichzeitig die bestehende Pflichtfeuerwehr ersetzen, die ihren Aufgaben nicht zur Gänze gerecht wurde.

Im Jahre 1866 wurde Rödelheim in den preußischen Staat einverleibt.

Etwa Mitte des 19. Jahrhunderts nahm die verkehrliche Bedeutung Rödelheims ab, da der Verkehr zwischen Frankfurt und Köln auf die neugebaute Königsteiner Straße verlagert wurde und Höchst zum Verkehrsknotenpunkt westlich von Frankfurt aufstieg. Ein gewisser Ausgleich für den verlorenen Fernverkehr auf der Straße war die Eröffnung der Homburger Bahn 1861; die Verbindung von Frankfurt nach Oberursel und Homburg hatte freilich nur regionale Bedeutung. 1874 wurde der Rödelheimer Bahnhof sogar ein kleiner Verkehrsknoten. Die in diesem Jahr eröffnete Kronberger Bahn zweigte hier von der Homburger Bahn ab und fuhr über Eschborn nach Kronberg. Außerdem wird in den Jahren 1889 bis 1895 die Frankfurter Pferdebahn bis an die Rödelheimer Niddabrücke geführt. Ab 1904 wird sie durch eine elektrische Strassenbahn ersetzt.

1881 wurde die Apfelweinkelterei Possmann in Rödelheim gegründet. 1896 gründeten die Rödelheimer Bürger Peter und Heinrich Weill die Motorradfabrik Torpedo Werke AG (Weill-Werke).

1885 wurde der Ort Rödelheim für 25 Jahre zur Stadt erhoben. Am 1. April 1910 wurde der Ort in die nahe Großstadt Frankfurt am Main eingemeindet.

Die Radiloschule wird in den Jahren 1904 bis 1910 erbaut. Ihr folgt im Jahre 1914 die Arndtschule.

Im Jahre 1928 wird das Brentanobad erbaut. Vollständig renoviert wird es im Jahre 1965.

Im Jahre 1933 wird das zweite Rödelheimer Schloss von der Stadt Frankfurt erworben und restauriert. Zerstört wurde es durch die Bomben des Zweiten Weltkrieges.

Gründungstag der ersten Jugendfeuerwehr in Rödelheim war zusammen mit der Einweihung des neuen Feuerwehrhauses der 16. Juni 1982.

Seit dem 9. Dezember 2003 hat die Deutsche Flugsicherung sich in Rödelheim, im modernsten Flugberatungszentrum Europas, niedergelassen.

Sehenswürdigkeiten

Petrihaus
Alter Wasserturm in Rödelheim
  • Die katholische Antoniuskirche, 1892 im neugotischen Stil erbaut. Das denkmalgeschützte Gotteshaus enthält Wandbilder im Nazarenerstil.
  • Der Brentano-Park entstand aus einem Garten mit einem Landhaus, den der wohlhabende Geschäftsmann Georg Brentano im Jahr 1808 gekauft hatte. Die Stadt Frankfurt erwarb den Park im Jahr 1926 und errichtete im östlichen Teil eines der größten Parkschwimmbäder Europas, das Brentanobad.
  • Das historische Petrihaus, erbaut 1720 und um 1820 im heutigen Stil umgebaut, liegt direkt gegenüber dem Brentano-Park auf der anderen Seite der Nidda. Dort traf sich früher regelmäßig ein literarischer Kreis, dem außer Clemens Brentano die Brüder Grimm, Adele Schopenhauer und Marianne von Willemer angehörten. Auch Johann Wolfgang von Goethe soll einmal im Petrihaus genächtigt haben. Am Gebäude steht der älteste Ginkgo-Baum von Deutschland, vermutlich sogar von ganz Europa (260 Jahre). Im Jahr 2003 wurde das Haus rekonstruiert und restauriert.
  • Der Solmspark auf der Rödelheimer Nidda-Insel entstand aus einem klassischen Landschaftspark, der im Jahr 1879 um das damalige Schloss des Grafen von Solms-Rödelheim angelegt wurde. Das Schloss wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und später vollständig abgetragen.
  • Ein Wahrzeichen Rödelheims ist der Rödelheimer Wasserturm, der von 1898 bis 1899 erbaut wurde. Er ist 51 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 9,50 Meter, er diente mit 380 Kubikmeter Fassungsvermögen und einem konstanten Wasserdruck von 3 Bar lange Zeit als Trinkwasserspeicher für die näheren Wohngebiete. Mit der Eingemeindung Rödelheims wurde der Stadtteil 1910 auch an das Wassernetz der Stadt Frankfurt angeschlossen und der Turm wurde überflüssig, heute steht es unter Denkmalschutz. Nach einer Renovierung nutzen den Turm heute einige Unternehmen als Bürogebäude.
  • An die 1938 zerstörte Synagoge erinnert ein Denkmal des Bad Homburger Bildhauers Christof Krause.

Weblinks


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