Ryans Tochter

Ryans Tochter
Filmdaten
Deutscher Titel Ryans Tochter
Originaltitel Ryan’s Daughter
Produktionsland Großbritannien
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1970
Länge 189 Minuten
Altersfreigabe FSK 16
Stab
Regie David Lean
Drehbuch Robert Bolt
Produktion Anthony Havelock-Allan
Musik Maurice Jarre
Kamera Freddie Young
Schnitt Norman Savage
Besetzung

Ryans Tochter ist ein Film-Melodram von Regisseur David Lean, gedreht im Jahr 1969 auf der Dingle-Halbinsel in Irland. Der Film ist eine lose Adaption von Gustave Flauberts "Madame Bovary" und erzählt vor dem Hintergrund des irischen Aufstandes von 1916 (Osteraufstand) die Geschichte der Rosy Ryan aus dem (fiktiven) Dorf Kirrary im Südwesten Irlands.

Nach Die Brücke am Kwai, Lawrence von Arabien und Doktor Schiwago war Ryans Tochter das vierte Epos von David Lean. Der Film erhielt viele negative Kritiken, gewann jedoch schließlich zwei Oscars. Die negativen Reaktionen waren es nach gewissen Quellen auch, die Lean dazu verursacht haben sollen, vierzehn Jahre lang (bis zu Reise nach Indien) keinen weiteren Film mehr zu drehen. Heute sprechen Kritiker von einem übersehenen Meisterwerk.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Rosy, die Tochter des Kneipenwirts Thomas Ryan, ist in ihren ehemaligen Lehrer Charles Shaughnessy, einen Witwer, vernarrt. Sie hält Charles, einen Beethoven-Verehrer, der aus dem aufständischen Dublin zurückgekehrt ist, für bedeutend und verspricht sich von ihm die Befreiung aus der geistigen Enge des Dorfes Kirrary, wo Arbeitslosigkeit und Armut herrschen. Charles fühlt sich durch die Bewunderung der jungen Frau angezogen, warnt sie jedoch vor überspannten Erwartungen. Sie heiraten trotzdem. Der biedere Mann enttäuscht Rosy. Seine Zuneigung und Verlässlichkeit wiegen ihr Verlangen nach der großen Liebe nicht auf.

Zwei Ereignisse verändern das Leben des Ehepaares: Die Ankunft Tim O´Learys, eines Offiziers der irischen Untergrundbewegung, und die Randolph Doryans, des neuen Befehlshabers der englischen Garnison. O´Leary besucht heimlich die Gegend (er tötet einen Polizisten, der ihn erkannt hat), um eine Waffenlieferung der Deutschen in Empfang zu nehmen (die Waffen sollen an einem abgelegenen Küstenabschnitt angelandet werden). Major Doryan leidet unter einem Kriegstrauma. Er kommt von der Front in Frankreich, um sich im scheinbar ruhigen Südwesten Irlands auszukurieren. Rosy trifft ihn im Pub ihres Vaters. Randolphs Melancholie, seine Hilfsbedürftigkeit und träumerische Abwesenheit entflammen Rosy. Sie verlieben sich.

Thomas Ryan rühmt sich seiner Beziehung zum Untergrund und zu O´Leary, der ihn beim Wort nimmt und ihn auffordert, den Insurgenten dabei zu helfen, die deutsche Waffenlieferung aus dem Meer zu bergen (sie droht in einem Sturm unterzugehen). Bevor er auf Befehl die Telefonverbindung zur englischen Garnison kappt, verrät Ryan als bezahlter Informant jedoch die Anwesenheit der Insurgenten im Dorf an die Engländer. Die Besatzungssoldaten verhindern den Abtransport der geschmuggelten Waffen. O´Leary versucht zu fliehen, wird aber von Randolph angeschossen und verhaftet.

Die meisten Dorfbewohner vermuten, dass die Bergung des Kriegsmaterials (Gewehre, Munition, Handgranaten, Dynamit) verraten wurde, und verdächtigen nicht Thomas Ryan, sondern seine Tochter, weil sich herumgesprochen hat, dass sie eine Beziehung zu Randolph unterhält. Auch Charles erkennt, dass seine Frau ihn mit Randolph betrügt. Er verlässt sein Haus, um in Abgeschiedenheit über die Konsequenzen nachzudenken. Der Pfarrer Collins sucht und findet ihn am Meer.

Inzwischen richtet sich die Wut des Dorfes gegen die vermeintliche Verräterin. Eine aufgebrachte Menge misshandelt Rosy. Charles wird gewaltsam daran gehindert, seiner Frau beizustehen. Ihr Vater hat Angst, sich zu dem Verrat zu bekennen. Collins´ Einschreiten verhindert Schlimmeres.

Randolph weiß, dass er durch sein Verhalten die gesellschaftliche Stellung der Geliebten ruiniert hat. Schuldgefühle, die nervliche Zerrüttung, die Abneigung des Dorfes und vielleicht seine Zweifel am Sinn des Besatzungsregimes treiben ihn in den Suizid (er tötet sich mit dem geschmuggelten Dynamit, das ihm Collins´ Schützling Michael gezeigt hat).

Rosy und Charles verlassen das Dorf, verfolgt von der Häme und dem Hass seiner Bewohner. Nur Collins und Michael begleiten sie zur Bus-Haltestelle. Collins ahnt, dass sich das Ehepaar in Dublin trennen will, und gibt Charles als Abschiedsgeschenk den Zweifel daran auf den Weg, ob die Trennung von Rosy für beide das Beste sei (es bleibt dem Zuschauer überlassen, sich ein Happyend vorzustellen).

Auszeichnungen (Auswahl)

1971 John Mills gewann den Oscar als bester Nebendarsteller. Zudem wurde der Film mit dem Oscar für die beste Kamera ausgezeichnet. Mills konnte auch den Golden Globe als bester Nebendarsteller gewinnen. Der Film wurde als beste ausländische Produktion bei den David di Donatello Awards ausgezeichnet.

Kritiken

  • "Überdimensionaler, optisch und akustisch aufwendiger Film im Schiwago-Stil. Im ersten Teil gelungen, im zweiten bis zu Kolportage und Kitsch abgleitend."Filmbeobachter
  • " Ein monumentales Melodram (...), mit dem David Lean an die breite Epik - und an den Erfolg - von „Doktor Schiwago“ anzuknüpfen versuchte. Großartige Landschaftsaufnahmen und die handwerkliche Souveränität des Regisseurs verdecken nicht immer die trivialen Züge der Story." - „Lexikon des internationalen Films“ (CD-ROM-Ausgabe), Systhema, München 1997
  • "Exzellente Bilder. Ein selbstgefälliger und langweiliger Film und eine Riesenenttäuschung von einem großen Regisseur. Mitchum wirkt, als denke er über alles nach, bloß nicht über den Film." – The Motion Picture Guide
  • "(...) Regisseur Lean (...) erzählt das opulent, optisch und akustisch beeindruckend, jedoch zu bombastisch und im letzten Teil auch kitschig (...)." (Wertung: 2½ Sterne = überdurchschnittlich)Adolf Heinzlmeier und Berndt Schulz in Lexikon „Filme im Fernsehen“ (Erweiterte Neuausgabe). Rasch und Röhring, Hamburg 1990, ISBN 3-89136-392-3, S. 695
  • „Es ist, als werde unter großem Zeremoniell von einer geräuschlosen Dienerschar auf einem riesigen silbernen Tablett ein Mettbrötchen gereicht ... Aber ein Mettbrötchen bleibt nun mal ein Mettbrötchen, wird durch keine Tricks zu einem Filet à la Jardinière. So bleiben peinliche Bemühungen und die Lust, einmal den Urlaub in Irland zu verbringen.“ - Hans-Peter Kochenrath, Kölner Stadt-Anzeiger, Nr. 295, 1970
  • „Kein Meisterwerk, aber ´Ryans Tochter´, um es deutlich zu sagen, verdient nicht den Spott, der über sie ausgegossen wird, weder Rosy Ryan in der Erzählung, noch der Film selbst. Obwohl sie Brüche hat und vor allem um eine halbe Stunde (wenigstens) gekürzt werden sollte, bleibt ´Ryans Tochter´ ein großes originales Kinoereignis und ein herausragendes Beispiel für die Arbeit bedeutender Talente nahe dem Gipfel ihrer Möglichkeiten. Aber wirklich wichtig ist, dass dieser Film in 70 mm konzipiert, gedreht und aufgeführt wurde.“ - der britische Filmemacher und Filmhistoriker Anthony Sloman in ´The 70mm Newsletter´ vom September 1998

DVD-Veröffentlichung

  • Ryans Tochter. Special Edition. 2-DVD-Set. Warner Home Video 2006

Soundtrack

  • Maurice Jarre: Ryan's Daughter. Original Motion Picture Soundtrack. Auf ders.: Doctor Zhivago & Ryan's Daughter. Original MGM Soundtrack Recordings. EMI 1989, Tonträger-Nr. CDP 7932982 – Originalaufnahme der Filmmusik unter der Leitung des Komponisten

Weblinks


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