Rutherford Birchard Hayes

Rutherford Birchard Hayes
Rutherford B. Hayes

Rutherford Birchard Hayes (* 4. Oktober 1822 in Delaware, Ohio; † 17. Januar 1893 in Fremont, Ohio) war ein US-amerikanischer Politiker und der 19. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vom 4. März 1877 bis zum 3. März 1881. Er war außerdem zweimal Gouverneur des US-Bundesstaates Ohio.

Inhaltsverzeichnis

Frühe Jahre und politischer Aufstieg

Zwischen 1837 und 1838 besuchte Hayes die Isaac Webbs Prepatory School in Middletown (Connecticut). Von 1838 bis 1842 studierte er am Kenyion College in Gambier (Ohio). Nach einer kurzen Zeit im Anwaltsbüro von Thomas Sparrow in Columbus studierte er an der Harvard University Jura. Dort machte er im Jahr 1845 sein juristisches Examen. Noch im gleichen Jahr wurde er als Rechtsanwalt zugelassen. Zwischen 1845 und 1861 arbeitete er in Fremont und Cincinnati als Rechtsanwalt.

Generalmajor Hayes

Ursprünglich war Hayes Mitglied der Whigs. Nachdem sich diese Partei Mitte der 1850er Jahre aufgelöst hatte, wandte sich Hayes der neuen Republikanischen Partei zu. Hayes wurde einer der Wegbereiter der neuen Partei in Ohio. Einer seiner Gründe, dieser Partei beizutreten, war seine Abneigung gegen die Sklaverei. Im Jahr 1857 wurde er Anwalt der Stadt Cincinnati. 1860 unterstützte er den Präsidentschaftswahlkampf von Abraham Lincoln. Bei Ausbruch des Bürgerkrieges trat er in die Armee der Union ein. Dort diente er zeitweise mit William McKinley, der später ebenfalls Gouverneur von Ohio und Präsident der Vereinigten Staaten werden sollte, in einer Einheit. Im Verlauf des Krieges stieg er vom Major bis zum Generalmajor auf. Zwischen dem 4. März 1865 und dem 20. Juli 1867 vertrat Hayes seinen Bundesstaat Ohio im US-Repräsentantenhaus. Nachdem er von seiner Partei zum Spitzenkandidaten für die Gouverneurswahlen des Jahres 1867 nominiert worden war, trat er von seinem Mandat im Kongress zurück.

Gouverneur von Ohio

Nach seinem Wahlsieg bei den Gouverneurswahlen trat Hayes sein neues Amt am 13. Januar 1868 an. Nach einer Wiederwahl im Jahr 1869 konnte er bis zum 8. Januar 1872 im Amt bleiben. Im Jahr 1875 wurde er erneut zum Gouverneur gewählt. Diese Amtszeit begann am 10. Januar 1876 und endete am 2. März 1877 mit seinem Rücktritt kurz vor seiner Amtseinführung als US-Präsident. Als Gouverneur von Ohio gelang es ihm, die Staatsverschuldung zu reduzieren. In seiner Amtszeit wurde das Agricultural and Mechanical College gegründet. Außerdem entstand ein Waisenheim für Kinder von Militärangehörigen. Hayes setzte sich für die Registrierung der Wahlberechtigten ein; er war für eine staatliche Regulierung des Eisenbahnwesens und für bessere Sicherheitsgesetze im Bergbau. Auch die Zustände in den Strafanstalten und Krankenhäusern sollten verbessert werden. Währungspolitisch glaubte er dem Hartgeld den Vorzug vor den Banknoten geben zu müssen. Im Jahr 1872 unterstützte er den Präsidentschaftswahlkampf von Ulysses S. Grant, obwohl er persönlich von der Korruption in dessen Regierung abgeschreckt war und Grant selbst auch nicht als großen Staatsmann betrachtete.

Präsidentschaftskandidat der Republikanischen Partei

Bereits seit März 1876 war Hayes als möglicher Kandidat für die amerikanische Präsidentschaft im Gespräch. Er galt als politisch unvorbelastet und war nicht in Skandale verwickelt. Trotzdem glaubte Hayes nicht, sich gegen namhafte Konkurrenz in der eigenen Partei durchsetzen zu können. Auf der Republican National Convention im Juni 1876 erhielt er aber dann doch im siebten Wahlgang die notwendige Stimmenmehrheit, um als Spitzenkandidat nominiert zu werden. Sein Running mate als Kandidat für die Vizepräsidentschaft war der Kongressabgeordnete William Almon Wheeler.

Umstrittener Wahlausgang

Die Präsidentschaftswahl von 1876 ist nicht sofort entschieden worden. Hayes' Herausforderer von der Demokratischen Partei, Samuel J. Tilden aus New York, gewann die Mehrheit der Stimmen im Land; jedoch kam es zu erheblichen Diskrepanzen in vier Bundesstaaten, allen voran im Bundesstaat Florida. Der Kongress setzte zur Klärung des Resultates eine Kommission ein, welche von den Republikanern knapp dominiert war und den Sieg in allen vier Staaten Hayes zusprach: von 15 Stimmen 8 für Hayes, 7 für Tilden, genau nach Parteianhängerschaft. Die Demokratische Partei war nicht damit zufrieden und es gab immer lauter werdende Drohrufe im ganzen Land, wie Tilden or Blood! (Tilden oder Blut). Letztendlich gab Tilden nach, nachdem die Republikaner ihm versprachen, die militärische Besetzung des Südens durch Truppen der Union zu beenden. Das war gleichbedeutend mit dem Ende der Rekonstruktionspolitik.

Präsident der Vereinigten Staaten

Rutherford Hayes wurde am 5. März 1877 als 19. Präsident vereidigt. Am 6. März stellte er sein neues Kabinett vor, dem unter anderem der liberal eingestellte Carl Schurz als Innenminister angehörte. Mit David M. Key als Postminister gelangte erstmals ein früherer Konföderierter in das Kabinett. Hayes ging gegen die seit der Grant-Regierung herrschende Korruption in der Verwaltung vor. Er legte sich auch mit einigen republikanischen Parteifreunden an, die eine eigene Hausmacht mit Hilfe illegaler Methoden aufgebaut hatten. Dazu gehörte auch Roscoe Conkling in New York. Hayes hielt das gegebene Versprechen und beendete die militärische Besatzung der Südstaaten. Diese Maßnahme war damals umstritten, half aber der Wirtschaft des Südens, wieder auf die Beine zu kommen. Auf der anderen Seite konnten die Weißen in den Südstaaten ihre alte Machtposition wieder einnehmen, wenn auch nicht mit Hilfe der Sklaverei. Dafür wurden Gesetze bezüglich der Rassentrennung erlassen, die den Grundsatz „gleich, aber getrennt" (Equal but separate) verfochten. Dieses Prinzip wurde im Jahr 1896 vom Obersten Bundesgericht ausdrücklich als rechtens anerkannt. Mit Hilfe von Wahlsteuern (Poll tax) wurden viele Schwarze von ihrem Wahlrecht ausgeschlossen. Obwohl sich Hayes als republikanischer Präsident für einen Ausgleich mit dem Süden eingesetzt hatte und die Reconstruction beendet hatte, blieb der Süden gegenüber den Republikanern verschlossen. Bis 1920 sollte kein republikanischer Präsidentschaftskandidat eine Wahlmännerstimme aus dem Süden erhalten.

Im Sommer 1877 kam es in einigen Bundesstaaten zu Streiks bei den Eisenbahnarbeitern. Diese uferten teilweise in Gewalt aus und die Gouverneure von Pennsylvania, Maryland, West Virginia und Illinois baten um militärische Unterstützung zur Wiederherstellung der Ordnung. Präsident Hayes entsprach diesem Wunsch und schickte die Armee. In Pittsburgh in Pennsylvania gab es damals bei Zusammenstößen 20 Tote und viele Verletzte. Schließlich schlug die Armee die Unruhen nieder. Außenpolitisch gab es während der vier Amtsjahre von Hayes keine nennenswerten Ereignisse. Kleinere Probleme an der mexikanischen Grenze wurden friedlich gelöst. Der Plan einer französischen Gesellschaft, einen Kanal durch Panama zu bauen, stieß in Washington auf Ablehnung. Da das Vorhaben aber aus finanziellen Gründen ohnehin scheiterte, ergaben sich daraus auch keine weiteren Konsequenzen. Die Einwanderung aus China war ein anderes Thema, das vor allem an der amerikanischen Westküste Probleme auslöste. Hayes kam den Wünschen der weißen Bevölkerung dahingehend nach, dass ein seit 1868 bestehender Vertrag dahingehend geändert wurde, dass die USA die Einwanderungsquote aus China regulieren konnten.

Rutherford B. Hayes war der erste Präsident, der offiziell die Westküste bereiste, sowie der erste Präsident, der während seiner Amtszeit das Telefon benutzen konnte. Er verbannte auf Betreiben seiner Frau Alkohol und Tabak aus dem Weißen Haus. Lucy Hayes wurde daraufhin als Lemonade Lucy verspottet. Sie hat auch die Tradition des Ostereierkullerns im Garten des Weißen Hauses eingeführt.

Weiterer Lebenslauf

Hayes strebte keine zweite Amtszeit an und schied im Januar 1881 aus seinem Amt aus. Danach hat er sich auf seinen Landsitz Spiegel Grove in Fremont zurückgezogen. Hier verbrachte er viel Zeit in seiner Bibliothek, engagierte sich für Bildungsprojekte und setzte sich für eine Gefängnisreform ein. Dort ist Rutherford Hayes im Jahr 1893 auch verstorben. Mit seiner Frau Lucy hatte er acht Kinder.

Literatur

  • Robert Sobel und John Raimo (Hrsg.): Biographical Directory of the Governors of the United States, 1789–1978. Band 3, Meckler Books, Westport, 1978. 4 Bände.
  • Peter Schäfer: Die Präsidenten der USA in Lebensbildern, Verlag Styria ISBN 3-222-12216-4.

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