Rudolf Maison

Rudolf Maison
Rudolf Maison in seinem Münchner Atelier in der Tizianstraße mit ausgewählten Werken
siehe Bildbeschreibung; Foto: Carl Teufel
Bremen: Teichmannbrunnen, 1899 (zerstört)
Gera: Neger auf einem Esel reitend
Reiterstandbild Kaiser Friedrich III vor dem Eingang zum Kaiser Friedrich-Museum (zerstört)

Rudolf Maison (* 29. Juli 1854 in Regensburg; † 12. Februar 1904 in München) war ein deutscher Bildhauer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Rudolf Maison, Sohn eines Schreiners, studierte ab 1868 am Polytechnikum München Architektur und war seit 1887 Mitglied des Corps Transrhenania.[1] Er versuchte sich zunächst als Architekt. Über das Erstellen von Architektur-Modellen fand er schließlich seine Berufung zum Bildhauer. Nachdem Maison dem kunstsinnigen König Ludwig II. von Bayern auf einer Ausstellung aufgefallen und von ihm mit einem voluminösen Pegasus-Brunnen für dessen Neues Schloss Herrenchiemsee beauftragt worden war, konnte sich Maison seine Aufträge aussuchen. 1891 wurde ihm der Titel Professor verliehen. Sein schneller Aufstieg wurde jedoch mit reichlich Missgunst der Platzhirsche begleitet.

Der Münchner Kunsthistoriker Alexander Heilmayer nannte 1931 namentlich Maison einen Hauptverantwortlichen für den Niedergang des Naturalismus, denn: … wenn Maison ein Pferd modellierte, konnte man glauben, ein lebendiges Pferd vor sich zu haben. Er bemühte sich bei der Ausführung seiner Figuren um jedes Detail, jede Runzel, jedes Fältchen der Haut, bei Stoffen um die genaue Struktur des Gewebes, alles stellte er so naturgetreu wie möglich dar …. Dies war keineswegs als Lob gemeint. Zusätzlich bemühte sich Maison, den lebensechten Eindruck auch noch mit Farbe zu verstärken. Des Weiteren kritisierte Heilmayer, dass Maison nicht zauderte, Probleme der Stabilität mit Hilfe von Spannen und Gerüsten auszugleichen. In einer Mischung aus Abscheu und Respekt streifte Heilmayer auch den Teichmannbrunnen in Bremen, dessen bronzene Hauptfigur Merkur nur auf den Zehenspitzen des linken Fußes stand. Dieses Werk von 1899 überstand jedoch wider Erwarten nicht nur den ersten Herbststurm, sondern ging erst im Zweiten Weltkrieg verloren.

Rudolf Maison kümmerte sich wenig um die fehlende Anerkennung des Kunstbetriebs. Er hatte gut zu tun und überraschte eines Tages seine Kollegen auf einer Aufstellung mit einem Neger auf einem Esel reitend (1893), den er zwischen all die feierlichen Modelle von Königen und Militärs platzierte und sich damit die Aufmerksamkeit des Publikums sicherte. Im Jahr 1893 beteiligte er sich auf der Weltausstellung in Chicago, 1900 auf der Weltausstellung in Paris.

Rudolf Maison wurde auf dem Münchener Westfriedhof beigesetzt. Sein Grab wurde vor einigen Jahren abgeräumt und neu belegt (Mauer links - Grabstelle 50). Maisons Witwe vermachte etwa 40 Modelle seiner Werke dem Stadtmuseum Regensburg, die sich erhalten haben.

Weitere Werke

  • Überfall eines Negers durch einen von oben herabspringenden Löwen
  • 1890 Augur ; ein Stuck-Exemplar in der Alten Nationalgalerie Berlin, zwei weitere in Marmor und Bronze in der Berlinischen Galerie
  • Wotan auf dem Rabenthron, Statuette, 1900, auch als Sitzbild für die Sagenhalle Schreiberhau (verschollen)
  • 1892 „Stehender Mohr“ in Bronze, Nationalgalerie Berlin, wohl identisch mit Afrikanischer Athlet, 1902
  • Figürlicher Schmuck für Paul Wallots Reichstagsgebäude
  • Allegorische Figuren Laster/Verbrechen und Unschuld für den Justizpalast in München
  • um 1900 „Die Badende“ in Bronze, Nationalgalerie Berlin
  • Zwei Herolde vor dem Ostportal des Bremer Rathauses, 1900 auf der Weltausstellung in Paris vorgestellt, von dem Bankier John Harjes gekauft und der Stadt Bremen geschenkt. Außerdem kaufte Harjes 1903 noch zwei Landsknechte von Maison, die er ebenfalls der Stadt schenkte. Letztere bestanden aus massiver Bronze und wurden zu Gunsten der Waffenproduktion im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen. Ebenfalls 1903 ließ Harjes bei Maison die Statuette John Harjes aus Carrara-Marmor anfertigen, die er noch im gleichen Jahr der Kunsthalle Bremen vermachte.
  • Die Enthüllung seines Reiterstandbildes des 99-Tage-Kaisers Friedrich III. vor dem Kaiser Friedrich-Museum in Berlin am 18. Oktober 1904 erlebte Maison nicht mehr; er verstarb kurz zuvor in München nach einer Magenoperation.

Einzelnachweise

  1. Kösener Corpslisten 1930, 116, 84

Galerie

Literatur

  • Alexander Heilmayer: Die Plastik des 19. Jahrhunderts in München. Knorr & Hirth, 1931
  • Peter Bloch: Ethos & Pathos – Die Berliner Bildhauerschule 1786–1914. Begleitband zur Ausstellung. Gebrüder Mann Verlag, Berlin 1990
  • Bernhard Maaz (Hrsg.): Nationalgalerie Berlin – Das XIX. Jahrhundert. Bestandskatalog der Skulpturen Band 1. E. A. Seemann, 2006

Weblinks

 Commons: Rudolf Maison – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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