Rot werden

Rot werden

Das Erröten (medizinisch als Flush bezeichnet) beruht nach herkömmlicher medizinischer Auffassung auf einer plötzlichen Ausdehnung von Blutgefäßen und einer damit verbundenen Zunahme des Blutvolumens der Haut des Gesichtes und der Halsregion. Neuere Untersuchungen vermuten, dass beim Erröten des Menschen keine erhöhte Blutzufuhr, sondern ein reduzierter Abfluss von Blut vorliegen könnte.[1]

Als nervliche Endglieder der Kontrolle des Errötens gelten die sogenannten aktiv dilatierenden beta-Fasern des Sympathikusnervs, welche die Durchmesser der Kapillaren (der dünnen Blutgefäße) steuern. Der Sympathikus bildet zusammen mit dem Parasympathikus das vegetative Nervensystem (das auch autonomes Nervensystem genannt wird). Dessen Tätigkeit kann üblicherweise willentlich nicht beeinflusst werden: Erröten lässt sich deshalb durch einen Willensakt kaum unterdrücken.

Ein Beobachter kann bei hellhäutigen Menschen eine Rötung der Haut (insbesondere der Wangen) dann sehen, wenn die rote Farbe des Blutes durch die Gefäßwände und die obersten Schichten der Gesichtshaut scheint.

Errötende selbst nehmen ihr Erröten als eine Temperaturzunahme wahr, die in der Regel weniger als 1 Grad Celsius beträgt, nach etwa 15 Sekunden ihr Maximum erreicht und nach etwas mehr als einer halben Minute wieder auf ihren Ausgangswert zurückkehrt. Erröten kann entweder durch direkte Beobachtung ("von Auge") oder mit Geräten gemessen werden (Farbkamera, Infrarotthermografie, Temperaturfühler, Laser Doppler Flux, Plethysmograph).

Um die Auslöser des Errötens zu verstehen, ist es hilfreich, wie im Englischen blush und flush zu unterscheiden. Blush beschreibt das Erröten als mögliche körperliche Begleiterscheinung einer der selbstbewertenden Emotionen (Verlegenheit, Scham, situationsbezogene Scheu, Peinlichkeit). Flush hingegen verwendet man im Englischen im Zusammenhang mit Ärger/Zorn/Wut („angry flush“), als Resultat künstlicher Auslöser (z./nbsp;B. Einnahme von Substanzen wie Chili oder Pfeffer, Einatmen von Amylnitrit oder salpetersaurem Amyloxid) oder physiologische und stoffwechselbezogene Vorgänge (zum Beispiel während der Menopause).

Leichterröten und Erythrophobie sind die bekanntesten Störungen des Errötens. Erythrophobie unterscheidet sich vom Leichterröten, indem bei ihr die Furcht vor dem Erröten im Vordergrund steht. Als Therapien des Leichterrötens und der Erythrophobie kommen Psycho-/Verhaltenstherapien oder Medikamente in Frage. Chronisches Leichterröten wird heute auch chirurgisch therapiert (Sympathektomie).

Literatur

  • Charles Mariauzouls: Psychophysiologie von Scham und Erröten. Inaugural-Dissertation. Ludwig-Maximilians-Universität: München, 1996.

Quellen

  1. Peter Drummond (Murdoch-Universität, Perth) et al.: Behaviour Research and Therapy, Online-Vorabveröffentlichung, DOI:10.1016/j.brat.2006.06.012

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