Rostocker Domfehde

Rostocker Domfehde
Die Jakobikirche um 1920

Rostocker Domfehde ist die Bezeichnung für einen bürgerkriegsähnlichen Aufstand gegen die Ratsoligarchie und Fürstenwillkür, der in den Jahren 1484 bis 1492 in Rostock stattfand. Der Begriff lässt sich auf eine anonyme im Jahr 1558 von Valentinus Gerdes abgeschriebene zeitgenössische Chronik „Van der Rostocker Veide“ zurückführen.

Geschichtliches

Ausgangspunkt für diese Fehde war die Erklärung von Papst Innozenz VIII. (1432-1492) in einer Bulle aus dem Jahr 1484, die heute nicht mehr vorhandene Sankt-Jakobi-Kirche in Rostock in ein Domkollegiatstift umzubenennen. Dies wurde insbesondere von Herzog Magnus II. von Mecklenburg (1441-1503) unterstützt, da er sich hiermit die Finanzierung der Universität Rostock und seine Macht zu sichern glaubte. Die Bürger erkannten die Gefahr der Verstärkung des herzoglichen Einflusses und setzten sich von Anfang an dagegen zur Wehr. Der Stadtrat versuchte zu taktieren, war aber geneigt, im Sinne des Herzogs einzulenken.

Dadurch kam es endgültig zum Aufstand der verarmten Bevölkerung, insbesondere der Handwerker. Am 12. Januar 1484, dem Tag der Stiftsweihe, wurde der soeben eingesetzte neue Stiftspropst Thomas Rode auf offener Straße ermordet und die anwesenden Fürsten mussten zunächst fliehen. Im Jahr 1487 wurde Rostock von Johannes V. von Berkentin, Bischof von Ratzeburg, mit dem Kirchenbann belegt und daraufhin musste die Universität die Stadt vorübergehend bis 1488 verlassen und bestand vorübergehend in Lübeck. Der neue Rat unter Bürgermeister Dietrich Boldewan suchte unter Vermittlung weiterer Hansestädte des Wendischen Viertels der Hanse unter Führung des Lübecker Bürgermeisters Heinrich Brömse eine Verständigungslösung mit den Streitparteien, was jedoch auf den Widerstand der Aufständischen unter Führung von Otto Runge stieß.

Bis 1491 dauerte der Aufstand und endete mit der Hinrichtung des Handwerkerführers Hans Runge, nach dem später die Rungestraße benannt worden ist, sowie drei weiterer Aufständischer. Der Aufstand war durch die herzöglichen Truppen niedergeschlagen worden, und die Herzöge forderten außerdem Buße, höhere Abgaben und Soldaten für das mecklenburgische Heer. Rostock wurde vorerst keine freie Reichsstadt.

Diese Domfehde trug im Wesentlichen dazu bei, die Stadt und das Umland für die Ideen der Reformation vorzubereiten. Die Konflikte selbst dauerten noch bis zum Ersten Rostocker Erbvertrag im Jahre 1573 an.

Der Rostocker Frühhumanist Hinrich Boger verarbeitete die Fehde in einem seiner Gedichte und wurde dann selbst Pfarrer an St. Jakobi.

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Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern


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